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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1841
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- Erscheinungsdatum
- 26.02.1841
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- Deutsch
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405 17 406 ohne auf der Universität, nach vorgängiger Prüfung, Bacca- laureus der Künste, baellelerok srts, geworden zu sein; die Gegenstände dieser Universitätsprüfung betreffen freilich nicht Theologie, sondern Mathematik, Physik, Astronomie, Chemie, Physiologie, Geschichte, Logik und Moralphilo sophie. Der unterste geistliche Rang ist der eines cloncon, Diaconus; diesen zu erhalten muß der Candidat beweisen, daß er auch wenigstens ein theologisches Collegium gehört habe und sich einer Prüfung seines Bischofs unterwerfen. Besteht er in dieser, so erhält er Erlaubniß zu predigen, zu taufen, zu copuliren und die religiösen Cercmoniecn bei Be gräbnissen zu verrichten, aber nicht das Abendmahl auszu- theilen. Diese Befugniß zu erhalten, muß er sich einem neuen Examen bei seinem Bischof unterwerfen. Man un terscheidet demnach zwischen einen cler^mun in «iescon's orciers und einen clorg^insn in lull orciers, d. h. einem Geistlichen, welcher nur die Befugnisse eines Diaconus hat, und dem, welcher alle geistliche Gerechtsame besitzt. Um eine einträgliche geistliche Anstellung zu erhalten, muß jemand freilich Connexionen besitzen; aber oft helfen doch diese nicht, wenn es bekannt ist, daß es jemandem an Kenntnissen sehr fehlt. Dies war z. B. der Fall, als im I. 1833 der keverenci 1>orcl ^ugnstus Kitr>clsreoce Bischof zu werden wünschte. Da er ein natürlicher Sohn des verstorbenen Königs Wilhelm IV. ist, so hätte man denken sollen, der damalige Premierminister Graf Grey werde sehr bereit ge wesen sein, seinen Wunsch zu erfüllen. Es war aber be kannt, daß man ihn in der Universttätsprüfung nur hatte durchschlüpfen lasten, und so auch in den Prüfungen der Bischöfe; Lord Grey widcrrieth daher seine Anstellung als Bischof und der damalige König wagte nicht, darauf zu dringen. So ist Lord August Fitzclarence, ohnerachtet seiner Connexionen, noch jetzt, was er schon damals war, Ober prediger (rector) zu Maple Durham. Nach der Meinung des Vers, der hier in Rede stehen den Abhandlung in der Allg. Augsburger Zeitung wäre es jetzt bei der Aristocratie nicht mehr Mode, große Bibliothe ken zu haben, sondern sie verkaufe ererbte Bibliotheken, als eine nutzlose Sache. Gleichwohl hat der Buchhändler und Antiquar Bohn sein ganzes Geschäft auf Bestellungen der Aristocratie berechnet, und sendet seine Bücher oft in ganzen Ladungen nach ihren Landsitzen. Und obwohl er der größte Antiquar in London sein mag, ist er doch nicht der einzige; ihm gegenüber wohnt ein zweiter, 30 Schritt von ihm ein andrer, ein Namensvetter von ihm; und überhaupt giebt es sehr viele Antiquare in London, welche alle auf die fort dauernde Liebe des Publikums zu den Wissenschaften rech nen. Die geringste Elaste der Antiquare legt ihre Bücher in den Straßen London's auf einem Gestell zum Verkauf dargestellt aus, daß jeder Vorbeigehcnde sie gleich einsehen und sich aus ihnen wählen kann. Diese starke Concurrenz der Antiquare ist es, welche den Preis alter Bücher sehr her abdrückt; aber seltene Wecke werden fortdauernd ansehnlich bezahlt. So sah ich einen Engländer für ein wohlechalte- ncs Exemplar einer sehr alten polnischen Bibelausgabe 18 Pfd. St. bezahlen. In englischen Häusern von einiger Be deutung heißt ein Zimmer tde librsr)', weil man darin ei nen Büchervorrath, klein oder groß, findet. Alle diese That- sachen stehen mit der Meinung des Verfassers der gedachten Abhandlung, daß es mit der Liebe zu den Wissenschaften in England zu Ende sei, in Widerspruch. Man nehme noch hinzu, daß in England in allen Städten litersr^ mstitution» sind, d. h. Clubs sich weiter auszubilden und sich durch Lec- türe zu unterhalten; die Mitglieder nehmen bald, nach dem Belieben eines jeden, Unterricht im Deutschen, Französischen oder Italienischen; bald wohnen sie wissenschaftlichen Vor lesungen bei, welche zu Diskussionen Gelegenbeit geben, in dem den Zuhörern erlaubt ist am Ende des Vortrags Ein wendungen zu machen; bald halten Mitglieder einer solchen Anstalt selbst Vorlesungen über einen interessanten Gegen stand, während Andere indem Lesezimmer die neuesten Jour nale und Zeitungen studiren, oder in dem Saal einer oft sehr bändereichen Bibliothek beschäftigt sind. Manche junge Eng länder ernähren sich damit, daß sie von einem Orte zum an dern reisen und eine Reihe von Vorlesungen gegen mäßige Bezahlung halten. Die englischen Universitäten sind reich dotirt, haben viele Stipendien und einträgliche Stellen zu vergeben. Die Stipendien auf den Universitäten, welche exbibitions heißen, werden nur in Folge eines Examens aus- gegeben, welches mit mehreren zugleich gehalten wird. Wer in einen solchen Examen sich als den Würdigsten zeigt und den Preis erhält, heißt ein corsngler, ein Numpfheld, und diese Auszeichnung wird ihm sein ganzes Leben gedacht, wenn er sich um eine Anstellung bemüht, Mitglied des Par laments zu werden sucht u. dgl. Von den jetzt lebenden aus gezeichneten Staatsmännern war z. B. Sir RobertPcel ein solcher coi-angler auf der Universität. Da es also nicht an Aufmunterung zum Studium der Wissenschaften fehlt, da die Fonds hiezu auf den Universitäten bedeutender sind als sonst in einem Lande, so sieht man nicht, wie die Gelehrsamkeit in England in Verfall sein könnte. Aber freilich zeigt sich, wenn man den Zustand der Wissenschaften in Deutschland mit dem in England vergleicht, eine Verschiedenheit darin, daß manche Wissenschaften dort mehr getrieben werden als hier, andere hinwiederum dort vernachlässigt werden, welche man hier stär ker cullivirt. Der Verfasser der Abhandlung in der Augs burger A. A. sagt: „die elastische Literatur mag noch die mei sten Verehrer finden; aber Philosophie, Rcchtsgelehcsamkeit und Historie sind nahe daran, das Land zu verlassen." Mil einer solchen vagen Behauptung ist wenig gewonnen. In den Fächern der Theologie, der Medicin, des öffentlichen Rechts und der speculativen Philosophie sind die Engländer hinter den Deutsche» zurückgeblieben; aber sic stehen diesen in andern gleich, wie in der Chemie, Mineralogie und Geolo gie; ja übertreffcn sie in mehreren Fächern der angewandten Disciplincn, wie der Politik und der Verwaltungswissenschaft, der Hydraulik und Heraldik. Ucberhaupt culriviren die Eng länder hauptsächlich solche Wissenschaften, welche ausdieVer- besscrung des bürgerlichen Lebens Einfluß haben, dieSchiff- sahrt, den Handel, den Landbau w. befördern. Als zu An fang dieses Jahrhunderts die Wissenschaften einen so raschen Aufschwung in Deutschland nahmen, waren die Engländer in einem langwierigen Krieg mitNapoleon begriffen undvom Conrinent ausgeschlossen. Das Studium der deutschen Theo logie zu befördern, scheint den englischen Bischöfen bedenk lich, wegen der möglichen Folgen für die Erhaltung der angli-
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