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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1915
- Strukturtyp
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- 1915-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1915
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- Deutsch
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Nr. 186. bez.rr ^ ^r^/r6.17<M.statt1SM. Stellengejuche werden mtt 10 >pf. pro z ^ fürNich^t" ; ILN^ Leipzig, Mittwoch den 21. Juli 1915. 82. 3ahrga«g. Redaktioneller Teil. Über die Zukunft internationaler Zusammen arbeit. Von P. E. Encwald in Stockholm. Die große schwedische Zeitung »Svenska Dagbladet« hat an eine Reihe von Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern aus der ganzen Welt folgende zwei Fragen gerichtet: 1. Welche Folgen wird der Krieg für die in ternationale Zusammenarbeit aus dem Gebiete der Kultur haben? 2. Inwieweit wird es auf Schwierigkeiten stoßen, nach dem Friedensschlutz die von den Vertretern der Wissenschaft, der Lite ratur und der Kunst zur Förderung der geistigen Interessen eingcgangenen, aber jetzt durch die während des Krieges her- borgetretenen und verschärften Inter essen- und Gefühlsgegensätze zerrissenen Verbindungen wieder anzuknüpfen? Viele haben sich bereits darüber geäußert, und es dürste auch für die deutsche Buchhändlerwelt ein gewisses Interesse haben, zu erfahren, wie die hervorragendsten Vertreter der der- schiedenen Länder darüber denken. Ich werde so kurz wie möglich ihre Meinungen wiederzugeben versuchen. Italien mag als jüng ster Feind den Reigen eröffnen: Guglielmo Ferrero (Professor in Turin):».... Man wird einen solchen Kampf nicht so leicht vergessen können. Dies bedeutet aber weniger, denn Wissenschaft und Literatur werden Fortschritte machen können, wenn auch die Gelehrten und Schriftsteller der verschie denen Länder sich gegenseitig verabscheuen. Nur werden die Kongresse etwas heikler werden, was jedoch die ernsten Forscher weniger als die Gastwirte bedauern werden.« Er meint, die große Frage nach dem Kriege werde nicht die Frage der Wieder aufnahme der persönlichen Verbindungen sein, sondern die, welche Theorien zu wählen sind. Denn man hat in den letzten 5» Jah ren unter dem Vorgeben der Förderung der Toleranz usw. mehr die den Frieden fördernden philosophischen, wissenschaftlichen und literarischen Richtungen und Theorien in den Vordergrund gestellt, als das, was die Völker trennt. Nach dem Krieg müsse man aber eins von beiden wählen, und dies wird schwere, aber fruchtbringende Streitigkeiten herbeiführen. Dann kommt Frankreich als Schwester und Nachbar. George Clömenceauhat selbst keine Zeit, sondern läßt seinen Sekretär sagen, er glaube, der Moment, an Wiederauf nahme der betreffenden Verbindungen zu denken, sei noch nicht gekommen. Frankreich diene am besten der Zivilisation und den »geistigen Interessen« dadurch, daß es siegt. Ein anderer eiliger Mann ist Frederic Massen. Er fängt mit einem kategorischen Vorwurf an, die Schweden hätten bei der Verteilung der Nobelpreise seit langem in höchst unge rechter Weise die Deutschen den Franzosen vorgezogen, was den Groll aller französischen Schriftsteller hervorgerufen habe. (Herr Masson hat den Preis nicht erhalten!) Im übrigen antwortet er sehr kurz, er und das ganze »Institut de France« seien ent schlossen, die Verbindungen mit den deutschen Kollegen nicht wieder aufzunehmen, mit selbstverständlicher Ausnahme der Deutschen »aus dem linken Rheinufer, sobald dieses wieder fran zösisch geworden ist«. Henri Bergson glaubt die Frage noch nicht überblicken zu können. Alles sei von der Entwicklung und dem Ausgang des Krieges abhängig. Maurice Mae terlinck (man darf ihn wohl auch zu den Franzosen rechnen) findet keine Seelenruhe, um die Fragen jetzt beantworten zu können, da seine Gedanken sich ausschließlich mit dem Krieg be schäftigen. Er könne nur sagen: »Laßt uns auf den großen Frieden, der die Menschheit erlösen wird, hoffen!« Romain Rolland:» Das Schicksal der Menschheit geht dem des Vaterlandes voraus. Nichts wird die Wiederanknllpfung der Bande zwischen dem Gedankenleben der feindlichen Nationen hindern können. Der sich weigerte, beginge Selbstmord. Denn in diesen Banden kreist der Fluß des Lebens. Sie sind auch nicht durch den Krieg völlig gelöst worden. Der Krieg hat sogar die jenigen Seelen aus dem ganzen Universum, die sich weigern, an dem Haß der Nationen teilzunehmen, zusammengeführt, hat ihre Kräfte abgehärtet und ihre Willen zu einem eisernen Block zu- sammengeschweißt.« Für die künftige Einheit der europäischen Gesellschaft hegt er keine Befürchtungen. »Sie wird einmal Wirk lichkeit werden. Der Krieg des Augenblicks ist ihre Blutstaufe.« Paul Sabaticr (hervorragender Chemiker und Professor in Toulouse, seit 1912 Träger des Nobelpreises): »Es ist offenbar, daß der schreckliche Krieg die wissenschaftlichen Verbindungen zwischen den kriegführenden Nationen ganz unheilbar zer stört hat. Viele französische Gelehrte standen in herzlichen Beziehungen zu ihren deutschen Kollegen. Es ist ihnen deshalb eine schmerzliche Überraschung gewesen, die Namen dieser unter den Unterzeichnern des Manifests der 93 Kultur träger (Bbl. 1914, Nr. 233) zu lesen. — — — — Zwischen den deutschen Gelehrten und uns werden für immer der Brand der Universität zu Löwen, die Zerstörung der Hallen zu Upern und des Rathauses zu Arras, die Bom bardierung der Kathedralen zu Reims und Soissons, die unge zählten Hinrichtungen von Frauen und die gegen sie, Geistliche und Kinder verübten Greueltaten, und vielleicht als das größte Hindernis die Verteidigung der Hegemonie-Ansprüche der deut schen Kultur stehen bleiben. > — Diese Kluft wird nie ausge füllt werden können. Nur die Zeit wird die Ruhe und Einheit der Gelehrtenwelt wiederherstellen können. Kon gresse u. dgl. würden zu keinem nützlichen Ergebnis führen.« — Victor Grignard (berühmter Chemiker, Professor in Nanch, Nobelpreisträger): »Ich glaube, jeder Unparteiische wird nicht bezweifeln, daß Deutschland sich nach reiflicher Über legung in die Schändlichkeit gestürzt hat, um seine Träume von Weltherrschaft verwirklichen zu können. Der Schlamm steigt immerfort und wird es am Ende ersticken. Das Mani fest der Intellektuellen" hat die deutsche Jntellektualität an den Pranger gestellt. Das wird natürlich nicht hindern, daß die Ge lehrten, Künstler und Philosophen Deutschlands bedeutungsvolle Beiträge zum Bau des Menschengeistes liefern werden. Aber ihre behauptete intellektuelle Vormacht wird unter den Trüm mern der politischen verschwinden, und das denkende Universum wird freier atmen können. Die Gemeinschaft ist aber für lange Zeit gebrochen, nicht einmal öffentliche Abbitte würde sie wieder Herstellen können .« 1033
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