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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1932
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- Deutsch
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158, g. Juli 1632. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. piersorten durchführen, wie sie beim Druckpapier-Syndikat, das ihm anscheinend als Borbild dient, bereits vorhanden sind.« Hier ist im übrigen die Kartellierung nunmehr vollkommen. Denn vor kurzem kam die Nachricht, daß auch die bisher noch abseits stehenden Gesellschafter der ringfreicn Druckpapierfabrikcn dem Verband Deutscher Druckpapier-Fabriken G. m. b. H. als Gesellschafter beigetreten sind. Das Druckpapier-Syndikat hat es also verstanden, die wenigen noch vorhandenen Außenseiter in seinen Machtbereich einzubeziehen und ist nun in der Lage, die Preispolitik zu bestimmen.. Die »Zeitschrift« fährt dann fort: Wenn man auch Verständnis für -die Absatzstockung -der Papier industrie haben mag, so muß -doch berücksichtigt -werden, daß die Pa pierindustrie sich in einer wesentlich günstigeren Lage befindet als ihr hauptsächlichster Verbraucher, nämlich -das Buchdruckgewerbe. Ter Absatzrückgang der Papierindustrie ist keine Einzelerscheinung, die die beabsichtigten Mastn-ahmen rechtfertigen könnte. Vielen Wirtschaftszweige» geht es in Deutschland bedeutend schlechter. Die Zellstoff- und Papierindustrie, die in den letzten Jahren fieberhaft an dem iveiterc» Ausbau ihrer Produktionskapazität durch Grün dung neuer Werke wie -durch Einstellung neuer leistungsfähiger Maschinen arbeitete, gehörte zu den bestren-Iierenben Jndustrie- gruppen. Wenn sie durch ihre allzuschnellc Expansion in eine weni ger günstige Situation geraten ist, so darf sie eigenes Verschulden nicht auf ihre Verbraucher abwälzen. Wie stark die technische Über dimensionierung der Papierindustrie ist, geht aus Angaben hervor, die aus der Versammlung in München gemacht wurden. Danach sind in Deutschland zur Zeit MV Papiermaschinen ziemlich unbe schäftigt, und von der Jahreskapazität von etwa 2,5 Millionen Ton- nett können kautn mehr als drei Fünftel bis 1,5 Millionen Tonnen ausgcnutzt werden. Da der wirtschaftliche Erfolg unseres Gewerbes in hohem Maste von einer ausreichenden Belieferung mit gualität- vollein Druckpapier zu erträglichen Preisen abhängt, werden wir die weitere Entwicklung in der Papierindustrie, insbesondere der Druckpapier-Erzeugung und -Preisgestaltung, mit größter Ausmerk- samkcit verfolgen müssen, um nicht eines Tages vor -vollendeten Tatsachen zu stehen. Auch der Buch- und Zeitschriftenverlag wird den Dingen entsprechende Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Der Lage im deutschen Berlagsbuchhandel hat Anfang des abgel-anfenen Monats die Frankfurter Zeitung einen besonderen Artikel gewidmet, der schon in seiner Überschrift »Planlosigkeit« das ganze Urteil enthält. Er knüpfte an die Kantateberichte an, insbesondere an die Klagen, die aus dem Lehrmittelhandel ertönt waren, und an die gegen den Abbau der Kulturetats gerichtete Entschließung. Er unterstreicht dann zu nächst den Ernst der Lage im Buchhandel im allgemeinen wie im Verlag im besonderen. »Berlage ohne Subventionen für wissen schaftliche Werke oder Gesamtausgaben«, heißt es da, »-Verlage, die keinen Rückhalt in einer Druckerei haben oder in einem indu striellen Unternehmen, stehen Tag um Tag vor dem Zusammen bruch. Vielleicht mit Ausnahme von ein paar großen belletristi schen Verlagen, die aber auch so bedrängt sind, daß ihre Produk tion keine geistig unabhängige mehr genannt werden kann. Jen seits der künstlerischen Bewertung muß die Entscheidung, ob ein Buch herausgegeben wird oder nicht, gefällt werden nach den tastenden Abschätzungen, ob cs einschlägt oder nicht.« — Sehr richtig heißt es dann weiter: »Die Verleger können, wie die Buch händler, ihre Geschäftssorgen, die zuerst die von Kaufleulen sind, zu den Sorgen der Ofsentlichkoik machen. Mehr als irgendivelche andere Produzenten. Ein Land, in dem die literarische Produk tion der Dichtung, der Wissenschaft, der Technik, nur noch ein Abenteuer ist, ein solches Land lebt in Gefahr. Kulturelle Reak tion und kulturelles Abstcrben, die sich in einem solchen Zustande sofort breit machen, schwächen auf Jahrzehnte den Volkslörper. Die geistige ,PauvertS' wirk! sich allgemein aus, politisch und wirtschaftlich.« Daran schließen nun aber die Ausführungen an, auf die mit der Überschrift schon hingewiesen war. Nach Er innerung an einen Aufsatz über neue Shakespeare-Literatur, der schon in dieselbe Kerbe geschlagen hatte, heißt es: Wir haben es für unsere Pflicht gehalten, in- diesem Jahr mög lichst alle Veröffentlichungen -über Goethe zu notieren. Unser »Goethe-Katalog-, der die Goethe-Publikationen nur der aller letzten Zeit registriert, umfaßt bereits weit über hundert Nummern. Wcnn's gut geht, wird - bis zu-m Herbst nicht noch einmal soviel! S36 Beschaut man sich diesen Stoß von Büchern und Broschüren, faßt einen das Graue». Das wimmelt von überflüssigen Spezia litäten, von sinnlosen Duplizitäten, von schrulligen, aber kostspie- lichen Absonderlichkeiten, von einem Durcheinander, das den Namen einer komplette» Planlosigkeit verdient. Es gibt »Faust«-Jnter- pretationen en Masse. Man weiß auf den ersten Blick, daß außer dem Autor nur noch der Korrektor -das gedruckte Manuskript, -das besser ungedruckt geblieben wäre, liest und später der Besprecher das fertige Buch. Ein riesiger Schwarm von Bildbüchern — immer dieselben Bilder, einmal in Hochformat und einmal in Breitsormat. Niemand, der diesen hohlen Scherbenhaufen prüft, wird seine Not wendigkeit cinsehen. (-Dafür sind die »Tagebücher Goethes«, außer der vergriffenen Herzogin Sophien-AuSgabe, wo sic dreizehn Bände füllen, nirgends zu haben. Es sei denn, in einem kleinen Anhang, eine kleine Auswahl, beigefllgt zwei Bänden Goethe-Briefen, die der Insel-Verlag edierte.) Die Tatsache der Goethe-Literatur, die -wir hier nur als Exem pel anführen, und die harten wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen- heute Buchhandel und Vertag ein karges Leben fristen, stehen gegeneinander. Natürlich kann man diese überflüssige Goethe- Literatur nicht direkt der fehlenden Lehrmittelprvduttion entgegcn- halten. Dennoch hat diese Paradoxie etwas Schreckhaftes an sich. Vielleicht läßt sie sich erklären. Es ist wohl eine Verz-weiflungs- spckulation, «in Pfeifen aus dem letzten Loch und ein Pseifcn auf dem Goetheja-hr zugleich. Aber daß das widersinnig ist, daß das ungeordnet, daß das ungesund, ja noch gefährlicher als die Krise , sell-er ist, sollte den Buchhändlern wie -den Verlegern klarwcrden./ Der Artikel geht dann auch noch auf die Anzeigen ein/, mit denen im Börsenblatt für den Absatz dieser Neuerscheinungen geworben wird, und übt sehr harte Kritik an der Sprache dieser Anzeigen, die sich nur in Superlativen überböten, um dann zu schließen: Diese Planlosigkeit in der Produktion und die ungcistige Maß losigkeit des Verhältnisses vom Verleger zu seinem Produkt, diese beiden nicht zu bestreitenden Tatsachen stimmen so bedenklich, daß wir uns fragen müssen, ob die Entschließung -der Buchhändler, die ja auch diejenige der Verleger sein -könnte, ihre Berechtigung hat: nämlich der hohen Obrigkeit, der Regierung zu sagen sschon- bevor man aus eigener Initiative alle notwendigen Maßnahmen getroffen hat), ihre geschäftliche Misere sei im Namen der deutschen Kultur größter Rücksichten und der umfassenden Hilfe würdig. Dieser Schluß fordert entschiedenen Widerspruch heraus. So / richtig es ist, daß das Goethejahr zweifelsohne eine überprodu-k-/ tion an Goethe-Literatur gebracht hat — so sehr es sich lohnte/ einmal sehr ernsthaft in eine gründliche Erörterung der Frage einzutretcn, ob sich die Anlage und Gestaltung 'der Börsenblatt anzeigen nicht verbessern ließe, so abwegig ist die -Verguickung dieser Dinge mit der Kantateentschlicßung gegen die Kürzung der Kulturetats. Davon wird eine ganz andere Literatur be troffen. Niemals wäre daran zu denken, daß die Kulturetats für den Ankauf aller Neuerscheinungen ausreichcn müßten. Wohl aber ist die Höhe der Kulturetats entscheidend für die Auflagen höhe der für die Anschaffung in Frage kommenden Werke. Der / Verfasser jenes Artikels sollte sich auch nicht im unklaren darüber ( fein, daß eine Beschränkung der Überproduktion durch eine voip Organisationswegen durchzuführende Planwirtschaft Utopie ist. Das heißt die Einflußmöglichkeiten des Börsenvereins und des Deutschen Verlegervereins überschätzen und ihnen eine Aufgabe zumuten, die sie im Zeitalter der Gewcrbefreiheit niemals zu lösen vermögen, die auch ihre Kompetenz überschreitet. Im üb rigen darf nicht vergessen werden, daß die literarische Produktion Deutschlands bereits seit langem stark und zunehmend gedrosselt ist. Nachdem 1930 schon ein Rückgang von über 2 Prozent gegen 1929 und 1931 einen solchen von fast Nil Prozent gegen 1930 gebracht hatte, ist die Neuproduktion in diesem Jahr bis Ende Juni, an den erstmaligen Ankündigungen im Börsenblatt ge messen, sogar um weitere 20 Prozent geringer geworden. Gegen 1829 liegt für das erste Halbjahr jetzt ein Rückgang von 27.6 Pro zent vor. Ist das auch in erster Linie ein Zeichen der bitteren - Not, so kommt darin aber doch ebenso zum Ausdruck, daß sich der deutsche Berlagsbuchhandel eben der Zeit und der Lage -schon von sich aus anpaßt. Der ganze Ernst der Lage im Buchhandel wird nicht zuletzt auch aus den Äußerungen ersichtlich, die aus Kreisen
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