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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1915
- Strukturtyp
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- 1915-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1915
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- Deutsch
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Leipziger Briefe. V7I. <VI siehe Rr. 178.) Siegesstimmungen. — Öffentliche und private Kriegshilfe. — Stand der Kricgsnnterstlltzuug im Leipziger Buchhandel. — Die Herbst- Engrosmesse. — Von der Schaumefse vor dent Frankfurter Tore. — Endgültige Besetzung des Lehrstuhls Karl Lamprechts und Erhaltung des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte. Seit Erscheinen des letzten dieser Briefe hat sich wieder GrotzeS, weltgeschichtlich Bedeutendes ereignet. Warschan, Nowo- Georgiewsk und die meisten Festungswerke der Russen sind ge fallen, die Verbündeten Heere befinden sich im unaufhaltsamen Bormarsch im Osten vor den Toren Rigas und Zeppeline sind über der Londoner Cith, dem Herzen des Erzfeindes, erschie nen ! Wir hatten wieder Tage, in denen die letzten warmen Strah len der Hochsommersonne auf die mit wehenden Siegesfahnen ge schmückten Straßen unserer Stadt schienen und am Abend die Glocken von allen Türmen läuteten. Aufmerksamer und ergrif fener als sonst lauschte man den Klängen. Am Rikolaikirchturm, von dessen Höhe sich die Schallwellen des wundervoll tiefen Tones der großen, nur zu besonders festlichen Gelegenheiten ge läuteten Glocke über das Häusermeer unserer Stadt verbreiteten, stand eine andächtige Menge. Gleichwohl ist der Leipziger, wenn er auch wie jeder andere gute Deutsche die Bedeutung dieser unvergeßlichen Tage tief im Herzen fühlt, geräuschvollen Sieges feiern weniger zugeneigt, zumal es unter unseren Mitbürgern und Mitbürgerinnen nur wenige geben wird, die nicht Sorge oder Trauer um Angehörige zu tragen haben. Zudem läßt die Arbeit, die das Leben in Leipzig immer beherrscht hat, und jetzt in Kriegszeiten an den Einzelnen meist viel höhere Ansprüche als sonst stellt, ihm die Verwandlung der Alltags- in Feststimmung schwerer als anderswo werden. Ein Paar Ferientagc führten mich nach Weimar. Grodno war gefallen. Da gab es Zapfen streich, Fackelzug, Rede des Obersten des Regiments vom Balkon seines Hotels, Danles- und Vaterlandsgcsang einer frohbewegten, feierlich gestimmten Menge. Was die sonst so stille, fast ver träumte Musenstadt an der Ilm so lebhaft und laut bewegte, würde hier in dem gleichmäßigen Lärm der großen Handels- und Industriestadt Verhallen. Wir sind darum nicht weniger vater ländisch gesinnt! Dafür sind die Schwierigkeiten, einem so großen und viel verzweigten städtischen Gemeinwesen über die Schäden der Kriegszeit hinwegzuhelfen, desto größer. Noch nie haben unsere ehrenamtlich wirkenden Armenpflegcr, denen ein wesentlicher An teil an der Organisation der städtischen Kriegshilse zugefallen ist, soviel zu tun gehabt wie jetzt, noch nie hat die Stadt so große finanzielle Opfer bringen müssen. Wie man an den maßgeben den öffentlichen Stellen gleichwohl bemüht bleibt, alle Kriegsnot zu lindern, und dabei auch auf die Steigerung der Lebensmittel- Preise nach Möglichkeit Rücksicht nimmt, kann man aus der Er höhung der Kriegsunterstützung nm 207° erkennen, wonach ein schließlich der Staatsbeihilfe an die bedürftigen Angehörigen der Kriegsteilnehmer 41—145'Mark (!) monatlich je nach der Anzahl der vorhandenen Kinder gezahlt werden. Was das bei einer Stadt von mehr als 600 000 Einwohnern zu besagen hat, kann man sich lebhaft denken. Nicht minder umfangreich ist die private! Kriegshilfe, sllr die fortgesetzt große Mittel gefordert und aufge braucht werden. Die Kriegsnotspende, eines ihrer Hauptorgane, läßt nichts unversucht, ihre großen Ausgaben mit den Einnahmen in Einklang zu bringen, so schwierig auch nachgerade die Aufrecht- erhaltung dieses notwendigen Gleichgeivichts geworden ist. Zu ihren letzten Veranstaltungen gehört die Aufstellung des Wehr mannes in Eisen aus dem Naschmarkte, einer von dem Leipziger Bildhauer Molilor geschaffenen Holzfigur, mit deren Nagelung unsere Einwohnerschaft gegenwärtig beschäftigt ist. Außerdem hat sich hier und in anderen sächsischen Städten der Verein Heimat- dank gebildet, der sich die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten zur Aufgabe gestellt hat und im wesentlichen Wohl ebenfalls auf private Beiträge angewiesen ist. Demgegenüber mögen die Hilfsaktionen der Einzelberufe klein erscheinen, sind aber gewiß nicht minder segensreich. Die Leipziger Kriegshilfskasse für den Buchhandel hat bisher etwa 17 000 Mark an Unterstützungsgeldern verausgabt. Dabei haben sich die monatlichen Ausgaben seit September v. I. fast verdrei facht. Damals wurden etwa 600 benötigt, während jetzt etwa 1700 erforderlich sind, ohne daß die Einnahmen im glei chen Berhältnis gestiegen wären. Ähnlich liegen die Dinge im Leipziger Buchhandlungsgehilfen-Vcrein, der von Anfang an ein verfügbares Kapital von 12 000 ^ dereitgestellt hat, um den Angehörigen seiner im Felde stehenden Mitglieder Beihilfen zu gewähren. Von diesem Kapital sind bisher ungefähr 7000 verbraucht worden. Es läßt sich noch gar nicht absehen, wie sich die Verhältnisse gestalten werden, wenn der Krieg weiter über Jahr und Tag andauert. Tie Anforderungen an den Unter stützungsverein wachsen natürlich ebenfalls von Tag zu Tag, je mehr Leute des unausgebildeten Landsturms eingezogen werden, und werden noch weiter steigen, wenn erst die bevorstehende Aus musterung der früher Untauglichen zu Einberufungen führt. Die materielle Unabhängigkeit der Leipziger Kriegshilfskasse bedeutet sicherlich für den Unterstützungsverein eine erhebliche Entlastung, denn obgleich Leipzig in gewohnter Weise seine Beiträge an ihn zahlt und auch besondere Zuwendungen an ihn macht, braucht er doch kein Geld nach Leipzig abzuführen. Man kann zwar sagen, daß manche Beiträge, die sonst nach Berlin geflossen wären, in Leipzig geblieben sind, aber der Vorteil, den der Unterstützungs verein von dieser Ordnung der Dinge hat, ist doch nicht unerheb lich und sicher größer, als für Leipzig. Es wäre aber unrecht, darüber zu rechten. Denn es kommt ganz gewiß nicht darauf an, wer hier hilft, sondern daß, solange es möglich ist, überhaupt ge holfen wird. Beide Fürsorgeeinrichtungen werden aber nur dann bis zum Frieden und darüber hinaus durchhalten können, wenn sie sich der Unterstützung derer im Berufe erfreuen, die es dazu habe». Mögen viele unserer größeren Betriebe durch den Krieg benachteiligt sein, so fehlt es doch auch nicht an solchen, denen der Krieg verstärkte Einnahmen und damit größere Möglichkeit, zu Helsen, gebracht hat. Der Unterstützungsverein und die Leip ziger Kriegshilfskasse können es brauchen. Inzwischen haben wir die Herbstmesse gehabt. Es ist an dieser Stelle schon des öftern ans die Bemühungen der Stadt Leipzig hingewiesen worden, während der Kriegszeit die Messen möglichst in vollem Umfange aufrechtzuerhalten. Die aus die sem Gedanken heraus geschaffenen Vergünstigungen sür die Meß- 1289
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