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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1935
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- Deutsch
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M 32, 7. Februar 1935. Fertige Bücher. ,, ». Dllckm LQivro^ Leibniz 0Is„Svc»>«rIti,i,«is"<>«r kslrkrrlslls rur >°ür«1s^ung sr «isulrcksn r«»>rir»,un,L, Iskrg.1SZ«.k<»«x,s 7, 5si«o 122 <2 S7S0», sck^sidt: ^^as Leben Leibnizens ist der Stoff, den Colerus sich zu gestalten vornahm. Klar treten die zwei Pole heraus, um die das äußere Leben dieses großen Menschen kreiste: Paris und Hannover. Paris als die Stätte, die zur Zeit des Sonnen königs den geistigen Mittelpunkt der Welt bildete, an der sich in tiefinnerer Gegnerschaft und dennoch auch Ebenbürtigkeit der Geist eines Leibniz entzündet, um dann die Herrschaft des deutschen Geistes vorzubereiten oder gar schon herbcizuführen; Hannover, der Weifenhof, als die Stätte, von der aus dieser „weltumspannende Geist" in das Getriebe seiner Zeit ein greift, wo schließlich „fast alle Fäden der europäischen Politik in seiner Hand zusammenlaufen". Es ist keine Frage, daß von allen großen Deutschen Leibniz der von der Nachwelt bisher vernachlässigtste ist, weil er und sein Werk so schwer in ihrer Ganzheit erschließbar sind, denn die Nachwelt ist diesem Geiste nicht mehr gewachsen. Daher wird auch dieser Roman der Aufgabe, die er sich schließlich gestellt hat, nämlich Leibniz für das deutsche Volk wieder erstehen zu lassen, im Letzten nicht gerecht. Es ist nämlich unmöglich, einen Menschen, dessen weltumspannende Macht und dessen ewige Taten im Denken bestanden haben, in der Form eines Romans, der sich wesentlich an äußere Vorgänge halten muß, zu erfassen. So schreibt der Verfasser zwar, wie Leibniz Mathematiker, Physiker, Jurist, Diplomat, Historiker, Theologe, Philosoph und schließlich auch noch Geologe, Botaniker, Astronom usw. war, aber an seine Gedankengänge in ihrer Folge, die doch schließlich seine Leistungen auf diesen Gebieten sind, kommt die beschreibende Art der Epik nicht heran, und wo es versucht wird, wie bei der Mathematik oder Philosophie, zersprengen diese Abschnitte (z. B. über die Entdeckung und über das weitere Schicksal des Differentialquotienten) die sonst zu einer gewissen Geschlossenheit gelangte Form dieses Romans. Solche Mängel liegen in der Überschätzung dessen, was ein Roman leisten kann. Aus der Geschichte der Wissenschaft ist beim besten Wollen und Können kein Roman zu machen, will man nicht die Wissenschaft ihres innersten Sinnes berauben. Doch nicht genug zu loben ist, was dieses Buch wirklich geschafft hat: ein Bild des Diplomaten und Menschen Leibniz in seiner Zeit und Umwelt! Der Politiker Leibniz läßt auch am besten den Menschen Leibniz erscheinen. Die politische Ge schichte Europas in der Barockzeit ersteht in ihrer ganzen Verschlungenheit, in der Leibniz, dessen geistiger Rang zugleich seinen politischen ausmacht, eine der Hauptrollen spielt. Man hat von der Mannigfaltigkeit der Interessen und Arbeiten eines Goethe heute fast überall ein lebendiges Bild; daß aber Leibniz in seinen Taten und Beschäftigungsgebieten ähnlich mannig faltig, aber beinah weittragender und einflußreicher gewesen ist, hat die deutsche Gcistesgeschichte fast vergessen. Hier greift das Buch an einer richtigen und wichtigen Stelle in unser Geistesleben ein und hoffentlich ist ihm hier eine Wirkung be schicken. Es muß eigentlich in jedem Leser, der es ernsthaft gelesen hat, den Willen erwecken, den großen Geist Leibniz in all seinen Tiefen kennen zu lernen. Der Verfasser erreicht so mehr als eine unterhaltsame Lebensbeschreibung. Er „führt ein" in Leibniz, im besten Sinne des Wortes, denn er führt nur den zu Leibniz, der ihn wirklich begreifen lernen kann. Der Roman stellt also ziemlich große Ansprüche an seine Leser, besonders an deren logische Denkkrast. Für eine solche an spruchsvolle Einführung in das Werk Leibnizens müssen wir Colerus auf jeden Fall danken. Auch daß dieses Buch gerade in dieser Zeit erscheint, ist günstig, weil, weit entfernt, damit eine „Konjunktur" auszu- nuhen, der Verfasser den deutschgearteten Leibniz wirklich herausarbeitet. Und zwar kann dessen Bedeutung an dem Politiker Leibniz mehr aufgewiesen werden als an dem Wissenschaftler — was heute vielleicht ein Grund mehr dafür sein mag, diesen vergessenen Deutschen in der gegenwärtigen Gcistesgeschichte wieder zu seinem Recht kommen zu lassen. Das Buch eignet sich für Bibliotheken mit anspruchsvollem Leserkreis: z. B. Lehrerbibliotheken, Seminarbüchereien Bibliotheken höherer Schulen und dergleichen. Ebenfalls ist cs zur Verbreitung im Ausland geeignet, da es in vornehmer und überzeugender Form den deutsch gearteten Leibniz herausstellt, um zu einer richtigeren Leibnizaufsassung im Ausland anzuregen, wo heute Leibniz immer noch nur als Internationalist der Wissenschaft gewertet wird. 6750
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