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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .E 128, 7. Juni 1915. Rechnungsbericht. Er wird genehmigt und auf Antrag der Herren Gustav Fick und Heinrich Bredt, welche die Kasse geprüft und in Ordnung gefunden haben, dem Rechnungsführer Entlastung er teilt. Die Zeichnung von 1000 .tk Rcichsanleihc wird nachträglich gutgeheißen. Punkt 3: Der Krieg und der christliche Buchhandel: a) Kricgsliteratur. Referent: Herr G. Fick-Lcipzig. (Verkürzt.) Der Zustand der Lähmung, der sich in den ersten Wochen nach der Mobilmachung bemerkbar machte, halte naturgemäß zur Folge, daß eine Weile die Beziehungen der Menschen zu den Büchern ge lockert wurden. Schnell brachen einige Verleger mutig den Bann, allen voran eine Reihe christlicher Verleger und Verlagsanstalten, paßten sich den neuen gegebenen Verhältnissen an und schufen in reicher Zahl Bücher und Schriften, die die Zeit benötigte. Somit entstand innerhalb der deutschen Bibliographie ein völlig neues Glied: die Literatur des Weltkrieges 1914/15. Hinrichs hat über die Erscheinungen der ersten sieben Monate des Krieges zwei Sonderhefte seines Katalogs herausgegcbcn, die eine gute Übersicht über das Vorhandene bieten. Im ganzen sind bis 1. März rund 3000 selbständige buchhändlerisch angemeldete Kriegsschriften herausgekommcn, ohne die zahlreichen Flugblätter, Selbstverlagsartikel usw. Die Zahl der Erscheinungen über die Be freiungskriege 1813/15 beträgt dagegen nur etwa 1000 — also zwei Drittel weniger —, und doch glaubte man vor zwei Jahren gelegent lich der Jahrhundertfeiern schon bei dieser Ziffer von einer Über produktion sprechen zu müssen. Kriegs chroniken und sonstige selbständige Darstellungen über den Krieg haben wir bereits über 100, wobei die zahlreichen Berichte der Mitkämpfer, die Schilderungen einzelner Kriegscreignisse nicht einmal mitgercchnct sind. Die Auslagen dieser Kricgschroniken sind gewaltig. Wenn auch ihr geschichtlicher Wert vielfach in Frage gestellt wird, so muß man doch sagen, daß sic belebend auf das daniederliegende Sortiment gewirkt haben, daß sie Aufklärungsdienst im neutralen Auslande taten und Tausenden buchgewcrblichcr Arbeiter ihr täglich Brot gaben. An Kriegsk arten brachten uns die ersten vier Kriegsmonate 202 verschiedene über die Kriegsschauplätze in Ost und West. In den weiteren Monaten war die Produktion gering. Karten für den See krieg führt Hinrichs 15 auf. In den ersten Wochen nahm der Versand der Kriegskartcn einen ganz gewaltigen Umfang an, so daß man sich im Leipziger Kommissionsgeschäft in die lebhaften Weihnachts wochen versetzt glaubte. Über das Sanitätswesen und den Dienst des Roten Kreu zes brachte uns der Krieg 4K Neuerscheinungen. Unübersehbar fast ist das, was über Politik und Wirtschaftsleben veröffentlicht wurde. Zumeist aus Broschüren bestehend, werden hier alle nur denkbaren Fragen des össentlichcn, wirtschastlichen und politischen Lebens behandelt. Die Zahl der Schriften scheint zu steigen oder zu fallen je nach der Aktuellität. Man kann innerhalb der gesamten, leider nur zu aktuellen Kriegslileratur wieder Strömungen fest stellen, die zeitweise ganz besonderes Interesse im Volke wachrufen. So sind z. B. in den ersten vier Monaten, als wir Nichtcingeweihten noch nichts von den Sorgen der Regierung über die Ernährungs- srage wußten, nur fünf diesbezügliche Schriften erschienen. Als aber die Brotkarte kam, gab's gleich 29 Bücher über Nahrungsmittel, Kriegskochbllchcr und dergleichen mehr. Hervorzuhebcn sind hier auch besonders die vielen Sammeluntcrnchmungen wie »Zwischen Krieg und Frieden«, »Der deutsche Krieg«, »Reden aus schwerer Zeit« u. a. m., in denen unsere ersten Historiker, Juristen, Wirtschafts- Politiker Fragen des öfscntlichen Lebens in gemeinverständlicher Weise behandelten und viel zur Beruhigung im Volke beitrugen. Die eigent lich militärtechnische Literatur ist aus bcgreislichen Gründen nicht erheblich groß. Dagegen ist die populärmilitärische schnell an gewachsen. Dasselbe läßt sich von der Literatur über Rechtsver hältnisse, Kriegsuntcrstützung, Militärvcrsicherung usw. sagen. Im Gegensatz zur ausgedehnten biographischen Literatur über die Helden der Besreiungs- und der späteren Einigungskriege fehlt diese über die Führer und Helden des Weltkrieges, abgesehen von etwa 12 Schriften über Hindenburg, noch so gut wie ganz. Die Zahl der Kriegsromane, -Novellen und -Erzäh lungen beginnt bereits langsam zu wachsen. Hinrichs führt in den 848 ersten vier Monaten 19 Titel auf, dagegen in den weiteren drei Kriegs monaten bereits 58, dazu 15 Jugendschristen. Namen, die in christ lichen Kreisen guten Klang haben, begegnet man bis jetzt wenig. Etwa ein Zehntel aller Kriegsliteratur fällt auf das Gebiet »Kriegs- lyrik«. Es sind vorhanden 75 kleine Sammlungen mit Volks- und Soldatenliedern, die bekannte Dichtungen aus früherer Zeit enthalten: dagegen 222 Sammlungen mit zumeist Dichtungen aus der Gegen wart, zum Teil auch von den Eisenbahnwagen usw. Also rund 300 verschiedene solcher kleinen Heftchen, die sicherlich eine Ricsenvcrbrei- tung erfahren haben. Welch ein Segen für unsere Feldgrauen, daß ihnen Gelegenheit gegeben worden ist, mit unseren herrlichen Vater landsliedern in den Kamps zu ziehen! Singende Truppen sind zu meist auch siegende Truppen, das haben bereits die Freiheitskriege vor hundert Jahren gezeigt. Stichproben haben auch ergeben, daß in den allgemeinen Liederbüchern manche Trutz-, Lob und Dankliedcr aus dem Schatze unserer Kirchenlieder nicht schien. — Burgfrieden überall! Kein Liederbuchvcrleger nimmt's dem andern übel, wenn er für seine Sammlung denselben Titel wählt. Die naheliegenden Fassungen wie »Mit Gott«, »Leyer und Schwert«, »Gott mit uns« und ähnliche wiederholen sich sehr oft, aber auch seltenere Fassungen. Wir hörten und hören ihn noch, den Eiscnschritt der Zeit! Trauer, Sorge, Not haben ihren Einzug gehalten in zahllose Familien. Not lehrt beten. Es entstand eine Wendung zu Gott, — Gebelstimmen rauschten durch unser Volk wie nie zuvor. Da war die Stunde für unseren christlichen Buchhandel gekommen. Waren auch manch mal alle Mühen über oie »christliche Kundschaft« hinaus vergeblich, — jetzt war es möglich, an Millionen von empfänglichen Herzen mit Samenkörnern göttlichen Wortes, den Verhältnissen angepaßt, heran- zutreten. Und der christliche Buchhandel tat's schnell, freudig und mit großem Ersolgc. So entstanden, zumeist hervorgegangen aus den Kreisen unserer christlichen Vcrlegerkollcgcn, 531 selbständige Schrif ten, speziell evangelisch-christlicher Tendenz, wie schon erwähnt: ein Sechstel aller Kriegsliteratur. Schristcn katholischen Inhalts liegen 174 vor und jüdischen Inhalts 20. Bücher mit Ansprachen für Kriegs betstunden und Kriegsandachten sind 39 erschienen, die die Not des ini Amte stehenden Geistlichen sicherlich etwas gehoben und gute Anregung gegeben haben. An Prcdigtbändcn und Prcdigtheftcn jmit wenigstens 3 Predigten) bestehen 72, dagegen sind an Einzclpredigten, soweit sie buchhändlerisch angemeldet sind, 254 erschienen. Auch hier haben sich die ersten Männer des Katheders wie der Kanzel, ähnlich wie bei den politischen und wirtschaftlichen Broschüren unsere ersten Männer der Politik und des Wirtschaftslebens, in den Dienst der Sache gestellt. »Gott geht durchs Land!« darf man wirklich sagen, wenn mau der großen Zahl der kleinen Andachts- und Gebetbücher gedenkt, die der Krieg in gewaltiger Schnelle entstehen ließ. Es sind 143 solcher kleinen Hefte erschienen, — eigentümlicherweise aus katholischer Seite die gleiche Anzahl. Die hohen Festtage boten besondere Veranlassung zur Herausgabe solcher kleinen Hefte, die bald zur eisernen Ration im Tornister unserer Truppen gehörten. Welch ein Segen mag von diesen Heften ausgcgangen sein! Nichts Endgültiges hat sich seststellen lassen für Vergleiche mit den religiösen Darbietungen während des Krieges 1870/71. Wenigstens haben die damals bereits im Vordergründe des kirchlichen Lebens stehenden Männer wie Gerok, Frommel, Funcke, Fries, Kögel, Ninck u. a. wenig oder gar nichts nach dieser Seite hin ver- öffentlicht. Viel zu weit würde es führen, wenn alles, was sonst noch von den christlichen Vcrlagsanstaltcn und christlichen Verlegern dargcbotcn worden ist, genannt würde. Zu erinnern sei noch an die Massenver breitung der Testamente und Psalmen sowie einzelner Bibeltcile, an die vielen Feldpostkartcn mit Kernsprüchen der Bibel, an die zu Heften zusammcngcstelltcn christlichen Abreißkalender, an die vielen Sonderausgaben der Sonntagsblätter, an die Einzclflugblättcr, an die Kriegsplakate, die Gedcnkblätter für die Gefallenen und vieles andere mehr. Wenn auch der christliche Verlag selbstverständlich nicht bei all diesen Darbietungen der Anreger und Förderer gewesen ist, — sehr vieles ist den Anregungen der Autoren zu verdanken, sehr vieles ist auch selbständig außerhalb unserer Kreise erschienen —, so dürfen wir doch sagen, daß diese erstaunliche Produktion au glauben- stärkenden Schriften größerer und kleinerer Art beweist, wie sehr der christliche Verlag das Aufwachen deutscher Frömmigkeit und das Be-
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