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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1838
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1838
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- Deutsch
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427 19 428 gang. Unstreitig liegt eine der Hauptursachcn dieser neuen ! Erscheinung in dem Entstehen mehrerer statistischen Gesell-! schäften, in England sowohl, als in Schottland und Ir land ; denn obgleich die Wissenschaft selbst eine von jenseits des Canals herübergeschiffte Pflanze ist, so wird sie docl^ hier mit einem Eifer gepflegt, der ihr günstiges Gedeihens verbürgt. In dem Verhältnisse aber, wie die Statistik sich ! Freunde und Leser gewonnen, scheint die Philosophie sie^ verloren zu haben. Wäre es etwa, weil der Geist des! Jahrhunderts das Spcculative dem Reellen nachsetzt, Sinn für Praktisches das vorherrschende Organ der Gegenwart ist? Von einigen neuern philosophischen Werken, denen^ der Ruhm gelehrter Gründlichkeit mit vollem Rechte ge bührt, sind kaum zweihundert Exemplare abgesetzt worden, und eine bedeutende Preisermäßigung zeugt'für die Hoff nungslosigkeit der Verleger. Bester wäre cs, wenn von vielen medicinischcn Schriften der sogenannten populären Form sich ein Gleiches sagen ließe. Das ist jedoch so wenig der Fall, daß diese vielmehr aus jedem Düngerhaufen her- vocschießen. Pilze, oft recht giftige Pilze. Das Arznei- wescn gehört zu den Schmutzflecken Englands. Ich kann es nicht einmal eine Kehrseite seiner schönen Institutionen ' nennen, denn cs ist bei weitem weniger ein beaufsichtigtes Institut, als eine öffentliche gesetzlose Freibeuterei. Jeder Mensch darfeinen Arzneiladcn cinrichtcn und jeder Apothe ker den Arzt spielen. Das hat unter andern die zwei nach theiligen Folgen, daß so starke Eoncurrenz die gelehrten Acrztc zu hohen Forderungen zwingt, und die Leichtigkeit, ein Apothckerarzt zu werden, das Vertrauen zu allen Aerz- tcn schwächt. Daher die Hinneigung zum Sclbstcuriren und die Menge der populären Anweisungen. Ein dem Menschenfreund willkommeneres Motiv spricht für das stei gende Verlangen nach Biographien, seien die Geschilderten selbst oder Andere die Verfasser. Es ehrt den Menschen der Wunsch, mit den Lebenscreignisscn berühmter Zeitgenossen sich vertraut zu machen, und wäre cs nicht so gar schwer, ein Leben gut zu beschreiben, so würde dem verhältnismäßi gen Mangel an guten Lebensbeschreibungen auch die letzte Entschuldigung fehlen. Von selbst versteht es sich, daß eine so umherschwärmcnde Nation, wie die Englische, in der Allgemeinheit Nichts lieber liest, als Land - und Seereisen jeder Gattung. Werke dieser Art können deshalb stets auf zahlreiche Käufer rechnen. Ebenso bewährt die Flüchtigkeit des gegenwärtigen Geschlechts, seine körperliche und geistige Wandcrlicbc, sein Hang nach Abwechselung, sich in der Erfahrung des Buchhandels, daß Schriften in leichter Skizzcnmanier dem öffentlichen Geschmacke ganz besonders behagen; heute geschrieben, morgen gedruckt, übermorgen gelesen und Tags darauf vergessen, machen sie sich gut be zahlt, um so besser, je schneller sie ihren Nachfolgern den Platz räumen. Gleichviel aber, ob Reisen oder Skizzen, wollen Autor und Verleger einer goldnen Ernte gewiß sein, muß crstecer Skandal gesäet, Persönlichkeiten erzählt und Namen genannt haben: solche Bücher gehen wie vom Winde getragen. Wer die numerische Stärke der literarischen Erscheinun gen in Deutschland aus dem Leipziger Mcßkataloge kennt, muß zwischen hier undEngland einen bedeutenden Unterschied wahrnehmen. Hier steigt die Zahl hoch in die Tausende, dort beschränkt sie sich, Jahr aus Jahr ein, auf zwölf- bis fünfzehnhundert. Im Durchschnitte berechnet man dort, daß von zweihundert Büchern eins eine dritte, und von Tausend Büchern eins eine vierte und fünfte Auflage er reicht. Groß aber muß der Gewinn der Verleger an ein zelnen Unternehmungen sein, wenn anders ihre Versicherung Glauben verdient—und warum sollte sie das nicht, da die Buchhändler ganz ehrcnwerthe Leute sind? — daß unter fünfzehn Büchern nur eins, und von fünfzehn Flugschriften nur eine mehr als den Kostenaufwand einlrägt. Sei dem jedoch, wie ihm wolle, es begreift sich allenfalls, daß cs drei unläugbarc Umstände gicbt, welche aus den Absatz neuer Werke ungünstig cinwirkcn. Da ist erstens die täglich grö ßer und fürchterlicher werdende Masse der periodischen Blät ter. Eine einzige Zeitung täglich durchzulescn, erfordert schon viele Geschäftsmuße. Da ist zweitens die sogenannte wohlfeile Literatur. Für wenige Kreuzer liefert diese das Interessanteste aus Wecken, welche eben so viele Ducaten nicht erkaufen würden. Und da ist drittens das Wicderauf- legen beliebter Werke um ein Billiges und recht elegant. Man kann mit Gewißheit darauf rechnen, daß ein Werk, welches den Beifall des Publicums gewinnt, wenige Mo nate nach dem ersten Erscheinen um den sechsten oder zehn ten Thcil wohlfeiler verkauft wird. Warum also nicht Ge duld haben? Der gesunkene Absatz neuer Werke hat im Allgemeinen das Honorar der Autoren herabgedrückt, und das um so mehr, je größer die Zahl derer ist, die allein in London von der Feder leben. Man schätzt ihre Zahl auf viertausend. Sind nun auch hiervon sieben - bis achthundert blos für die Tagesblättcc beschäftigt, so füllt doch die Provinz diesen Ab gang wieder reichlich aus. Die Buchhändler brauchen da her nie um Verlagsanträge in Sorgen zu sein, und Eon- currcnz ermäßigt überall den Preis. Es versteht sich, daß jener Druck nicht alle Autoren gleich stark trifft; doch mehr oder weniger, jeder fühlt ihn, und es unterliegt kaum ei nem Zweifel, daß, wenn Scott und Byron in den Tagen des gegenwärtigen Geschmacks aufträten, letzterer von seinem Verleger Murray keine zwanzigtausend Pfund Sterling er halten, und ersterer nicht runde zwölftausend Pfund sich jährlich erschreiben würde. Die Durchschnittssummc, welche einem beliebten Novellendichter für ein dreibändiges Werk jetzt bezahlt zu werden pflegt, ist zwischen zwei- und drei- , hundert Pfund. Zu den seltenen Ausnahmen gehören j Southey, der Dichter, und Bulwcr, der Novellist. Jener bezieht für seine Leistungen ein Jahrgcld von eintausend, und diesem wurde sein Rienzi mit sechzehnhundert Pfund Sterling honorirt. Dürsten großmüthigc Buchhändlectha- tcn in Betracht kommen, so müßte allerdings auch er wähnt werden, daß bisweilen eine freiwillige Nachzahlung erfolgt. Murray z. B. bewilligte Allan Eunningham für die Lebensbeschreibungen Britischer Maler in sechs Bänden einen Ehrcnsold von sechshundert Pfund. Das Werk ren- tirle und Murray überreichte dem Verfasser dieselbe Summe ein zweites Mal. Weil indessen auf Seiten der Schrift steller ähnliche Hoffnung zu häufig ein Vorläufer bitterer Täuschung sein würde, und auf Seiten der Buchhändler
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