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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1838
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1838
- Sprache
- Deutsch
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1195 56 1198 aufgehört hat, und sie werden mit den Autoren, deren Rechtsnachfolger sie werden, unbesorgt um Einsprache Dritter, auf die Zeit contrahiren, in welcher die Preußische Gesetzgebung Vertrage schützt. Es wird, wenn die Wür- tcmbergischc Gesetzgebung nicht dieselbe weite Ausdehnung des Schutzes gestattet, wie Preußen, ein Zustand eintrcten, der dem bisherigen ähnlich ist: obschon der Nachdruck in Würtembecg erlaubt war, betrachtete doch jeder Würtem- bergischc Buchhändler, der mit den Staaten verkehren mußte, wo er für strafbar galt, denselben eben so gut als Eontrebande, wie die Unterthanen jener Staaten. Mit andern Worten: ein Würtem belgisches Gesetz, das einen geringern Schutz gegen den Nach druck gewährt, als das Preußische, ist in vie len Fällen so gut, als wenn es nicht existirte, und in andern wendet cs den Stachel gegen unsere eigen eJndustrie und drängt denVer- la gs b uchh an dcl nach Preuße n." Gegen die letzte Behauptung, dieselbe, welche in dem oben erwähnten Aufsatze aus der Allgem. Zeitung ausge stellt wurde, ließe sich einwcnden, daß es den Schrift stellern bei der Wahl ihrer Verleger nicht darauf ankommcn könne, auf wie lange Zeit in der Heimath derselben das lit. Eigenthum geschützt sei, da unter allen Verhältnissen, der Verleger möge z. B. Preuße oder Würtcmbcrgcr sein, der Schuh in jedem einzelnen Staate Deutschlands der selbe bleibe. Hier ist aber die Bemerkung zu beachten, die Herr Nest in dem Vorworte macht: „Wenn der Würtem- bergische Buchhandel, der bisherigen Gesetze ungeachtet, cmporblühtc, so verdankte er es blos der Nachsicht der Staaten, welche mit Würtembecg den Markt des Deut schen Buchhandels bilden: uns die relativen Eigenthüm- lichkeiten der Gesetzgebung unseres Vaterlandes nicht ent gelten zu lassen, die Einbußen, welche ihre eigenen Untertha nen durch Würtcmberger erlitten, nicht an unserer Industrie zu rächen." Man darf wohl nicht zu fest überzeugt sein, daß, wenn jene Nachsicht der Staaten einst hinwegfallen sollte, der Gedanke an Repressivmaßregeln überall unaus geführt bleiben möchte. Die Literatur Finnlands. Das Großfürstcnthum Finnland, dessen Hülfsquellen so unergiebig und dessen Einkünfte so dürftig im Vergleich mit den südlichen Gegenden Rußlands erscheinen; dieses Land hat ungeachtet der Schwierigkeiten, welche seine Be wohner zu bekämpfen hatten, Fortschritte in der Cultur gemacht, die unter solchen Umständen gewiß als ausfallend und frühzeitig hcrvortrctcn und wegen der cigenthümlichen Richtung, welche die Bestrebungen seiner Gelehrten in der jüngsten Zeit genommen haben, die besondere Aufmerksam keit des übrigen Europa verdienen. Seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften im Aus gange des Mittelalters sah man in dem Studium der alten Sprachen, in der Lectüre ihrer Elassiker, in der genauen Kenntniß Griechischer Philosophie und Römischen Rechts die Grundlage aller höheren Erziehung. Dadurch gerieth der geistige Ertrag des Mittelalters selbst in Vergessenheit, und die volksthümlichcn Uebccliesecungen, die Lieder und Epopöen mit ihrem phantasiereichen Gewebe von Geschichte und Sage aller derjenigen modernen Völker, welche, unbe rührt von dieser Verjüngungs-Periode unseres Welttheils, die dunkle Kunde der Urzeit unter sich erhalten hatten, wur den in ihrer kindlichen Einkleidung für uninteressant und der Mühe des Studirens nicht wccth gehalten. Namentlich mußte dies in einer Provinz wie Finnland der Fall sein, wo die oberen Classen der Gesellschaft von Ausländern gebildet werden, wo Adel und Bürger Schwedischen oder Deutschen Blutes sind. Darum ging, bis vor Kurzem, alles wissen schaftliche Streben darauf hinaus, unter diesen Ständen die Kenntniß der alten Sprachen und Natur-Wissenschaften zu verbreiten und auf diese Weise die gelehrten Entdeckungen der weiter vorgeschrittenen Länder gewissermaßen nach Finn land zu verpflanzen. Damit behaupten wir keinesweges, daß cs nicht auch Schulen in Finnischem Interesse gegeben und der Elcmentar-Untcrricht sogar viele Anstalten für die Volksbildung gezählt hätte, aber dies reichte nicht hin, jene Begeisterung unter den gebildeten Finnen für ihre Mutter sprache zu erwecken, dies gab der einheimischen Literatur nicht jenen Aufschwung, der ihr nothwendig war, um sie zum Range einer Europäischen zu erheben. Selbst die al ten Kernlieder blieben vernachlässigt und wurden nicht leben dig im Munde des Volkes, geschweige denn, daß sie zur Kunde des Auslandes gelangten. Und doch ist Finnland ein Europäisches Land, das hin längliche Wichtigkeit erlangt durch seine zahlreiche Bevöl kerung, durch seine Driginalsprache, die cs dem Zcrstö- rungsgange der Zeiten entrissen hat, und durch sein langge strecktes , in mehr als einer Hinsicht merkwürdiges Terrain, obgleich alle Theile desselben die Beute ausländischer Ero berer wurden, ehe es eine selbstständige Stufe der Bildung gewinnen konnte. Aber gerade diesem Umstande verdanken vielleicht seine Gesänge und Ueberlicfcrungcn den Anstrich des Alterthümlichcn, der in unseren Augen ihnen ein so hohes Interesse verleiht: denn wenn jedes Jahrhundert sei ner Existenz an geschichtlichen Großthaten reich gewesen wäre und die ganze Streitkraft der Nation in Anspruch genom men hätte, wenn jede Epoche desselben durch großartige Er innerungen der Nachwelt merkwürdig geworden wäre, so würden die früheren Eindrücke vor dem frischen Glanze der nachfolgenden ihre Starke cingebüßt haben. Aber das völ- kcrgcschichtliche Loos Finnlands war von anderer'Art, und alle seine Ueberlieferungen knüpfen sich im Gegentheil an die äl testen Zeiten, an die längst vergangenen Tage seiner Unab hängigkeit. (Schluß folgt.) Verantwortlicher Redactcur: C. F. Ddrffling.
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