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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1840
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1840
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- Deutsch
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2039 81 2040 jener Steile der freien Presse ein Hoch brachte, nicht mehr un terbrochen und an demselben Tage sind in vielen Städten dc^ deutschen Vaterlandes kräftige, inhaltschwcrc Worte für die Preßfreiheit gefallen und man hat die Sprecher nicht mehr wie noch vor kurzer Zeit als Demagogen betrachtet. Wo her aber diese Umwandlung und warum war dieses Jahr nicht mebr gefährlich, was damals noch so gefährlicherschien? — Es ist eine Folge der von Tag zu Tag zum allgemeiner» klarer» Bewußtsein gelangenden Wahrheit, daß ohne Preßfreiheit die Erreichung und Erhaltung einer die Gesammthcit beglücken den Freiheit nicht möglich ist. Diese Ucberzeugung wird in wenigen Jahren alle Classen durchdringen und sic wird cs um so gewisser, je mehr geistvolle echt wissenschaftlich gebildete Männer, deren Charakter rein, deren Gesinnung als ehrenhaft bekannt ist, srcimüthig, klar und wahr, wie cs in folgender Rede geschehe», sich über den hoch wichtigen Gegenstand ausspcechcn. Festrede zur Jubelfeier der Buchdruckcrkuust in Hamburg. Vom Professor Wurm. Daß mittels der Presse Vergehen und Verbrechen Statt finden können, hat nie ein Mensch geleugnet. Daß der Staat sich nicht darum zu kümmern habe, hat nie ein Mensch behaup tet. Die Preßfreiheit ist derjenige Stand der Dinge, bei wel chem ein Vergehen, das mittels der Presse begangen ist, zur gerichtlichen Untersuchung und zur gesetzlichen Bestrafung gebracht wird. Die Ecnsur ist dasjenige System, durch wel ches der Gebrauch der Presse einer solchen vorgängigcn Auf sicht unterworfen wird, daß dadurch dem Mißbrauche der Presse vorgebcugt werden soll. Es ist, als wollte man einem Jeden, der ein Schießgewehr zur Hand nimmt (und wäre es auch nur, um einen Hasen zu schießen), einem Jeden, der ein Messer zur Hand nimmt (und wäre cs auch nur, um den Braten zu zerlegen), als wollte man Dem von Obrigkeits wegen die Hand führen, damit ec ja kein Unheil anrichte. Einer der wenigen, der äußerst wenigen Vertheidiger der Cenfuc unter den deut schen Schriftstellern hat jüngst dem Publicum anvertraut, daß seine Glaubensgenossen „jetzt größtenlheils auf dem Rück züge fechten." Wünschen wir diesen Herrn einen fröhlichen Rückzug. Mögen sie ungehindert sich zurückziehcn, wohin und soweit ihr Herz begehrt! Diejenigen, welche von dcrEen- sur am günstigsten reden, behaupten, sie sei ein „nothwendiges Uebel." Daß sic ein Ucbcl, ist demnach von allen Seiten zugestanden. Aber ein nothwendiges ? Nothwendig kann ich nur das Mittel nennen, ohne welches, erstens, ein vernünftiger Zweck nicht erreicht werden kann, und durch welches, zweitens, dieservccnünftigeZweck auch wirklich erreicht wird- Eine Sache aber, die ein Uebel ist, und durch welche derZweck nicht erreicht wird, den sic erreichen soll, eine solche Sache nenne ich nicht ein nothwendiges, ein überflüssiges Uebel. Was soll die Ecnsur? Was sind ihre ostensibeln Zwecke? Sic soll der Religion und Sittlichkeit, der Ruhe und Ordnung im Staate Schutz geben gegen Angriffe, welche vermittelst der Presse verübt werden könnten. Religion und Sittlichkeit. Woher und von wem stammt die Ecnsur? Die Buchdruckcrkunst, meine Her ren ist eine deutsche Erfindung, nicht die Censur. Der Erfinder der Ecnsur war ein Papst. Also wol irgend ein frommer, dabei vielleicht ein ängstlicher und beschränktcrMann? Nein, es war Papst Alexander VI., nach den Zeugnissen katholischer Schriftstel ler eins der größten Scheusale, welche die Geschichte kennt. Seine Aufführung, er war ein Borgia, war von der Art, daß man in anständiger Gesellschaft nicht füglich davon reden kann. Und dieser soll der Religion und Sittlichkeit zu Liebe dieCen sur eingeführt haben? Mit demselben Rechte könnte man sagen, der Kaiser Tiberius habe die Interessen der öffentlichen Moral im Auge gehabt, indem er, wie ein römischer Geschicht schreiber berichtet, unter allen Machthabern zuerst gegen geschrie bene Bücher wüthete, indem er glaubte, durch die Uebermacht des Augenblicks das Gedächtniß aller kommenden Geschlech ter auslöschen zu können, und dadurch sich selbst cwigeSchande, den Unterdrückten aber ewigen Ruhm bereitete. Unter Zeichen so übler Vorbedeutung ist dieCensur zuerst in die Welt getre ten. Und wenn der Name der Religion und Sittlichkeit von der höchsten kirchlichen Autorität zum Deckmantel für andere Zwecke gemißbraucht ward, mußte nicht ihr Ansehen dadurch in den Augen des Volks herabgewürdigt werden? War es etwa weniger ein Uebel, muß cs uns weniger mit Unwillen erfüllen als der Mißbrauch der Presse? Diese Betrachtung, meine Herren, ist in der Thal nicht unwichtig; doch will ich sie hier nicht weiter verfolgen. Wir haben es hier weniger mit der Absicht zu thun als mit dem Erfolge; wcnigermit den gehei men Zwecken der Ecnsur als mit ihrer offenbaren Wirkung. Ist cs denn der Eensur gelungen, auch nur die Lehre des Papstes gegen die Angriffe der Presse aufrecht zu halten? Wir wissen, daß die Kirchcnvcrbesserung unaufhaltsam fortging, mittels der Presse und trotz der Eensur. Wir wissen Alle, daß sein erstes Buch, das erste, das überall aus der Presse hccvorging, zugleich das erste ccnsurwidrige Buch, nach Begriffen der römischen Curie, gewesen ist. Ein Glück, ohne Zweifel, daß es der Ecnsur nicht gelingen konnte, die Läuterung göttlicher Lehre von menschlicher Zuthat aufzuhalten, noch den Geist der freien Forschung zu hemmen. Aber was soll man zu der Flut von gewissenlosen, liederlichen und schmutzigen Büchern sagen, von Büchern, in welchen alles Heilige und Ehrwürdige verhöhnt wird, die zur Schande der Literatur, zumal der fran zösischen, überallhin sich ergoß, zu einer Zeit, als die Eensur- vorschriften und der Preßzwang am härtesten waren? Jene Bücher waren wol auch censurwidrig? Sie erschienen doch; sic wurden doch, in Tausenden und Tausenden von Abdrücken, verbreitet. Daraus mag man ersehen, was die Eensur für die Interessen der Religion und Sittlichkeit geleistet hat. Ich komme zu dem zweiten ostensibeln Zwecke der Eensur. Sie soll Ruhe und Ordnung erhalten im Staate. Dazu, hat man behaupten wollen, sei die Eensur nothwendig. Bei der Preß freiheit werde das Vertrauen zu der Regierung untergraben. Allerdings, das Vertrauen zu guten Rcgierungendurch schlechte Schriftsteller, und das Vertrauen zu schlechten Regierungen durch gute Schriftsteller. Aber wie verhält es sich mit der Ecnsur? Die Eensur fängt mit dem Mißtrauen an und hört mit dem Mißtrauen auf. In jedem andern Verhältnisse wird von Jedem das Gute vorausgesetzt, bis das Schlechte erwie sen ist. Nicht so von den Schriftstellern bei der Ecnsur. DieCensur setzt von Jedem das Schlechte voraus; wozu wäre sie sonst vorhanden ? Es kann Einer zehnmal bewiesen haben, daß er einsichtig und redlich ist. Die Eensur setzt das 11. Mal, wenn ec etwas unter 20 Bogendrücken lassen will, doch wieder voraus, daß er dumm oder boshaft genug sei, etwas drucken
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