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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1841
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1841
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18411112
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2515 99 2516 freie Wahl und kann die zum Drucke zu befördernden Manu skripte prüfen. Sendet er dennoch verderbliche Schriften in die Welt, so trifft ihn sicher die schwerste Verantwortung; und ist auch das Börsenblatt kein Jnquisitionstribunal und der Redac- tcur desselben nicht zum Richtcramte berufen, so wird man ihm doch nicht verargen dürfen, wenn er an das große Jnquisi- tionstribunal der öffentlichen Meinung seine Worte richtet und den Jnquisiten dem unbestechlichsten Richter, dem Publikum, übergicbt. Unsere Börsenvcrsammlung ist auch kein Jnquisitionstribunal, die Vorstande derselben sind eben so wenig Richter und doch trat unser würdige Perthes vor 15 Jahren in der Eantatcversammlung mit einer Anklage gegen den Verleger und Verbreiter einer schlechten Schrift auf und stellte den Antrag, acht Eremplarc derselben von ihm in Empfang zu nehmen und zum öffentlichen Beispiel zu vernichten. Die Versammlung ging darauf ein, erklärte sich also für compelcnt und vollzog ein Richtcramt. Ehre der Versammlung und ihrem wackern Wortführer, der mit dem vollsten Rechte die größte Achtung und Verehrung unter uns genießt! Herr Bädcker meint, im Börsenblatte sollen nur buchhändlcrische Gegenstände zum Vortrag kom men. Allgemein hin, pflichte ich demselben vollkommen bei; aber was sind buchhändlcrische Gegenstände? Dieser Begriff ist sehr relativ und die Meinungen darüber haben ebenfalls die „mannigfachsten Schattirungen." Die Einen meinen damit den Rabatt, die Andern die Neugroschcn, Silbergroschcn, Gulden und Kreuzer, wieder Andere das Ncuigkcitsvcrscnden, das Colportiren, Schleudern, Nach drucken und wer weiß was Alles. Eine gänzliche Meinungs verschiedenheit gicbt sich hierbei kund und alle diese Dinge haben Freunde und Feinde. Die Einen wollen Erhöhung, die Andern Verminderung, noch Andere Aufhebung des Ra batts, die Einen wollen Gulden, die Andern Ncugroschen und jede Partei ärgert sich, wenn die entgegengesetzte ihre Mei nung aussprichtundgeräth inHarnisch, wenn sic dieselbe irgend wie geltend zu machen sucht. Nun giebt cs aber noch An dere, wie groß ihre Zahl sein mag lasse ich dahingestellt, ich selbst bekenne mich aber zu ihnen, welche meinen, es gehöre Alles zum Buchhandel, was diesen auf irgend eine Weise fördert oder beeinträchtigt- Es beeinträchtigt aber Alles den Buchhandel, was die Verbreitung der Literatur hemmt und den Absatz der Bücher schmälert. Wo nun die Regierungen zu strenge sind, wo sie die Besprechung öffent licher Angelegenheiten verhindern oder verkümmern, wo sie der Bekämpfung der Lüge, des Aberglaubens, des Reiches der Finsterniß störend in den Weg treten, wo sie den Unter richt uniformircn und die Schulbücher selbst drucken und debitiren lassen, wo also der geistige Kampf aufhört und die Leute zuletzt aus Kartoffelnesscn und Biertunken verwiesen werden, da leidet der Buchhandel. Aber auch da leidet er, wo die Freiheit der Presse zur Preß-Frechhcit wird, wo die Buchhändler mit den schlechtesten Leistungen derselben ihr Geschäft besudeln und dadurch diejenige Achtung einbüßcn, die erforderlich ist', wenn das bessere Publikum sich ihrer als Vermittler der geistigen Thätigkeit bedienen soll; auch da, wo in Folge einer ungemcsscnen Freihcitsschwindelci der Sinn für ruhige Forschung verloren gehl und der Ge l schmack an den bessern Erzeugnissen der Literatur abnimmt i oder gar erlischt. Die Ausgangspunkte solcher Zustände jsind Revolutionen, gewaltsame Umwälzungen, wobei der Buchhandel nicht gedeihen kann. Da aber blüht der Buchhandel, wo eine vernünftige geistige Freiheit gepflegt wird, wo cs zwar Jedem unver- wehrt ist, seinen Schöpfer auf die ihm angemessene, seinem sinnern Bedürfnisse entsprechende Weise zu verehren, wo man aber dem Kampfe des Lichts mit der Finsterniß nicht störend in den Weg tritt; wo freie Bürger ein freies, gera des und ehrliches Wort in öffentlichen Angelegenheiten reden und eben so offen eine Entgegnung erwarten dürfen, wo der Unterricht frei ist und eine Eoncurrenz bei der Wahl der Un terrichtsmittel statt findet, wo man nicht mit Büchelchen, die nicht Religion, sondern religiöse Schwärmereien und Spielereien, die allen Geschmack an wahrhaft religiöser Li teratur vernichten, das Publikum überschüttet, mit Einem Worte, da ist ein reiches Feld buchhändlerischer Thätigkeit, wo auf jedem Gebiete des menschlichen Wissens der Kamps der Meinungen ungehindert ist, und nur solche Schranken gestellt sind, die den Mißbrauch der Freiheit entfernt hal ten. Mag der Katholik immerhin Formen und Dogmen huldigen, die nicht Jedermanns Sache sind, folgt er seiner Ueberzeugung, so ist er ein Ehrenmann so gut als ein An derer, der für die entgegengesetzte Meinung lebt, Nieman den wird cs aber entfallen, die religiösen Spielereien und Tändeleien, wie sie oft unter das Volk verbreitet werden, zu den Dingen zu rechnen, über welche man keinen Tadel aussprcchcn dürfe, ohne die aufgeklärten Katholiken, und zu diesen rechne ich mindestens die katholischen Buchhänd ler, zu ärgern, was mir noch bei keiner irgend dahin ge hörenden Aeußerung in den Sinn gekommen ist. Sollte ich aber in der That Jemanden Anstoß gegeben haben, so habe ich doch nichts anderes als nur meine individuelle Mei nung ausgesprochen und ist cs Jedem überlassen, dagegen auf- zutretcn, wie cs denn auch Herrn Bädekcr unvcrwehrt ge blieben ist. Das Princip-des Protestantismus indessen ist gei stige Freiheit und gewiß wird kein Protestant in diesem Sinne, wozu ich ebenso alle protestantischen Buchhändler rechne, sich darüber ärgern, wenn ich eine Bemerkung ge gen Schriften fallen lasse, die diese Freiheit zu untergraben drohen. Nur wo von dieser Freiheit ein vernünftiger Ge brauch gemacht wird, gedeiht die Literatur, also auch der Buchhandel, und darauf hinzuweiscn dürfte doch wohl, wenn auch nicht ausschicßlichcr Zweck des Börsenblatts, wenig stens seiner Aufgabe nicht so fern liegen, wie Herr Bädcker zu glauben scheint. Vorstehende Erklärungen glaubte ich zu meiner Recht fertigung und zur Verständigung geben zu müssen rznd hoffe ich den größern Theil der Leser des Börsenblattes damit zu befriedigen. Man bedenke übrigens wohl, mit welchen Schwierigkeiten eine Redaktion überhaupt und insbesondere die des Börsenblatts zu kämpfen hat. Meine Vorgänger sind von Tadel nicht verschont geblieben, und ich habe eben so wenig etwas Anderes erwartet. Ich will nur das Beste und sollte ich darin Fehlgriffe nach des Einen oder Andern Meinung thun, so spreche man sich ernst und wür dig darüber aus, wie es namentlich Herr Bädekcr in dem
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