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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1841
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- Erscheinungsdatum
- 20.08.1841
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- Deutsch
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1741 75 1 742 bringen, müßte drittens eine höchste, ebenfalls collegialisch" gebildete Censurbchörde in Berlin nicdergcsetzt werden, welche in letzter Instanz zu entscheiden hätte, und an welche nicht allein den Schriftstellern, sondern auch den Censoren erster Instanz der Recurs gegen die Entscheidungen der Pcovinzial- censurbehörde offen bliebe, wenn diese sich für verpflich tet hielte, die Aufrechthaltung ihrer Entscheidungen zu vcr- ^ langen. Vorläufig wären diesen Behörden nur kurze und ' allgemeine, aber klare und bestimmte Vorschriften zu erthci- I len, wonach sie ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen zu crtheilen hätten. Diese Vorschriften müßten im Allgemeinen gefaßt und nur gegen alle Angriffe auf Reli gion und Moral, aus den König und dessen erlauchtes Haus, aufden Staat, dessen Einrichtungen und Gesetze (doch eine be scheidene gemäßigte Beleuchtung der letztern nicht ausschlic- ßend) gerichtet sein, sowie auf alle gehässigen Persönlichkei ten und Veröffentlichungen aus dem inncrn Familienleben, vorzüglich wenn sie unter dem Schleier einer feigen Ano nymität, dem Dolche eines versteckten Meuchelmörders gleich, verborgen wären, streng verboten sein. Er trage daher bei einer hohen Ständeversammlung darauf an: es es möge ihr gefallen, Se. Mas. allerunterthänigst zu bit ten, Allcrhöchstdieselbcn mögen die Ecnsur in dem Sinne des oben gestellten Antrages zu mildern, die Ccnsurbehör- den demgemäß zu constituiren und ihnen die nöthigen Be stimmungen und Vorschriften zur Ausübung ihres Amtes zu ertheilcn, zugleich aber zu befehlen geruhen, wenn Al- lerhöchstdieselben in Ihrer hohen Weisheit obige Grundzüge für angemessen erachten, daß diese Einrichtungen bald ins Le ben treten möchten, und allergnädigst dahin zu wirken , daß auf dem ganzen Gebiete des deutschen Bundes analoge Einrichtungen getroffen werden möchten. Die Aufhebung der Ecnsur und Erlassung eines Preßgcsetzes möchte als dann der fernen Zukunft überlassen bleiben, falls dies der einst als nöthig oder zweckmäßig erkannt würde. Der Herr Referent findet aus den bisherigen Reden die An sicht bestätigt, daß die Eensur, wie sie gegenwärtig aus geübt werde, ein Ucbelstand sei, dem in irgend einer Weise abgeholfcn werden müsse. Im benachbarten Auslände möge allerdings die Presse häufig zu weit gehen, hier finde zuweilen das Gegcnthcil statt; diesem Uebcl aber könne leichter abgeholfen werden- Schon daß die Eensvren Be amte seien, bringe häufig mit sich, daß die innern Angele genheiten nicht freimüthig bcurlhcilt werden könnten. Ein Preßcodex werde diesem in großem Maße entgegentreten, und bis ein solcher Codex ins Leben getreten sei, müsse frei lich die Eensur in ihrem gegenwärtigen Verhältnisse blei ben, nur könnten dafür mildernde Bestimmungen erbeten werden. Es scheine ihm übrigens eine große Ucbcreinstim- mung in den Ansichten des Ausschusses und denjenigen der bisherigen Redner stattzusindcn. Dieser Ansicht widerspricht der Herr Vorsitzende, indem er darauf aufmerksam macht, daß die frühcrn Redner nur Vorschläge zur Abhülfe der Willkürlichkeitcn einzelner Censorcn gemacht hätten, was mit dem Anträge der Aufhebung aller Prävcntivmaßregeln nicht übereinstimmend, sondern im geraden Widerspruch sei- Ein anderes Mitglied des zweiten Standes bemerkte unter Anderm: Je weniger in Abrede gestellt werden könne, daß die Presse beutzutage eine politische Macht sei, um so irriger erscheine idm die ebenfalls so vielfach verbreitete An sicht, daß aus dem Kampfe zwischen der guten und bösen Presse Wahrbeit und Licht hervorgehen werde und sich eine größere und wirksamere Verbreitung derselbe» erwarten lasse. Der Mensch sei im Einzelnen wie i» Masse stets derselbe. Er sei seiner Natur nach unvollkommen und unmündig und bedürfe der Erziebung, so lange seine Entwickelung dauere, die erst mit dem Tode aufköre. Die Kunst des Erziehen« bestehe aber nicht im Bestrafen unerlaubter Handlungen, sondern in der Förderung guter und in dem Fernhalten böser Eiüdrücke. Von jener menschlichen Unvollkommenheit sei aber unzertrennlich, daß der Sirenengesang des Bösen auf die Massen mächtig wirke und, wenn nicht als ein absolutes, jedenfalls als ein schwer zu besiegendes Hindcrniß der ein fachen und nüchternen Stimme der Wahrheit entgegentretc. Während die schlechte Presse nur zu den Leidenschaften der Menschen rede, während ihr kein Mittel zu schlecht sei, wenn es daraufankomme, durch Aufregung der Leidenschaften ihren Zweck zu erreichen, der da ist: möglichste Verbreitung schlech ter Grundsätze und möglichste Förderung schlechter Gesin nungen, während ibr alle Vortheilc jener gefährlichsten aller Offensiven zur Seite stehen, für die es objektiv keine Schran ken des Rechts und subjektiv keine Gesetze der Sittlichkeit, ja, nicht einmal der äußern Ehre gebe, sei die gute Presse stets nur auf die Defensive beschränkt. Ihre Wirkungen könnten größtenteils nur abwchrcnd, zurückhaltend und festigend sein, ohne sich bedeutender Fortschritte auf das feind liche Gebiet rühmen zu können. Glücklich genug, wenn nicht äußere Hindernisse jenes noch erschweren. Was ervor- stehend unter dem Namen Mechtc Gesinnung bezeichne, sei nichts weniger als ein ausgebildctcs System logisch geordne ter Grundsätze. Sich ein solches zu bilden, seien nur wenige im Stande. Schlechte Gesinnungen seien vielmehr bloß das nothwendige Resultat schlechter Richtungen des Gemü- thes und des Herzens. Es sei der Stolz, der keine Autori tät in Staat oder Kirche anerkenne, der Neid, welcher die Abschaffung alles Desjenigen predige, was der Pöbel Aristo kratie zu nennen pflege, die hämische Schadenfreude, die sich an Klatschereien und Persönlichkeiten, gleichviel ob Lüge oder Wahrheit, ergötze und die Ocffcntlichkeit gebieterisch fordere, damit kein Skandal des Privatlebens verschleiert bleibe; es sei die Unlauterkeit des Herzens und der Phantasie, welche durch schlüpfrige Bilder gekitzelt sei; es sei die Verzweiflung an dem eignen Heile, welche die Stimme des Gewissens durch das Läugncn Gottes übertäubcn wolle; es seien alle diese Schattenseiten und Abgründe des menschlichen Herzens zu- sammengcnommcn, auf welche die schlechte Presse speculire, und die ihrerseits wieder die schlechte Presse herausfordern und das Schandgewerbe jener Schriftstellerei reichlich ernäh ren. Grundsätze könnten allerdings gegen Grundsätze streiten, und die guten die schlechten überwinden, denn beide wendeten sich an die Intelligenz der Menschen, aber die geistreichste Entwickelung geistiger Wahrheit vermöge nichts, wo der Kampf nicht mit gleichen Waffen geführt werde, wo der Jrr- thum nicht bloß als theoretischer Jrrthum erscheine, sondern die Sinnlichkeit, die Unterhaltungssucht, die Neugier den Egoismus, den Hochmuth der Menge auf seine Seite ziehe-
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