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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1838
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1838
- Sprache
- Deutsch
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1347 62 1348 Mangel an dem, was dem Ganzen frommt, dem Leben und Lebenlassen, auch in unsecm Kreise, also Stoff genug dazu vorhanden, der fremden Elemente nicht zu gedenken, die nur Kitt und Fugen aufzulösen geeignet sind, deren Ge fährliches nach und nach immer mehr erkannt und bekämpft werden muß zu gänzlicher Beseitigung. Diese nur im Allgemeinen ausgesprochenen Ansichten, diese Befürchtungen einer nahen unheilvollen Zukunft für unser Geschäft und unsere Verbindung ganz eigenthümli- cher Art, sind ziemlich die Derjenigen, die den Deutschen Buchhandel nicht nur von neuer Zeit her kennen, sie be friedigen vielleicht Manchen nicht, indem sie Schranken blicken lassen, in welchen er sich bewegen soll und muß, wenn das Ganze wie bisher so auch ferner gedeihen soll, freilich zum Nachthcile weitgreifender und noch weiter blicken der Spekulation, der Industrie, des namhaften, wie wohl oft nur scheinbaren augenblicklichen Gewinnes und — der unüberlegten, leichtfertigen Etablissements! In diesen Dingen waren unsere Vordem anders gesinnt, man hört sie engherzig und verzagt schildern, pedantisch und kleinlich, allein sie waren ihrem Geschäfte gewachsen, sie waren Buchhandlungen, auf welche die Städte, wo sie bestanden, stolz sein konnten, sie besaßen den Kern des Wissens in allen Zweigen auf ihren Lagern, sic folgten nur dem Wirken und Walten des gründ lichen Wissens umfassender rein menschlicher Bildung, sie maßten sich nicht an voczugreifen, und so nur leich tes und oberflächliches Wissen, lockere Bildung und hohlen Wortkram statt dessen zu begünstigen und zu ver breiten. Dazu ist unser Deutscher Buchhandel nicht ge macht, ec soll als Verleger nicht Gelehrte und Gelehrsam keit zu seinen Dienern machen wollen, sondern diesen mit Einsicht, Fleiß und Uncigennützigkeit selbst dienen. Denn welcher Gelehrte und welche Gelehrsamkeit damaliger Zeit hätte sich auch dazu hergcgcben, den bloßen Handlanger oder den Fabricirenden zu machen beim großen Baue Deutscher gründlicher Wissenschaft und tiefer Gelehrsam keit, die man jetzt pedantisch nennt, weil man Sinn und Bedeutung derselben nicht erfaßt. Der Deutsche Buch-' Händler soll ferner als Verbreiter der Literatur (Sorti- mentsbuchhändlcc) sein Publikum nicht nur kennen, son dern cs auch ehren, achten und zu schätzen wissen, folglich nicht die Hände bieten und besonders nicht dem Grundsatz huldigen: inuuelus vult cleoipl — der denn doch durchaus unwahr ist, denn wer wagt dabei mehr, der Betrogene oder der den guten Willen und das besondere Geschick dazu hat, eine Zeit lang zu täuschen? Wir hören schon täglich mehr in unscrm Geschäfte, daß die Leute müde sind des Ucberrejzes und Ucbccflusses an loser Speise, aber auch am Ernsten und Käftigcn den Geschmack verlieren mit wenig Ausnahmen, im Vechältniß zu den Tausenden, die man sich als Kunden träumt, während es nur vorübergehende Gaffer und Gutschmecker waren und bleiben, dabei zum Theil böse Schuldner, die ausbleibcn, wenn die Messe kommt, und die Noth an den Mann geht, der für den Riß stehen soll — die dann dergleichen Schulden für Nichts achten und um so mehr im Recht zu sein glauben, als die Waare darnach gewesen. Pcoductionen und glückliche Spekulationen neuerer Zeit dürfen übrigens nicht verworfen werden im Allgemeine», in so ferne sie bildend und fördernd einwirkten und dem Deutschen Buchhandel Segen brachten; allein die tausend und abertausend Dinge, die nicht dahin gehören, die in ungemessenen Schranken fortzurücken drohen, Abnahme, Ausartungen und Nachwüchse verkrüppelter Act, verkappte Nachdrücke, unedle Pfropfreiser, die man, nicht zufrieden mit inländischen, auch noch von Außen herein verpflanzte, w. rc. dies sind Dinge, die, wir habcn's besonders im verflossenen Jahre deutlich genug erfahren, sich selbst nicht nur, sondern dem Ganzen der Literatur zum Verderben ge reichen. Solche Krebsschäden müssen, wer weiß wie schnell und bald, auch den ganzen wohlgebildeten Organismus des Deutschen Buchhandels verderben und zerstören. Sie machen ihn in den Augen des Verständigen verächtlich, er wecken Uebcrdruß und Ekel, sie bringen ihn in den Augen Einsichtsvoller um seinen Credit, drängen und treiben end lich zu ehrlosen, ganz gemeinen Handlungen und Schacher, wie sie nur der ärgste Leichtsinn, die widerlichste Frivolität der Zeit gebären kann. Hier helfen keine Beschönigungen, keine fein ausgedachte Sophistereien, keine spitzfindige Redensarten oder gar freches Widerlegen und höhnendes Brüsten mit edlem Zwecken. Es ist so! Dazu seine Kräfte, seine edle Zeit, ja sein Vermögen wider Willen und Ge wissen hergebcn und opfern zu müssen, kann dem Deut schen Buchhandel nicht länger fruchten. Die Folgen sind jetzt schon fühlbar genug. Die Krise, die jeder Vernünftige kommen sicht in unscrm kränkelnden Zustande, wird eine ganz andere werden als die, welche zu Zeiten des großen Eroberers Napoleon unfern Handel ins Verderben führte — diese war von Außen herangebracht, kein innerer Krebsschaden wie der jetzige, den nur ein kräftiger Schnitt der Besinnung und der klaren Einsicht noch zu beseitigen vermag, und dazu ist ein Zusammenhalten, ein Zusam menwirken im edelsten und besten Sinne das beste und ein zige Mittel. Wir haben ein Statut, möge es auch die Kraft besitzen, Stabilität und Zusammenhalten in gedachter Weise neu zu beleben und zum wahrhaften Gedeihen zu führen, sonst wäre ja innerlich verloren, was wir äußerlich zu gewin nen trachteten. Dies sind die zum Theil längst ausgesprochenen Gedan ken und Ansichten, die seit dem Antritte des mir zugetheil- tcn Ehrenpostens mich um so dringender beschäftigten und bewog, solche in möglichster Kürze und sobald als mög lich auszusprechen. Es liegt darin das Bekenntniß meiner Grundsätze, welche zu befolgen mein stetes Bestreben war, welches Bestreben ich als den Grundtrieb zum rechten und tüchtigen Betrieb des Deutschen Buchhandels in seiner Urform betrachte. Es liegen darin die Gedanken und Wünsche, welche ich im Namen meiner ehrbaren Eollegen ausspreche, die so hundertfältig schon in verschiedenen Zun gen und in verschiedener Weise hier und anderwärts ausge sprochen worden; cs liegen endlich darin die Mittel zur Abhülfe und zur Rettung von Gefahr und Verderben. Mögen Diejenigen unserer Mitglieder, welche diesen Ansichten und Forderungen der stricken Observanz nicht ihre
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