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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1915
- Strukturtyp
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- 1915-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1915
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- Deutsch
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blatte erschienenen Stimmungsbilder der Ausfluß eines natürlichen Mitteilungsbedürfnisses, der reinsten und edelsten Quelle des Dich ters. Losgelöst von den Forderungen strenger Form, sind seine an deren schriftlichen Äußerungen aus dem Felde in der Wirkung noch viel unmittelbarer. Es sind darunter flüchtig hingeworfcne Feder zeichnungen von ganz ursprünglicher Kraft. Geradezu plastisch tritt uns das Heldentum dieses Krieges entgegen, das gegenüber dem fri schen Draufgängertum früherer Zeiten so viel stille Ergebung an sich hat und darum um so viel größer ist. So heißt es an einer Stelle: »Wir haben eine furchtbare Woche hinter uns; Nachtmärsche, tage langes Schänzel, und Eiugraben, wütendes Schrapnell- und Granat- seuer, Sonne, Regen, trostlose nasse, kalte Stunden, Hunger und Müdigkeit«, an einer anderen: »Der letzten Tage Qual war groß«. Einmal läßt er nur die Daten sprechen: »18. 8. Gefecht an der Gethe-Niederung in Belgien gegen Belgier, 23.-24. 8. Fürchterliches Nachtgcfecht am Kanal bei Tulin gegen Engländer, 24. 8. Gefecht bei Elonges gegen Engländer, 26. 8. Schlacht bei Le Cateau gegen Eng länder, 27. 8. Gefecht bei Clary gegen Engländer, 28. 8. Erstürmung von Peronne gegen Franzosen.« Da ist es kein Wunder, wenn den Krieger das Heimweh überkommt. »Die Heimat erscheint uns allen wie ein Paradies im verklärten Lichte.« »Wie wohl tut solch ein Gruß aus der Heimat!« Und doch fehlt nicht der Humor als Gast harter, strenger Kriegerarbeit. Geradezu wundervoll ist die Schilderung des Kameraden und Freundes, des Juristen und Dickensschwärmers, der, als er einen englischen Überläufer entwaffnet hat, zunächst einmal mit dem angsterfüllten und bestürzten Tommy die Shagpfeife tauscht, weil diese im Gegensatz zu der eigenen schön angeraucht ist, nicht ohne den Feind dazu zu notigen, erst die Anfangsbuchstaben seines Namens I. B. (John Burus) hineinzuschnitzen. Besagter Kamerad ist aber nicht nur Dickensschwürmer, sondern auch Jurist, der im Schützen graben vertrackte Fälle »anseinanderwurzelt« und, wenn ihn die feindliche Artillerie bei dieser friedlichen Beschäftigung allzusehr stört, sagt: »So'n Quatsch, nicht einmal ruhig arbeiten kann man. und gerade dieser Fall über Entcignungsverfahren war so inter essant«. Dazwischen finden wir vollendete Naturschilderungen in kurzer Strichmanier, im Drange der Kriegsarbeit entstanden, aber von großer Anschaulichkeit. Stark ist der Eindruck der deutschen Klein stadt, in deren Lazarett er, von einem Lungenschuß genesend, die Um gebung schildert: »Ein Stück Kleinstadt; herbstliche Buchen, dunkel rote Kastanien, dazwischen ein rotes Ziegeldach und darüber schlank und keck ein blauer Kirchturm, das alles von der Sonne beschienen so hell, und — draußen ist Krieg — Krieg . . .« Ernster, gereifter war er aus dem Felde zurückgekehrt. Anders sind die Empfindungen bei dem Gedanken, wieder hinaus zu ziehen: »Wenn ich zum zweiten Male hinaus muß, gehe ich nicht in dem August-Mobilmachungsrausch, sondern aus ernstestem Pflichtgefühl, und das ist mir von beiden das Liebere, das Gehaltvollere. Die Kameraden draußen schwitzen zu sehen, das hält kein anständiger Kerl aus, und. deshalb geht man gern.« Und er zog wieder hinaus, diesmal in die Karpathen. Zu den bisher ertragenen Schwierigkeiten gesellte sich das Hochgebirge, Kälte, Eis und Schnee. Schier übermenschlich ward die Kraft des Ent sagens, Aus- und Durchhaltens. Und doch empfindet er tief die Groß artigkeit des Hochwaldes, der Gebirgsnatur, deren Erde seine Grab stätte werden sollte. Ehe der Frühling auf die Berge kam, traf ihn die tödliche Kugel. Kurze, inhaltsschwere Sätze sind cs, die uns in den letzten Mitteilungen fast auf das Kommende vorbereiten: (6. 3. 15.) »Wenn ihr diese Karte habt, werden wir eine große Sache hinter uns haben, aber, aber . . . haltet den Daumen! Wenn's nur erst morgen abend wäre! Wie wäre ich dankbar, wenn ich's llberstände!« (7. 3. 15.) »Heute, Sonntag Oculi, allgemeiner Angriff! Wir sind den Maikäfern' zngeteilt, Gott helfe uns! Feldgottesdienst im Ba taillon, Psalm 121: ,Jch hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt' und Matth. 10: .Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater'. Sehr markig und schwungvoll.« Dann aus einem Dankesgedicht am Tage vor seinem Tode (7. 3. 15): Vormittags — die Sonne scheint, Blau der Himmel, — und der Feind Knallt und schießt auf uns wie wild Hier im weißen Schneegefild. Wär' nur dieser Tag zu Ende, Falten würde ich die Hände, Denn Befehl ist, anzngreifen Hni! Wie jetzt die Kugeln pfeifen! (7. 3. 15.) »Unsere Artillerie schießt mächtig; wir liegen in Reserve, ein anderes Bataillon hat geblutet. Minen, Handbomben! Gott helfe weiter! (Nachts vom 7. zum 8. 3. 15.) »Nacht im Schützen graben. Früh soll angegriffen werden! Hoffentlich! Hoffentlich!« Tann das Telegramm ans Dolsky: »Qffiziersstellvertreter Karl Storch am 8. 3. auf dem Felde der Ehre gefallen. Schriftliche Benachrich tigung folgt.« In dieser heißt es u. a.: »In den unwegsamen Schnee bergen, wo jeder Verkehr so schwer, wo kein Geistlicher hinkonnte in der kurzen Zeit, liegt das Grab, ausgelegt mit Tannenzweigen, bedeckt die Leiche mit Tannengrün, ein einfaches Holzkreuz mit Blei be schrieben. Dort vereinten wir uns, 150 Meter von der starken, festungs- ähnlicheu russischen Stellung entfernt, zu einem stillen Gebet für den Heimgegangenen, der uns ein Vorbild war von Pflichterfüllung und Eifer, von Kameradschaft und Treue, gefallen als Held in des Wortes umfassendster Bedeutung.« Er ist nicht gern durch das dunkle Tor gegangen, auch wenn er im Anblick eines auf dem Gesicht daliegenöen Gefallenen sagte: »Der weiß mehr wie wir«. Um diese Wissenschaft war es ihm nicht zu tun, sein froher Jngendmut, sein sonniges Gemüt, sein ideales Streben drängten ihn zu den Aufgaben des Lebens, des Berufes. Geradezu rührend ist die Art, wie er diese Auffassung vom Leben in Worte schließt: »Was uns jungen Kerlen das Sterben so schwer macht, ist unsere Jugend. Wir besitzen noch nicht die Abgeklärtheit des Sokrates, der den Becher, ohne mit der Wimper zu zucken, austrank — lieber Gott, uns ist die Welt doch noch voller Wunder und Sterne. — und es ist nicht so leicht, auf all das Zukünftige zu verzichten! Und darum eben kann und mag ich nicht vom freudigen Sterben spre chen; gerade darum, weil wir unser Vaterland so unendlich lieben,» sterben wir so schwer . . .« Nichts Künstliches oder Gekünsteltes ist au diesem Buche. Alles ist Kraft und Gesundheit, Vaterlandsliebe, Gottvertrauen, Heimat sinn, Natürlichkeit und Heiterkeit mit dem Unterton leiser Wehmut im Angesicht der Allgewalt des Schicksals. Schwert und Feder, die Karl Storch mit gleicher Meisterschaft führte, wurden ihm aus der Hand genommen . . . Wenn aber der Klang der Waffen längst verhallt sein wird, wird man, des sind wir gewiß, gern noch singen und sagen vom »feldgrauen Buchhändler«. I.. Kleine Mitteilungen. Kriegsmaßnahmen des französischen Buchhandels. — Aus dem Leserkreise wird uns das nachstehende Schreiben eines buchhänöle- rischen Kommissionsgeschäftes der französischen Schweiz zur Verfügung gestellt. Es ist an eine deutsche Sortimentsbuchhandlung gerichtet, die sich in jüngster Zeit der Vermittlung dieser Schweizer Firma zur Be sorgung einiger wissenschaftlichen französischen Werke bediente: »Infolge der gesetzlichen Maßnahmen, die jetzt in Frankreich Gel tung erlangt haben, sind wir vom ,Oerels cke 1a I^idralrie krauyaise' in Paris anfgefordert worden, jegliche Beziehung zu den Buchhändlerfirmen derjenigen Staaten, die mit Frankreich Krieg führen, abzubrechen. Widrigenfalls würde uns seitens der Ver leger jede weitere Lieferung verweigert. Wir sind nun, sehr geehrter Herr, zu unserem größten Bedauern gezwungen, bis auf weiteres gänzlich auf die Ausführung von Bestel lungen zu verzichten. Diejenigen Aufträge, die wir leider uicht mehr haben erledigen dürfen, senden wir Ihnen mit bestem Dank zurück. Gleichzeitig übermitteln wir Ihnen einen Rechnungsauszug Ihres Kontos und bitten Sie, ihn genau prüfen zu wollen. Eventuelle Dif ferenzen wollen Sie uns gefälligst Mitteilen, damit wir sie sofort er ledigen können. Sie können versichert sein, sehr geehrter Herr, daß wir den Vor fall sehr bedauern. Indem mir Ihnen für das uns erwiesene Ver trauen danken, zeichnen, Ihrer eventuellen Niickäußerung gern ent gegensehend, hochachtungsvoll Bei dieser Gelegenheit möchten wir nicht unterlassen, nochmals auf die Bestimmungen über Zahlungsverbote (vgl. Nr. 196) hinzu weisen. Nach dem Erlaß des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß als mittelbare Zahlung an das feindliche Ausland auch die Überweisung eines Be trags an eine Firma des neutralen Auslandes anzusehen ist, wenn mit einer vollen oder teilweise« Abführung desselben an das feind liche Ausland gerechnet werden muß. Lediglich die Erlaubnis des Reichskanzlers kann hier Ausnahmen rechtfertigen. Die verbotenen feindlichen Briefmarken. — Da im Briefmarken- haudel eine gewisse Unklarheit über die Verfügung des Oberkom mandos wegen der Veröffentlichung von Ankündigungen und des Verkaufs von Postwertzeichen feindlicher Staaten bestand, wandte sich eine größere Berliner Briefmarkenfirma an das Kriegsmini sterium und erhielt folgenden Bescheid: »Auf das Schreiben vom 6. Angust 1915 teilt das Kriegsmini-
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