Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19320811
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193208119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19320811
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-08
- Tag1932-08-11
- Monat1932-08
- Jahr1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 188 (N. 87>. Leipzig, Donnerstag den 11. August 1932. 88. Jahrgang. Karl Siegismund 23. Januar 1861 — 2. August 1932. In die Reihe der Führerpersönlichkeiten des deutschen Buch handels ist abermals eine schmerzliche Lücke gerissen: Karl Siegismund weilt nicht mehr unter den Lebenden. Dem schweren Herzleiden, das ihn seit Jahren befallen hatte, ist er nunmehr erlegen. Still und schmerzlos war sein Heimgang. Er ist in den Morgenstunden des 2. August, am ersten Tage eines Erholungsurlaubes, den er auf seinem Besitz im geliebten Schrsi- berhau verbringen wollte, sanft htnübergeschlummert. Die Ange hörigen vermißten ihn, der im mer früh den Tag begann, am Morgentisch. Als man nach ihm sah, war sein Leben entflohen; der leibliche Schlaf war zum ewigen geworden. Karl Siegismund war am 23. Januar 71 Jahre alt gewor den. Er hat die biblische Grenze erreicht. Sein Leben war Mühe und Arbeit, aber dadurch war es auch köstlich; für ihn durch die Er folge, welche es ihm brachte, und Ne Befriedigung, welche erfolg reiche Arbeit dem tatfrohen Men schen beschert; für seine Angehö rigen, seine Berufsfreunde und seine Mitarbeiter durch das Zu sammenleben mit ihm, durch ge meinschaftliche Tätigkeit und ver eintes Streben. Unermüdliche Schaffenskraft war ihm eigen und höchste Energie, die alle Wider stände überwand. Aus harter Jugendschule in eiserner Pflicht erfüllung zu großem geschäftlichen Erfolg und zu höchster An erkennung in der Öffentlichkeit emporgestiegen, kannte er keine Rast. Bis zuletzt stellte er an sich selbst die größten Anforderun gen, und selbst durch die Krankheit ließ er sich nicht hindern, sein Tagewerk voll auszufüllen. Wie von sich selbst, forderte er frei lich auch von seinen Mitarbeitern volle Hingabe an das Werk. Aber er war ihnen gleichzeitig auch gerechter Vorgesetzter und väterlicher Freund. Seine liebevolle Sorge und seine stete Anteilnahme gehörte in ganz besonderem Maße dem deutschen Buchhandel, auch nach dem er sich von offizieller Betätigung in Ehrenämtern zurück gezogen hatte. Und so steht dieser in vorderster Reihe derer, die um den Verstorbenen Leid tragen; in tiefer Trauer um einen seiner größten Söhne, erfüllt aber auch von Stolz darauf, daß er ihn zu den Seinen zählen durste. Die Lehr- sahre verbrachte Siegismund im Hause Volckmar in Leipzig. Die Gehilfenjahre führten ihn nach Bonn zu Emil Strauß, nach Wien in die Lechnersche Hof- und Universitätsbuchhandlung und schließlich nach Berlin, das feine Wahlheimat wurde. Fünfund zwanzig Jahre alt machte er sich dort selbständig. Er übernahm die Internationale Buchhandlung von R. Lesser und gründete gleichzeitig seinen Verlag, den er 1898, nach dem Verkauf des Sortiments und Antiquariats, allein weiterführte. Im gleichen Jahre wurde er Erster Vorsteher der Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins, und damit begann sein Aufstieg in buchhändlerischen Ehrenämtern, der 1910 durch seine Wahl zum Ersten Vorsteher des Börsenver eins gekrönt wurde. Seine Tat kraft und sein umfassendes Wis sen auf allen Gebieten buchhänd- lerischer Organisationsarbeit wirk ten sich in den sechs Jahren seiner Vorsteherschaft in so starkem Maße aus, daß man ihn nach Ab lauf seiner Amtszeit nicht entbeh ren konnte. Da er satzungsgemäß länger als sechs Jahre Erster Vor steher nicht sein konnte, wählte man ihn zum Zweiten, und er be kleidete dieses Amt bis 1921. In diesem Jahre berief ihn der Prä sident der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft an die Spitze des Verlagsausschusses die ser Organisation und dort hat er bis in seine letzten Lebens lage den Interessen der deutschen Wissenschaft und des deutschen Buchhandels gödient. So umfaßt die Lebensarbeit des Dahingegangenen alle Fra gen des buchhändlerischen Berufs und der buchhändlerischen Orga nisation. Sie führte ihn zu gro ßen Erfolgen, denen die äußere Anerkennung nicht versagt blieb. Er zog den Kreis seiner Betätigung immer weiter bis zu internationaler Geltung auf den Verlegerkongressen 1910 in Amsterdam und 1913 in Budapest. Sein besonderes Verdienst um den Börsenverein ist, daß er ihn, der früher streng auf sich beschränkt einen be schränkten Aufgabenkreis erfüllte, der sogar trotz der Kröner- schen Reform etwas in den Schatten gerückt war, wieder ins Licht der Öffentlichkeit stellte und ihm neues Leben eingab. Wenn die Spitzenorganisation des deutschen Buchhandels heute bei Behörden und anderen Stellen, im In- und Ausland hoch im Ansehen steht und einen weiten Aufgabenkreis erfüllt, so ist das mit ein wesentliches Verdienst von Siegismund. Ein weiterer Ruhmestitel für ihn ist die Schaffung der Deutschen Bücherei. Deren Einweihung im Jahre 1918 war für Siegismund der Sieg über viele Widerstände und die Krönung langjähriger Mühen. Der Rastlose ruht nun; nach einem mit kämpferischer Arbeit erfüllten Leben hat er den Frieden gefunden. Er wird feinen Freunden, feinen Berufsgenossen und Mitarbeitern unvergessen bleiben. — Der Name Karl Siegismund wird fortleben, solange es einen deutschen Buchhandel gibt. vr. Heß. 805
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder