1035 47 1036 noch fcsthielt cm den Sitten und Gewöhnungen der „guten alten Zeit," mit diesem waghalsigen Beginnen wenig An klang und noch weniger Freunde gefunden, so daß schon alle Hoffnung dagewesen sei, das Oberonshorn der Reform werde gänzlich verstummen muffen. Aber, fuhr er mit einem tiefen Seufzer fort, was dennoch aus Kleinigkeiten oft ent stehen kann, wird aus Folgendem ersichtlich: Schon im Jahre 1840 siel cs einem unserer geachtetsten Buchhändler ein, im Börsenblatte eine Ausstellung der Rcmittendcn während der Ostcrmeffe vorzuschlagen, und er erbot sich sogar selbst, dieselbe mit verschiedenen, raren und lehrreichen Gegenständen zu schmücken. Obschon dieselbe nicht zu Stande kam, und die ser Vorschlag für den Augenblick weiter keine Folgen zu ha ben schien, so führte er dennoch zu Erörterungen, die jene gol denen Tage, wo wir außer der Messe ein so harmloses, ge- müthliches Leben ohne Störung in unserm täglichen Berufe führten, auf immer vernichteten. Hatten früher die Verleger das Grundübel des deutschen Buchhandels in dem Versen den aller neuern Bücher L Oonllition erkannt, und darin das leichtsinnige Etablircn so vieler unwissender junger Leute gefunden, und was eigentlich für alle Theilc das Außer ordentlichste war, die Masse unberufener Büchermachcr, die genug kritiklose Buchhändler zu Verlegern fanden, und schon seit Jahren viele Sorlimentshändlcr stutzig machten, und Anstalten trafen Sendungen nur solcher Er scheinungen abzuhaltcn; so kam cs leider in den Jahren 1841 und 1842 von Seiten der ersten und solidesten Sor timentshandlungen zu Erörterungen, die (hier entfielen unserm Berichterstatter ein paar rollende Thräncn) zu dem jetzigen Status geführt haben. — Noch im Jahre 1841 trafen hier über 20000 Ctr. Remittenden ein, welche für Hin- und Herfracht, an Maulhen und Zöllen, Emballage, Gehülfen-Arbeit und anderer Mühe wohl an 50000 Thä- lerchen gekostet haben mögen; die meisten fremden Buch- !> Händler waren genöthigt, noch in Person zu erscheinen, und 14 mühevolle Tage hier zuzubringen, um das so schön ver schlungene und mitunter recht verworrene Rechnungswesen in Ordnung zu bringen. Ach, welche Zeit war das! welche Profite! welch' prächtiger Meßwircwarr! Jetzt kommt Kei ner mehr nach Leipzig zur Arbeit, statt dessen macht Jeder der Herren jährlich eine sogenannte Erholungsreise, um, wie sie sagen, neue Kräfte und neue Lust fürs Geschäft zu sam meln. Thoren, die sie sind! Haben wir sonst >e Zeit und Geld gehabt zu Erholungsreisen? Rcmittendcn gicbt es auch nicht mehr, und was das Acrgcrlichste ist, die Rechnungen sind so einfach und stimmen alle! und wo wir sonst mit 4—500 Menschen auf der Börse rechneten, und 3—4 Wo chen Zeit dazu brauchten, da sieht man jetzt kaum 60 Men schen in 3—4 Tagen das ganze Rechnungswesen abmachen. Ach, und wie einfach ist das Eommissionsgeschäft geworden! Welche tückische Ersparnis von Menschen und Arbeit und Zeit und Geld! Ueber 300 Firmen sind weniger geworden, und dennoch, ich kann es selbst nicht leugnen, sind die Geschäfte bedeutender, viel lohnender, und was am Unbegreiflichsten ist, die Buchhändlerwclt hat eine weit gcachteterc Stellung im Staate bekommen und Jeder hält es sürEhren fache, nur tüchtige junge Leute diesem Stande zuzu führen. So ist das schon gut, wenn man nur nicht so viel arbeiten müßte! Und, sei's wie cs sei, die gute alte Zeit ist es doch nicht mehr." Genug, riefen unsere drei Freunde, sagen Sie keinem Menschen, daß wir hier waren, noch heute wollen wir mit dem Dampfwagen nach Wien fahren, und uns dort einige Tage jener für Sic verlorenen guten alten Zeit erfreuen. O. W. Verantwortlicher Redakteur: G. Wigand. Bekanntmachungen. Anzeigen neuer und ältcrrrAüchcr Musikaticn u. s. w. j248ä.j Bä L. Fernbach ist erschienen: Sammlung der medizinal-polizeilichen Gesetze und Ver ordnungen für Handel- und Gewerbetreibende in den Köniql Preuß. Staaten, vom Kreis-Physikns vr. E. H M ülle r. 22 - Bog. gr. 8. 11- Thlr. Handlungen, die keine Nova annehmen und sich von diesem Verlagsartikel Absatz versprechen, bitte ich zu verlangen. kr. Nov. versende ich dieses Buch gleich nach der Messe an alle Handlungen, die ihren Saldo berichtigt haben.