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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1915
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- 1915-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1915
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Redaktioneller Teil. ^ 211, 11. September 1915. Handschriften verdienten diesen Namen nicht mehr und hätten besser von einer Maschine miedergegeben werden können. Tat sächlich hat die Erfindung der Schreibmaschine indirekt die Handschrift beeinflußt. Auf der einen Seite war es zwar von Vorteil, daß alle rein geschäftlichen Angelegenheiten nun mehr nicht mit der Hand, sondern mit der Maschine ge- schrieben wurden, aus der anderen Seite aber wurde das Mechanische und Wesenlose, Geistig-Erstarrte und Schematische noch mehr begünstigt. Und wie manche Jndividualiät ver barg sich hinter der Schreibmaschinenschrift! Ich habe es stets als eine persönliche Kränkung empfunden, wenn ich einen Brief privater Natur empfing, der mit der Maschine geschrieben war. Das rein Mechanische dieser Schrift wurde auch von den Kaufleuten selbst empfunden, die bei ihrer Propaganda wieder zur Handschrift zurückkehrten, damit die von der Schreibmaschine klischierten Briese nicht Opfer des Papierkorbes würden. Schreibmaschinen und Gänsefeder. Zeitalter liegen da zwischen. Stahlfeder und Holzschnitt. Auch hier zwei ver schiedene Zeitalter. Und noch stärker kann man den Gegensatz zwischen altem germanischen und modernem Geist bezeichnen, wenn man die mit dem Stiche! in das Holz gerttzte Rune der eorlturo anglaiso entgegensetzt. Dem echten Germanen alten Gepräges ist überhaupt alles Schreiben ein Greuel ge wesen — noch Goethe sagt: Schreiben ist Mißbrauch der Sprache —, und es hat deutsche Kaiser und Könige gegeben, die nicht schreiben konnten und mochten — das Schreiben war die Beschäftigung der Mönche, und die Klosterstuben waren die Schreibstuben — und die ihre Urkunden Unter zeichneten, indem sie ein Kreuz darunter setzten (signum arueis xono — daher auch unser »signieren«). Gewiß soll nicht bestritten werden, daß es heute noch viele Menschen gibt, deren Handschrift zugleich ein Kunstwerk und eine Persönlichkeit ist, wie z. B. diejenige des Malers Fidus, des Schriftstellers M. G. Conrad, aber es braucht nur jeder seine Post daraufhin durchzusehen, um sestzustelleu, daß, von wenigen Menschen abgesehen, jedermann heute eine Hand schrift führt, die seine Persönlichkeit — vorausgesetzt aller dings, daß er eine hat, und das ist eben die Wurzel des Übels — nicht zum Ausdruck bringt und sich im günstigsten Falle dadurch auszeichnet, daß sie schwer lesbar ist. Namentlich Gelehrte haben die Schwäche, daß sie sich bemühen, in ihre Handschrift Charakter zu legen da durch, daß sie so undeutlich als möglich schreiben. Aber eine charaktervolle Handschrift braucht nicht not wendig unlesbar zu sein! Der Zweck alles Geschriebenen ist im Gegenteil, daß es gelesen und verstanden wird, und in diesem Sinne erfüllt eine Handschrift ihren Zweck desto besser, je deutlicher (- leichter zu »deuten«) und leichter les bar sie ist. Hierbei handelt es sich nur um eine Frage der Selbsterziehung und Selbstkontrolle. EL sollte jedermann be müht sein, so deutlich als möglich zu schreiben. Klarheit der Schrift ist ebenso wie Klarheit des Ausdrucks bis zu einem gewissen Grade von geistiger Klarheit untrennbar. Aber das Flüchtige und Oberflächliche und wiederum der anglikanische Time is monox < Geist unserer Zeit hat unsere Handschristen auch in dieser Richtung verdorben — wir haben einfach keine Zeit mehr, deutlich zu schreiben. Wer dagegen sein Deutsch tum, seine deutschen Schriftlichen ebenso wie seine deutsche Muttersprache lieb hat und wer die Worte nicht aus dem Musterkofser, sondern aus seinem Gemüt und Geist und seinem deutschen Sinn entnimmt, für den müßte es eine Freude sein, einem ihm nahestehenden, ihm sympathischen oder ihm be freundeten oder gar zärtlich geliebten Menschen einiges zu schreiben, was sein »Herz bewegt« oder feinen Geist beschäf tigt oder seinen Sinn gefangen nimmt. Und dann wird er langsam und deutlich und gleichsam »liebevoll» schreiben. Aber freilich — alles dies ist unmodern, und es bringt kein Geld wenn man bedenkt, daß die Erziehung in der Schule mit dem Schreibunlerricht anfängt. Und das Bedenkliche und Gefahr volle der ganzen Sache ist dies, daß die verfluchte englische Schriftweise seit langem in unseren Schulen Eingang gefunden hat, daß unsere Kinder dazu gedrillt werden, wie Kontor- schwänge! aus dem Handgelenk zu schreiben, daß nicht das echte deutsche Eckige und Scharfe, sondern die Ellipse und Spirale die Grundlage der Schriftformen abgeben und daß infolgedessen jeder »vernünftige Mensch«, sobald er die Schreib stunde hinter sich hat, nichts Eiligeres zu tun hat, als diese Art des Schreibens wieder von sich zu werfen und »hinzu schmieren«, wie es ihm in die Feder kommt, wobei nicht die Wiedergabe und der Ausdruck seiner persönlichen Art, sondern die Schnelligkeit der Schristfühcung das ersehnte Ziel bildet. Nun ist es zwar nicht angängig, daß man die Kinder anweist, ihre Eigenart, statt des Handgelenkes, in ihre Schrift züge zu legen, aus dem einfachen Grunde, weil diese Eigenart noch gar nicht da ist, aber es müßten nicht die Formen der eorlturo anglaise als Vorbilder dienen, sonderneinfache schlichte, aber charakteristische deutsche Schriftzeichcn, deren typische Formen aus dem Studium der Handschriften des deutschen Mittelalters zu gewinnen wären. Auch dies ist eine Aufgabe für die Zeit der Neugestaltung auf allen Gebieten, für die Zeit der Durchdringung aller Gebiete mit deutschem Geist, für die Zeit der völkischen Besinnung, zum Wohle und zum Segen unserer geliebten Vaterlandes. Kleine Mitteilungen. Wie »sie« dem deutschen Buchhandel zuleide gehen. (Vgl. Nr. 170.) — In der neuesten Nummer von ?nd1l8li6r3' Oiroular vom 28. August wendet sich der Herausgeber der »8tanckarck Oolleetivn ok Uat68t Oop^rigliteck VVork8 Lritwli and American ^uwoi'8 kor Luropean Ovntinental Eireulation onl^«, Herr Louis Conard in Paris, an die Redaktion mit einem Schreiben, in dem er es direkt als das Ziel seines neuen Unternehmens bezeichnet, das Tauchnitz-Monopol auf dem europäischen Kontinent zu »zerstören«. Wie wenig er jedoch von dieser Seite aus auf Gegenliebe zu rechnen hat, geht aus der Bemerkung hervor, mit der die Redaktion der englischen Buchhändlerzeitnng den Abdruck seines Schreibens ^ gleitet: Wir glauben nicht, urteilt das Blatt, das; englische und amerikanische Autoren so begierig sein werden, Tanchnitz zu »zer stören«, der seit so langem ihnen gute Dienste geleistet hat. Wir alle wünschen die Streitkräfte Deutschlands zu Wasser und zu Lande zu vernichten, aber die ehrenwerten und anständigen Beziehungen, die unsere Schriftsteller und Verleger mit solchen Firmen wie Tanchnitz unterhalten, sind nicht so leicht zu zerstören. Altere Zahlkarten. — Die Frist für den Aufbrauch der vor dem Inkrafttreten des Postscheckgesetzes (1. Juli 1914) hergestellten blauen Zahlkarten, sowie der Nachnahmekarten und Nachnahme-Paketkarten mit anhängender Zahlkarte ist vom Reichs-Postamt bis Ende März 1916 verlängert worden. Die von der Post hergestellten älteren Vor drucke dieser Art werden von den Postanstalten in Mengen, die durch 50 teilbar sind, gegen neue Vordrucke kostenlos nmgetauscht. PersonsilnachriSten. Walter Pollack — Der Gründer der »Internationalen Union zur Förderung der Wissenschaft«, I)r. Walter Pollack, ist am 30. August zu St. Moritz-Dorf in der Schweiz, 35 Jahre alt, einem langen Leiden erlegen. In seiner »Union«, mit den Hanptsitzcn in Berlin und Brüssel, hatte er eine Zentralstelle zu schaffen gesucht, die das Zu sammenarbeiten der verschiedenen Wissenschaften zu vermitteln, Aus künfte über fachliche Besonderheiten zu erleichtern und namentlich jedem Fach die Übersicht über seine Nachbarfächer zu ermöglichen suchte. Von seinen Veröffentlichungen sind hervvrzuhebcn: »Uber die philosophischen Grundlagen der wissenschaftlichen Forschung« (Berlin 1907) sowie »Perspektive und Symbol in Philosophie und Rechts wissenschaft« (Berlin 1912). Vilko Gababitsch -f. — Ter serbo-kroatische Dichter Vilko Gaba- bilsch, der Chefredakteur der verbreitetsten scrbo-kroatischcn Zeitung »Obzor« in Agram, der bei Kriegsausbruch in das österreichische Heer eingctreten war, ist jetzt auf dem Kriegsschauplatz im 5?stcn gefallen. Gababitsch, der unter dem Pseudonym Jarmolow schrieb, hat eine Reihe Dichtungen, Novellen nsw. hcrausgegcben. ein. »^pres nou8 le cke1u§6 . . . .« Gar sehr an Bedeutung gewinnen alle diese Erörterungen, 1256
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