für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschnttszweige. Herausgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 86. Dienstags, den 29. September 1846. Die deutsche Bolkshalle und der Buchhandel. In Nr. 146 der deutschen Volkshalle, herausgegebcn von vr. Wirlh, befindet sich ein Artikel unter der Aufschrift „Zeitfrage". Derselbe hat in der süddeutschen Buchhändlec- zeitung eine Entgegnung gefunden. Diese Entgegnung war ursprünglich für das Blatt bestimmt, welches sich dazu her- gegeben hatte, in seinen Spalten nicht allein den Zustand des Buchhandels im Allgemeinen als versunken darzustellcn, son dern auch die Mehrzahl der deutschen Buchhändler als unehren haft, gemeindenkend und verachtungswürdig zu bezeichnen. Die Rcdaction der Volkshallc hat aber diese Entgegnung zurückgewiescn und dadurch wohl am deutlichsten an den Tag gelegt, zu welcher Fahne Herausgeber und Mitarbeiter ge schworen- Es gicbt Menschen — und namentlich sind die Reihen der sogenannten Literaten und Tagsschriftstellcc damit gefüllt — denen nicht darum zu thun, durch Rede und Ge genrede den Unbefangenen in Stand zu setzen, die Verhält nisse und Zustände der Gegenwart betrachten und bcurtheilcn zu können, sondern die weiter nichts wollen, als ihre extra vaganten Ansichten, ihre illibcralcnMcinungen und Rodomon- tadcn in die Welt hinausschreien, um dann Alle, die ihnen nicht unbedingt bcipflichtcn, als servile Kncchtsnaturcn oder Dummköpfc zu bezeichnen. Wenn man solch widerlichem Treiben auch im Allgemei nen ohne Bcsorgniß zusehen kann und am besten thut, ihm keine Wichtigkeit beizulegen, so treten doch Fälle ein, wo die Pflicht gebietet, dagegen anzukämpfen. In einem solchen Falle befindet sich der Buchhandel, indem sich seine Vertreter in einem Blatte, welches angeblich liberalen Principien huldigt, also geschmäht und entwürdigt sehen. Diese Pflicht wird um so gebieterischer, da cs uns durchaus nicht gleichgültig sein kann, welcbe Meinung sich im Publicum über unfern bisher im Allgemeinen als ehrenhaft betrachteten Stand bilde, und darum ist cs um so mehr zu beklagen, wenn auf dem Platze, 7r Jahrgang. von wo aus man sich angegriffen sieht, die Vertheidigung verwehrt wird. Wir theilen nun hier den Artikel aus der Volkshalle mit und entlehnen zugleich der süddeutschen Buchhändlerzeitung die Entgegnung und die zu dem Artikel dort abgedrucklcu Noten. Zeitfrage. Der Buchhandel ist in Verfall, überall, sowohl in Frank reich als in Deutschland, klagt man darüber, aber, in der Thal, der Buchhandel ist noch nicht in dem Zustande, in dem !er zu sein verdient. Und die Ursache liegt großcntHeils an den Buchhändlern selbst. Wir sprechen hier natürlich nur von den entarteten, ihren Beruf verkennenden, nicht von den ehrwürdigen Männern dieses wichtigen Standes, die, wie z. B. der edle Winter in Heidelberg*) und andere, nur für das Wohl des Volkes leben und wirken: wir kennen und ehren diese Männer alle; aber es giebt auch andere, leider nur zu viele, welche ihre heilige Mission entweihen und auf die die Worte Jesus, als er die Schacherer aus dem heiligen Tem pel jagte, vollkommen passen **). Und über diese wollen wir einige Worte sprechen. Man hat meines Erachtens n ie recht über die Wichtig keit des Buchhandels nackgedacht ***), immer beschäftigte man sich mit der materiellen Seite, nie mit der Humanitären, rein volksthümlichen. Gutenberg, dessen Erinnerungsfeste man jetzt allenthalben feierte, hat wohl nie daran gedacht, daß er blos eine Erfindung gemacht hat, um einige Händler zu *) Wir sind ermächtigt, zu erklären, daß der Genannte ein Lob, das ihm gespendet wird, in einem solchen Aufsatze, entschie den von sich ablchnt. **) Um diese Worte anzuwcnden, müßte der Verfasser des Aufsatzes seinen Beruf dazu erst documentiren. ***) Daß dies unwahr ist, weiß Jeder, der dem deutschen Buchhandel einige Aufmerksamkeit widmete.