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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1944
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- 1944-05-24
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- 24.05.1944
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Tagung „Lichi — Luft — Sonne" der Jungbuchhändlerinnen u. Jungbuchhändler in Hildesheim Wenn die „Fachschaft Wetter und. Wolken“ unserra Unternehmen auch nicht restlos günstig gesinnt war, so stand doch die ganze Tagung (30. April und 1. Mai 1944) unter einem glücklichen Stern. Unsere Hildesheimer Gastgeher, allen voran der Ortsobinann für den deutschen Buchhandel, Herr Hermann Olms, hatten sich alle erdenkliche Mühe gegeben, uns den Aufenthalt so schön und harmonisch wie möglich /.u machen. Im festlich geschmückten Saal des Ratskellers eröffnete dann der Landesfachberater, Berufskamerad Pott, die Tagung. Dann bat er den Landesleiter Herrn Dr. Georg Grabenliorst, zu uns zu sprechen. Und er sprach zu uns nicht wie ein Vorgesetzter, der irgendeiner Pflicht genügt, sondern wie ein älterer und erfahrener Kamerad von den großen und (chönen Aufgaben unseres Berufes. Audi im Kriege soll in der Buch- hundlung noch der Geist spürbar bleiben, der uns in . unseren großen Dichtern anrührt. Diesem Geist sind wir verpflichtet, und wenn wir uns dessen immer bewußt sind, so werden wir trotj der erschwerten Verhältnisse auch jedem Buch die freundliche Hand und das Herz mit geben können. Dann werden die Soldaten oder die Menschen, die in anstrengender Kriegsarbeit tätig sind, audi heute noch in der Buchhand- Jung ihre geistige Heimat finden und in den Büchern Quellen zu neuer Kraft. Abschließend las Dr. Grabenhorst dann seine ergreifende Er zählung „Der ferne Ruf“ und eine Reihe noch unveröffentlichter Ge dichte. War er beim Vortrag seiner Erzählung sein eigener, meister hafter Interpret, so glaubten wir bei den Gedichten dem unmittelbar Schöpferischen des Dichters zu begegnen. Und die Stimme dieses einen Dichters wuchs über das Persönliche hinaus zur Stimme des deutschen Genius in seiner Liebe, seiner Sehnsucht und seiner Tiefe ein Abbild dessen, wofür wir kämpfen und arbeiten. Um diese großen geistigen Aufgaben bewältigen zu können, be nötigt dpr junge Buchhändler ein ausgedehntes fachliches Wissen und Können. Verschiedene Wege hierzu erschloß in seinem Referat der Landesfachberater des Gaues, Herr Pott. Über die ebenfalls wichtige Frage des Tarifs sprach dann abschlie ßend der Landesobmann, ‘ Herr Klinge. Er wies darauf hin, daß nur besondere Leistungen und Kenntnisse zu besonderen Ansprüchen be rechtigen. Wenn die Sonne es am Morgen des 1. Mai auch nicht ganz.herzlich meinte, so war die kurze Morgenfeier doch dazu angetan, die von Herrn Pott in seiner Ansprache als 60 wichtig bezeichnete „Sonne im Herzen“ zu wecken. Und die Lieder, die wir unter der Leitung des sangeskun digen Berufskameraden Kühn anstimmten, erklangen fröhlich in den Maimorgen. Nach dem Kaffeetrinken im „Berghölzchen“ trafen wir uns daun wieder auf dem Marktplatz, und dort begann dann die Führung durch die Altstadt von Hildesheim unter Leitung von Frau Stollwerck und Herrn Niemeyer, die es verstanden, den Geist, der Jahrhunderte und alle Stilepochen hindurch das Bild der Stadt Hildesheim geformt hatte, lebendig werden zu lassen. Wenn auch die wertvollsten Kunstschätje aus dem Dom und die herrlichen Deckengemälde aus der Michacliskirche während des Krieges in Sicherheit gebracht werden mußten, so er hielten wir auph schon von den reinen Bauwerken einen unvergeßlichen Eindruck. Diese Führung trug auch dazu bei, die von Herrn Pott am Tage zuvor geforderte Beschlagenheit auf allen Gebieten zu vertiefen. Nach dem Mittagessen fand dann die Tagung im Ratskeller durch die Lesung von Goethes „Die Leiden des jungen Werthcr“ durch Herrn Schriftleiter Frerking aus Hannover einen würdigen Abschluß. Das lange ergriffene Schweigen am Ende der Lesung war unser aller schönster Dank für den Vortragenden. Die Worte Erwin Guido Kolbenheyers, mit denen Herr Pott zu seiner Schlußansprache überleitete, faßten den Sinn der Zusammenkunft noch einmal zusammen: „In der Dichtung ist eine Entwicklungshilfe gegeben, schon in früher Jugend die Keim - der Persönlichkeit zu wecken und zu jener Freiheit des Gefühls zu führen, die das Zeichen der wirksamen, b •glückenden Persönlichkeit ist. Nur der mit solchen Persönlichkeitswerten ausgestattete vollentwickelte Mann und die gleichermaßen lebensreif gewordene Frau kann es zu jener Leistungshöhe bringen, die unser Volk vom deutschen Menschen erwarten darf und erwarten muß, wenn es den hohen Rang, zu dem es durch die Tat des Führers befreit worden ist, in der Kulturwelt be haupten soll.“ Das gute Gelingen dieser beiden Tage und die starke Beteiligung von etwa achtzig Teilnehmern, auch aus den benachbarten Gauen, ließen den einstimmigen Wunsch laut werden, sich recht bald wieder zu einer solchen Veranstaltung zusammenzufiudpn, die gerade in der heutigen, angespannten Zeit so wichtig für die körperliche und geistige Auf frischung von uns jungen Buchhändlern ist. Hilke Hölscher und Heinz Jei-r i II Schrnorl & von Secfeld Nf., Hannover Josef Nadler Weit- und vielschichtig ist das Schrifttum, das aus dem Raum jen seits der Sudet-n zu uns kam; der Erfolg der Romane aus der Kampf zeit hat die Bedeutung ■!! gesamten Schrifttums etwas verdeckt: wir vergessen, daß z. B. Marie von Ebner-Eschenbach, oder der noch lebende greise Gustav Leutelt ebenfalls wichtige Repräsentanten im Schrifttum jenes Raumes sind und daß Josef Nadler, dem wir die bedeutendste umfassende deutsche Literaturgeschichte unserer Zeit ver danken, auch ein Vertreter des sudetendeutschen Schrifttums ist, ist vielen unbekannt geblieben oder zumindest nicht recht bewußt geworden. Nadler stammt aus Neudörfl in Böhmen, wo er am 23. Mai 1884 geboren wurde. Seine Abstammung mag nicht unwesentlich zu seinem späteren Hauptwerk beigelragen haben; das Völkergemisch des allen österreichischen Staates, in dem die Deutschen ihre besondere kulturelle Mission zu erfüllen hatten, mag den jungen Studenten und Schüler de* bekannten Germanisten August Sauer — der sich für das deutsche Schrifttum im österreichischen Raum bahnbrechend eingese^t hat zu seinen speziellen literarischen Arbeiten angeregt haben; legten An stoß zu seiner großangelegten „Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften“, die 1912 zu erscheinen begann, erhielt Nadler 1907 durch eine Rektoratsrede seines Lehrers August Sauer über „Literaturgeschichte und Volkskunde“. Während zuvor die Literaturgeschichte vorwiegend unter dem Ge sichtspunkt der jeweiligen Literaturströmungen betrachtet worden war, in di-2 man die einzelnen Dichter — zuweilen gewaltsam — einzureihen sich bemühte (gelang diese Einreihung nicht nahtlos, wurden sie miß vergnügt als ,Außenseiter 4 abgetan!), ging Nadler nicht von der bereits vorhandenen Literatur rückw ärtsschreitcnd aus, um sic wie viele andere “gleichsam katalogisierend zu betrachten, sondern er untersuchte zu nächst das Stammesgefüge des deutschen Volkes, um aus den Eig märten der einzelnen Stämme und ihren geschichtlichen Voraussetjungen ihre besonderen S.chöpfungen auf dem Gebiete des Schrifttums ableitend festzustellen, auf diese Weise vom Gesamtbild des deutschen Schrift tums eine völlig neue Schau erweckend. Mancher Dichter, der bislang verloren zwischen den ,Richtungen 4 stand, fand nun die ihm gebührende Würdigung innerhalb des bedeutsamen Ganzen. Ein Beispiel mag für viele sprechen: Der schwäbische Erzähler Hermann Kurz, Vater der kürzlich verstorbenen Dichterin Isolde Kurz, war in seiner Bedeutung von keiner Literaturgeschichte richtig eingeschätjt worden Nadler erst hob den bisher verkannten Dichter innerhalb der Gesamtdarstellung der deutschen Literatur als Schwabe und Rcichsstädtcr zugleich in die ihm gebührende bedeutungsvolle Stellung! Es versteht 6ich, daß dieses großangelegte Vi erk des jungen Lite ratur-Professors — Nadler hatte 1911 in Freiburg in der Schweiz seine Professur erlangt, der 1925 eine in Königsberg folgte, bis er 1931 an die Wiener Universität, seiner heutigen Wirkungsstätte, kam — viel Wider spruch erregte. Die Tatsache aber, daß sich Nadlers Literaturgeschichte — die 1939 in völlig neubearbeiteter Ausgabe unter dem Titel „Lite raturgeschichte des Deutsdien Volkes“ ersdiien — bis zum heutigen Tage behauptet und schließlich*als wichtige Literaturgeschichte unserer Tage durchgesetjt hat, beweist klar die große Bedeutung, die sie für unsere Gegenwart besi^t und auch späteren Generationen bewahren wird. Nadlers Hauptwerk hat seine anderen wissenschaftlichen Arbeiten etwas in den Schatten gerückt — ganz zu Unrecht: denn auch diese — „Entwicklungsgeschichte des deutschen Schrifttums“ (1914), „Die Ber liner Romantik“ (1921), „Der geistige Aufbau der deutschen Schweiz“ (1924). „Das Schrifttum der Sudetendeutschen 44 (1924) und ..Die deut schen Stämme“ (1925) — b-zeugen die Tiefgründigkeit und das über legene Wissen eines unermüdlich sdiaffenden, der Sache hingebungsvoll dienenden Gelehrten echter deutscher Art. F. 0. H. Wissenswertes Vom Film zum Buch Die Anregung, die das Buch dem Film in vieler Hinsicht gibt, denn zahlreiche literarische Werke sind bereits mit Erfolg in Filmen zu neuem Leben geworden, gibt der Film auch, in gleicher Weise an das Buch zurück. So bat es sich bei besonders erfolgreichen Filmen, die auf Grundlage eines Buches entstanden, gezeigt, daß das Interesse, durch den Film angeregt, sich in verstärktem Maße dem Buch zuwendet, das in einen neuen lebendigen Blickpunkt gerückt ist. B i dem Ufa-Farbfilm ,.Münchhausen“, der mit großem Erfolg im Ausland gelaufen ist. haben sijh ‘Verleger der verschiedensten Länder veranlaßt gesehen, die „Abenteuer des Barons Münchhausen“ in ihrer Sprache herauszugeben. Der Erfolg, den der Ufa-Farbfilm „Im mensee 44 jetzt in zahlreichen europäischen Staaten hat, gab wiederum den Anlaß zu Neuauflagen der Stormschen Novelle in verschiedenen Sprachen. So wurden in der Türkei,, in Belgien und Griechenland über- sctjte Auflagen der Novelle herausgegeben. Neuherausgabe der Werke der Brüder Grimm Dir im Jahre 1942 in Kassel gegründete, ihre Wirksamkeit aber über das ganze Reich erstreckende Brüder-Grimm-Gesellschaft bereitet eine von berufenen Fachgelehrten betreute Neuhcrausgabc' dcr^Werke von Jakob und Wilhelm Grimm vor. Die Veröffentlichung wird sowohl in einer der Wissenschaft dienenden, alle Forderungen der Forschung erfüllenden, wie in -iner zur weiteren Verbreitung bestimmten, im besten Sinne volkstümlichen Bandreihe erfolgen. Nach den gleichen Grundsätzen bearbeitet wird in zwei Ausgaben auch der heute muh über zahlreiche Sonderausgaben verstreute Briefwechsel der Brüder Grimm erscheinen. Jubiläumslesung der „Friedrichhagener" ln Köpenick, dem Stadtteil im Osten der Reichshauptstadt, rüstet man, die hundertste Lesung der Friedrichhagener Werkschaft detitsehcr Börsenbl. i. d. Dt. Buchli. Nr. 40. Mittwoch, den 24. Mai 1944 83
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