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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1932
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- 1932-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1932
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158, 9. Juli 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. zu 'denken sein wird. Im Augenblick, da diese Zeilen geschrieben werden, ist noch alles in der Schlvebe. Solange aber die außenpolitischen Fragen nicht geklärt sind, lähmt die allgemeine Unsicherheit auch alle Entwick lung auf innerpolitischem Gebiet, bleibt insbeson dere die Wirtschaft im Zustande einer gewissen Lethargie. Daß die innerpolitischen Machtkämpfe vorläufig nur immer neue Wahlschlachten herbeiführen, trägt nicht zuletzt dazu bei, der Wirtschaft jede Bewegungsinöglich'keit zu nehmen. Solange aber wirtschaftlich nichts unternommen wird, nichts unternommen werden kann, weil das Risiko zu groß wäre, kommen wir aber auch nicht von der Arbeitslosigkeit herunter. Solange werden infolgedessen auch die Etatsschwierigkeiten an allen Ecken und Enden bleiben. Wie ungeheuerlich die steuerliche Be lastung Deutschlands gestiegen ist, dafür brachte eine Regierungsstatistik kürzlich unter Vergleich mit Frankreich und England die deutlichsten 'Belege. Es leiden alle darunter. Die Beanspruchung der Löhne und Gehälter in Prozenten des Ein kommens geht aus folgender Tabelle hervor: Reineinkommen in Steuerliche Belastung Deutsches Reich Frank reich Groß- RM — kr --- -F 1 600 6 692 78 23,40 8,02 10,06 2 000 8 922 104 23,67 8,68 8,02 2 600 II IS3 130 23,56 7,99 7,69 3 000 13 383 167 23,32 8,07 8,39 4 000 17 844 209 18,82 5,44 9,26 6 000 22 305 261 IS,02 6,36 8,46 7 600 33 458 391 19,66 8,35 10,98 10 000 44 611 522 17,54 9,91 13,71 20 000 89 221 1043 22,80 14,48 17,80 60 000 2LS 8S3 2 609 35,00 21,02 23,74 Es zeigt sich hier, daß die Steuerbelastung von Löhnen und Gehältern in Deutschland bei den kleinen und mittleren Einkommensgruppen das Doppelte und das Dreifache der fran zösischen und englischen beträgt. Dies ist teilweise auch noch bei den höheren Einkommen der Fall. Die Gesamtbesteuerung der Unternehmungen (einschließlich der Soziallasten) in Prozenten des Gewinns zeigt die nachstehende Tabelle: Deutsches Reich Frankreich Groß britannien I. Einzelfirma a) kapitalintensiv . . . 63,44 37,64 13,87 b) arbeitsintensiv. . . 75,74 49,89 20,31 o) umsatzintensiv . . . 66,43 43,82 9,80 II. Aktiengesellschaft s.) kapitalintensiv . . . S2,S7 38,31 28,80 b) arbeitsintensiv. . . 92,40 53,64 26,47 o) umsatzintensiv . . . 66,77 47,55 16,07 Die Belastung der Unternehmungen beträgt also in Frank reich in sämtlichen Betriebsarten nur etwa 60—70 Prozent der deutschen, in England sogar nur 20—30 Prozent. Dem ent spricht die Belastung des gesamten Volkseinkommens, das ohne hin in Deutschland geringer ist als in England und Frankreich, wie folgende Zusammenstellung erkennen läßt: Jahr Deutsches Reich Frankreich Großbritannien Volks einkommen in Mill. RM Steuern u. Sozial lasten in o/o des Volks eink. Volks ein kommen in Mill. kr Steuern u. Sozial lasten in o/o des Volks eink. Volks ein kommen in Mill. ^ Steuern u. Sozial lasten in o/o des Bolks- eink. 1927 70 700 25,09 249 203 20,86 4 360 21,67 1928 75 400 25,44 266 968 21,23 4 250 21,92 1929 76 100 25,56 277 865 22,61 4 400 20,72 1930 68 000—70 000 27—28 277 865 22,05 4000 23,63 1831 50 000—60 000 28—30 — — — — Das Ergebnis ist zum Schluß, daß für den eigentlichen eigenen Verbrauch der Deutsche naturgemäß sehr viel weniger übrig behält als der Franzose und Engländer. Je Vollperson kommen folgende Zahlen heraus: 534 Deutsches Reich Frankreich Großbritannien in RM in NM in RM Jahr in RM Vorkriegs - kaufkraft in kr kaufkraft in -e Vorkriegs- kaufkraft 1927 1029 697 6 836 921 93,8 1 148 1928 1884 715 6 207 969 90,8 1 117 1929 1 084 705 6 339 923 92,5 1 162 1930 927—967 630—657 6 352 876 83,1 1085 1931 630—820 463—603 — — — — Hier ist die Umrechnung auf Mark in der Vorkriegskauf kraft besonders lehrreich. Angesichts dieser Kauskrastschrumpfung kann der katastrophale Umsatzrückgang der letzten Zeit nicht wunder nehmen. Das Institut für Konjunkturforschung gibt in seinem letzten Wochenbericht z. B. folgende Feststellungen: Januar bis Mai 18W Mai 1932 Nahrungs- und Genutzmittel Umsatziwerte — 17.8 A — 1S.6N Preise — 12.8?? — 182 N Umsatzmengen — 4.SA — 7.8 A Bekleidung Umsatzwerte — 222?? — 28.3?? Preise — 1S.S?? — 18.2?? Umsatzmengen — 7.1?? — 14.4?? Selbst wenn nun auch eine Besserung der Weltwirtschasts/ läge nach vorheriger endgültiger Befreiung Deutschlands voll allen wirtschaftsfeindlichen Tributen zugleich eine innerwirt schaftliche Erleichterung verspricht, so ist doch nicht zu vergessen, daß die jahrelang wirksame Zerstörung, die in den obigen Zah len sichtbar wird, auch für den Aufschwung ein schweres Hemm nis bleibt. Um so mehr wird es auf pfleglichste innere Wirt schaftspolitik ankommen. In dieser Hinsicht gibt indessen die Entwicklung auch der letzten Zeit nur Anlaß zu schwersten Be denken und größter Sorge. Das eigenartige Experiment, das der frühere Finanzminister Dietrich mit dem Gelsenberggeschäst gemacht hat, ist nicht geeignet, das Vertrauen zu einer solchen Politik und Wirtschaftsführung zu stärken. Wie will man dieses i Verfahren im Bereich der Mammutkonzerne vor der Not aller der mittelständischen Wirtschastsbetriebe eigentlich rechtfertigen, die doch die größere Menge darstellen und für den Bestand und die Gesundheit des gesamten deutschen Wirbschaftskörpers keine geringere, sondern richtig gesehen, die entscheidende Rolle spie len? Hier erscheint grundsätzliches Umlernen erforderlich. Deutschland besteht nicht nur aus den 15—20 Prozent Groß- und Größtbetricben und steht und fällt auch nicht wirklich mit ihnen. Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Neubau Deutsch lands muß von den 80—85 Prozent Klein- und Mittelbetrieben ausgehen und auch von ihnen aus gedacht werden. Bestehen vor allem arbeitsrechtlich für die in den Großbetrieben zusam menlebenden Menschen besondere Erfordernisse und Probleme, so mögen sie für sich geregelt werden, aber weder auf Kosten , des übrigen Teiles des deutschen Volkes noch in Vergewaltigung / seiner Eigeninterefsen und -bedürfnifse, die für sich die An erkennung der Gleichberechtigung und der gleichen Bewertung beanspruchen dürfen. Hier tut Lockerung bisher überstarrer Einseitigkeiten dringend not. Die Lage im Buchgewerbe und bei den Lieferge werben des Verlags zeigt ebensowenig wie die Wirtschaft insge samt irgendwelche Merkmale einer Besserung. Wenn auch Drucke reien und Papierlieferanten von den neuen Wahlkämpfen in einigem Umfange vermehrte Aufträge zu erwarten haben, so ist davon doch eine Belebung für die Dauer nicht zu erwarten. Der Lagebericht des Zentralausschusses der Papier-, Pappen-, Zell stoff- und Holzstoff-Industrie für den Monat Juni 1932 bemerkt zusammenfassend nur kurz: »Die Absatzvcrhältnifse für Papier, Pappe und ihre Halbstoffc haben sich auf dem Jnlandmarkt auch im vergangenen Monat nicht gebessert, sind aber im Auslände noch schlechter geworden, sodaß die Papierausfuhr immer mehr zusammenschrumpft. Der unerträgliche Prcisdruck hielt weiter an. Unter dem Einfluß der Zentralisierung der Devisenzuteilung für ausländischen Zellstoff sind die inländischen Zellstoffpreise fest. I Infolge verringerten Angebots zogen die Preise für gcringwer-
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