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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1908
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- Erscheinungsdatum
- 10.08.1908
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- Deutsch
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Denn das ist klar und ganz gewiß: Wem so viel Ehren man erweist, Mit so viel Lobgemüs ihn speist, Wen biographisch man tranchiert Und nur noch schüchtern kritisiert — Wen man nicht mehr vermöbeln kann, Den steht man als ein vsutruw an; Und usutruw ist, wie jeder weiß, Beim Asvus lwwo: Mummelgreis. Beregter Mümmler sitzt in Ruh, Denkt dies und das, schmeißt's Fenster zu. Doch läßt dem Ding man seinen Lauf, Macht bald er's Fenster wieder auf; Er hat sich nicht ins Bett verkrochen, Eh' er sein Sprüchlein auch gesprochen; Und dieses lautet schlank und schlicht: Ein Ehrengreis? — Noch lange nicht! Zwar loben hör' ich mich ja gern. Allein mit Würde bleibt mir fern! Zwar bin ich, drückt man's zierlich aus, Wohl aus dem gröbsten bald heraus: Doch Hab' ich drum mit Aug' und Ohren Der Jugendtorheit abgeschworen? Soll ich vor lieben Narrenstretchen Fortan greiszittrig abseits weichen? Der kahlen Tugend mich ergeben? — — Paßt auf! Ihr könnt noch was erleben. Zuvörderst eins. Es gilt mit Recht Dem abgeklärten Heutgeschlecht Als pudelnärrisch und verschroben, Als Unfug ins Quadrat erhoben, Als nicht'ge Spiel- und Kindersachen Das Dichten und das Versemachen. Ich aber sag': mir einerlei! Ich bleib' bei meiner Narretei, Ich halte weiter froh und stramm Mich an mein altes Festprogramm, Danach von Kind ich mich gerichtet, Ltatutum: Es wird fortgedichtet. Nun ziehn von je mit dem Gesang Zwei Narrentümer gleichen Strang; Das eine reimt sich hübsch auf Rhein, Auf: Goldnen Schein und Fröhlichsein, DaS andre wohl auf: Holden Leib (lueiusuw Seel') auch Zeitvertreib — Kurzum, wer blieb' im Freudendrang Wohl gern ein Narr sein Leben lang? Der Ding' indessen, ob mit Stöhnen, Soll man im Alter sich entwöhnen: — Im Alter ja, nun ja, nun ja! Das kommt ja mal, und dann ist's da: — Doch dann beim Säugling wie beim Alten Muß im Entwöhnen Vorsicht walten; Nur langsam, langsam, Schritt vor Schritten: Zum Teufel Abstinenzler-Sitten . . . Doch das sind, merk' ich hier beizeiten, Private Angelegenheiten. Ihr aber, lieber Freunde Zahl, Die ihr in dieses Tages Qual Mit Trost mir treu zur Seite standet, Der Jugend Abschied mit empfandet, — Der ersten, ganz verdrehten, mein' ich, — Denn diese freilich nur bewein' ich — Euch Gruß und Dank und wieder Dank Aus vollen Herzens Überschwang! — Ich kann's nicht jedem anders sagen: Wie sollt' ich denn das Porto tragen? Drei Pfennige, das mag noch gehn, An Selbstmord streiften deren zehn — Drum nehmt mir so im Rausch vorlieb, Was ich für alle niederschrieb: Für alle, alle, die vertraut Mir oft und oft ins Aug' geschaut, Die lang' mir Seit' an Seite gingen Und gleicher Freuden Maß empfingen; Für alle, die nach flücht'gen Stunden Keimender Freundschaft halb entschwunden: Und wußten doch, wie's wär' geschehn, Wenn wir uns Tag für Tag gesehn; Für euch, die nie mein Auge sah, Und die im Geiste doch mir nah'; Euch Freundesgruß und Herzensdank Und Treu um Treu mein Leben lang! Und wenn mein Dank, wie sich's wohl fügt, Euch nicht gefällt und nicht genügt, So bleibt doch eures Grußes froh Und denkt: der Kerl ist nun mal so! Drum, wie wir sind und wie wir waren, Auf Wiedersehn in zwanzig Jahren! Weimar, im Schillerhause. (gez.) Hans Hoffmann. * Ei« schwerer Unfall Johannes TrojanS. — Den Leipziger Neuesten Nachrichten vom 8. August entnehmen wir folgende be trübende Nachricht: Der beliebte Schöpfer so vieler gemütvollen Dichtungen Professor Johannes Trojan (Berlin) ist im Bahnhof Storkow beim Einsteigen in einen Zug überfahren und schwer verletzt worden. Er wurde nach Anlegung eines Notverbandes nach Berlin gebracht, wo ihm in der Charite ein Teil des linken Fußes amputiert werden mußte. Trojan hat die Operation gut über standen und wird voraussichtlich nach einigen Wochen völlig wiederhergestellt sein. über den Unglücksfall erfährt der »Berliner Lokalanzeigcr- folgcndes: Trojan, dessen begeisterte Naturliebe und gediegenes botanisches Wissen bekannt und in vielen seiner Schriften zum Ausdruck gelangt ist, fuhr mit einem befreundeten Danziger Professor nach Lübben, um von dieser Stadt aus eine botanische Exkursion zu unternehmen. Der greise Poet wollte seinem Freunde eine seltene Pflanze, die Wassernuß, die nur in den dortigen Gewässern vorkommt, an Ort und Stelle zeigen. Auf der Station Storkow verließen die beiden Herren das schwüle Coups, um sich ein wenig zu er frischen. Sie hatten aber die Dauer des Zugaufenthalts über schätzt; als sie zum Zuge zurückkehrten, befand sich dieser bereits in Bewegung. Der Danziger Professor gelangte noch in das Abteil, Trojan aber kam zu Fall, und die Räder gingen ihm über die Zehen des linken Fußes. Man riß ihn sofort beiseite und brachte den rollenden Zug zum Stehen. Ein Lübbener Arzt legte dem Verletzten einen Notverband an, schaffte ihn mit dem nächsten Zuge nach dem Görlitzer Bahnhof (Berlin) zurück und von dort in einem bestellten Krankenwagen nach der Charits. Hier nahm der dirigierende Arzt, Generaloberarzt Professor Ör. Köhler den Patienten auf der chirurgischen Abteilung in Empfang. Cr stellte fest, daß die Zehen und der angrenzende Teil des Fußes so starke Quetschungen erlitten hatten, daß ihre Amputation nötig wurde. Sie wurde alsbald mit gutem Erfolge vorgenommen. Trojan hatte während der ganzen, mehrstündigen Schmerzenszeit seinen sonnigen Humor nicht verloren. Er plauderte vor der Narkose mit den Ärzten in bewunderungswürdiger Ruhe über den Zweck seiner so jäh unterbrochenen Reise und maß die Schuld an dem Unfall sich selber zu. Cr habe im Augenblick der Verwundung keinen Schmerz empfunden, sondern erst bet Anlegung des Not verbandes. Da dem linken Fuß die Ferse und das Sprung gelenk erhalten geblieben ist, wird sein Bein den Dienst nach vier bis fünf Wochen, wie die Ärzte versichern, wieder verrichten können. Die Kunst der Ärzte wird das fehlende Stück so ersetzen, daß von einer Untauglichkeit des Beins keine Rede sein kann.
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