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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1841
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- Erscheinungsdatum
- 20.08.1841
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- Deutsch
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1743 75 1744 Zur schkießlichen Unterstützung dieser Ansicht gestattet er sich, ein Beispiel auS dem praktischen Leben anzuführen. Denken wir uns a» einerund derselben Schule zwei Lehrer: den einen wohlgesinnt, freundlich, um das Wohl seiner Schüler wahr haft besorgt, stets nur gute Lehren im Munde führend und mit Ernst und Nachdruck einschreilend da, wo es sich darum handelt, bösen Einwirkungen zu begegnen; den andern, mit dem erforderlichen äußern Ansehen ebenfalls ausgerüstet, jenen guten Lehrer als einen finstern Moralisten verschreiend, wel cher der Jugend die Regungen des angeborenen Muthcs und die Aeußerungen der natürlichen Freude mißgönne, sodann Gehorsam, Furchtsamkeit als lästigen Zwang darstellt, den Leidenschaften schmeichelnd, die sich demselben widersetzen. Welcher von beiden würde sich der größten Aufmerksamkeit, wenigsten bei der Mehrzahl der Schüler, und welcher der schnellsten praktischen Anwendung seiner Lehren zu erfreuen haben? So stehe cs gleichfalls um die Wirkungen der guten und der schlechten Presse- Doch er dürfe sich der Wiederho lung solcher Wahrheiten, die wir in den gediegensten Schrif ten über diesen Gegenstand fänden und durch nackte That- sachen täglich bestätigt sähen, nicht länger schuldig machen- Ucber die Nothwendigkeit, die schlechte Presse zu unterdrücken, seien wir, wie er voraussetzen dürfe, Alle einverstanden, und nur über die Wahl der Mittel dürfte eine Verschiedenheit der Ansichten vielleicht obwalten. Präventiv- oder Reprcssiv- maßregcln, Ccnsur oder Preßgcsctz, das sei cs, worum es sch allein handle, wobei es jedoch nicht unzweckmäßig wäre, die Gefahren etwas näher ins Auge zu fasten, welche auf der einen oder andern Seite beseitigt werden müßten. Während die Eensur dem Uebel Vorbeugen wolle, wolle das Pretzgesctz die Wiederholung durch Strafe verhüten. Unvollkommen, wie jede menschliche Einrichtung, würden beide bleiben; wel che am wenigsten, sei hier die Frage- Da cs sich um rein geistige Dinge handle, so würde Eine Aufgabe, und zwar die wichtigste, bei beiden nie zu lösen sein. Es sei die, eine Form zu finden, welche die Absicht des Gesetzgebers so klar und be stimmt ausdrücke, daß Recht und Unrecht scharf getrennt und jede Willkür beseitigt erscheine. Was ist aber Willkür anders als Handeln nach individueller Auffassung? Und wie sind die Wirkungen individueller Auffassungen zu beseitigen, da, wo cs sich um rein geistige Dinge handelt ? Eine Richtschnur zu finden, so scharf gezeichnet, daß sic die Nothwendigkeit in sich trage, sie in jedem einzelnen Falle im Sinne des Gesetz gebers anwcnden zu müssen, das sei der Stein der Weisen, der bis dahin nicht gefunden wurde und auch schwerlich zu finden sein dürfte; und somit sei Willkür, wenn man das Handeln nach individueller Auffassung hierunter verstehe, von Eensur wie von Preßgesetz unzertrennlich. Wir hätten also beide in ihrer nothwcndigcn Unvollkommenheit und in deren Folgen zu betrachten. Während die Ccnsur manches Gute unterdrücken werde, werde das Preßgesetz vieles Böse zu ver hindern nicht im Stande sein. Doch die Wahrheit lasse sich auf die Dauer nicht unterdrücken. Je mehr Hindernisse ihr in den Weg gelegt würden, um desto kühner verfolge sie ihr Ziel, um desto geläuterter erreiche sie dasselbe. Aber das böse Wort gleiche dem griechischen Feuer, unaufhaltbar, nach dem cs das Wurfgeschoß verlassen, unberechenbar in seinen Wirkungen, weil ihm nichts heilig, und unauslöschlich, weil es in dem Munde wie in dem Herzen der Menschen Nah rung und Fortpflanzung fände. Die Vernichtung des ein zelnen Wurfgeschosses sei ohne den mindesten Einfluß auf das Böse, welches es in die Welt gesendet, und das der Saat gleiche, die unbekümmert um die Hand, die sie aus streue, aufgehe und neuenHänden Nahrung undLeben gewähre. Daß sich so die Folgen der Preßqesetze gestalteten, dafür spra chen bis dahin alle Erfahrungen ohne Ausnahme. Gegen deren Nachtheile sich zu schützen sei aber der Staat wie der Einzelne gleich ohnmächtig. Werfe man, wie schon gesche hen, einen Blick auf die Staaten, in welchen die Preß-Frei- heit und Frechheit keine andern Schranken finde als Repres- sivmaßregcln oder Preßqesetze, so biete sich ein Bild dar, welches er seinen Mitständen mit wenigen Worten ins Ge- dächtniß zurückzurufen sich erlauben wolle. Die Regierungen, in einem fortgesetzten unfruchtbaren Kampfe mit einer Macht, die bis dahin unüberwindlich geschienen, weil sie, wie er eben nachgewiesen, ihrer Natur nach eine nothwcndig angreifende Macht sei, stets mit ungleichen Waffen ihren Kampfführend, müßten ihre Wirksamkeit beinahe ausschließlich auf ihre Er haltung beschränken, und wir sehen Angriff wie Vectheidi- gung mit Mitteln geführt, die durch ihre Allgemeinheit den Charakter der Verwerflichkeit allmälig verlören, der ihnen so häufig beiwohne. Wir sähen auf diese Weise allmälig bei Allen, die bei der Entwickelung der politischen Zuständebethei- ligt seien, und nicht minder bei Denen, die diese Entwicke lung hemmen zu müssen glaubten, eine innere Demoralisa tion eintrcten, die den Glauben an eine höhere Bestimmung der Menschheit und mit ihm die Grundlage wahrer Eivilisa- tion zu untergraben drohe. Einige würden vielleicht auf England weisen, als das Land, wo bis dahin Revolutionen nicht die Folgen der Preßgcsetzgebung gewesen. Allein über sehe man nicht, welche Grundlage England einer Vergangen heit verdanke, die keine Prcßqesctzgcbung kannte, weil ihr die Nachtheilc der Preßfreiheit fremd waren. Bedenke man wohl, daß nur jene tiefeingewurzelten mächtigen Grundlagen cs seien, die den heutigen gefahrvollen Zuständen auch dort cntgcgenträten; vergesse man nicht, daß England von jeher das Land großer politischer Veränderungen gewesen; daß diese Veränderungen zu einer Zeit stattgefundcn, wo die Presse keine Macht war; daß sie stets nur befestigend, nicht auflö- scnd gewirkt hätten, weil über der Person die Sache selbst nie aus dem Auge verloren worden. Daß abcrdieses die Presse auch dort binnen kurzem bewirken werde, stehe leider sehr zu befürchten; wenigstens scheine ihm durch England, wenn man es in seiner Vergangenheit, Gegenwart und muthmaß- lichen Zukunft betrachte, der Beweis keineswegs geliefert, daß Pccßgcsetzc eine sichere Schutzwehr der Ordnung und deren Resultat, der Freiheit, gewährten. Prüfe man nun, inwie weit die Preßgcsetzgebung die Rechte und Freiheiten der Ein zelnen schütze, so scheine sic nach so vielen Erfahrungen, die sich täglich so zu sagen vor unfern Augen wiederholten, auch in dieser Beziehung ihre Aufgabe höchst unvollständig zu lösen. Oeffentliche Angriffe auf Personen, möchten sie inner lich noch so ungerechtfertigt sein, seien nie ganz unwirksam und verfehlten daher nie ganz ihren Zweck. Das „8empar siignicl liaeret" war, sei und bleibe wahr. Was gewähre aber eine Geld-, selbst eine körperliche Bestrafung des Nichts-
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