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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19081229
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14918 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 301, 29. Dezember 1908. käme, wurde als erster Preis die Summe von 100 000 Frcs. in bar versprochen, dem Zweiten eine fix und fertig eingerichtete Villa usw. An diesem »Ooneours«, der sich geradezu zu einem von Lesern ' beteiligt, und er hat jedenfalls sein Teil dazu beigetragen, um die Auflage des kstit ?ai-i8,'sv nicht unbedeutend zu erhöhen. Viel plumper mit seinen Preisaufgaben ist der »Katin«. So ließ er, um nur ein Beispiel zu nennen, an vorher ungefähr bekannt gemachten Stellen von Paris und nächster Umgebung eine Art von Schaumünze vergraben oder sonst verstecken, und der glückliche Finder einer solchen konnte sie gegen die Summe von 200 Frcs. an der Kasse des »Kutin« ein- tauschen. Das war gerade so etwas für das »unterste Paris«, und die Bevölkerung stürzte sich geradezu nach den angedeuteten Orten; ja es kam so weit, daß in einzelnen Straßen das Pflaster aufgerissen wurde und die Polizei sich ins Mittel legen mußte. Die glücklichen Finder waren aber immer Leute, die zum standen. Dadurch wurde es auch dem Harmlosesten klar, daß es sich hier um abgekartetes Spiel handelte, und ein gelinder Boykott des »Kutin« war die Folge dieser sonderbaren Idee. — Es ist wahrscheinlich, daß durch solche Reklameunternehmungen zwar wohl die Auflage der betreffenden Zeitung steigt, daß aber die Auflage einer oder mehrerer anderer Zeitungen dafür in entsprechendem Maße sinkt. Viele neue Abnehmer, die bis jetzt überhaupt noch nicht gelesen haben, wird man auch durch solche Preisrätsel nicht finden; wenn die Auflage steigt, so geschieht dies lediglich auf Kosten der Konkurrenz, bis diese durch einen noch größeren Trumpf versucht, die ihr abgesprungenen Leser und womöglich noch neue dazu aus dem feindlichen Lager ins ihrige zurückzulocken. Der Auflage nach käme jetzt »Io lournal«, das etwa zwischen 700 000 und 760 000 Exemplare drucken mag, und diese Zeitung dürfte so ziemlich als die »harmloseste« von den großen Pariser Tagesblättern gelten. Es ist nicht so ausschließlich Mord geschichtenblatt wie der »ketit. karisien« und das »?6t.ik .lournal«, auch kein Skandalblatt, sondern hat eine mehr literarische Tendenz. Besonders die täglich erscheinenden, stets in einer Nummer ab geschlossenen Novelletten und Skizzen sind bei den Lesern des Journal mit Recht beliebt. »1e lournal« ist auch die erste und bis jetzt einzige Pariser Zeitung, die wie verschiedene deutsche Blätter am Schlüsse des redaktionellen Teils eine besondere Rubrik für Bücherbesprechungen unter dem Titel »Huelgueg livi-68« geschaffen hat; doch dürften diese Besprechungen meist auf Selbst anzeigen der Verleger hinauslaufen. Während aber in deutschen Blättern der Zeilenpreis in dieser Abteilung etwa zwischen 40 bis 60 c) schwankt, dürfte die sechsfältige Zeile des »lournal« sicherlich wenigstens 10 Frcs. kosten. »1.6 lournal« er scheint in einem Umfang von acht Seiten (»k6t.it. lournal« und »ket.it. karisien« nur je sechs Seiten), bei großen Reklame veranstaltungen sogar von 12 Seiten, die meistens nicht durch Inserate, sondern durch allerdings unbedeutenden Text gefüllt werden und entsprechend schlecht gedruckt sind. — In ziem lich weitem Abstand vom »lournal«, der Auflage und dem Inhalt nach, kommt dessen grimmiger Feind und Konkurrent »1,6 Kadin«, der sich in letzter Zeit leider zu einem ziem lichen Skandalblatt entwickelt hat. Es ist nicht unwahrschein lich, daß die Auslage des »Kadin«, die noch vor einigen Jahren etwa 450 000 Exemplare betragen haben mag, durch einige Prozesse, die er kürzlich geführt und verloren hat, sowie durch die ziemlich veränderte Tendenz des Blattes erheblich zurückgegangen ist. In der Reklame ist der »Kutin« Meister. Handelt es sich um ein Automobilrennen oder um die Entdeckung eines Mörders, überall heißt es: Araee au Kutin. Auch das große, recht Protzig ausschauende Redaktionsgebäude am loulevarä koitikonniöre macht nicht gerade den Eindruck, als ob der »Kutin« durch Bescheidenheit groß und mächtig geworden sei. — Als noch ein Blatt mit großer Auflage gilt die »kotite R-epudlihue«, die nach ihrer eigenen Angabe im Dezember 1905 240 000 Exem plare gedruckt haben will und heute schon über 400 000. Da aber für eine so starke und plötzliche Steigerung gar kein besonderer Grund vorliegt, so wird man gut tun, der Zahl von 400 000 etwas skeptisch gegenüber zu stehen. — Eine gute, sogar recht gute Zeitung trotz eines gelinden klerikalen Anstriches ist das »leko äo kuris«, das mit seiner Auflage von ca. 105—110000 Exemplaren als das letzte der großen unparteiischen Pariser Tagesblätter gelten darf und besonders in der besseren franzö sischen Bourgeosie viel verbreitet ist. Uber die noch vorhandenen übrigen Tageszeitungen kann ich mich ganz kurz fassen, umsomehr als sie keine besonderen Charakteristika bieten und auch über die »1.6 Rappel«, »Io Li^nal«, »1u liboite«, »1ä ki-6886« (die beiden letzteren Abendblätter) u. a. - Bei den politischen Blättern müssen wir uns dagegen noch einen Augenblick aufhalten. Man unterscheidet seit der Trennung von Kirche und Staat in Frankreich eigentlich nur noch zwei Färbungen: schwarze und rote, klerikale und sozialdemokratische. Ohne mich auf diese politischen Richtungen weiter einzulassen, möchte ich versuchen, die wichtigsten Blätter dieser Kategorie mit einigen Strichen zu zeichnen. Da ist zunächst der »Rolair«, recht stark klerikal, der viel von seinem Erfolge seinein jetzigen Chefredakteur Ernst Judet verdankt, und der sich nicht selten durch eine sehr scharfe Sprache bemerkbar macht; seine Auflage mag vielleicht 100 000 Exemplare betragen, aber eher weniger als mehr. Noch schärfer im Ton, weniger klerikal, dafür aber um so mehr chauvinistisch und anti semitisch ist die »lidro karole« (Devise: 1a Rranee aux Rranyai8); über die Höhe der Auflage, die aber nicht bedeutend sein kann, war nichts Genaues zu erfahren. Bis vor kurzem gehörte zu diesen Blättern auch noch der »Intran^^eant« der aber, nachdem sein langjähriger Chefredakteur Henri Rochefort ihn verlassen hat und zu der ausgesprochen chauvinistischen »kakrie« übergegangen ist, nun langsam seinem Ende entgegengehen soll. In gewissem Sinne gehört zu diesen Blättern auch noch »1a. ?>6886«, die allen Besuchern von Paris als hauptsächlichstes und mit großem Geschrei auf den Straßen ausgerufenes Abendblatt gewiß bekannt sein dürfte; Auflage ungefähr 100—105 000. In direktem Gegensatz zu diesen, z. T. geradezu reaktionären Blättern steht in erster Linie »1a lankorne«, dieihre Tendenz in folgenden Worten kurz und bündig ausdrückt: lournal rspublieain, raclioal, 8oeiali8t6 et antielerieal (Auflage unbekannt); ferner die unter der Leitung des bekannten Sozialistenführers Jaures er scheinende »Huinanite«, der es aber nicht besonders gehen soll, und endlich als gemäßigteres Blatt die »Furore«, die ein gutes Beispiel für den plötzlichen Aufstieg und ebenso plötzlichen Nieder gang eines großen Zeitungsunternehmens bildet. Die Aurora wurde erst vor etwa zwölf Jahren, gerade als der Dreyfusprozeß seine höchsten Wellen schlug, gegründet und ist von den vielen Gründungen aus jener Zeit eine von den wenigen, die sich bis heute hat halten können. Sie stand damals unter der Redaktion von Georges Clemenceau, dem heutigen Ministerpräsidenten, — nach einem Wort Napoleons ein Beweis dafür, daß nicht nur jeder Soldat, sondern unter Umständen auch jeder Redakteur seinen Marschallstab im Tornister trägt. In der Aurora erschien seinerzeit auch der berühmte offene Brief Emile Zolas »l'aeoE«, der damals erst so recht das Feuer ins Pulverfaß warf; auch sonst hat Emile Zola bis zu seinem Tode an der Furore mit gearbeitet, und ebenso erschienen seine letzten Werke »Verit-e«, »Reeonäite« und »Iravai!« dort zuerst als Feuilleton. Durch diese Mitarbeiterschaft und unter der geschickten Redaktion von Clemenceau war die Furore in den Vordergrund des allgemeinen Interesses gerückt und erlebte goldene Tage. Sie muß damals fabelhafte Auflagen gedruckt haben und kam an Einfluß und Bedeutung den größten Pariser Zeitungen mindestens gleich. Mit dem Ende des Prozesses, mit dem Tode Zolas und dem Rücktritt von Clemenceau änderte sich das Bild bedeutend, und die Auflage ging so stark zurück, daß die Furore Mühe hatte, sich zu halten. Heute besteht sie zwar noch, aber niemand weiß, wie auch über die Dauer des Prozesses hinaus zu erhalten. Etwas abseits von allen diesen Blättern stehen zwei Zeitungen: »1e Lieolo«, der zwar sehr gut redigiert ist und alles bietet, was man verlangen kann, der aber, entgegen allen französischen Prinzipien, eigensinnig darauf besteht, nicht nummernweise ver kauft zu werden, sondern nur im Abonnement erhältlich zu sein, und der wahrscheinlich deswegen auf keinen grünen Zweig kommen
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