Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1838
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1838
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18381026
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-183810266
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18381026
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1838
- Monat1838-10
- Tag1838-10-26
- Monat1838-10
- Jahr1838
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
/ 2235 94 2236 Auch Walter Scott wurde nachmals in den Roxburgh- Elub ausgenommen; allein die Rarität, welche er drucken ließ, gehört nicht eden zu den interessantesten Stücken der Sammlung. Es sind die Acten eines ganz einfachen Eriminal-Processes, der zu Anfang des 18. Jahrhunderts gegen ein ziemlich unbekanntes Individuum geführt worden war. Ueberhaupt kann man den chrenwerthen Mitgliedern zum Vorwurf machen, daß sie weit mehr auf die Seltenheit, als aufden inneren Werth der Manuskripte Rücksicht nahmen. Eines der Mitglieder, Sir Richard Heber, hatte auf seinen Reisen in England und auf dem Eontinentc mehr Bücher zusammengekauft, als wohl jemals ein Sterblicher vor ihm. Ec besaß Bibliotheken in London, auf seinem Landsitze Hodnct, in Paris, in Brüssel, in Antwerpen, Löwen, Haag und an verschiedenen anderen Orten. Man berechnete alle seine Bücher in runder Summe auf 100,000 Bände; und doch soll diese Schätzung noch viel zu gering sein. So oft er ein paar tausend Bände beisammen hatte, ließ er sie in ein zu diesem Zwecke eigens gemiechctes Zimmer bringen, verriegelte die Thür und — betrat das Zimmer nie wieder. Sein Tod wurde von den Buchhändlern und Bücher - Antiquaren als ein National-Unglück betrachtet, nicht blos, weil sie einen vortrefflichen Kunden verloren, sondern auch, weil die literarischen Antiquitäten gar sehr im Preise sinken mußten, wenn die Büchcr-Massc, die Sic Richard außer Umlauf gesetzt, mit einem Male den öffent lichen Markt überschwemmte. Vielleicht geschah cs aus Schonung und Rücksicht für die guten Leute, daß man die enorme Bibliothek in verschiedene Sektionen theilte und in verschiedenen weit aus einander liegenden Terminen los schlug. Heber war ein Mann von großer Literatur-Kcnnt- niß; aber seine 100,000 Bände müssen nur wenig dazu beigcsteuert haben, wenn er sie alle mit eben der Gleichgül tigkeit behandelte, wie seine Pariser Bibliothek- Der Roxburgh-Elub fand auch im übrigen Großbritan nien seine Nachahmer. Zuerst bildete sich in Edinbucg der B a rant y n c-E l ub, welcher ungefähr eben so viele Raritäten, wie sein Vorbild in London, durch die Presse ans Licht gefördert hat. Dieser Elub nannte sich nach einem sonst obscuren Manne des sechzehnten Jahrhunderts, dem man die vollständigste Sammlung Schottischer Balla den und Lieder in zwei Folio-Bänden verdankt. Weniger engherzig, als ihre Brüder in London, ließen dicBaranty- niancr von jedem Wecke, das unter ihren Auspicicn erschien, 138 Exemplare abzichen. Eine dritte Gesellschaft dieser Art ist unter dem Namen des M a i t l a n d - C l u b in Glasgow zusammcngctrcten. Diese läßt ihre Seltenheiten zu 150 Exemplaren drucken. Auf Irland hat das Beispiel der anderen beiden Reiche bis jetzt nicht eingewirkt, vcrmuthlich, weil seine Narren, zu welchem Genre sie sich auch bekennen mögen, größtenthcils blutarme Narren sind. Als Herr Dibdin im Jahre 1819 Frankreich besuchte, regte er den Eifer der zerstreut lebenden Französischen Bibliophilen möglichst an, und bald nach seiner Abreise bildete sich in Paris eine 8voiete cles Oibliopliiles kruncais, die zwar keine öffentliche Diners giebt, wie der Roxburgher Elub, aber mit nicht geringerem Eifer seltene Manuskripte druckt. Sie besteht aus ungefähr dreißig Mitgliedern, die jedoch nicht alle in Paris wohnen und auch größtenthcils kein so enormes Vermögen besitzen, wie ihre Herren Colle- gen in London. Was aber den Französischen Bibliomancn sehr zum Ruhme gereicht, ist Herrn Dibdin's eigenes un parteiisches Bekcnntniß, daß die Erzeugnisse ihrer Presse an typographischer Vollkommenheit denen der Britischen Elubs weit überlegen sind, obgleich Erstere nicht halb so Hel Geld auf ihre Unternehmungen verwenden können. (Mag. f. Lit. d. Ausl.) Dr u ck f e h l e r. (Nach Orapclct's 6tuäc8 prat. sur la etc.) Schon im Altcrthume, wo noch nicht von Dru ckfehlern die Rede sein konnte, wurde über Nachlässigkeit und Un- gcnauigkeit der Correctoren geklagt. Bei den Römern hatte man nämlich verantwortliche Grammatiker, welche die Handschriften durchlascn, von Fehlern säuberten und mit ihren Namen Unterzeichneten, und nur dann hatte eine Handschrift Werth, wenn sic eine solche Unterschrift führte. Denselben Gebrauch trifft man auch noch im Mittelalter, und nicht allein in Italien, sondern in Deutschland, Frank reich u. s. w. an — auch dieselben Klagen. Doch sind sie alle von keiner Erheblichkeit gegen die, welche von Schrift stellern unserer Zeit erhoben werden. Freilich tragen jetzt nicht selten die Autoren selbst einen ebenso großen Theil der Schuld als der Corrector. Sie liefern die unleserlichste Hand schrift und cs kann nicht anders sein, als daß ein tadelns- werthes Werk aus der Presse hcrvorgcht. Eben so oft liegt aber die Schuld an den Eorrcctorcn, und somit an den Verlegern oder Druckern, welche jene wählen, ohne von ihrer Tüchtigkeit überzeugt zu sein. Es gibt allerdings noch viele Ofsicincn, die eine rühmliche Ausnahme von der Regel machen; aber die Zeiten der Aldi, der Stephani, der Plantinc, welche die ausgezeichnetsten Gelehrten zu Cor- rcctoren hatten, sind doch nicht mehr. In der Geschichte der Buchdruckcrkunst jener Zeit haben wir rühmliche Bei spiele von außerordentlicher Sorgfalt, welche auf manche Werke verwandt worden ist. Le Jay, der Herausgeber der Polyglottenbibel in zehn Foliobänden, an welcher 17 Jahre gedruckt wurde (von Anton Vitcc, 1628—45), zahlte dem Philipp von Aquino (d'Aquin) für die Eorre- ctur des Griechischen und ChaldäischenTextes vom Alten Te stamente die Summe von 4000 Livres, was nach dem jetzigen Gcldwerthe so viel ist als 10,000 Francs. Diese Polygottenbibcl gab unschuldigerweise Veranlas sung zu einem höchst ärgerlichen Skandale. Flavigny näm lich, Professor der Hebräischen Sprache am College de France, hatte kritische Bemerkungen über und gegen diese Bibel herausgcgebcn und wurde als ruchloser Gotteslästerer, Freigeist und sittenloser Mensch verfolgt, weil durch Heraus fallen eines einzigen Buchstabens in einer von ihm citirten Bibelstelle eine schmutzige Zote entstand. Er citirtc näm lich zwei Verse aus dem Evangelium Matthäi: „Ouick vi eles ksstuoaui in oculo Iratris tui, et trsbeui in oculo tuo non vieles ? Ljice priruuni tralvein de oculo tuo, et tuuc videris ejciers kestucsm de oculo Irstris tui."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder