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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 217, 18. September 1915. übrigen deutschen Staatseisenbahnen der Güterverkehr erfreulicher weise — von unbedeutenden Schwankungen abgesehen — im all gemeinen ständig gewachsen. Während er, wie jetzt amtlich mitgeteilt wird, im August 1914 nur 41,6 und im September 1914 erst 66,9 vvm Hundert der Einnahmen der entsprechenden Friedensmonate des Vor jahres betrug, ist er im Januar 1915 schon ans 90,1, im März auf 94, im Juni auf 96,1 und im Schlußmvnat Juli aus 97,6 vom Hundert gestiegen. Läßt man einzelne Grenzgebiete, deren Verkehr durch die Kriegsereignisc besonders stark gelitten hat, außer Betracht, so er höhen sich die Ziffern noch um rund 2 vom Hundert, womit im Juli die volle Höhe des letzten Friedensmonats (Juli 1914) nahezu er reicht w.ordeu wäre.^ Bei deu preußisch-hessischen Staatseisenbahnen haben im Juli 1915 die Einnahmen die des Juli 1914 sogar um 2,8 vom Hundert übertroffen. Da gerade die Einnahmen des Eisenbahngüter verkehrs einen besonders zuverlässigen Gradmesser für die Beurtei lung der wirtschaftlichen Lage eines Landes bilden, so dürfen wir auch von diesem Gesichtspunkte aus auf die Gestaltung unseres ge samten Erwerbslebens in den verflossenen Kriegsmonatcn mit Ge nugtuung und für die weitere Zukunft mit voller Zuversicht Hin blicken. Die Schweizer Zensur gegen Beleidigungen des Deutschen Kaisers. Auf Befehl der Berner Behörden beschlagnahmte die Lausanncr Zensur, wie die »Oarette äs Lausanne« meldet, die Septembernum mer der dort erscheinenden bekannten Zeitschrift »LidliotReque Uni verselle«. Dieselbe hatte einen Artikel vom Dekan der beulte äes letlres in Bordeaux, Paul Stapfer, veröffentlicht, betitelt »Die Lehren des Krieges, Gewissensfragen«. In demselben würdigt der Autor die Nolle des Deutschen Kaisers im gegenwärtigen Kriege in Ausdrücken, die von der Zensur für unzulässig erachtet wurden. Personalnachrichten. Verleihung des Eisernen Kreuzes. — Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erwarben sich nachstehende Herren: Martin Kloschis, Vize-Feldwebel d. N., bis zum Kriegs ausbrüche im Hause Coustantin Ziemßeu's Buchhandlung in Zoppot, zur Zeit schwer verwundet im Lazarett in Eisleben; Christian Scholz, Hanptmann im 6. Gardc-Feldart.-Nfgi- ment, Mitinhaber der Firma Jos. Scholz in Mainz; Hermann Seippel j u n., Sohn des Herrn Hermann Seippel in Hamburg, bis Kriegsausbruch Leiter des Sortiments der Lipperi schen Buchhandlung in Halle a/S. Karl Macke Prof. I)r. Macke ist in Siegbnrg, wo er am König!. Gymnasium als Oberlehrer wirkte, im Alter von 65 Jahren gestorben. Aus seiner Feder stammt das Epos »Vom Nil zum Nebo« (1894) sowie die romantische Dichtung »Der Stromgeiger«. Außer dem betätigte er sich als Übersetzer ans orientalischen Sprachen und Herausgeber von Klassikcrausgaben. Auch die von Norrenberg be arbeitete dreibändige Literaturgeschichte hat er in ihrer 2. Auflage 1896/99 heransgegeben und in Gemeinschaft mit August Junkermann Nenter, Ut mine Stromtid und Dörchlänchting ins Hochdeutsche über tragen. I. I. Ncincs f. — Wie über Kopenhagen gemeldet wird, ist in Lidä im Alter von 76 Jahren Nabbiner I. I. Reines gestorben. Mit ihm verliert das osteuropäische Judentum einen seiner bedeutendsten Vertreter. Seine Werke über die Talmndische Methodologie (Mainz 1880) und über die Jurisprudenz des Talmud haben die Anerken nung der bedeutendsten Fachgelehrten gefunden und den Verfasser auch in Deutschland bekannt gemacht. Er war der Gründer und Leiter des »Misrachi«, des Verbandes orthodoxer Zionisten, der in Europa und Amerika über 50 000 Mitglieder zählt. Sprechssal. Preiserhöhungen im Buchhandel. In letzter Zeit habe ich an dieser Stelle öfter allerlei Ausfüh rungen gelesen betr. Erhöhung der von den Verlegern angesetztcn Ladenpreise. Nachfolgend ein kleiner Fall aus der Praxis: Wie leicht nachgewiesen werden kann, war der Krieg für unS Buchhändler hier im Osten mit außerordentlichen Verlusten verbunden; die ersten drei Monate war das Geschäft so gut wie tot, ganz abge sehen von den Außenständen, von denen kein Pfennig hereinzubekommen war, da alles vor den Nüssen hatte fliehen müssen. Später belebte sich wohl wieder das Geschäft, besonders in Landkarten. Unter diesen Landkarten gibt es nun eine zu dem berühmten Preise von ./i 2.60, an der herzlich wenig verdient wird. Gerade diese Karte wurde aber am meisten bei mir verlangt, da sie die einzig brauchbare ist. Von Anfang an erhöhte ich nun den Preis auf 3.—, wie auch alle anderen Buchhandlungen hier. Später erfuhr ich, daß die Karte in einigen andern Städten ebenfalls mit ./k 3.—, in einigen mit 2.80, in einigen mit 2.75 usw. verlauft wird. Meine Preis erhöhung wurde von niemandem beanstandet, selbst kommandierende Generale haben die Karte bei mir zu diesem Preise gekauft, trotzdem sie wußten, daß der reguläre Preis .// 2.60 beträgt. Kürzlich kaufte nun ein Soldat die Karte und bezahlte wie immer 3.—. Einige Stunden später erfährt dieser Soldat, daß er dieselbe Karte in einem kleinen Papiergeschäft für 2.60 kaufen kann, und bringt mir die Karte zurück mit dem Bemerken, daß er von mir übervorteilt worden sei. Da ich es für unter meiner Würde hielt, ihn anfzu- klären, daß er nicht übervorteilt sei, sondern daß der Preis von mir erhöht werden mußte, wenn ich meinem Personal erhöhte Kriegs gehälter zahlen und meinem Geschäftsführer, der verwundet im Laza rett liegt, weiter das halbe Monatsgehalt zukommcn lassen wolle. Ferner lag es nicht in meiner Absicht, dem Käufer mitzuteilcn, daß die Firma, wo er die Karte für 2.60 erhalten hatte, ihren Angestellten ganz erbärmliche Gehälter bezahle und daß sic die Karte nur nebenbei führe und in der Hauptsache mit Papierwarcn handle, deren Preise niemand nachprüfen könne. Da ich fast 1000 Stück von dieser Karte verkauft habe, davon aber keine einzige unter .// 3—, so zahlte ich dem Soldaten den Betrag zurück. Der Käufer wandte sich nun an die hiesige Etappenkommandantnr und brachte dort eine lange Beschwerde wegen Übervorteilung an, obgleich er sein Geld von mir zurückerhalten hatte. Auf telephonische Anfrage teilte ich der Kommandantur kurz meine Gründe mit, weshalb die Karte von allen anständigen Geschäften mit 3.— verkauft werde, erhielt aber trotzdem einige Tage später eine polizeiliche Vorladung. Die An gelegenheit war von der Kommandantur der hiesigen Staatsanwalt schaft und von dieser der Polizeibehörde zur weiteren Ermittlung übergeben worden. Da man aber auf der Polizei anch nicht recht wußte, was in dieser Angelegenheit zu geschehen habe, so schritt man erstmal zu der Feststellung der Personalien nach dem üblichen Muster für Schwerverbrecher. Selbstverständlich lehnte ich jede Vernehmung ab und warte nun der Dinge, die da kommen sollen. Wundern soll's mich nicht, wenn ich vorläufig in Untersuchungshaft genommen werde. Mancher Verleger, der dies liest, wird sich die Hände reiben und sagen: Geschieht ihm ganz recht. Weshalb kommt er mit dem riesigen Kriegsrabatt von 20 °/o nicht ans. Nun noch ein anderer Fall, der m. E. auch nur in der Idylle des deutschen Buchhandels möglich ist: Ein Kalenderverleger preist mir vor einiger Zeit seinen Kalender als den allein richtigen an. Preis 50 ; wenn man 20 Stück ver kauft, verdient man tatsächlich über .// 3.—. Dieser in Aussicht ge stellte kolossale Verdienst verführte mich leider zu einer Bestellung. Der Kalender kommt an und ist für den Preis recht reichlich mit Lesestoff ausgestattet. Die Hälfte des Kalenders wird aber durch Anzeigen ausgefüllt, die der Verleger sich gut bezahlen läßt. Ferner findet sich in diesem Kalender ein ausgedehntes Angebot über allerlei Bücher, die der Besitzer des Kalenders gegen Einsendung von Cou pons für sehr wenig Geld erhalten kann, wenn er sie direkt von der Verlagsbuchhandlung bezieht; ausdrücklich wird darauf aufmerk sam gemacht, daß die Bücher im regulären Handel über das Dop pelte kosten. Es besteht also folgende Tatsache: Der Verleger verdient bei dem Kalender in erster Linie durch die zahlreichen Anzeigen, dann beim Verkauf des Kalenders an den Sortimenter und dann durch den Handel mit modernem Antiquariat und eigenem Verlag. Um nun Kunden für seine Verlagswerke zu erhalten, bedient er sich in versteckter Weise des Sortimenters, der seinen Verlagskatalog (alias Kalender!) an gute Adressen für einen billigen Preis verkaufen muß. Denn erhöht der Sortimenter den festgesetzten Verkaufspreis, so kann es ihm gehen wie oben! Ich habe nun an den Verleger geschrieben, daß ich ihm seine gelieferten Kalender zur Verfügung stelle und auf Rücknahme dringe. Sollte nicht sofortige Rücknahme erfolgen, so will ich den Richter suchen, der mir zumutet, für meine Konkurrenz Propaganda zu machen. Wer sich näher für die Angelegenheit interessiert, wolle sich bitte direkt mit mir in Verbindung setzen. Tilsit, den 14. September 1915. Alfred Benda, i. Fa. Arthur Richter. 1 R
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