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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19151011
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191510114
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Börsenblatt f. d. Drschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. F 23k, 11. Oktober ISIS. Im Felde bleibt der Buchhändler in der Hauptsache ohne nähere Kenntnis der Vorgänge im Buchhandel und der Er scheinungen auf dem Büchermärkte. Kürzlich begegnete ich bei nächtlicher Arbeit im Schützengraben einem Kollegen vom Sortiment, der diese Tatsache ebenfalls lebhaft beklagte. Je mehr Kollegen im Laufe des Kriegs zu den Waffen einbe rufen worden sind und noch eingezogen werden, desto schwerer wiegt dieser Nachteil, sodatz es Wohl angezeigt er scheint, die Frage einmal anzuschneiden, wie dem abgeholfen werden könnte. Der Buchhändler vermißt, kurz gesagt, das Börsenblatt. Die Verhältnisse im Felde bringen es freilich mit sich, daß mit dem vertraulichen Inhalt des Börsenblattes häufig nicht so sorgfältig umgegangen werden kann, wie es die Zweckbestimmung des Blattes erfordert. Das gilt ganz besonders für die Truppen, die sich im Bewegungskriege be finden, in geringerem Matze aber auch für die Mannschaften im Stellungskriege, die ja übrigens auch durchaus nicht immer an einem Platze bleibe». Die Blätter für Bücherfreunde und ähnliche Veröffentlichungen bieten'aber dem Buchhändler wieder zu wenig. Ist schon der Buchhändler im Felde über die literarischen Erscheinungen nicht genügend unterrichtet, so ist es der Richt buchhändler natürlich noch weniger. In den Unterständen, Len Ruhestellungen herrsch! die Zeitung. (Daß in den Zeitungen der ohnehin nicht übermäßig große literarische Teil jetzt meist noch Wetter beschnitten worden ist, sei bet dieser Gelegenheit mit Bedauern erwähnt.) Von den illustrierten Zeitschriften sieht man hin und wieder einzelne Exemplare, ebenso Lieferungen von Kriegsgeschichten, Kriegstagebüchern, Kriegskartcn usw., dann noch ab und zu einige Reclam-Hefte, und aus ist es. Nur selten stößt man aus andere Bücher, jedenfalls bei weitem nicht so oft, wie es wünschenswert wäre. Um so mehr, als tatsächlich ein nicht geringes Interesse für Lek türe bei den meisten vorhanden ist. In den Etappenorten liegen die Dinge Wohl etwas günstiger, weil sich dort z. T. Buch handlungen oder wenigstens Papierhandlungen, die auch einige Bücher und Karten vertreiben, befinden. Deutsche Zettungshändler trifft man auch da und dort an. Viel Er fahrungen kann unsereiner dort nicht sammeln, weil man nur selten in einen Etappenort kommt. Mit den belgischen und französischen Waren, die man an diesen Stellen lausen kann, ist es größtenteils nicht weither; soweit ich beobachten konnte, ist's mit der Versorgung mit Lesestoff nicht viel besser. Da in den Etappenorten aber ständig eine größere Anzahl Militär liegt und auch der Frontsoldat, so oft es geht, seine Bedürfnisse dort deckt und sein Geld dort ausgibt, wäre es recht gut, wenn ihm die.Schaufenster dort auch etwas mehr Lese- und Bildungsstoff zu Gesicht bringen würden. Wie der deutsche Handel und die deutsche Industrie sich immer mehr bemühen sollten, ihre Waren in allen besetzten Gebieten zum Verkauf zu bringen, schon damit der Feldsoldat für seinen Bedarf nicht auf die teuren und nur zu häufig minderwertigen belgischen und französischen Fabrikate angewiesen wäre, so sollte sich auch der Buchhandel um ausgiebigere Verbreitung seiner Bücher in den besetzten Gebieten bemühen. Die in dem Internationalen Buchhändler-Adreßbuch verzeichneten Buch händler-Firmen in den besetzten Gebieten dürften größtenteils betrieben werden. Die Adressen neuer und sonstiger in Be tracht kommenden Geschäfte würden sich auch nicht allzu schwer ermitteln lassen. Sollten diese Handlungen für den Vertrieb deutscher Bücher versagen, so bliebe schließlich noch die Er richtung neuer Buchhandlungen. Gegebenenfalls auf genossen schaftlicher Grundlage, wobei Inhaber und ausführende Kräfte ja ebensogut deutsche Sortimenter sein könnten, die den Umsatz-Ausfall daheim durch derartige Unternehmungen wett machen wollen und dabei sicher auch behördliches Wohlwollen finden würden. Dieser Weg zur Verbreitung deutscher Lite ratur dürste vielleicht überhaupt der zweckmäßigste und em pfehlenswerteste sein. Notwendig ist es jedenfalls, die Bücher an Ort und Stelle erhalten zu können. Wo das nicht der Fall ist, unterbleibt eine geplante Buchanschaffung nur zu häufig, zum Schaden des deutschen Buchhandels und des 1382 deutschen Schrifttums. Das Geld wird dann eben meist für eine andere Zerstreuung verwendet. Der Wunsch, der deutsche Buchhandel möge sich da mehr Raum verschaffen, gewinnt an Bedeutung, da kein Mensch heute weiß, wie lange der Krieg noch dauert. Der Geschäftsmann dürfte aber Wohl recht haben, der für feine Maßnahmen die Annahme zugrunde legt, daß auf alle Fälle über den Winter hinweg noch viele Truppen bei der Fahne sein werden. Dieser zweite Winter sollte aber viel mehr, als es in dem vorhergegangenen geschah, für Bildungsbestrebungen ausgenutzt werden. Der Feldsoldat ist sehr empfänglich für Bücher, er freut sich, wenn er außer Wurst, Zigarren, Schokolade auch etwas geistige Kost erhält. Das Kapitel Buchhandel und Regierung bedarf noch einer eingehenden Erörterung. Es besteht z. B. verschiedentlich die Meinung, das deutsche Schrifttum sei trotz unseres im allgs- meinen so hervorragend organisierten Buchhandels nicht so mobilisiert worden, wie es hätte sein können und — nament lich im Hinblick auf Deutschlands Benachteiligung im tele- graphischen Nachrichtenwesen — vielleicht hätte sein sollen. Das liegt Wohl daran, daß sich Regierung und Ver lagsbuchhandel nicht in der engen Fühlung miteinander befanden, die erstrebenswert gewesen wäre. Hier und da erfährt man, wie eifrig unsere Gegner auf diesem Gebiete gearbeitet haben. Gewiß ist es richtig: eine sieg reiche Schlacht redet eine deutlichere Sprache als zehn Bücher. Aber das steht auch fest, 10 Bücher können die Bedeutung einer solchen Schlacht noch ganz erheblich steigern! Zur Aus nutzung eines Siegeszuges, wie er den Deutschen und ihren Verbündeten beschieden war, kann entsprechende Literatur sehr viel beitragen. Außer den Kriegführenden sind ja immer noch eine ganze Anzahl andere Leute da, denen ein besseres Verständnis für unsere Art nur' nützen könnte. In einer Zeit, wo man die Schaffung einer Art wirtschaftlichen Generalstabs erwägt, mag es Wohl nicht unangebracht sein, auch eine engere Verbindung zwischen den amtlichen Stellen und dem Buchhandel zu befürworten. Manche dieser Anregungen mögen ja vielleicht schon be handelt worden oder auch in der Ausführung begriffen sein. Davon erfährt man im Felde eben, wie gesagt, nichts. Vielleicht ist es aber doch noch nicht im erforderlichen Maße geschehen; dann wäre mein Brief wenigstens kein Blindgänger und würde zeigen, daß sich der Buchhändler auch im Felde bemüht, in Berufsfragen nach Möglichkeit mit der Zeit Schritt zu Hallen. In Flandern. Richard Foest. ckn. Zur Hebung des Büchermarktes. XVIII. <1—XVII siehe Nr. L1S—L21, 228, 227, 280 ». 281.) Durch eine energische Zeitungskampagne und überzeugende Abfassung der Anzeigen kann der deutsche Buchhandel den Ver kauf des guten Buches für diese Weihnachten schon um viele Millionen steigern, doch nur wenn er bereit ist, durch dieselbe Kampagne den Verkauf des schlechten Buches zu schädigen. In demselben Augenblick, in dem die Zeitungen dem Publikum die Augen öffnen über den Wert und wohltätigen Einfluß des guten Buches und über das Unglück, das schlechte Bücher ange richtet haben, in demselben Augenblick wird fast jeder Zeitungs leser wenigstens den Versuch machen, durch das Lesen guter Bü cher erfolgreicher und glücklicher zu werden, und fast jeder Zei tungsleser wird sich vor dem Lesen eines schlechten Buches fürch ten. Tatsächlich ist ja das Buch, als geistige Nahrung, für die Entwicklung von Geist und Charakter in derselben Weise ver antwortlich, wie die leibliche Kost verantwortlich ist für die Ent wicklung des Körpers. DasBuchist sogutwieesfeine Wirkungaufden Menschen! st; für den Literaten mögen andere Eigenschaften bei der Kritik des Buches ausschlaggebend sein. Ein gutes Buch macht den Leser glücklich.und arbeitsfreu diger; ein schlechtes Buch macht ihn mißgestimmt und zu ge- ' regelte! Arbeit für kürzere oder längere Zeit unlustig, ganz genau
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