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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1915
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- Deutsch
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^ // ZS m" N Nr. 147. Leipzig, Dienstag den 29. Juni 1915. "z2 Ai. liatt^ «-um2S2M^?"sÄM.: jvrMch"- Z sWVWUMrMÄwziä 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Aus dem schwedischen Buchhandel. i. Einwirkung des Krieges. — Preßfehbe». — Deutsche Propaganda. — England und Frankreich in Schweben. — Neuerscheinungen. — Kriegs literatur. — Transitverkehr. Schweden gehört noch zu den glücklichen Staaten, die bisher in den Krieg nicht einbezogen worden sind. Doch leidet das Land natürlich entschieden unter den durch den Krieg ge- schafsenen Verhältnissen, obwohl der Geschäftsgang im großen und ganzen ruhig und ungestört ist. Im täglichen Leben merkt man die Störungen und Schwierigkeiten nicht so sehr. Diese werden Wohl hauptsächlich für den Groß- und über- seeischen Handel bestehen. Die Lcbensmittclpreise sind etwas gestiegen, und auch in einigen anderen Geschäftszweigen hat man mit einer Preissteigerung rechnen müssen. Der Export ist durch umfassende Ausfuhrverbote bedeutend eingeschränkt, in vielen Fällen sogar unmöglich gemacht worden. Besonders die Geschäftsverbindung mit Amerika ist durch die eigenmächtigen Maßnahmen der Engländer bedenklich gestört worden. In der englischen Presse taucht immer wieder die böswillige Be hauptung auf, Schweden führe aus Amerika unheimliche Mengen von Lebensmitteln und Kriegskonlerbandc ein, um sie nach Deutschland weiterzusenden. Besonders belästigend wirkt die englische Krtegszensur auf Telegramme nach Amerika, die über England gehen müssen. Es handelt sich in keinem Fall um politische, sondern nur um Geschäslstelegramme, die fast sämtlich ohne Grund und Nachricht in England zurückgehalten werden. Reklamationen sind fruchtlos. In Geschäfts- und Finanzkreisen ist dadurch natürlich große Erbitterung entstanden, da die Absender um große Summen geschädigt werden und glauben, England wolle die Lage zu seinen Gunsten aus nutzen. Es sind Proteste und Klagen bei der Regierung er hoben worden, und man hat die Errichtung einer offiziellen Vermtttelungsstelle in London ins Auge gefaßt. Bisher ist aber nichts geschehen und keine Abhilfe geschaffen worden. Andrerseits machen diele Firmen geradezu glänzende Geschäfte und verdienen große Vermögen mit Lieferungen an die krieg- führenden Länder. Die größeren Städte Schwedens sind von Ausländern wie Wohl noch nie überfüllt. Es sind größten- teils Russen und Deutsche, die hier irgendetwas zu besorgen haben oder bessere Zeiten abwarten. Besonders in Stockholm sind sehr viele Russen; es wird sogar eine Wochenzeitung »Slranckinavslo I-istoL« in russischer Sprache herausgegeben, und »klvrvoje Wremja«, das schwedenfeindlichste Organ Ruß lands, hat hier ein eigenes Büro für Jnferatengewinnung eingerichtet. Die ursprüngliche Aufregung hat sich wieder gelegt, man lebt, als ob die ganze Welt im tiefsten Frieden läge. Wie man ja in Deutschland weiß, stehen die Sympathien des schwedischen Volkes auf Deutschlands Seite, wenn auch nicht so unbedingt, wie mancher vielleicht glaubt. Denn auch die Feinde Deutschlands haben hier viele Freunde, die vielleicht nicht so einflußreich, aber um so gehässiger und hartnäckiger sind. Es sind die linken Parteien und ihre Presse. Besonders das große Neuigkeitsblatt «vassous dlxbeter, und das sozial demokratische Organ »Zoeialcksmoliratsll« gehen bis zum Äußersten in ihrem Deutschenhaß und ihrer »Oulturo« - Be wunderung. Wie das gekommen ist, wäre sehr interessant ausetnanderzusetzen, gehört aber nicht hierher und muß des halb schweigend übergangen werden, übrigens wird in diesem Krieg viel von »Kultur, gesprochen, aber der auf beiden Seiten mit so großer Leidenschaft gebrauchte Begriff ist erst neulich näher untersucht worden. Man scheint nicht im klaren darüber zu sein, daß die deutsche »Kultur« und die englisch-französische «Vulture« zwei verschiedene Begriffe sind. Der Amerikaner Professor Frank Jewett Mather hat kürzlich in den »dlsv Vorlr Dimes» die beiden Begriffe näher defi niert, und als Ergebnis seiner Untersuchung kann man, ohne auf die politische Seite einzugehen, sagen, daß »Kultur« etwas Inneres und »Oulturo« nur etwas Äußerliches (Politur, ver feinerte Umgangssitten) oder, wie es der Deutsche Kaiser aus gedrückt hat, »Kultur im Salon« bezeichnet. In der neu gegründeten liberalen schwedischen Wochenschrift »Dorum» sind die Begriffe kürzlich ebenfalls erklärt worden, leider nicht ohne plumpe Ausfälle auf Deutschland. In derselben Nummer, die eine wahre Germanophobennummer war, stand auch ein deutschfeindlicher Artikel über die »Lusitania«, der wohl das Votum der gesamten liberalen Anschauung sein sollte. Dann wurde in einer längeren Besprechung der soeben in schwedischer Übersetzung erschienene Roman Collette Baudoche von Barras behandelt. Wie man weiß, ist dieser Franzose einer der wütendsten Deutschenfresser, und in der Besprechung schien gerade das Verletzendste mit Entzückung hervorgehoben worden zu sein. Kurz darauf erschien in einer liberalen Tages zeitung eine außerordentlich scharfe Einsendung, die die Zeit schrift wegen ihrer deutschfeindlichen Propaganda und fana tischen Angriffe kräftig zur Rede stellte. Es zeigt sich also, daß nicht alle Mitglieder der linken Partei verblendet sind. Schweden besitzt nur wenige größere Zeitschriften kultu- rellen Inhalts. Die meistgelesenen sind »Svoaslr Dickslrrikt« und »Vst nzm 8veriAs«, beide stark deutschfreundlich und weit verbreitet. Dafür ist aber die Tagespresse um so reicher an großen Zeitungen, die alle das etwas amerikanische Gepräge der Sensationsblätter haben. Man findet darin jedoch oft sehr wertvolle Aufsätze, die eigentlich in einer Zeitschrift besser am Platze wären. Es gibt nicht viele Zeitungen, die so per sönlich gehässig ihre politischen Gegner bekämpfen wie die schwedischen Blätter. Das Geplänkel schmeckt oft sehr stark nach »Krähwinkel», und wer vom Ausland kommt muß sich erst daran gewöhnen. Dann kann man sich aber auch darüber amü sieren, wie die Hähne aufeinander losgehen, obschon man sich natürlich über die freche Rücksichtslosigkeit manchmal ärgern muß. Jetzt wird leidenschaftlich für und gegen Deutschland gestritten, und keiner bleibt dem andern etwas schuldig.Doch dürste die deutschfreundliche Presse über eine größere Anzahl Organe verfügen und weitaus größeres Ansehen genießen, als die gegnerische Seite. Das Land hat sich zwar neutral erklärt, und die Regierung hat öfters Ermahnungen ergehen lassen, die Aufrechterhaltung der Neutralität nicht durch öffentliche Parteinahme zu erschweren. Nun ist es natürlich nicht möglich, jede Sympathieäutzerung zu unterdrücken. Die Neu tralität wird stets einen Einschlag, eine gewisse Färbung 929
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