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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1915
- Strukturtyp
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- 1915-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1915
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Redaktioneller Teil. ^ 122, 31. Mai 1915. Fünfundzwanzig Jahre Deutsche Buchkunst. 1890-1914. Eine Vierteljahrhundertschau in fünfundzwanzig Vitrinen mög lichst vorteilhaft, wenn auch nicht chronologisch dargestellt durch F. H. E h in ck e - München. (Fortsetzung zu Nr. IM u. I2t.> IV. Die Reaktion. Die sechzehnte Vitrine: DieBerlinerSezession. Die einseitige Bevorzugung und Vervollkommnung des Ty pographischen mutzte naturgemäß eine Gegenbcwegung Hervor rufen, die sich die Pflege des illustrativen Teils der Bücher zur Aufgabe machte. Aus dem Künstlerkreis der Berliner Sezession kamen die ersten Vorstöße nach dieser Richtung. Sie fanden an deren Schildhalter, dem Verleger Paul Cassirer, und am Verlag Bruno Cassirer die nötige Förderung. Wenn man Beziehungen hcrleiten will, so würden solche zu Menzels illustrativer Tätigkeit für diejenige Berliner Richtung naheliegen, die am hervorragendsten durch Slevogt vertreten wird. Seine Zeichnungen für »Ali-Baba-, »Rübezahl-, »Sindbad« bil den den Anfang einer erstaunlich großen und phantasiercichen Produktivität, die im »Ledersirunipf« ihren Höhepunkt findet und sich neuerdings wieder in seinem »Benvenulo Cellini« dokumen tiert. Diese Neubelebung der Illustration war von ungeheurer Anregung für die Gesamtheit und bereicherte zweifellos das Ar beitsgebiet, das durch die Konzentration auf mehr technische Fra gen zu veröden drohte. Neben Slevogts Schassen verschwinden die anderen ähnlichen Versuche. Liebermann steht mit seinem Titel zu Clara Viebigs »Wciberdorf« und den Initialen der Zeitschrift »Kunst und Künst ler« zu vereinzelt da, und Corinths Bilder zum »Hohenlied Sa- lomonis- sind wenig glückliche Abschweifungen des Malers auf ein ihm fremdes Gebiet. Paul Cassirer, dem zuerkannt werden mutz, daß er sein Mög lichstes tat, auch den typographischen Teil seiner Bücher nicht zu vernachlässigen, hat allerdings den Hauptwert auf die Original graphik gelegt, zu deren technischer Vervollkommnung er seine Panprcsse für Lithographien und Radierungen gründete. Die siebzehnte Vitrine: Das sterbende Rokoko. Durch den gleichen Berliner Kulturkreis ward der Russe Kon stantin Somoff bei uns bekannt. Ein früheres Titelblatt von Cassirers Zeitschrift »Kunst und Künstler« weist seine Art, die dann noch deutlicher in dem »Lesebuch der Marquise« und der Gedichtsammlung »Das Lustwäldchen- sich ausspricht. Es zeigt sich darin eine mit slavischcm Realismus verfärbte kokette An lehnung an die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts. Die wenigen Bücher des Ausländers würden kaum zu erwäh nen sein, wenn sie nicht als Anregung für eine große, von der Laune des Publikums getragene Modeströmung zu betrachten wären, deren Produktion mit den breitesten Raum in der Buch kunst der letzten zehn Jahre einnimmt. Einer der geistreichsten und liebenswürdigsten Vertreter dieser Gruppe ist Karl Walser, dessen Radierungen zur »Ninon de Lcnclos«, dem »Don Quixote«, »Chevalier de Faublas« und zu Vivant Dcnons »Nur eine einzige Nacht« eine anmutige Herauf beschwörung des Rokoko anstreben und doch, ebenso wie die zarten Lithographien zu E. T. A. Hofftnanns »Brautwahl« oder der »Mademoiselle de Maupin«, bei aller Einfühlung in Kosttim, Geist und Geste jener Zeit durch ihre freiere impressionistische Aus drucksweise den Künstler des 20. Jahrhunderts verraten. Eine ähnliche Note weist Alphons Wölfle auf, der in den Vignetten zu den »Vergessenen Liedern und Versen« und zum »Bellman Brevier«, mehr aber noch in seinen Vollbildern für Sallets »Kontraste und Paradoxen« zu einer strengeren Stilisie rung gelangt und eine Schraffurtechnik ausbildet, die der Wir kung alter Kupfer näher kommt. Bei Scheurichs Ausstattung von Sternes »Empfindsamer Reise« und der »Briefe der Marquise von Pompadour« ist diese 818 Technik mehr in pointillistische Manier aufgelöst, in deren spitzen artiger Wirkung bisweilen wieder eine Erinnerung an gewisse ähnliche Rokokodarstellungen Beardsleys anklingt. In dessen Sinne linear umschrieben sind die erstarrten Zeichnungen Franz Christophes zu Bleis »Puderquaste«. Es steckt System in der An wendung seiner stilistischen Manier, während Steiner-Prags Illu strationen zu Bartschs »Sterbendem Rokoko« wohl nur eine Episode in des Künstlers Tätigkeit darstellen. Die achtzehnte Vitrine: Die Tempelklassiker. Waren die eben geschilderten Zeichnungen zumeist Begleit erscheinungen für Neudrucke der galanten Literatur des Rokoko und durch die Art ihres Sichgcbens als modern gekennzeichnet, so sollte es doch auch unserer Zeit Vorbehalten bleiben, Werke her- vorzubringen, die durch die ganze Art ihrer Ausstattung den Mummenschanz vervollständigen konnten. Es scheint dabei ein Gesetz vorzuwalten, demzufolge jede einzelne einmal ins Rollen gekommene Idee ihr Ziel bis zur äußersten Grenze der Möglichkeit verfolgt. Zu solch konsequenter Arbeit bedarf es einer bedeutenden Persönlichkeit, und eine solche entstand der modernen Buchkunst in E. R. Weiß. Seine über säst die ganze hier in Frage kommende Zeit verstreute Produktion spiegelt die verschiedensten Phasen der Entwicklung. Anfänglich, etwa bei seinem Titel für Bier baums »Gugeline«, von den flämischen Künstlern, dann von den Engländern, unter andern, von William Blakes mystischen Kom positionen, beeinflußt, neigt er in der Periode, in der er für Eugen Diederichs arbeitet, zur Holzschnittmanier der kräftigen Frakturbücher des deutschen Barock, in der er seine Leisten mit Blumenkörben, Sträußen und Vögeln zeichnet. Als durch die Wiederentdeckung der Ilnger-Fraklur das Interesse sich dessen Drucken und dem Büchertyp um 1800 zuwendct, verschiebt sich auch das Arbeitsgebiet des Künstlers nach dieser Richtung, und er erfindet für die Klassikerausgaben des Tempelverlags seine Fraktur. An die abgerissene Kultur vom Anfang des vorigen Jahrhun derts anknllpfend, entwickelt er sie aus der an sich gesunden Idee, ein dem Bedürfnis des Tages entgegenkommendes lichtes Schrift bild zu schaffen, allerdings mit dem Resultat, daß diese Schrift noch weniger als die Uugersche von der Formenkrast der alten Fraktur unterhält. Die damit gedruckten Bücher sind in ihrer ganzen Anord nung durch den teilweise gesperrten Satz, die weiten Abschnitte bei Kapitelanfängen usw. aufs täuschendste den älteren Drucken dieser Art nachgebildet. Das Gleiche gilt auch von den Einbän den, wo zierliche kleine Stcmpelmotive die Petitsferskunst alter Buchbinder ersetzen. E. R. Weiß hat auch die Aufgabe, die Bücher des Fischerschen Verlags in Berlin auszustatten. Seine geschmackvolle Kunst gibt dessen Ausgaben ein neues einheitliches Gepräge und steht häufig in dem gewollt Altmodischen ihrer Erscheinung in einem pikanten Gegensatz zu der Ultramodernität des textlichen Inhalts, bei dem Betrachter das Gefühl hinterlassend, als ob doch in den vielleicht weniger harmonischen Titeln Eckmanns u. A., die jetzt dadurch abgelöst werden, der Atem der Zeit heißer sich fühlbar machte. Die Hauptvorzügc des Weiß'schen Schaffens beruhen auf einem gewissen literarischen Instinkt und dem sicheren Gefühl für das eigentlich Buchgemäße bei der technischen Durchbildung sei ner Aufgaben. Neben seiner riesigen Produktion kommen die wenigen ver wandten Arbeiten kaum in Betracht, wie etwa die Hadankschen Schriftzeichnungen und Simons Illustrationen zu Thomas Manns »Tonio Kröger-, einem Bändchen der bereits erwähnten neuen kleinen Ausgabe von »Fischers Illustrierten Büchern«. Die neunzehnte Vitrine: Der Verlag Georg Müller. Wo es gilt, neue Bücher zur Schau zu stellen, da nehmen die des Georg Müllcrschen Verlags in München wenigstens eine Vitrine für sich in Anspruch. Und so soll ihnen auch hier eine eingeräumt werden.
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