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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1915
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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MMMWMMMhMdel « M^tg?"der^Q 36 m". 8 » für'/, 6. NM. statt IS M. Htcllongejuchs tvcrdrn mit 10"pf. pro ^ ^ Ü°S^M.° m- M»n" E Ml Nr. 207. Leipzig, Dienstag den 7. September ISIS. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Das Buch im Kriegsgefangenenlager der Senne. Von Joseph Leopold. Anfangs Juli wurde einigen Vertretern der Presse auf Ver anlassung des Generalkommandos Gelegenheit gegeben, das Kriegsgefangenenlager der Senne zu besichtigen. Mit militäri scher Pünktlichkeit standen wir um 9 Uhr an der Hauptwache des Sennelagers. Hier erwarteten uns bereits die Herren der Lager- kvmmandantur und begrüßten uns aufs freundlichste. Herr Haupt mann H. übernahm dann in liebenswürdiger Weise die Führung. Schon unterwegs erfreuen das Auge die hübschen Anlagen am Eingang des Sennelagers, die zum großen Teile von den Kriegs gefangenen in Ordnung gehalten und gepflegt werden. In der Senne befinden sich drei verschiedene Lager für Kriegsgefangene, und jedes untersteht dem Kommando eines Generals. Im ganzen befinden sich zurzeit ungefähr 17 009 Kriegsgefangene im gesam ten Sennelager. Ein Drittel davon entfällt auf das von uns be sichtigte Lager, das uns reichlich Gelegenheit bietet, die Gefange nen bei der Arbeit und Erholung zu sehen und ihre Verpfle gung kennen zu lernen. Gleich am Eingang befinden sich die Wache und das Verwaltungszimmer. Freundliche Anlagen, die mosaikartig von den Kriegsgefangenen angelegt sind, überraschen wohltuend und zeigen gleich, wie sehr die Verwaltung bemüht ist, durch einfache Mittel das Lager zu verschönern und dadurch den Aufenthalt angenehm zu machen. Unwillkürlich dachten wir an die entstellenden Berichte der ausländischen Presse, die nicht genug an den Pranger gestellt werden können. Nun hinein ins Lager! Ein bunt bewegtes Bild bietet sich uns dar. Weithin leuchten die Rothosen mit ihren bunten Käppis, dazwischen sehen wir die Engländer in ihren khakifarbenen Uniformen. Hier und da schlendern auch Algerier in ungeheuren Pumphosen einher. Ein buntes Leben und Treiben auf dem ganzen Platze. Von drau ßen dringt der Gesang der deutschen Truppen in das Lager, und manchem Franzosen mag das Herz schwer werden, wenn unzäh lige Soldaten vorllberziehen. Gleich links am Eingang befindet sich die Post für die Kriegsgefangenen. Hier ist täglich eine un geheure Arbeit zu bewältigen. Im Monat Juni sind 90 000 Briefschaften geprüft und befördert worden. Häufig versuchen die Gefangenen auch, zwischen geschriebenen Zeilen auf Karten Geheimschriften anzubringen. Eine besondere Kommission sucht diese Schriften zu entziffern. In den Briefen heißt es u. a.: »Wir werden sehr gut behandelt«. »Ihr werdet Euch Wundern, wenn ich zurückkomme. Ich sehe aus. als wenn ich aus der Sommer frische käme.« »Ich bin in die Hände braver Menschen gefallen, glaubt es mir.« »Wir bekonkMen jetzt eine ganz andere Ansicht von den Deutschen.« Ein entlassener Kriegsgefangener schreibt: Bevor ich.das Semiclager verlasse, lege ich unbedingt Wert daraus, folgendes zu erklären: Trotz allem, was die Zeitungen bezügl. der barbarischen Behandlung der Zivilkriegsgcsangenen schreiben, habe ich nichts dergleichen im Laufe der zwei Monate, welche ich im Lager verbracht habe, gesehen. Wohl kann ich im Gegenteil das Wohlwollen der Offiziere, der Unteroffiziere und sogar der einfachen Soldaten seststellen. Ich habe verstanden, daß man eine strenge Zucht handhabte. Was die Beköstigung betrifft, so ist sie gesund und reichlich. Tie Gefangenen haben vollauf ihre Nahrung. Jeder Mann ist ge nügend untergebracht und warm bedeckt. Auf die erste Bitte hin wurden Schuhwerk, Wäsche und Kleidungsstücke verteilt. Wie ich manchmal festgestellt habe, waren leine der vorgebrachten Beschwer den ernsthaft. Ich habe auch eine vollkommene ärztliche Verpflegung wahrgenommen; die deutschen Arzte besuchen keine Kriegsgefangenen, sondern Kranke, deren Pflege und Heilung ihnen am Herzen liegt. Ein Arbeitszimmer ist für die Gefangenen, welche sich dem Studium widmen möchte», eingerichtet worden. Alle möglichen Spiele sind zulässig. Theater, Konzert usw. . . . Eine Schule, ein Gesangs chor und ein Kursus für Körperpflege gehören zur Beschäftigung. Ist daraus eine barbarische Behandlung zu folgern? Gewiß nicht! gez. Maximilian Barbier, Zivilgefangener, entlassen am 19. Juli 1918. Von der Post aus betreten wir die Lbainbres des ucljntunts, die schön engerichtet und mit sehr guten Betten versehen sind. Diese »ackfutant«« helfen bei den Schreibarbeiten und machen sich der Lagerverwaltung sehr nützlich. Angenehm berührt es auch, wenn die Kriegsgefangenen tadellos ihre Ehrenbezeigung vor dem deutschen Offizier machen. Auch unsere Grütze wurden freund lich erwidert. Weiter folgt das Sekretariat der französischen Ge fangenen, das eine umfangreiche Kartothek mit den Namen und näheren Personalien sämtlicher Gefangenen enthält und auch Vvn französischen Gefangenen bedient wird. Auf ihren Arbeitsplätzen haben die hier beschäftigten Franzosen meistens die Photogra- - schien ihrer Anverwandten stehen. Auch hier findet man wie über all menschliche Rücksichten. Eine der sehenswertesten Einrichtun gen ist auch die Paketpost. Die ankommenden Pakete werden von ! Franzosen ausgerufen und dem Empfänger zugeteilt, nachdem die Sendungen vorher durch deutsche Landsturmleute geöffnet und untersucht worden sind. Das Brot, das sich die Franzosen häu fig schicken lassen, wird dabei mitten entzweigeschnitten. Es ist nämlich vorgekommen, daß Zeitungen hineingebacken worden sind. Das Brot kommt teilweise gut an, teilweise ist es allerdings verschimmelt. In dem folgenden Raum finden wir die Geldpost. Er hält ein Gefangener mehr Geld, als er nach den Vorschriften be sitzen darf, so wird es ihm in Raten zuerteilt. Bei der letzten Rate wird ihm der Abschnitt mit eingehändigt, damit er sieht, daß die richtige Summe ausbezahlt worden ist. Jedem Gefange nen steht täglich I «Ä zu. Im Monat Juni sind 44 000 ^ an die 6000 Gefangenen der Senne III ausgehändigt worden. Die Verpflegung der Kriegsgefangenen ist eine der wich tigsten Fragen und die stete Vorsorge der Gefangenenlager. In letzter Zeit hat das KrieLsmüüsterium in Berlin-eine besondere Abteilung gebildet unter der Bezeichnung: »Gefangenen-Ernäh- rung«. Diese Abteilung überwacht die richtige Handhabung der Verpflegung der einzelnen Lager, indem sie ihre wöchentlichen Speisezettel genau kontrolliert und selbst große Aufkäufe macht. Nur durch praktische Wirtschaft, sorgfältige Auswahl der Verpflegungsgegenstände und ihre billigen Einkäufe ist es mög lich, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die Gefangenen gut zu beköstigen. Wir sind in nuferen Lagern mit dem Bekösti gungsgeld von 66 H auf den Kopf und Tag vollkommen zu den gewünschten Resultaten gekommen. Selbstverständlich können die Wünsche der zum Teil sehr ver wöhnten Gefangenen nicht alle berücksichtigt werden. Soweit 1233
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