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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1935
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- 1935-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1935
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- Deutsch
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X: 6, 8. Januar 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Ttschn Buchhandel. kaufmännischen Erfolgs und damit ohne weiteres zu den Grund lagen des Gelingens der buchhändlerischen Kulturaufgaben. Hier für sollte allen Buchhändlern der Sinn aufgchcn. Sie sollten die Buchhaltung in einer Weise erleben, von der Nicklisch sagt: »Er leben muß der Mensch, was zum organischen Bestandteil seines Be wußtseins werden soll. Ohne es zu erleben, ist cs ihm unmöglich, es als geistiges Eigentum zu gewinnen, über das er frei zu ver fügen vermag, weil es Teil seiner selbst ist. Die Buchhaltung kann nur erleben, wer in ihr einen organischen Bestandteil einer Wirt schaft sieht, wer sieht, wie bedeutsam sie für die Einheit und die Gliederung des Lebens einer Wirtschaft ist. Goethe hat sie erlebt, sonst hätte er so weife Worte über sie wie in .Wilhelm Meisters Lehrjahre' nicht finden können«. Hat die Buchhaltung tatsächlich eine solche Bedeutung, so darf sie kein Buchhändler als unter geordnet vernachlässigen. Ebensowenig wie ein geistiger Arbeiter nicht dauernd den Funktionen seines Körpers und dessen Organen zuwider leben kann, ohne auch an geistiger Kraft einzubüßcn. Was kann nun der Buchhändler aus Grund dieser Erkenntnis tun? Als Betricbsin Haber oder Betriebsleiter, als angestellter Mitarbeiter, als Lehrling oder Junggehilfe und als ganzer Berufs st and? Der Betrieb st nhaber oder Betriebsleiter hat die dringende Pflicht, die Buchhaltung seines Unternehmens mit dem schärfsten Scheidewasser wirtschaftlicher Kritik zu behan deln. »Was läßt sich zweckdienlicher gestalten?« das ist dabei der große Gesichtspunkt. Man denke immer daran: Buchhaltung ist nie mals Selbstwert, lediglich Mittel zum Zweck der Erreichung höchster Wirtschaftlichkeit. Dann kann rücksichtslos vieles fallen, was alter Zopf ist oder Pedanterie, kurz was manchmal der Buchhalter aus falschen Gründen unnötigerweise für wichtig hält. Man darf auch nicht nur auf Sparen sehen; das geschieht am falschen Platze, wenn inan auf bestimmte sachdienliche Nachweise wie z. B. auf eine Unter- gliedcrung der Unkosten verzichtet. Die Buchhaltung muß neben der Zuverlässigkeit doch so aufgebaut werden, daß sic leicht aus dem laufenden gehalten und regelmäßig kontrolliert werden kann. Rückstände erzeugen Unlust; auch haben die Ergebnisse der Buch haltung nur vollen Wert, wenn sie rasch zur Verfügung stehen. Das ist alles gar nicht so einfach für einen Buchhändler, der sich sonst mit ganz andern Dingen beschäftigt. Wirtschaftliches Denken, buch halterische Übersicht lassen sich nicht von heute auf morgen lernen. Viele Buchhändler werden Rat und Hilfe brauchen. Sie sollen nur nicht zum »Kurpfuscher« gehen, sich auch nicht ohne Vorsicht einem der an sich guten Durchschreibe-Berfahren als Patentlösung ver schreiben, wie sie unter mannigfachem Namen auf dem Markt sind. Sie taugen erst, wenn sie dem Betrieb feinfühlig angepaßt sind. Hier muß der Berufs st and eingrcifen, indem er vorbildliche Lösungen heraus stellt. Darauf braucht aber kein Buchhändler zu warten. Das beste Schema nutzt ohne inneres Erfctssen so wenig wie ein Instrument, das man nicht zu behandeln und zu spielen versteht. Versuche doch jeder Buchhändler recht bald einmal, seinen Be trieb mit fremden Augen anzuschen. Wie würde ein Bücherrevisor urteilen oder ein Interessent für den Kauf des Geschäftes? Was würden diese Leute vom augenblicklichen Zustand des Geschäftes und im Vergleich dazu von der Entwicklung während der letzten Jahre wissen wollen? Wie würden sic z. B. bewerten? Denn eine systematische Buchhaltung mit Sinn und Zweck wird immer von selbst zur Frage der Bewertung Vorstößen, obwohl diese außerhalb ihres Rahmens erfolgt. Wie mancher Buchhändler wird solche Fra gen scheuen, weil er das Ergebnis fürchtet. Das darf nicht sein. Ein Kaufmann muß sich selbst reinen Wein einschenken. Mag er aus guten Gründen seine Bewertung in den Büchern anders halten, er selbst muß wissen, woran er in Wirklichkeit ist. Nur wenn wir die Wirklichkeit sehen, können wir die zweckmäßigen Mittel zur Besserung anwenden, nur dann wächst uns die Kraft zu, Schwierig keiten zu überwinden. Wie oft wird aber ein Vergleich hinaus gezögert, um den alten Ruf der Firma nicht zu gefährden; dafür geht dieser nachher in einem Konkurs bestimmt zum Teufel. Und wie häufig wird ein rechtzeitiger Zusammenschluß vermieden, weil man seine vermeintliche Selbständigkeit nicht aufgcben will. Lieber geht man dann auch selbständig zugrunde! Bon völliger wirtschaftlicher Gesundheit und stetiger Aufwärts entwicklung des eigenen buchhändlerischen Unternehmens wird heute eine Buchhaltung selten sprechen können. Es gibt daher keinen Be trieb bei uns, der nicht Anlaß zur ständigen Nachprüfung seiner Verhältnisse und zur fortwährenden Verbesserung seines Wirtschas- tens hätte. Der angcstelltc Mitarbeiter ist als einzelner für das Schicksal des Betriebes in weit geringerem Maße verantwortlich als der Betriebsführer. Es trifft aber auch ihn, wenn er entlassen oder in seinen Bezügen gekürzt werden muß. Daher braucht auch er wirtschaftliche Gesinnung, ob er ausgespro chen kaufmännisch-buchhalterisch mitarbcitet oder nicht. Von solcher Gesinnung hängt sogar — wenn man die Gefolgschaft als Ganzes nimmt — das Wohlergehen des Betriebes entscheidend ab. Darum halte sich der Angestellte nicht zu gut für kaufmännische Fragen; fühle sich besonders der junge nicht nur als kommenden »Pionier des Geistes«. Wer in der Buchhaltung nicht praktisch arbeitet, kann das Notwendigste aus Kursen und Büchern verhältnismäßig leicht lernen. Er sehe sich aber auch — soweit es ihm erlaubt wird — in dem Betriebe mehr um, in dem er arbeitet. Er vergleiche seine theoretischen Kenntnisse mit der Buchhaltung seines Betriebes, komme aber wohlverstanden nur mit gründlich durchdachten Ver besserungsvorschlägen! Die Schwierigkeiten bei einem neuen Buch haltungs-Schema beginnen meist erst nach einiger Zeit in der viel gestaltigen Praxis. Es soll ja nicht bloß geändert, sondern gebessert werden. Wer selbst buchhalterisch tätig ist, wird, wie wir hosfen, aus den vorstehenden Ausführungen und aus eigenen Überlegungen wie der mehr Lust und Liebe zu seiner manchmal trockenen Arbeit be kommen. Er wird auch Nachsehen, wie sie auf ihren wirtschaftlichen Zweck hin besser gestaltet werden kann. Nicht zuletzt soll der An gestellte auch sich selbst sachlich einstellen und Beharren auf per sönlichen Eigenheiten oder gewohnten Formen nicht ohne weiteres mit Verteidigen der Buchhaltung an sich verwechseln. Der ältere Angestellte besitzt meist einen irgendwie abgeschlossenen Ersahrungs- krcis und übt eine nach seiner Eignung bestimmte Tätigkeit aus. Für ihn wird also mehr ein Auflockcrn seiner Ansichten und ein Erweitern seiner Erfahrungen in Betracht kommen. Der junge Gehilfe und Lehrling. Anders ist es beim jungen Buchhändler, besonders beim Lehr ling. Er braucht einen systematischen, umfassenden (nicht umfang reichen) kaufmännischen Unterricht. Dieser gehört geschickt in die Gesamtausbildung eingebaut, damit der Lernstoff für den Lehrling nicht unnötig vergrößert wird. Bei methodischer Beschränkung aus das wirklich Wesentliche kann an manchem weniger Wichtigen ge spart werden, das sich der Lehrling jetzt noch unsystematisch an- eignct. Im Mittelpunkt der kaufmännischen Ausbildung wird die Buchhaltung stehen, weil sie nicht nur Einzelkenntnisse vermittelt, sondern mitten in wirtschaftliche Denkweise hincinführt. Sie leistet der kaufmännischen Ausbildung einen ähnlichen Dienst wie die Ma thematik der Erziehung zum wissenschaftlichen Denken. In welcher Weise ist nun Buchhaltung zu »lernen«? Das Wesen und System der Buchhaltung zu erfassen, kommt an erster Stelle. Hier gibt cs für den Lernenden nur ein Alles oder Nichts! Kein Mehr oder Weniger wie bei Ein- zelkenntnissen. Daß das einfache, geniale System der Buchhaltung in den stets wechselseitigen Buchungen aller Geschäftsvor- fällc (einzeln oder zusammengefaßt) besteht und daß diese dadurch in ihrem Zusammenhang mit dem Bctriebsganzen wie in ihren Folgen aus das Verdienen-Wollen hin sichtbar werden, muß der Lehrling ganz klar verstehen lernen. Denn noch immer neigen viele Kaufleute dazu — nicht nur Buchhändler —, in der Buchhaltung lediglich eine bestimmte Folge von Büchern oder eine vorgeschrie bene Form der Eintragungen zu sehen. Es soll sogar noch solche geben, welche meinen, eine »doppelte« Buchführung erfordere stets die zweifache Arbeit wie eine »einfache«. Demgegenüber müssen die Grundgedanken aller systematischen Buchhaltung, das Wesen einer Bilanz, ihr Zustandekommen wie der Sinn ihrer Gliederung unbedingt verständlich gemacht werden. Ebenso gehören die »Un kosten«, die »Gewinn- und Verlust-Rechnung«, die »Kapitalkonten« u. a. in ihrer Bedeutung und Darstellungsart ins Bewußtsein ge- 21
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