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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1915
- Strukturtyp
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- 1915-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^f-' 220, 22. September 1915. besucher haben sicher eine belebende Wirkung erzielt. Nur scheint man in den beteiligten Kreisen leider recht weit entfernt zu sein, diese Opfer in vollem Maße zu würdigen. An Mietnachlässen für die Aussteller wurden während des Krieger nicht weniger als 625 OVO -/k, von der Stadt außerdem l26 OVO und als Ge- schäftszuschutz an die nicht städtischen Mieter 190 000 ^k, also fast eine Million Mark gewährt! Daß unter diesen Umständen in der Versammlung eines Ausstellerverbandes von einer ma teriellen Abhängigkeit Leipzigs von den Messen gesprochen wurde, war mehr als Undank. Ein Teil unserer Geschäftsleute scheint es für unmöglich zu halten, daß ein städtisches Gemeinwesen sich zu solch großen Opfern entschließt und dabei neben rein mate riellen auch ideelle Ziele verfolgt. Ja, man derstieg sich sogar dazu, auf die für die Einrichtung einer Londoner Messe bewillig ten fünf Millionen Mark hinzuweisen und für den Weiterbestand der Leipziger Messen Reichsunterstützung zu verlangen! Man könnte fast das Entgegenkommen unserer Stadt beklagen, wenn man dieser krämerhaften Auffassung in einer Zeit begegnet, in der der Geschäftsmann schon aus vaterländischen Rücksichten jede kleinliche und engherzige Gesinnung beiseite lassen sollte. Denn so viel ist klar, daß unsere Messen überhaupt keine Existenzberech tigung mehr hätten, wenn sie nicht denen, die sie besuchen, in erster Linie geschäftlichen Nutzen brächten. Daß natürlich auch unsere Stadt davon Vorteile hat, ist selbstverständlich, aber ganz gewiß ist ihr Wohl und Wehe nicht von ihnen abhängig. Bei alle dem muß der Verlauf der Herbstmesse als ein recht befriedigender bezeichnet werden. Es zeigte sich, daß ein großer Teil unserer Industrie sich durch Herstellung von Kriegsartikeln schnell den ver änderten Produktionsbedingungen anzupassen wußte und daß die auf den Markt gebrachten Neuigkeiten lebhafte Nachfrage fan den. Aussteller und Einkäufer waren wie immer, auch aus dem neutralen Auslande, recht zahlreich vertreten, und es erscheint nach Lage der Dinge doch recht zweifelhaft, ob es gelingt, in England eine ähnliche Einrichtung ins Leben zu rufen, trotz der Millionen, die man zu ihrer Einführung zu geben gewillt ist. Auch die Schau- und Kleinverkaussmesse hat wieder vor dem Frankfurter Tore ihre lustigen Zelte aufgeschlagen und zieht aus den letzten schönen Sommertagen soviel Vorteil, wie es die Un gunst der Kriegszeit erlaubt. Als ich wieder wie sonst die Buden reihen entlang schritt, kam mir lebhaft der Gedanke an das Wa renhaus, und ich fragte mich, ob nicht in gewisser Beziehung und mit bestimmten Unterschieden unser alter guter deutscher Jahr markt als eine Art Vorläufer des modernen Kaufhauses anzu sehen sei. Denn im Grunde genommen handelt es sich bei beiden doch um die Schaffung einer Gelegenheit, möglichst viele Waren gattungen, hauptsächlich Gebrauchsware, auf einem Raum zu vereinigen und durch größtmögliche Sichtbarmachung der Gegen stände sowie durch billige Preise zum Kaufe anzureizen. War demnach nicht durch die schwindende Bedeutung des Jahrmarktes der Boden für das moderne Kaufhaus bereitet? Die am wenigsten anziehenden Buden der Kleinverkaufs- messe sind entschieden die der Ramschbuchhändler. Sie haben etwas Kaltes, Totes, ja Abschreckendes an sich, weil die Ware, die feilgehalten wird, alles äußere Ansehen verloren hat. Ab gegriffene alte Schwarten, viele gebrauchte Schulbücher, alte Prachtwerke, broschierte Untcrhaltungslektllre zweifelhafter Art, seltsamerweise wenig Bücher über praktische Einrichtungen für Küche und Haus bilden den Inhalt der Verkaufsstände. Eine Literaturberatung, und sei es nur in der einfachsten Form, fehlt natürlich gänzlich. Da sind Kästen eingerichtet, in denen die Bücher nach Preisen geordnet liegen, z. B. je ein Kasten mit Bü chern für 50, 30, 20 und 10 -1. Aus dem letzteren erstand ich ein wenn auch ziemlich stockfleckiges, so doch noch leidlich gut erhalte nes Exemplar »Hamburgisches Kochbuch oder vollständige An weisung zum Kochen für angehende Köche, Köchinnen und Haus hälterinnen, besonders aber für Hausfrauen in Hamburg und Niedersachsen, verfaßt von einigen Hamburger Hausfrauen. Achte vermehrte und verbesserte Auflage, erschienen 1830 bei Herold L Wahlstab in Hamburg und Lüneburg«. Ich ersah daraus, daß man zu damaliger Zeit gar nicht schlecht in Hamburg gelebt hat, denn an Rezepten für allerhand Leckerbissen ist kein Mangel. Das 1280 ist aber auch der Grund, weshalb das Buch in den gegenwärtigen teuren Zeiten in meinem Hausstand vorläufig unverwendbar ist. Unser wissenschaftliches Leben steht natürlich nach wie vor unter dem starken Einfluß des Krieges. Indessen wird alles getan, um es ausrecht und stark für den Frieden zu erhalten. Mit der endgültigen Übernahme des Lehrstuhls Karl Lamprechts hat sein Nachfolger, Professor Goetz, nunmehr eine Erklärung abgegeben, daß das von dem großen Historiker ins Leben gerufene Institut für Kultur- und Universalgeschichte seinen bisherigen Zwecken ungeschmälert und in voller Selbständigkeit erhalten bleiben werde. Diese Erklärung ist hier mit großer Genugtuung ausge nommen worden. Denn es ist keine Frage, daß das Institut nach Beendigung des Weltkrieges für die Geschichtsforschung und viel leicht auch für die Geschichtschreibung nach dem Weltkriege eine viel größere Bedeutung erlangen wird, als sich sein Gründer gedacht haben mag. kiseator. Zur Hebung des Büchermarktes. VI. <1—V siehe Nr. SIS.» Als der Weltkrieg ausbrach, haben die meisten Zeitungen den Standpunkt vertreten, es gebe jetzt andere Aufgaben als die Beschäftigung mit literarischen Dingen. So haben z. B. die Köl nische Zeitung wie das Berliner Tageblatt lange Zeit die Lite rarische Beilage nicht mehr erscheinen lassen. Später, als das alte normale Leben mehr und mehr zurückkehrte, hat man auch der Bücherbesprechung wieder mehr Interesse zugewandt. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß die Zahl der Bespre chungen im Vergleiche zu der Zeit vor dem Kriege erheblich zurück gegangen ist. Das ist um so bedauerlicher, als der Büchermarkt gerade in diesen Zeiten eine ganz besondere Förderung nötig hat. Rur Werke über den Krieg werden, wenn ich recht sehe, mit be sonderer Sorgfalt beachtet. Was z. B. mein engeres Gebiet, das Völkerrecht, betrifft, so habe ich über hervorragende, während des Krieges erschienene Werke dieser Art verschwindend wenige Re zensionen gefunden. Man kann den Zeitungen nicht verdenken, daß sie jetzt mit dem Raume sparen und daß z. B. die Kölnische Volkszeitung die bisher wöchentlich erscheinende Literarische Beilage nur noch alle vierzehn Tage herausbringt. Aber ich glaube doch, man könnte durch geeignete Vorstellungen bei der großen Tagespresse sehr wohl erreichen, daß mit Rücksicht auf die besondere Schädigung der Verleger und Sortimenter durch den Krieg dem Büchermarkt ein größeres Interesse zugewandt werde. Nach dem Kriege könnte vielleicht versucht werden, die Bü- cherkritik in Deutschland noch mehr zu heben. Es müßte sich durchführen lassen, daß bei jeder großen Redaktion mehr Per- sonen als bisher ausschließlich für die Organisation der Bücher besprechungen, insbesondere für die Verteilung der Rezensions exemplare an Mitarbeiter usw., beschäftigt würden. Literarische Beilagen, die jetzt im allgemeinen wöchentlich erscheinen, müßten zwei- bis dreimal in der Woche herauskommen, damit es gelingt, auch alle guten Bücher zu empfehlen. Ich glaube, daß bei den großen Zeitungen für diese Forderung, soweit sie sich technisch durchführen läßt, viel Verständnis vorhanden sein wird. Noch in einer anderen Richtung könnte, wenn wieder der Friede da ist, eine Belebung des Büchermarktes erstrebt werden. Nach dem Kriege wird mehr als bisher versucht werden, den deut schen Einfluß im Auslande zu vergrößern. Man wird stärker als bisher Nachrichten über deutsche Art und deutsches Wesen in das Ausland bringen. Wäre es da nicht möglich, daß auch Über sichten über die wertvollste deutsche Literatur mehr als bisher in der ganzen Welt bekannt würden? Das könnte einmal geschehen durch deutsche Zeitungen, die ihre Verbreitung im Auslände zu vergrößern suchen, dann aber auch durch Hineinbringung von ent sprechenden Artikeln in die ausländische Presse. Wenn «in Aus landsdienst der deutschen Presse organisiert wird, so ließe sich hierbei sehr Wohl ein besonderer Stab von Leuten angliedern, die das Interesse des deutschen Büchermarktes zu vertreten hätten. Denn je mehr das gute deutsche Buch im Auslände gelesen wird,
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