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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1908
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- Deutsch
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14864 Bür,eirblalt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ./U 299, 24. D zember 1908. den hiesigen mit der Auslieferung beauftragten Spediteur ergab, daß er den ihm zugegangenen Ballen nicht vor Sonnabend öffnen dürfe und daß er von dem Inhalt der Briefe nichts ahnte. Im Laufe des Tages wurden dann die Exemplare von der hiesigen Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Man neigt, wie ich höre, dazu, eine Anklage wegen Betrugs, nach anderer Version wegen Der Vossischen Zeitung (Berlin) gehen noch fortgesetzt ganze Berge von Zuschriften zu, aus denen sich ergibt, welche Entrüstung dieser beispiellose Neklameschwindel des Herrn Peter Ganter erregt, welche Beunruhigung aber auch der anonyme Brief vielfach bei kränklichen Personen hervor gerufen hat. Wie das Blatt schreibt, sind zahlreiche Arzte am Morgen des Sonnabend angerufen worden, um herzleidenden Personen, bei denen der Brief schwere und lebensgefährliche Anfälle bewirkt hatte, Hilfe zu bringen. Die Gewissenlosig keit des angeblichen »Verlegers« ist so groß, daß allgemein er wartet wird, ihn werde die schwerste Strafe treffen, die das Gesetz überhaupt zuläßt. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren wegen Betruges eingeleitet. Daneben kommt grober Unfug in Betracht. Vielfach wird zugleich die Zuschrift als Beleidigung angesehen. Da Beleidigung nur auf Antrag verfolgt wird, ist fchrift »Meine verehrte Frau S . . ^« versehenen anonymen Brief. Wenn sie auch den Anfang des Schreibens nicht ganz verstand, so regte sie doch der Satz: »Jedenfalls sind N. und stürzung macht sie sich daher auf und sucht'— da sie aus Zart gefühl uns selbst nicht befragen wollte — eine gemeinsame Freundin, die eine Wegstunde entfernt wohnt, auf, um zu er fragen, was für ein Unglück uns, ihren Verwandten, denn zu gestoßen sei. Hier erhielt sie zum Glück befriedigende Auskunft.« Weiter schreibt die Vossische Zeitung: Zu dem Neklameschwindel für den »Tenoenzroman« ist noch nachzutragen, daß Herr Peter Ganter, der »Verleger«, die Briefe in Zürich durch stellenlose Kaufleute, Kellner usw. hat schreiben lassen, das Stück zu 12 Centimes. Verfasser des Buches ist nach der »Kölnischen Zeitung« ein gewisser Georg Fleck aus Berlin; gedruckt ist es bei Schuh L Comp, in München. Es ist gänzlich bedeutungslos. Der zweite Teil behandelt die Fideikommißange- legenheit eines Militärbaurats. Wer das Machwerk für 7 ^ 50 H kauft, hat 7 ^ 50 H hinausgeworfen. Eine Reihe Käufer wird, wie es heißt, die Zurücknahme des Buches von Herrn Ganter verlangen und ihn nötigenfalls auf die 7 60 verklagen, da er den Kauf durch betrügerische Vorspiegelungen erwirkt hat. Auf Schadenersatz können ihn auch alle verklagen, die etwa in folge der Schwindelkarten genötigt waren, einen Arzt zu Hilfe zu rufen oder sonstige Ausgaben zu machen. Wie es mit den Vermögensverhältnissen Ganters steht, ist freilich zweifelhaft, ob gleich es heißt, daß seine Frau wohlhabend sei. Daß die Stadt briefe mit 10, statt mit 5 H frankiert waren, hat seinen Grund darin, daß eine Speditionsfirma sich weigerte, die Briefe mit 6 ->)-Marke zu versenden, da die Massenversendung von Briefen, die von auswärts stammen, gegen das Stadtporto von der Post verwaltung und den Gerichten als Portohinterziehung geahndet werde. Die hiesigenBuchhändler weigern sich, wie wir mit Befrie- Das Nachfolgende entnehmen wir dem »Tag« vom 22. Dezember: Peter Ganter auf der Suche nach einem Schrift steller. Der »Direktor« Peter Ganter, dessen frecher Neklame- trick in vielen deutschen Städten so viel Unruhe angerichtet hat, suchte, wie wir berichteten, im Dezember vorigen Jahres durch einem Sensationsroman verarbeiten sollte. Ein Berliner Schrift steller, der auf das Inserat hin bei Ganter vorsprach, schreibt uns über seine Begegnung mit dem Reklamehelden: »In einem luxuriös eingerichteten Salon einer vornehmen Wohnung am Kurfürstendamm Nr. 16 schilderte Ganter mir am 4. Januar d. I. mit leuchtenden Farben alle Vorteile, die mir als dem Verfasser des Werkes aus dem Erscheinen des »Mit einem Schlage werden Sie ein berühmter Mann sein, dessen Name in aller Munde ist. Für Ihre Mühe deponiere ich 60 000 ^ bei einer in- oder ausländischen Bank, ganz nach Ihrem Belieben! Meine Bedingungen sind: Sie wohnen und nehmen die Mahlzeiten in meiner Wohnung während eines halben Jahres ein, damit das Geheimnis gewahrt bleibt. Für- alle Ihre Ausgaben während dieser Zeit komme ich auf, resp. meine Hintermänner, die durch das Buch ihre Ehre retten und ihr Ansehen wiederherstellen wollen. Sie treten nur für die gute und gerechte Sache dieser Männer ein. Der Stoff des Romans ist gerichtlich beglaubigten Akten zu entnehmen. Aller dings dürfen auch hohe Personen nicht geschont werden, aber was tut man nicht, um braver Männer Ehre wiederherzu stellen !« Länger als eine Stunde tönte es verführerisch in meinen Ohren, bis ich Ganter sagte, daß mir 60 000 ^ Honorar für ein halbes Jahr schriftstellerischer Arbeit sehr reichlich erschienen, und ihn fragte, warum er eine so große Summe allein für die Bearbeitung eines schon vorhandenen Stoffes aussetzte. Schlag fertig erwiderte Ganter: »Wissen Sie, mein lieber Herr .. ., ich habe Sie während unseres kurzen Beisammenseins als charakterfesten Mann kennen gelernt. Für uns beide, für Sie und für mich, ist es doch die Hauptsache, rückhaltlos unsere Meinung zu vertreten, auch gegen alle Angriffe, welcher Art sie sein mögen. Und das sollen Sie, weiter nichts! Es ist möglich, daß — obwohl Sie nur die Wahrheit schreiben — der Staats anwalt gegen Sie einschreiten wird, und da ist es nicht ausgeschlossen, daß Sie für Ihre uneigennützige Schrift ein derartige Strafe ehrt doch aber nur, nicht wahr, mein lieber Herr . . .?« — Ich erhob mich. »Herr Ganter .« — »Kein Wort, Sie machen die Sache, mein Lieber, 60 000 ^ bietet Ihnen so leicht keiner.« — »Adieu!« Ein galonierter Diener öffnete die Tür. Ich war draußen. Einige Tage später, es war am 7. Januar d. I., erhielt ich ein Schreiben vom Sekretär Ganters mit der Anfrage, ob ich noch auf die Sache reflektierte — — 60 000 ^ für ein halbes Jahr Gefängnis, das war mir in meiner Laufbahn als Schriftsteller noch nicht geboten worden.« . . . Der »Herr Direktor« hat, wie berichtet, nachdem unser Ge währsmann auf das ehrenvolle Anerbieten verzichtet hatte, in der Person des Schriftstellers Georg Fleck in Berlin einen Helfer Gantersche Schwindelroman gedruckt wurde, erklärt, daß die Druckerei von dem beabsichtigten Schwindelmanöver keine Ahnung gehabt habe. Es bestand nicht die mindeste Veranlassung, den Druck abzulehnen, zumal drei angesehene Rechtsanwälte in Berlin und München die absolute Harmlosigkeit des Werkes feststellten. (»Der Tag.«) Radierungen deutscher und französischer Liünstler. Das graphische Kabinett von Pietro del Vecchio in Leipzig birgt gegenwärtig eine Kollektion Radierungen deutscher und französischer Künstler, die aus ein- und mehrfarbigen Drucken bestehen. R. Lorrain bietet ein feintoniges, in lichter silbriger Färbung gehaltenes Großstadtbild und ein höchst farbenprächtiges Parkmotiv zur Herbstzeit, H. Jourdain ein in tiefen satten Tönen gestimmtes herbstliches Dorfmotiv. Durch reichen Stimmungs gehalt zeichnet sich das wie verträumt unter dem sternenklaren nächtlichen Himmel liegende verschneite Dorf von L. Michalek aus, ein Blatt von vornehmer Farbengebung. Im Gegensatz dazu steht E. Kasimirs Winterbild, ein Landstädtchen am Fluß, das durch seine ungemein zarte Tönung und intime Wirkung fesselt. L- Balestrieri ist mit seiner farbenschönen bekannten Radierung »Das Heidelberger Schloß« vertreten. Unter den Künstlern, die mit einfarbigen Blättern vertreten sind, steht Max Klinger obenan. Von ihm sind einige Blätter
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