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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1915
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- Deutsch
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^ 117. 25. Mai 1915. Redaktioneller Teil. Alle diese Fragen werden vom Verfasser in knapper, aber er schöpfender und überzeugender Weise behandelt. Seine Darstellung befleißigt sich einer wohltuenden Sachlichkeit und ist dadurch geciguet, zu einem besseren Verständnis für das Zeitungswesen und seine Eigen art nicht nur im Kriege, sondern auch im Frieden beizutragen. Kleine Mitteilungen. Wie es in Italien aussieht. — Unser italienischer Korrespondent, Herr Walter Dette in N o m, hat Italien verlassen, um in der Heimat seiner Militärpflicht zu genügen. Die Leser werden sich dem nach mit der Fortsetzung seiner Berichte gedulden müssen, bis die Ver hältnisse ihm eine Wiederaufnahme seiner Tätigkeit für das Börsen blatt ermöglichen. Um sie jedoch über die derzeitige Stimmung gegen die Deutschen in Italien zu unterrichten, geben wir im folgenden sein Schreiben an die Redaktion wieder, das zugleich als eine Ergänzung des in Nr. 79 abgedruckten, uns von anderer Seite zugegangenen Artikels: »Zur Lage der Ausländsdeutschen« angesehen werden kann. Das am 16. Mai in Lugano anfgegebene Schreiben ist zwar durch die jüngsten Vorkommnisse überholt, doch wird man vielleicht mit Interesse Kennt nis von dem Schicksal der deutschen Buchhändler in Italien nehmen: »Mein letzter Brief aus Nom wird hoffentlich wohlbehalten in Ihre Hände gelaugt sein. Meine Abreise hatte sich noch um einige Tage ge schäftlicher Angelegenheiten wegen verzögert. Am Mittwoch, 5. Mai, wurde auf Veranlassung der deutschen Bot schaft die deutsche Schule in Nom geschlossen, und die deutschen Journa listen wurden ausgcfordert, unverzüglich Italien zu verlassen. Die Kor respondenten fuhren auch noch an demselben Abend ab. Diese Abreise war für den zurückgebliebenen Teil der deutschen Kolonie das Signal, Italien zu verlassen. Die Züge nach der Schweiz und nach Österreich waren überfüllt mit Flüchtlingen, die nur mit dem Notwendigsten ver sehen sich in Sicherheit bringen wollten, da nach den alarmierenden Gerüchten und Anzeichen der Ausbruch der Feindseligkeiten jeden Augen blick erwartet wurde. Das italienische Volk legte in den Tagen eine merkwürdige, direkt auffällige Ruhe au den Tag. Es blieb vereinzelt nicht aus, daß Deutsche auf der Bahn belästigt wurden. So passierte es uns auf der Reise über Florenz, daß uns ein einberufener Reserve- Offizier und sein Begleiter ihre Verachtung der Deutschen unverhohlen durch drastische Gebärden andeuteten. Jetzt nach dem Sturz Salandras, den ich Ihnen in meinem letzten Briefe vor vier Wochen schon ariden- tetc, richtet sich die Wut der Kriegsparteiler gegen Bülow, Giolitti und gegen die deutschen Geschäftsleute. In den vergangenen Tagen kam es in den größeren Städten zu großen Demonstrationen, bei denen viele Fensterscheiben und Hüte eingeschlagen wurden. Die aufgeregte Menge drang in das Parlamentsgebäude und schlug die Fenster ein, das be kannte Bierrestaurant »Gambrinus« in Nom wurde innen vollständig demoliert, die Firmenschilder der Buchhandlungen Loescher L Co. und Bretschneider, die bei der ersteren einen Wert von 6000 Lire darstellen, wurden zerschlagen. Zum Glück waren an diesem Tage, dem 13. Mai, als Protest gegen den Sturz des Kabinetts die Geschäftsleute aufgefor dert worden, die Rolläden herunterzulassen, andernfalls wären den Demonstrationen nicht nur die Firmenschilder der beiden Buchhand lungen zum Opfer gefallen, sondern auch die Schaufensterscheiben. — Derjenige, der das Volk immer wieder zu den Ausschreitungen aufrcizt und auffordert, ist Gabriele d'Annunzio. D'Annunzio befindet sich jetzt in Nom und hält große Reden gegen die deutschen Barbaren, klagt über das »hingemordete« Belgien und wendet sich gegen die italienische Neutralität. D'Annunzio hat jetzt wieder sein italienisches Herz ent deckt. Er mußte vor einigen Jahren Italien verlassen, da er große Schulden gemacht und sein skandalöses Leben ihn in seinem Vaterlandc unmöglich gemacht hatte. Er lebte seit der Zeit in Paris und dichtete seine letzten Werke in französischer Sprache, aus der er sie dann ins Italienische übersetzte. Dieser Mann trägt große Schuld an den Aus schreitungen des Pöbels gegen uns. In den nächsten Tagen werden wir hoffentlich erfahren, welchen Weg Italien nun gehen will. Hier in Lugano warten eine große An zahl deutscher Geschäftsleute ungeduldig auf eine günstige Entwicklung der politischen Verhältnisse in Italien und auf eine Beruhiguug der Gemüter, damit sie wieder an ihre Geschäfte zurückkehrcn können. Es befinden sich hier auch die römischen Kollegen: die Herren W. Regen- berg (Inh. von Loescher L Eo.), M. Bretschneider, Nappa- port, E. Lang (Inhaber der gleichlautenden Firmen) und der deutsche Prokurist der römischen Filiale von F. Pustet H e r m a n n S ch ö l l e r. Nach dem Sturz des Ministeriums Salaudra-Sonuiuo wird hier allgemein die Lage als für uns günstig angesehen, doch muß man auf jede Überraschung gefaßt sein. Ihr sehr ergebener Walter Dette.« Tagung der deutschen Lehrerinnen. — In den Pfingsttagen findet die Generalversammlung des Allgemeinen deutschen Lchrerinnenvereins in Berlin im Plenarsaal des preußischen Abgeordnetenhauses statt. Die Themen der Generalversammlung kennzeichnen die Tagung als eine Kriegstagung. Es kommen zur Verhandlung am Montag, 24. Mai, nachmittags 4 Uhr: »Die Lehren des Weltkriegs für die deutsche Päda gogik« (Vortragende: 1)r. Gertrud Bäumer); am Dienstag, 25. Mai, vormittags 10 Uhr: »Die Dienstpflicht der Frau« (Vortragende: Fräu lein Helene Lange), nachmittags 4 Uhr: »Die Berufsberatung der Frauen und Mädchen mit Rücksicht auf die Kriegsfolgen« (Neferentin- nen: Frau Josephine Levy-Nathenau für die »Organisation der Be rufsberatung«, Fräulein Franziska Ohnesorge für die »Mitarbeit der Volksschule«, Fräulein Johanna Gottschalk für die »Mitarbeit der höheren Schule«). Der Allgemeine deutsche Lehrerinneuvereiu, der in diesem Jahre auf ein Vicrteljahrhundert seines Bestehens zurückblickt, umfaßt etwa 35 000 Mitglieder in 150 Zmeigvereinen, die sich über ganz Deutschland erstrecken. Karlchen als Prophet. — Schon oft hat sich in einer witzigen Rand glosse tiefere Selbstkenntnis offenbart als in breiten Betrachtungen, und nicht selten haben sich gerade unsere Humoristen als gute Propheten er wiesen. Einen Beleg dafür bietet der nachstehende Vierzeiler, den Karl Ettlinger (das Karlchen der Münchner Jugend) im Jahre 1906, also vor neun Jahren, in der »Jugend« anläßlich eines Vesuvausbruches veröffentlichte: D e r V e s u v. Er schien so artig, vertrauenswert, Jetzt speit er und flammt er aufs neue. — Ja, ja — das Luder ist grad so falsch Wie Italiens Dreibund-Treue! Schon damals also sprach ein Humorist prophetisch aus, was nun Tat sache geworden ist. Hoffentlich gehen auch die mancherlei Prophe zeiungen in Erfüllung, die sich in Karlchens Kriegsbüchern »Grande- bouche und Lausikoff« und »Lausikoff liigt weiter« finden und von denen eine dem Russen in den Mund gelegte Voraussage lautet: »Nach dem Krieg Frankreich is Krankreich — nnd John Bull is John Null!« Zahlungen ans neutrale Ausland. — Nach Erfahrungen im Han dels- und Zahlungsverkehr mit dem neutralen Ausland muß beachtet werden, daß auch jede Zahlung an das neutrale Ausland der Straf bestimmung der Bundesratsverordnung über Zahlungsverbote an das feindliche Ausland unterliegt, wenn mit einem Abfluß des gezahlten Geldes oder eines Teils davon ins feindliche Ausland gerechnet wer den muß. Unberechtigte Kündigung nach der Gehaltsaufbesserung. Wenn die Gehilfen auf der einen Seite die Forderung aufstelleu, daß ihnen nach der Gchaltsminderung während der Kricgszeit nicht gekündigt wird, so können sie andererseits nach einer Gehaltsaufbesserung nicht selber die Stellung kündigen. In ähnlichem Sinne entschied die zweite Kammer des Berliner Kaufmannsgerichts. Der Kläger E. hatte sich wäh rend seiner Tätigkeit bei beklagtem Kaufhaus H. um eine andere Stel lung bemüht. Durch eine Anfrage war das zur Kenntnis der Be klagten gekommen. Als sie dann hörte, daß E. mit seinem Einkommen nicht zufrieden sei, erklärte sie ihm, daß sic ihm 30 Mark monatlich zu legen wolle; ob er damit zufrieden sei. Der Kläger war damit ein verstanden, nahm aber dessen ungeachtet zum nächsten Termin der Auf lösung des Dienstverhältnisses eine neue Stellung an. Mit der Kün digung war die Beklagte zwar einverstanden, sie hielt sich aber unter diesen Umständen auch au das Versprechen der Gehaltsaufbesserung nicht mehr für gebunden. Wenn sie, so führte sie in der Verhandlung aus, dem Kläger 30 Mark monatliche Mehreinuahme geboten habe, so tat sie das unter der selbstverständlichen Voraussetzung, ihn damit aufs neue an ihr Unternehmen zu fesseln. Es werde doch auch kein Chef einem abgehenden Gehilfen im letzten Monat zulegcn. Ein Zeuge bekundete noch, daß bei der Zulage beiderseits Einverständnis darüber herrschte, daß E. wieder bleibe. Das .Kaufmannsgericht hielt den Anspruch des Klägers auf die Zahlung der Zulage von 30 Mark für unberechtigt. Nachdem E. zwölf Tage nach der Gehaltsaufbesserung gekündigt habe, sei nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme seine Forderung in keiner Weise be gründet. Zur Frage einer kriegswirtschaftlichen Hauptorganisatiou. — Unter dieser Überschrift veröffentlicht die Geschäftsführung des Kriegsaus schusses der deutschen Industrie in der soeben erschienenen Nummer 45 der »Mitteilungen des Kriegsausschusscs« die folgenden Ausführungen: In der Tagespreise und in volkswirtschaftlichen Veröffentlichungen ist während der letzten Jahre vor Kriegsausbruch vielfach die Schaf- 779
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