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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1915
- Strukturtyp
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- 1915-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1915
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- Deutsch
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Nr. 149. sMWMmWMVMüM roste . Mitglieder für die Seile 10 -xy.. für '7. 6. 32 M. statt 3S M.. j g sür6.NM. statt I3M. Stellengcjuche werden mit 10 pro j EMüWÄMrstMMiü'öMWcheMWUMr)uWpzl Leipzig, Donnerstag den 1. Juli 1815. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. In Anbetracht der durch den Weltkrieg in unserm Kreis- verein geschaffenen Verhältnisse hat der Vorstand beschlossen, in diesem Jahre von der Berufung einer Hauptversammlung abzusehen. Von unseren 43 Mitgliedern sind 16 im Felde, resp, stehen unter Waffen, 3 fielen bereits auf dem Felde der Ehre, 2 andere sind gestorben, Güstrow, Rostock, Wismar, Neubrandenburg, den 1, Juli 1915, Der Vorstand des Kreisvereius Mecklenburgischer Buchhändler. Wie einer Buchhändler wird. Keinerlei Überlieferung hat meinem Entschlüsse, Buchhänd ler zu werden, ans der Vergangenheit her die Hand gereicht; auch ohne vorbildliches Beispiel in der Nähe oder Ferne, völlig fertig und selbständig stieg, wie Athene aus dem Haupte des Zeus, mein Plan an das Tageslicht, Ähnlich war es allerdings inso fern bei meinem Vater gewesen, weil er als Sohn eines nicht unvermögenden Bauern in die nrit Sicherheit bis zum Anfänge des 16, Jahrhunderts versolgbare Kette der Geistlichen utid Landwirte sich als Lehrer, und zwar als Volksschullehrcr, ein- schob. In ihm hatte Pestalozzis Wirken das Bestreben entzündet, die damals noch unter dem Einflüsse schiffbrüchiger Existen zen aus dem Soldaten-, dem Beanrten« und Handwerkerstände krankende Volksschule um eine Lehrkraft zu bereichern, deren re formreiches und segensreiches Wirken noch heute, nach vollen fünfzig Jahren, in seinem einstige» Wirkungskreise deutlich er kennbar ist. Bevor mich, erst 4!4 Jahre alt, mein brennender Lerntrieb in die damals an 130 Schüler unter alleiniger Obhut meines Va ters zählende Schule meines Heimatsortes, eines Marktfleckens, führte, war ich schon der Buchstaben kundig, stand also bereits auf ziemlich vertrautem Fuße mit meinen Bilderbüchern, Vor allem mit einem, das ich zu meinem großen Erstaunen noch vierzig Jahre später bei Schreiber in Eßlingen auf der Liste gang barer Kinderschriften fand: ein Buch in Quart, das in Wort und Bild die Jahreszeiten und die mit ihnen verbundenen Freuden der Jugend behandelt. Mein inzwischen kritisch geschärftes Ver- lcgerauge fand nun auch sofort den Grund für die mir vorher un klar gebliebene Tatsache, daß in meinem sonst so vorzüglichen Ge dächtnis von dem Inhalte dieses mir besonders lieben Buches nur ein einziges Bild lebendig geblieben war. Ein Winterbild, eine geöffnete Scheune darstellend, mit Dreschern aus der Tenne, davor im Freien eine Schar lauernder oder pickender Vögel, Ich erkannte, daß einzig und allein dieses Bild eine Ähnlichkeit mit Gegenständen und Vorkommnissen aus meiner nächsten Kindheits umgebung aufwies; alle anderen Bilder mit ihrem ausgespro chen süddeutschen Charakter der Landschaft, der Tracht, des Hausbaues, der Bodenerzeugnisse usw, ermangelten nach meinem kindlichen Urteil zweifellos der Wirklichkeilstreue, Aus dieser Wahrnehmung ergab sich für mich als Buch händler in der Folgezeit die Lehre, daß Bilder« und andere Kin derbücher, wenn sie unmittelbar ansprechen sollen, ein Heimals- gewand tragen müssen. Hierbei tritt also das in seine Rechte, was man Heimatkunst nennt, Verehrer der sogenannten hohen Kunst haben dieser auf ein räumlich absehbares Gebiet beschränkten Kunstausübung die Berechtigung be stritten, Offenbar mit Unrecht, Ebensowenig wie der kindlichen Vorstellung können auch der Vorstellungskraft des einfachen Mannes außer bei reinen Phantasiegebtlden, wie z, B. bei Märchen und Sagen, willkürliche Abstrak tionen zugemutet werden. In Buchtexlen ist es geradezu die Regel, daß Kindern angesonnen wird, sich abstrakte Dinge vor zustellen oder den Bezeichnungen dafür mindestens soviel Inter esse adzugewinnen, daß sie dieselben dauernd in ihr Gedächtnis aufnehmen, sei es auch nur als Wortgebilde, Man sehe sich dar aufhin enunal unsere Fibeln und Schullesebücher an. Es ist ungeheuerlich, was alles darin lediglich der Leseübung oder der Wortkunde zuliebe enthalten ist. Was man keinem Erwachsenen zumutet: etwa Wörter aus einer ihm ganz fremden Sprache, für die ihm die Erklärung vorenthalten wird, lediglich des Klanges wegen in sein Gedächtnis aufzunehmen, macht man unser» klein sten Kindern zur Pflicht, Einer Art mit diesem der Vernunft widerstreitenden Verfah ren ist die Zumutung, daß sich die jugendlichen Leser von ihnen völlig unbekannten Gegenständen oder Verhältnissen ein soweit zutreffendes Bild machen sollen, daß sic sich dafür erwärmen. Und doch liegt es auf der Hand, daß z,B, einem Bewohner des Flachlandes Begriffe wie »Berg«, »Gebirge«, »Felsen«, »Klippe«, -Tal« u, dergl,, vielfach sogar »Wald« und verwandte Begriffe, sowie umgekehrt dem Gebirgler die Begriffe »Ebene«, »Tiefland«, »Küste«, »Meer« usw, nur höchst unvollkommen — wenn über haupt — deutlich zu machen sind. Ich entsinne mich deutlich, daß in unserer Phantasie unser Scedeich zum Hügel, die Sanddüne zum Berge, bzw, Gebirge werden mutzte. Noch bis zu meinem 21, Lebensjahre hatte ich keine deutliche Vorstellung von einem Berge und Gebirge erlangt, und ich weiß, daß mein Gedanken bild von den Alpen, dem Olymp und den germanischen Göttersitzen seine erhabenen Formen den majestätischen Wolkenbergen ent lehnte, die sich nach überstandenen Gewittern oder Stürmen über der Seekimmung aufzutürmen Pflegen, Natürlich stellen sich solche Begriffsschwierigkeiten mehr oder minder lebhaft bei jedem Leser, zumal bei jedem Kinde, ein. Folgerichtig habe ich später den Verfassern von Schul-, Volks- und Kinderbüchern oftmals nahe gelegt, möglichst alle Wort- oder Bildbeispiele zu vermeiden, für welche die Anschauung des Lesers nicht aus der eigenen Um gebung einen zulänglichen Begriff zu schöpfen imstande ist. Nur selten mit Erfolg, wie ich gestehe, denn es gibt zu viele unter die se» Herren, denen das »treffende Beispiel« als reines Wortge bilde lieber ist, als ei» vielleicht nicht ganz so treffendes mit einem für den kindlichen Leser faßlichen Begriff, Eine wie große, ja ungebührliche Zumutung sie damit an die Kinder stel len, scheint manchem Schulbuchverfasser nicht einzuleuchten. Aber es ist ja bekannt, daß sich derartige Verstöße gegen die pädagogi sche Vernunft wie eine ewige Gedankenlosigkeit und Denkfaulheit in den Büchern sortpflanzen. 941
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