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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1915
- Strukturtyp
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- 1915-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. /K' 99, 1, Mai 1915. Kontorpersonal, 3000 Buchbindereien mit 16 000 Arb eitern und 1000 Kontoristen, 3200 reinen Verlagssirmen, 7300 Sortimentsbetriebcn, 22S Kommissionären und Grossisten, 3000 Kolportagefirmen mit insgesamt ungefähr 40000 Angestellten. Rechnet man dazu noch die über 700 Papierfabriken, 100 Schriftgießereien, die Farben fabriken, Reproduktionsanstalten und die zahlreichen Maschinen fabriken, die die buchgewerblichen Maschinen bauen, mit ihren vielen Tausenden Angestellten und setzt man diejenigen Posten ab, die nicht sür Bücher, Zeitschriften und Zeitungen in Frage kommen, so ergibt sich daraus eine solch gewaltige Summe an lebender und kapitalistischer Arbeitskraft und unter Berücksichti gung der von den betreffenden Erwerbenden unterhaltenen Frauen und Kindern ein so großer Teil der Bevölkerung, daß das deutsche Buchgewerbe mit Recht einen der wichtigsten Plätze im heimischen Wirtschaftsleben einnimmt. Nicht minder bedeutend ist aber auch das deutsche Buch gewerbe, insbesondere in seiner der Allgemeinheit vor Augen tretenden Form des gesamten deutschen Buchhandels, sür die Weltwirtschaft. Wenn die welterobernden Engländer richtig in einem Sprichwort behaupten, daß die Flagge dem Kaufmann folge, so können wir Buchhändler wohl mit Recht sagen, daß unsere Flagge es leider viele Jahrzehnte versäumt hat, unserem Handel zu folgen, daß wir deutschen Buchhändler es aber wenigstens fertig gebracht haben, daß deutsche Art und deutsches Wesen und die Achtung vor deutscher Geistesarbeit dem deutschen Buche über die ganze Welt gefolgt sind. Wie wir jetzt in diesen schweren Monaten des Kampfes mit einer ganzen Welt von offenen und »neutralen« Feinden bewundernd und befriedigt erkannt haben, wie gut jetzt die Verteilung der produktiven Kräfte des Vater landes auf Landwirtschaft und Industrie ist, so dürfen wir sür die Zukunft wohl bestimmt hoffen, daß unsere Reichsregierung und ihre berufenen Vertreter klar erkannt haben, wie außerordent lich wichtig es ist, daß die Flagge überall dem deutschen Buche folge und zwar vor allen Dingen in der Gestalt, daß das Reich sich durch den Buchhandel und durch den in den Zeitschriften ver körperten Teil die geistige Beherrschung und Durchdringung der Welt sichert. Mit blitzartiger Geschwindigkeit mußte es uns allen klar werden, wie unsere Feinde eine hochgefährliche und uns weit überlegene Waffe darin besaßen, daß sie die Presse in jedem Lande in dem notwendigen Maße in der Hand hatten. Bahnte sich Deutschlands Industrie durch feinen Handel viele Jahrzehnte lang nur allmählich und unter der Oberfläche seinen Weg in fremde Länder und über die Meere hinaus und trug so jahrzehntelang zur Aufhäufung des englischen Riesenwohl standes bei, indem die englischen Kaufherren mit dem Schweiße deutscher Arbeit und deutschen Handels unter englischer Flagge wucherten, so zeigte das deutsche Buch von jeher stolz des deut schen Geistes, der deutschen Staaten und seit 70/71 des Deutschen Reiches Flagge. Man würde sicher zu sehr erfreulichen Ergebnissen für den deutschen Buchhandel kommen, wenn man einmal sest- stellen könnte, in welch großem Maße deutsche Bücher und Zeit schriften dazu beigetragen haben, die Verbraucher aller möglichen Erzeugnisse schließlich darauf hinzuführen, daß man diese Erzeug nisse in vielen Fällen vorteilhafter aus Deutschland beziehen könne, als durch den weltbeherrschenden englischen Handel mit den Ilmschlagplätzen in London und Liverpool, oder auf dem für vieles maßgebenden Pariser Markt. Als England vor 20 Jahren auf Drängen seines teils zurück gehenden, teils zu größeren Krastanstrengungen gezwungenen Handels und Gewerbes dazu schritt, zu fordern, daß alle Erzeug nisse, die in sein die ganze Welt umfpannendes Handelsgebiet eintraten, klar und deutlich ihre Herkunft offenbarten, als Eng land das Macke in llsimsuz»« als «furchtbare Waffe« gegen deutsche Erzeugnisse zum Schutze englischer Erzeugnisse erfand, zwang es die deutsche Industrie und den deutschen Handel dazu, die deutsche Flagge zu zeigen. Wie die Wirkung dieser gesetzlichen Maßnahme zum Entgegengesetzten des Gewollten wurde, wissen wir alle, und es ist nicht von der Hand zu weisen, wenn man die Gesetzgeber, die das »Nacks in derma»)-« ersannen, mit verantwortlich macht für den in vielen Jahren vorbereiteten Welt-Wirtschaftskrieg, den England jetzt gegen uns führt. England wollte seiner zeit den mächtig aufblühenden deutschen Handel tödlich treffen, 686 es wollte der Welt zeigen, daß das Minderwertige an Jndustrie- und Handelsprodukten deutsch wäre; die Welt aber erlebte das Gegenteil. Allerdings behauptet England erfolgreich mit der Macht seiner Presse im In- und Ausland, gegen den »verab scheuungswürdigen preußischen Militarismus« zum Heile der Welt Vorgehen zu müssen, obwohl es unter seinen Bundesgenossen einen viel stärkeren, die Bolkskrast viel mehr beanspruchenden und despotischeren Militarismus hat, und wendet sich selbst dabei dem Militarismus zu. Die wirkliche Veranlassung ist eben auch hier wieder der Kampf gegen den offenen, ehrlichen Wettbewerb des unermüdlich schassenden und sinnenden Deutschen, der zum guten Teil und hoffentlich auch noch für viele Generationen, die Arbeit nicht nur des möglichst hohen, klingenden Lohnes wegen liebt, sondern um ihrer selbst willen, wie es vorbildlich seine Schrift steller, Forscher und Gelehrten und deren getreue Gehilfen im deutschen Buchhandel tun. Hätte man in England größere Weit sicht und tieferes Eindringen in die wirklichen Ursachen besessen, hätte man auch rechts und links vom Wege geschaut, so hätte man gesehen, wie der deutsche Buchhandel in allen feinen Sparten immer größere Ausbreitung auf dem Weltmärkte fand, obwohl er von Anfang an stets das »Nacks in derma»)-«, die deutsche Flagge, zeigte und dadurch zum Pionier des deutschen Welt handels wurde. Die vom deutschen Buchhandel stets mit aller Macht vertretene Forderung der Freiheit der Lehre, die keine noch so schroffe Reaktion ihm hat nehmen können, muß auch in Zukunft dem deutschen Buchhandel besonders in der Weltwirt schaft gewahrt werden, denn mit ihr geht Hand in Hand die Aus breitung des deutschen Handels. Die deutsche geistliche Literatur, die schöngeistige Literatur, die deutschen wissenschaftlichen Werke, durch die wir allerdings leider auch oft genug unseren politischen und wirtschaftlichen Gegnern zu unserem eigenen Nachteile die Früchte nervenaufreibender Tages- und Nachtarbeit zugängig machen, unsere deutschen Familienzeitschriften, Fachblätter, Tages- blätter und Export-Zeitschristen müssen nach wie vor unbeschränkten und aufs äußerste erleichterten Eingang in alle Länder der Welt finden können, in vielen Fällen wenn irgend angängig, da sür die weiterreichenden Zwecke notwendig, auch gleichzeitig doppel- und mehrsprachig. Dann wird nicht nur die Flagge den: Handel, sondern vor allen Dingen der Handel dem Buche folgen können, und der deutsche Buchhandel mit seiner kraftvollen Ent wicklung daheim und seinen tapferen Pionieren im Auslande wird, wie schon durch viele Jahrzehnte bisher, auch in Zukunft und in steigendem Maße der deutschen Industrie, dem deutschen Handel, dem ganzen deutschen Volke zu seiner Existenzmöglichkeit die großen Dienste leisten können, die bisher vielleicht noch nie richtig und genügend gewürdigt worden sind. Gerade dieser Weltkrieg hat uns mit überwältigender Über zeugungskraft bewiesen, wie wichtig es ist, daß Deutschland, was die Ernährung seines Volkes und die Schaffung und Ergänzung seiner Kriegsrüstung anbetrifst, aus eigenen Füßen stehen muß. Wenn wir auch alle hoffen, daß dieser von unseren Feinden aus Mißgunst und Habsucht herausbeschworene Krieg allen Völkern nicht etwa aus gutem Willen, sondern aus wirtschaftlicher und leiblicher Erschöpfung heraus einen länger dauernden Frieden bringen wird, so wird er doch eben, was sich seine gewissenlosen wirklichen Urheber und ihre Helfershelfer bei mehr Klugheit und Weitsicht hätten sagen müssen, erst recht die dauernde Kriegs bereitschaft nicht nur auf militärischem, sondern auch auf volks wirtschaftlichem Gebiete verursachen. Wir in Deutschland werden in allen Berufen, also auch im gesamten Buchhandel, in unseren Unternehmungen danach streben müssen, unabhängig vom Aus land und auf uns selbst angewiesen bestehen zu können, als freies Volk und nicht als Knechte habgieriger, gewinnsüchtiger Feinde, die uns Deutsche deshalb hassen, weil unser fortgesetzt auf Ausbau, Vervollkommnung und Entwicklung nicht nur des äußeren, son dern auch des inneren Lebens gerichtetes Streben unsere Wider sacher zwingt, fleißiger, intensiver zu arbeiten und mehr von eigener Kraft als vom Schweiße der anderen zu lebe». Wie oft ist nicht scherzhast von Verlegern gesagt worden, sie wünschten sich nichts mehr, als wenn einmal auf ein Jahr lang das Verlegen verboten werden würde — natürlich den anderen, nicht dem Be treffenden selbst. Nun, dieser Weltkrieg hat bis zu einem ge-
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