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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1850
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- 25.01.1850
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- Deutsch
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107 1850.) Vermischte Anzeigen. l726.i Zur Abwehr. Die Metzlcr'sche Buchhandlung in Stutt. gart läßt durch einen Hrn. Diakonus Paret auch eine Ucbersetzung desMacaula y'schen Ge schichtswerkes besorgen. Eine würdige Concurrenz würde uns um der Sache willen gefreut haben. Wir hätten auch Nichts dawider einzuwenden, wenn Hr. Paret etwa zur Begründung seines Concurrenzversuches gesagt hätte: er gehe von anderen Uebersetzungsgrundsätzen aus, als wir und wolle eine sogenannte freie Ucbersetzung liefern. Ein Versuch, der freilich weit leichter ist, als was wir uns Vornahmen, und den wir bei einem klas sischen Schriftsteller nicht empfehlen möchten, da es dabei gemeiniglich nicht ohne zahlreiche Ab- schwächungcn und Verwischungen obläuft. Al lein Hr. P. hat sein Unternehmen dadurch erklä ren zu müssen geglaubt, daß er unserer Ueberse- tzung norwirft: sie „wimmele von undcutschen Ausdrücken und Wendungen, die zum größten Theil entweder aus sklavischer Abhängigkeit vom Buchstaben (?) des Englischen, oder aus dem Mangel eines guten Deutschen Styls zu erklären" seyen. Er hat nun aus den ersten 100 Seiten der großen Ausgabe unserer Ucbersetzung ein lan ges Vcrzeichniß solcher angeblicher Anglicismen zusammengestellt. Könnten wir darauf rechnen, daß Alle, welchen dieses Verzeichniß etwa zu Ge sicht kommen sollte, sich nicht durch den äußeren Anschein imponier" ließen, sondern das Verzeich- niß wirklich durchläsen und gründlich erwögen, so würden wir auch dazu gänzlich schweigen. Unsere Le ser können selbst beurtheilen, ob wir ein unverständ liches Englisch-Deutsch schreiben, und ob unsere Ucbersetzung „sinnlose" Stellen enthält, und wir können uns bei dem ganz anders lauten, den Urtheile Macaulay's selbst und der an gesehensten kritischen Journale Deutschlands, sowie bei dem Gedanken an unsere zeitherige literarische Laufbahn und die darauf gemachten Erfahrungen beruhigen. Es lehrt aber auch schon das von Hrn. Paret gegebene Verzeichniß. daß derselbe nach ei ner ganz eigenen schwäbischen Grammatik und Stylistik urthcilt, und außerdem nicht über reichlich mit Geschmack, mit Sinn für die feineren Nüanccn beider Sprachen und mit vertrauter Kcnntniß des Reichthums der Muttersprache und ihrer vorschrcitendcn Entwickelung versehen ist. Er nimmt an von uns zum Theil mit besonderem Bedacht an den betreffenden Stellen gewählten Ausdrücken wie: Bcgegniß, jungen seyn, eine Form ergreifen, sich etwas in Verletzung der Gesetze an- maaßen.zu Gebote haben, starkmüthig, wagnißvoll, Kcnntniß, Kriegsrufc, Misbrauch über Misbrauch, von einem Glauben seyn, übler Wille u. s. w. An stoß. Er verlangt, daß man überall Fortschritt und nicht Vorschritt sagen soll, als wenn jeder Fort schritt ein Vorschritt wäre! Das Wort: Vor herrschaft ist ihm unbekannt. Er tadelt uns, daß wir Vorreihen und nicht Vorderreihcn, sich vor- thun und nicht hervorthun gesagt haben. Er will cottaxer durchaus mit „Hültenbewobner" über setzt wissen, was in einer I d v l l e ganz am Orte wäre. Ja er rechnet es uns schon zum Verstoß, daß wir das unndthige h aus rau weglaffen und will durchaus rauh geschrieben wissen. Oesters tadelt er uns wegen Stellen, bei denen es uns viele Mühe gemacht hat, sie so nahe an das Eng lische und damit an die innerste Grundmeinung Macaulay's zu halten, ohne den Genius der Deutschen Sprache zu verletzen. Doch er geht so weit, es für Anglicismen zu erklären, daß wir Minstrel mit Minstrel und nicht mit „Barde" (!) und Llonbeii» mit Blenhcim und nicht mit Höchstädt wiedergeben. Er selbst überseht in sei ner Erbitterung gegen Anglicismen sogar peers mit S t a n d e s he rr e n. Wenn er uns weiter Unrichtigkeiten in der Ucbersetzung vorwirft, und auch dafür einige Bei spiele anführt, so trifft das thcils Stellen, bei denen verschiedene Auslegungen möglich sind, wo wir uns aber aus guten Gründen für die Unsrige entschieden hatten; lheils liegt die Sache an sei ner Unkenntniß, wie hinsichtlich des Gebrauchs der Benennung Franken in der Sprache des Mittel alters, oder hinsichtlich der reprissls, die er für „Gegenangriffe" hält, weil er wahrscheinlich n i e etwas von Reprisen gehört hat, deren Analogie hier einschlagt. Zum Theil ist auch reiner Miß verstand oder Unverstand im Spiele. So scheint er sich einzubilden, wir hätten unter der „spitzen Säule von Salisbury" etwas Anderes als einen Spitzlhurm verstanden. Auch scheint er nichts von großen Staatsactcn zu wissen und das Wort Act nur aus der Komödie zu kennen. Daß bei der Ucbersetzung eines so umfangreichen Werkes einzelne Fehler unterlaufen können, be sonders wenn sie etwas beeilt werden muß, ist be greiflich. Wir haben deren Einige selbst entdeckt und in unserer neuen Ausgabe berichtigt. Aber den Einzigen von diesen, der auf den von Herrn P. übersetzten Theil des Werkes fällt, hat er auch gemacht, und sich dadurch um das Vergnü gen gebracht, ihn in unserem Sündenregister mit aufzuführcn. Und wenn wir noch >0 Ausgaben unserer Ucbersetzung zu besorgen hätten, so wür den wir wegen aller Ausstellungen des Hrn. Pa rkt nicht drei Worte ändern. Zur Charakterisirungder Vortrefflich- kciten der Paretschen Ucbersetzung selbst aber wol len wir nicht die ersten 100 Seiten derselben durch mustern , sondern uns mit den ersten zwei Sei ten begnügen. Er beginnt gleich damit, daß er die Anfangsworte: 1 purpose (to vrrito tbe kistorz,) mir: „Ich Hobe im Sinne, die Geschichte — zu beschreiben" übersetzt. „Ich habe im Sinne" pflegt man nur von einem Vorhaben zu sagen, womit man erst umgeht, nicht aber von einem Werke, das man bereits in Angriff genommen hat und hinsichtlich dessen man sagen will, was man dabei beabsichtigt. Die Geschichte aber beschreibt man nicht. Weiter heißt es: Die Revolution habe „das Band zwischen den Volksrechtcn und den Ansprüchen des regierenden Hauses geknüpft." Abgesehen davon, daß es sich nicht um bloße „Ansprüche," sondern um den Rechtstitel handelt, so hat Herr P. cs sich überhaupt mit dieser Stelle z» leicht gemacht, und Macaulay hebt ganz anders das durch die Revolution zwischen Dynastie und Volk geknüpfte solidarische Interesse hervor. I. 8. v. u. wird ein schleppendes „fer ner" intcrpolirt, wird ebenso der klare Englische Text: daß sich unter dieser Verfassung das An sehen des Gesetzes und die Sicherheit des Eigen- thums als wohlverträglich mit einer vorher nie gekannten Freiheit der Debatte und der individu ellen Bewegung erwiesen hoben, dahin verball hornt: daß man „unter dem Schutze dieser Ver fassung gelernt habe, das Ansehen der Gesetze und die Sicherheit des Eigenthums mit der Frei heit der Erörterung und der freiesten Bewegung Einzelner in einem zuvor nie gekannten Maste verträglich zu finden." Hier wird nicht blos der „Schutz", das „gelernt haben" und das „freieste" interpolirt und aus Gesetz Gesetze gemacht, son dern auch der grobe Schnitzer begangen, das never betöre knovrn (vorher nie gekannt) auf eonismtil'Ie, statt auf liberty zu beziehen. Eine Gedankenlosigkeit ohne Gleichen, wozu im Texte auch nicht die allcrmindeste Verführung lag. Und das auf der ersten Seite. Weiter vassalsge: „Knechtschaft." Die Vasallen waren noch keine Knechte im heutigen Sinne des Worts. — Nur ein uns unbekannter schwäbischer Provinzia lismus kann cs erklären, wenn es S. 2. A. I. heißt: wie sein Kricgsruhm und sein Reichthum zumal wuchs, statt: wie sein Kriegsruhm rc. ge meinsam wuchsen. Weiter läßt Herr P. den öf fentlichen Credit sich durch „weises Vertrauen" bilden, wo ihn Macaulay durch weise Red lichkeit verdient werden läßt, welche eben erst das Vertrauen erwecken kann. „Frühere Zeit"; im Englischen heißt cs: vk a»)' tormor rrge, also: irgend eines früheren Zeitalters. Weiter läßt Macaulay die andern Seemächte neben England nicht blos als „unbedeutend erscheinen", sondern wirklich zur Unbedeutenheit herabsinken. 1-ex.al bonrl», wo von zwei Staaten die Rede ist, schei nen uns nicht „Bande des Gesetzes", sondern gesetzliche Verträge. Lritisk sdventurers mögen wohl von ,,britischem Unternchmungsgeiste" be lebt gewesen seyn, aber Macaulay sagt einmal, daß britische Abenteurer gehandelt haben, und da muß man auch so übersetzen. dl o t Ies, splen did and mors durable tkan tliat ot Alexander übersetzt Herr P. ungenau, falsch und geschmack los: „das an Glanz und Dauer das Alexanders übertrifft", statt: nicht weniger glänzend und dauernderer Art, als das des Alexander. Und bas alles auf den ersten zwei, nein auf den ersten anderthalb Seiten. Am Schluffe der zweiten kommt die schöne und schwierige Stelle über Irland, welche Herr Paret in folgender Weise gänzlich verdreht und entstellt: „wie Irland, durch die fluchwürdige Unterdrückung eines Volksstammes und eines Glau bens durch den andern zwar ein Glied des Reiches blieb, aber ein erkranktes (vritkered) und ver drehtes (sic) Glied, das die Kraft des Staats ganzen nicht vermehrt, das seit jeher (?) von Allen, die die Größe Englands fürchteten oder beneideten, vorwurfsvoll als wunder Fleck be zeichnet wird", Kleinigkeiten zu geschweigen, so hat hier Hr. P. seinem Schriftsteller das Unrecht angckhan, ihn sagen zu lassen, Irland sei durch die Unterdrückung ein Glied des Reichs geblieben, statt trotz oder neben derselben, hat auch das „seit jeher" und den „wunden Fleck" rein ex pro- priis hinzugcthan. Bei diesem wunden Flecke seiner Ueber- sctzung und also auf dkren zweiter Seite wollen wir von ihm Abschied nehmen. Nach dem, was wir, ohne das Heft auch weiter aufzuschneiden, beim ersten Aufschlagen einzelner Seiten, gesehen haben, möchten wir uns anheischig machen, auf jeder beliebigen Seite ähnliche „wunde Flecke zu bezeichnen" und stehen damit auf Erfordern zu Diensten. Für jetzt mögen wir uns mit weite rem Durchmustern des grauen und nachlässigen Druckes die Augen nicht verderben. Leipzig, am 19. Januar 18ö0. F. Biilau. (727.j Verleger von Abhandlungen über Blut egel ersuchen wir, uns schleunigst 1 Expl. ä cond. zusenden zu wollen. Neumnnn'sche Buchhdlg. in Saarbrücken. (728.) H. H. Voigt in Königsberg erbittet von allen ins Fach des Kunsthandels gehörigen Neuigkeiten 3 —3 Expl. pr. no v.
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