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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1908
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- Deutsch
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187, 13. August 1903. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8585 m u ß naturgemäß ein Vergilben des Papierblattes in erhöhtem Maße stattfinden, und zwar um so rascher und durchgreifender, je gröber das verwendete Holz geschliffen, je schlechter es von Splittern sortiert wurde, und je vollkommener der Sauerstoff der Luft seine oxydiereilde Wirkung am fertigen Papier ausüben kann. Schlecht durchforstete Wälder, deren Holzbestand aus Mangel an Luft und Licht langsames Wachstum aufweist (was an den dicken Mark strahlen und an den dicht aufeinandersitzenden Jahresringen der gefällten Bäume zu erkennen ist), liefern einen für Papierverar beitung wenig geeigneten Holzschliff. Die Zellen eines solchen Holzes — der Zellstoff — bilden hier die Minderheit, die starken Verholzungen der Faser — Lignit oder Holzstoff — aber die Mehrheit. Hieraus erklärt sich, daß die Neigung der holzhaltigen Papiere zum Vergilben sehr verschieden ist. Die Ursache des Vergilbens wurde sehr bald in der harzreichen Holzsubstanz, welche die Zellen umgibt, entdeckt. Es folgten jetzt Versuche, durch Dämpfen des Holzes die Zellen zu lockern und ihnen durch Zusatz geeigneter Lösemittel gleichzeitig die harzreichen Lignit stoffe, die inkrustierende Substanz, zu entziehen und letztere in eine lösliche Form zu bringen, so daß der r e i n e Z e l l st o f f (Cellu lose), nach Ablassen der Harzlaugen, übrig bleiben mußte. Berufs chemiker nahmen sich der Lösung dieser Frage an, und sie hatten Erfolg. Ritter-Kellner, Ungerer u. a. erreichten dieses Ziel durch Kochen des Holzes nüt Natronlauge unter einem Druck von 6—8 Atmosphären in zylindrischen Kochern von stehender Form (sog. Natronverfahren). Ein billigeres Verfahren entdeckte Mitscherlich, der zur Lösung der harzreichen Lignitstoffe schweflige Säure, resp. die Laugen saurer schwefligsaurer Salze des Kalks und Magnesiums verwendete (sog. Sulfitverfahren). Die Herstellung dieser Sulfit lauge (Lösung von Kalzium- oder Magnesiumbisulfit in Wasser, die genügend freie schweflige Säure enthalten muß — 1 Teil auf 2 Teile gebundene Säure — wenn ein reiner Zellstoff durch kurze Kochdauer erzielt werden soll), erfordert besondere, umfangreiche Einrichtungen, große Erfahrung und ein gutgeschultes Personal. Hieraus erklärt sich, daß die eine Kochung nie genau so wie die andere ausfällt und ausfallen kann, weil der Kochprozeß in dem unter Dampfdruck stehenden Kocher außerordentlich schwierig zu überwachen ist. Eine zu schwache oder unrichtig zusammengesetzte Sulfitlauge, zu kurze Kochdauer usw. können die Zellstoffasern nicht genügend aufschließen; es werden Spuren harzhaltiger Lignit stoffe in der fertigen Papiercellulose Zurückbleiben, die später ein leichtes Vergilben des hieraus gefertigten Papiers unbedingt herbeiführen müssen. Eine bis jetzt nicht genügend aufgeklärte Erscheinung bleibt, daß mancher Zellstoff, dessen Kochung durchaus einwand frei gewesen ist, und in dem weder chemisch noch mikroskopisch Lignitrückstände nachgewiesen werden konnten, Neigung hat, nach 10—15 Jahren wieder in einen verholzten Zustand zurückzugehen. (Redner zeigt einige Proben Cellulose aus dem Jahre 1890 und 1893, deren Fasern seinerzeit nach der Kochung weder im mikro skopischen Bild — Jndicator Chlorzinkjod — Spuren einer Ver holzung zeigten, noch bei Behandeln mit Phloroglucin- oder Anilinsulfatlösung. Heute, nach ca. 15 Jahren, zeigt diese Cellulose wieder eine schwache Verholzung; sie ist stark vergilbt und reagiert bei Phloroglucinbehandlung schwach rosa. Unter dem Mikroskop zeigt sich die Faser, die früher blau gefärbt wurde, heute hellgelb — Indikator Chlorzinkjod.) Es läßt sich mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß Papiere, die aus diesem Zellstoff vor 15 Jahren gefertigt worden sind, heute die gleichen Eigenschaften zeigen dürften, wie der Rohstoff, aus dem sie gefertigt wurden: sie werden sehr stark vergilbt sein, trotzdem das Papier unbedingt als holzfrei gelten muß, sie werden mindestens gelbe Ränder aufweisen und an Festigkeit wesentlich eingebüßt haben. Allerdings sind 15 Jahre eine lange Zeit! Werke, die auf diesen Papieren gedruckt wurden, haben inzwischen längst mehrere verbesserte Neuauflagen erlebt, so daß der Zerfall älterer, wertlos gewordener Auflagen kein welt erschütterndes Unglück ist. Für andere, weniger wertvolle und ge- BSrsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. haltreiche Bücher, die keine Neuauflage erlebten, die somit von Anfang an nicht lebensfähig gewesen sind, war dieses Papier da gegen noch viel zu gut; die Verleger hätten hierzu vorteilhafter ein ganz billiges, stark holzhaltiges Papier nehmen können, ohne diesen Werken hierdurch zu schaden. Der Zellstoff unserer Nadel hölzer und der Pappelarten (sog. Fichtenstosf und Aspenstoff), muß trotz dieser Nachteile als das hauptsächlichste und wertvollste Rohmaterial unserer modernen Papiere bezeichnet werden, so lange kein anderer, besserer Ersatzstoff zu finden ist. An Bemühun gen hierzu hat es nicht gefehlt; denn die deutschen Wälder können schon längst nicht mehr den immer mehr anschwellenden Bedarf an Holz decken. Die Holzpreise sind in den letzten vier Jahren genau um ein Drittel in die Höhe gegangen, und viele Holzschleifereien und Sulfitstoffabrikanten wissen jetzt kaum noch, woher und zu welchen Preisen sie ihren Bedarf an Holz decken sollen. Man hat nun Versuche mit Schilfrohr, mit Binsen, mit den in unseren Kolonien wild wachsenden Sorghumgräsern (Kasfernhirse) und anderen Pflanzen gemacht (Zuckerrohr, Bambus und allen mög lichen Palmenarten), ja sogar mit dem Torf unserer Moorniede rungen. Allein die Versuche haben bisher keine befriedigenden Resultate ergeben, weil die Herstellungskosten die Ausbeute un rentabel machen, und weil das mehr oder weniger unansehnlich bleibende Erzeugnis keinen Vergleich mit dem Zellstoff aus den Bäumen unserer gut durchforsteten Wälder aushält. Die heutigen Papiere bestehen fast nie aus einem einzigen Faserstoff allein; sie bestehen immer aus Mischungen von Zellstoff und Hadern (holzfreie Papiere), oder Holzschliff und Zellstoff, viel leicht noch mit mehr oder weniger Hadernzusatz (holzsurrogierte Papiere); ganz vereinzelt kommen auch Papiere vor, die nur aus Hadern — Baumwolle mit Leinen — bestehen (surrogatfreie Papiere), wie sie z. B. für Kunstblätter, schwerwissenschaftliche Werke von hohem Werte, für Grundbuchakten und Standesamts register usw. Verwendung finden. Man spricht daher von einem Lumpenpapier, einem Zellstoffpapier, einem Holzschliffpapier, je nachdem die eine oder andere Faserart darin vorherrscht. Hadernpapiere sind die wertvollsten; bei sorgfältiger Herstellung überdauern sie Jahrhunderte und vergilben wenig oder kaum merklich. Ihr Preis liegt zwischen 65 Pf. bis 2 Mk. pro Icg und darüber. Sie werden offiziell »s u r r o g a t f r e i« genannt. Z e l l st o f f p a p i e r e mit mehr oder weniger Hadern- zusatz (meist 75U : 25^) bilden allgemein das Material für unsere besser bezahlten Werke, Schulbücher, Lexika; sie sind zwar offiziell »holzfrei«, aber nicht mehr surrogatfrei und bilden das haupt sächlichste Material unserer Bibliotheken. Ihr Preis liegt von 40—50 Pf. pro lrg. Wenden wir uns der großen Gruppe der »m i t t e l f e i n e n oder holzsurrogierte n« Papiere zu: Für die große Menge unserer Zeitschriften, billigeren Werke, illustrierten Jour nale und sonstigen Drucksachen, die keiner dauernden starken Be nutzung unterworfen sind, und die auch keinen Anspruch auf jahr zehntelange Lebensdauer erheben, werden Z ellstoffpapiere mit.Holzschliffzusatz, meistens unter Beimengung von ca. 10—25^ Hadern verwendet. Die heutige Papiermacherkunst — denn von einer solchen müssen wir hier sprechen — stellt diese Papiere in einer so hohen Vollendung dar, daß sie von den viel teureren holzfreien Papieren nur vom Kenner, und dann auch nur unter Zuhilfenahme chemischer Reagenzien und des Mikroskops mit Gewißheit unterschieden werden können. In Qualität stehen sie den sog. holzfreien billigen Papieren, trotz ihres niedrigeren Preises nicht nach, übertreffen sie vielmehr in Druckfähigkeit, namentlich für unsere modernen Jllustrationstechniken, ferner sind sie weniger transparent als jene und zeigen wenig Neigung zum Vergilben — immer vorausgesetzt, daß gut aufgeschlossener Zell stoff, splitterfreier Holzschliff in nicht zu großer Menge und eine zweckdienliche mineralische Füllung des Fasermaterials dazu ver wendet wurde (Redner setzt einige mehrere Jahre alte Bände in Umlauf, bei denen das holzfreie, teurere Papier stark nachge- 1120
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