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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1915
- Strukturtyp
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- 1915-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1915
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 99. 1. Mai 1915. Die Krtegsausstellung der Deutschen Bücherei. Die Deutsche Bücherei veranstaltet zur Begrüßung ihrer Patrone, der zur Feier der Schlußsteinlegung versammelten Mit glieder des Verwaltungsausschusses, sowie ihrer Stifter, der zur Ostermesse in Leipzig anwesenden Buchhändler, eine kleine Ausstellung ihrer Kriegssammlung. Ganz anspruchslos tritt mit diesem vielleicht etwas gewagten Unternehmen die Deutsche Bücherei an die, wenn auch nur beschränkte Öffentlichkeit. Dem Vorstände des Börsenvereins ist die Deutsche Bücherei für freund liche Überlassung eines prächtigen Saales und der praktischen Ausstellungseinrichtungen zu Dank verpflichtet. Vielleicht, wenn man keinen allzu kritischen Maßstab anlegt, kann mit dieser kleinen Leistung das kaum zweijährige Kind seinen Eltern und Betreuern eine kleine Freude und etwas Unterhaltung nach anstrengenden Arbeitsstunden bereiten. Wenn das der Fall ist, und wenn jeder, der die aufgestellten 36 Schaukästen auch nur einer flüchtigen Durchsicht würdigt, etwas Interessantes oder Neues findet, dann darf die Deutsche Bücherei mit dem Erfolg zufrieden sein und kann damit annehmen, daß die ausgewandte Arbeit keine verlorene gewesen ist. Nach Maßgabe des vorhandenen Platzes sind von den 36 Schaukasten 18 für Plakate, Proklamationen, behördliche Bekanntmachungen aller Art und Ähnliches, 12 Kasten für Feld zeitungen und die letzten 6 Kasten für die buchhändlerische Kriegs literatur bestimmt. Die Plakate nehmen wegen der eigenen Größe und auch wegen der vorhandenen großen Menge mit Recht einen ausgedehnten Raum ein. Vielleicht mag der eine oder der andere unter den Besuchern sagen' ja, diese zum Teil deutschen Plakate haben wir ja alle an den Litfaßsäulen gesehen, die stellen doch kein Wertobjekt dar! Ganz falsch! Damals, als die Bekanntmachungen erschienen, war man von der Sache selbst so in Anspruch genommen, daß die Verordnung als literarische Erscheinung und als Sammelobjekt für das Archiv des Deutschen Schrifttums gar nicht gewürdigt wurde. Es hat der Deutschen Bücherei nicht geringe Mühe gekostet, die verschiedenen An schläge der Heimat zu sammeln. Und weiter geben die Plakate, wie wir sie sammeln, direkt zeitgeschichtliche Urkunden wieder, die von bleibendem Wert sind, während die Anschauungen über diese oder jene Ereignisse, je nach dem Standpunkt oder der zeit lichen Entsernung des Darstellers, wandelbar sind. Die Plakate geben Tatsachen, Quellenmaterial ersten Ranges. Und schließ lich gibt eine solche Sammlung der verschiedenartigsten Anschläge und Zettel, wie sie die Deutsche Bücherei bereits besitzt und von denen sie einige — leider nur unverhältnismäßig wenige — ausstellen kann, die beste Übersicht und die unmittelbarste Einführung in die Kriegsereignissc. Wir sehen da neben der Bekanntmachung der Mobili sierung die Grüße des Kaisers an das Volk, seinen Abschieds- rns vor der Reise ins Feld, die Aufrufe zum Landsturm im Reiche und ebenso in Österreich. Entsprechend der früheren Entwicklung der Dinge im verbündeten Kaiserreich beginnen dort die Bekanntmachungen auch schon mit dem verhängnis vollen 28. Juni 1SI4. Einem freundlichen Förderer unserer Sammlung in Triest verdanken wir einige für die Maß nahmen bei der Mobilmachung in Österreich sehr wesentliche Plakate. Die äußeren Ereignisse des Krieges spiegeln sich wider in der Bekanntmachung des Freiherrn v. d. Goltz, daß er vom Kaiser zum Gouverneur in Belgien eingesetzt worden sei. Auch Freiherr v. Bissing gibt mit einem Plakat von seiner Nach folge Kunde, und zwar ebenfalls in drei Sprachen. Verschiedene Kleinigkeiten sollen dann den ldeutschen) Soldaten im Felde zeigen; es ist von allen Seiten versucht worden, den Gegner meist durch Fliegerzettel von der Nutzlosigkeit seines Vorgehens zu über zeugen: die Russen werden von den Deutschen russisch, die Fran zosen französisch zum überlaufen eingeladen, und den deutschen Feldgrauen versichert der liebenswürdige Gegner: nach dem Kriege darf jeder wieder nach Hause. Der Kronprinz widmet seiner Armee freundliche Weihnachtsgrüße, ebenso herzlich grüßt Herzog Albrecht v. Württemberg die Seinen am Neujahrstage. Bilder aller Art können das Leben der Soldaten im Felde erheb lich veranschaulichen. Sodann kommen wir zur Mobilmachung 678 unserer Gegner. Frankreichs große Proklamationen mit der Trikolore waren lange vor Juli 1SI4 gedruckt. Die Anordnungen nach der Mobilmachung beziehen sich im wesentlichen auf die Ausweisung von Fremden. Daß es einmal gegen Deutschland und Österreich gehen würde, war den Herren Franzosen lange klar. Aber obwohl der Dreibund bestand, haben sie von dem Dritten im Bunde keine Gegnerschaft befürchtet und nun damit recht behalten. Die vorgesehenen Lücken in den Proklamationen sprechen Bände. Wie in anderen Ländern, erfolgen auch in Frankreich mancherlei Zwangsmaßregeln, Requisitionen usw., sür die einige Beispiele vorhanden sind. Die nächsten Stücke betreffen die bedauerlichsten Ereignisse, die Besetzung deutschen Gebietes durch Feinde. Die Freude der Franzosen in Mülhausen hat ja nicht lange gedauert. Nach fünf tägiger Frist hat das französische Regiment wieder ein Ende ge habt, und nach Pariser Zeit hat man nur vom 21. bis 26. August in M. leben müssen. Weit schlimmer hat's ja im Osten unseres Vaterlandes gestanden, und die Bekanntmachungen, die dort von seiten des Gegners erfolgt sind, nehmen leider einen großen Raum ein. Da haben wir Anschläge aus Allenstein, Insterburg und Tilsit, und besonderes Interesse verdient wohl das Maul aufreißen des russischen Oberkommandierenden, der den vom Militarismus niedergedrückten Ostdeutschen die Morgenröte einer neuen Freiheit verheißt. Glücklicherweise ist die Morgenröte dieser neuen, auf Wodki und Knute gegründeten Freiheit nicht ange brochen, und dem deutschen Militarismus ist es zu verdanken, daß im Osten und Westen unseres Vaterlandes die Nachbarreiche größtenteils unter ausgezeichneter deutscher Verwaltung stehen. Aus dem Osten ist bisher nur eine deutsch-polnische Bekannt machung eingelaufen. Im Westen aber sorgt ein tadellos arbei tender Verwaltungsapparat für die Wiederbelebung des durch den Krieg darniederliegenden Landes. Die finanzielle Not wird gelindert, die belgische Bank bekräftigt, Zahlungsverbote werden gegen England erlassen, die Landwirtschaft wird unterstützt, die Arbeitsverhältnisse werden geregelt. In großen, allgemein gehalte nen Bekanntmachungen erörtert der Generalgouverneur die ver schiedenen Seiten des öffentlichen Lebens und die durch die Be setzung notwendig gewordenen Maßregeln: Ernährungs- und Gesundheitsfragen spielen darin eine große Rolle. Es werden Höchstpreise festgesetzt und Vorschläge für die Beschaffung von Dauerware gemacht. Für den Fall, daß den Anordnungen der deutschen Regierung nicht Folge geleistet wird, sind sehr strenge Strafen angedroht. Leider hat sich die Verwaltung verschiedent lich auf Grund kriegsgerichtlicher Verurteilungen veranlaßt gesehen, zum äußersten Mittel, zum Erschießen, zu schreiten. Auch die Presse scheint sich manchmal unziemlich benommen zu haben. Vom Generalgouverneur wird nur eine nicht übermäßig große Zahl von Zeitungen geduldet. Und Hetzblätter, wie die nach Moritat aufgeputzten Bilder von der Erschießung des k. Eug. Dupierreux oder die blutrünstigen und brandroten Schilderungen von Bombardierungen Antwerpens, Mechelns und Löwens sind mit Recht konfisziert — und in die Deutsche Bücherei abgeführt worden. Wie eine Stimme aus einer ganz anderen Welt tönt dahinein die Mahnung des Generalgouverneurs, daß auch unter deutscher Verwaltung die früheren Gesetze zum Schutze der ein heimischen Vogelwelt bestehen bleiben, daß daher die Insekten ver tilgenden Vögel auf keinen Fall getötet oder gefangen werden sollen. Diesen Bekanntmachungen und Anschlägen, die sich mit dem äußeren Verlauf des Krieges befassen, steht eine große Anzahl von Plakaten gegenüber, die die innere Bereitschaft und weitere Rüstung darlegen. Wir dürfen diese hier wohl schneller zusammen fassen, einmal da jedes Stück sür sich seine eigene deutliche Sprache redet, und sodann weil jeder von uns daheim alle die auf diesen Blättern behandelten Dinge an sich selbst, in seinem Familien- und Berufskreise hat spüren und miterleben können. Es handelt sich da um Arbeitsvermittelungen, Kreditgewährung, Unter stützungen, Einbringung der Ernte, Ausrechterhaltung des Ver kehrs und des Wirtschaftslebens usw. Die verschiedenen Hilfs organisationen erlassen ihre Aufrufe, z. B. das Rote Kreuz von Preußen, das von Sachsen, die Genossenschaft freiwilliger Kran kenpfleger im Kriege. Dann handelt es sich um die Sicherung der Grenzen: es soll nicht französisch gesprochen werden! Eisen-
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