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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel runden des Volkes einbeziehen. Die einzelnen Stämme sollen ihre Eigenart pflegen und ihr jenen künstlerischen Ausdruck verleihen, der dem Gemeinschaftssinn unserer Zeit entspricht. In der Hoffnung, das; auch in Zukunft der Gau Sachsen führend an den großen Auf gaben der deutschen Kultur beteiligt ist, hat der Reichsstatthalter Gau leiter Mutschmann im Zusammenwirken mit dem Verein »Heimat werk Sachsen« zehn sächsische Kulturpreisausschreiben veranstaltet, die alle Gebiete kulturellen Schaffens berücksichtigen. Dabei nehmen Dichtung und Schrifttum einen hervorragenden Platz ein, denn allein sechs Wettbewerbe sind ihnen gewidmet. Drei da vongehen dieDichteran. Für den besten in Sachsen spielenden Heimatroman, der die besondere Wesensart der Lausitzer, der erz- gebirgischen oder vogtländischen Bevölkerung, der Leipziger oder Dresdner Sonderheit erfaßt, wurde ein erster Preis von 1000 RM ausgesetzt, und für die nächstbesten Arbeiten 000 NM und 400 RM zur Verfügung gestellt. Für das schlagkräftigste und überzeugendste Lustspiel, das den echten Humor unseres Volkstums lebendig sichtbar macht, also zugleich eine Absage an die Schmäh- und Bliemchen- komödie der Vergangenheit darstellt, wurden ebenfalls 1000 RM ausgesetzt. Auch hier stehen für den zweiten und dritten Preis 600 NM und 400 NM zur Verfügung. Schließlich soll ein Heimatlied ge funden werden, das geeignet ist, der festliche und würdige Gesang sächsischer Volksgenossen zu werden, die sich aus fröhlichem oder feierlichem Anlaß zusammengefunden haben. FüB dieses Lied, Text und Komposition, werden 500 NM an erster Stelle ausgeschrieben, die zu gleichen Teilen an den Dichter und Komponisten fallen. 300 RM und 200 NM bilden die nächsten beiden Preise. Für wissenschaft liche Aufgaben wurden drei Preise ausgesetzt: für eine Arbeit Uber Wesen und Wert der sächsischen Mundarten, die sich mit unseren vorhandenen Dialekten und Umgangssprachen auseinander setzt und daneben das sogenannte Komikersächsisch auf seine Ursachen zurückführt: für eine wissenschaftlich fundierte aber volkstümliche Gesamtdarstellung des sächsischen Menschen und des sächsischen Raumes, die seine wirtschaftlichen, kulturellen und geschichtlichen Leistungen umreibt und die volkstumsmäßigen und landschaftlichen Bedingtheiten ergründet: eine politische Nachkriegsgeschichte Sachsens, die in besonderem Maße die Entwicklung und den Anteil der NSDAP, erfassen soll. Diese drei wissenschaftlichen Aufgaben können sowohl als Einzelarbeit wie auch als Gemeinschaftsleistung gelöst werden. Die Preise betragen 1000 RM für jede beste Arbeit, und ferner je 600 und 400 NM für die nächstbesten Arbeiten. Tagung der Reichsschrifttumskammcr Von den Tagungen, die während der Gaukulturwoche im Hygiene museum abgehalten wurden, interessiert hier in erster Linie die der Neichsschrifttumskammer. Ihr Vizepräsident Ministerialrat vr. Wis- mann hielt vor Schriftstellern und Buchhändlern einen Vortrag über das Thema: »Die Dichtung der Gegenwart«, in dem er nachwies, daß schon vor Jahrzehnten in der Literatur sich eine Front entwicklung herausgebildet hat, die nach Tasten und Suchen im Gegen satz zu den damals herrschenden .. . ismen ähnliche Formen und Ziele suchte und vertrat, die wir heute endlich gefunden haben, vr. Wis- mann forderte in diesem Zusammenhang eine Neuorientierung der Literaturgeschichtsschreibung, die sich freimachen müsse von den all gemein üblichen Schemen der .... ismen-Einteilung. Statt viele Namen aneinanderzureihen, zeigte der Vortragende an drei führenden Dichtern die innere Wandlung von überwundenen Stilformen zur Grundhaltung der neuen Zeit auf. Paul Ernst kam vom Naturalis mus, Stefan George vom Symbolismus, und Hanns Johst vom Expressionismus; alle drei überwanden diese Formen und be kannten sich zu einem neuen Ethos des Willens und der Volks gebundenheit. Von Hanns Johsts »Ethos der Begrenzung« und der Herausstellung seines Bekenntnisses zum Volke führt ein gerader Weg zu den Dichtern der jungen Generation, von denen Euringers »Deutsche Passion«, Möllers und Schumanns Hymnen und Gedichte als weg weisend näher charakterisiert wurden. Denn sie als nationalsozia listische Dichter sprechen vom wirkenden Willen in der Zeit, sie lassen das Erlebnis des politischen Lebens in sich wiederklingen als dichte risches Erlebnis und dokumentieren so auch hier die Einheit von Politik und Kultur. Festveranstaltung im Rathause War diese Arbeitstagung der Reichsschrifttumskammer die zen trale Zusammenkunft unseres Standes, so erfüllte diese Ausgabe für die breite Öffentlichkeit die Festveranstaltung im Dresdner Nat- haussaale, bei der einige sächsische Dichter selbst zu Worte kamen. Will Vesper betonte in seiner Einleitung, daß sowohl die Säch- 922 fische Gaukulturwoche wie auch die Woche des Deutschen Buches mehr sind als händlerische Einrichtungen zur Absatzbelebung. Die Förde rung aller Kunst und Kulturwerke durch den Staat zeigt, daß es um höhere Aufgaben geht. Was die Dichtung anbelangt, so soll sie wieder Gewissen, Gedächtnis und die Stimme des Volkes werden. Eine Dichtung müsse gefordert werden, die jedem auch ohne Wissen zugänglich sei. Mit und durch die Dichtung solle jeder Deutsche auch die tiefsten Dinge verstehen können. Will Vesper las dann aus seinen noch unveröffentlichten Sprüchen »Rufe in die Zeit« und fand mit seinen kernigen, stolzen und tiefen Worten genau so viel Beifall wie Kurt Arnold Findeisen mit einigen Abschnitten aus seinem zarten Kriegstagebuch »Es ist ein blonder Schein«. Tief beeindruckt war man von Johannes Linckes schlichter Erzählung »Das Toten- brttnnl«, und kargte dann auch nicht mit Beifall bei der wieder ganz anders gearteten Schilderung des Lebens um August den Starken aus dem Roman »Rautenkranz und Schwerter« von Heinrich Z er- k a u l e n. Zum Abschluß las Wolfram B r o ck m e i e r, der junge Leipziger Dichter, einige seiner begeisternden, wohlklingenden Ge dichte aus deutscher Landschaft und deutscher Geschichte. Ausstellungen Das Schrifttum dieser Dichter und anderer sächsischer Autoren sah man übersichtlich gegliedert in der Ausstellung »Kultur und Volksgemeinschaft«, in der auch der Buchhandel vertreten war und in vornehmer repräsentativer Weise an langen Tafeln, nach Themen geordnet, die wichtigste Literatur ausstellte. — An einem anderen Platze war dann noch die Möglichkeit geschaffen, Bücher und Noten zum Thema Sächsische Kultur käuflich zu erwerben. Neben den Bücher wänden war eine gemütliche, aber leider nur wenig benutzte Lese ecke eingerichtet worden. Noch an einer anderen Stelle hatte das Schrifttum Platz gefunden. Die HI. legte in ihrem Raum die haupt sächlichsten Bände ihrer Bücherei aus und wies so wirkungsvoll darauf hin, daß Jugend und Buch zusammengehören. Die sächsische Musikliteratur und Noten aus vergangenen Jahr hunderten wurden in den herrlichen Räumen der Sächsischen Landes bibliothek ausgestellt und besonders von den zahlreichen Besuchern beim Vortrag von Privatdozent vr. Pietzsch über »Sachsen als Musik land« bewundert. »Wille und Weg« Jeden Nachmittag und Abend fanden große und kleine Veran staltungen aller Art statt, die sächsische Kunst und Künstler einer mehr oder weniger großen Zuhörerschaft nahebrachten. Volkstanz, Volkslied, Hausmusik, Mundartdichtungen, Lieder der Bewegung, Chöre, historische Musik in Kostümen im Schloß, Kammerkonzerte, heitere Nachmittage der Fachschaft Artistik, Vorträge und Festauf führungen füllten die Woche aus und waren meist gut besucht. Zur großen »Wille und Weg« überschriebenen Kundgebung in Verbindung mit einem Festkonzert sächsischer Komponisten im großen Ausstellungs saal waren fast 2000 Besucher erschienen, um Reichskulturwalter Moraller und das verstärkte Leipziger Sinfonieorchester zu hören. Dieser Vortrag über die Grundlagen und das Wesen der Kultur bildete einen schönen Ausklang der Gaukulturwoche. Seine klaren Aus führungen, in geschliffenen Sätzen dargeboten, bildeten selbst ein Stück Kultur, und wenn er der Sprache einen entscheidenden Anteil an der Kultur zumaß, so waren seine Worte auch in dieser Hinsicht Beweis. An die Stelle des beim Liberalismus gültigen Satzes von der Frei heit des Individuums stellte Moraller die Verantwortung des einzelnen für sein Volk und folgerte weiter: Kultur als Höchstleistung der Gemeinschaft besagt zugleich Unterscheidung der Menschheit in dieser Hinsicht. Was beim Einzelnen der Begriff des Charakters ist, ist beim Volk der Begriff der Kultur. Es gilt, vom Kunstgenuß der Gesellschaft umzusteuern zum Kunsterleben des gesamten Volkes. Auf diesem Gebiete kann jedoch nichts befohlen werden, sondern eine Kulturpolitik kann man nur führen durch Auftrag an den Künstler und indem man Höchstleistungen dem ganzen Volke vor Augen stellt. Als besondere Aufgabe liegt dabei die Gestaltung der heutigen Zeit vor. Zum Schluß beschäftigte sich Reichskulturwalter Moraller noch mit den häufig als Antithesen benutzten Begriffen Können und Wollen. Es gehe nicht darum, Können gegen Gesinnung auszuspielen, sondern eine Synthese dieser beiden Voraussetzungen zu finden. Das künstlerische Schaffen der Zukunft müsse von Können und innerer Haltung getragen werden. Nach einem kurzen Ausblick auf die Be deutung der Reichskulturkammer wies der Redner, alles zusammen- fasscnd, nochmals auf den Umbruch der Zeit hin. Die nationalsozia listische Erhebung bedeute mehr als nur einen politischen Machtwechsel, denn jetzt würden die Geleise für die Bahnen der deutschen Geschichte gelegt und auf jeden einzelnen komme es dabei an, wie Gerhard Schumann in seinen Hymnen so eindrucksstark rufe. vr. Werner N i ck o l d.
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