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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1933-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1933
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- Deutsch
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106, 9. Mai 1933, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. DtschnBuchhandel. lich erscheint, insbesondere da, wo es sich nm Gefühlswerte han delt, Ein mathematisches Werk mag nahezu vollkommen in eine andere Sprache übersetzbar sein, eben weil Mathematik keine Sprache ist, auch bei Werken der Naturwissenschaften, Medizin und Technik ist es ähnlich. Aber schon bei Werken der Geistes- wissenschasten, noch mehr aber solchen der Dicht-ung hängt soviel am sprachlichen Ausdruck, daß immer ein erheblicher Rest — selbst bei bester Einfühlung des Übersetzers — sich der Über tragung in andere Sprache versperrt. Es ist eben so, wie Fichte schon in seinen »Reden an die deutsche Nation« sagte, daß »weit mehr Menschen von der Sprache gebildet werden, denn die Sprache von den Menschen«, Dazu kommt aber nun die Einwirkung der Schrift aus die Sprache, Schmidt-Rohr spricht von einer »Berschriftung der Sprache«, Überzeugend weist er darauf hin, daß die Schrist wie Eisenbahn, Kabel und Funk darauf hinzielt, das Gebiet einer Sprache auszudehnen, während die Sprache die Neigung habe, sich immer mehr auf die Besonderheit einer engeren Gemeinschaft einzustellen. Er meint damit die Tatsache, daß eine Sprache in den Mundarten sich immer mehr dem Volk anpasse, ja bis zur Trennung von ursprünglicher Zusammengehörigkeit, wie wir sie z, B, beim Holländischen erfahren haben, während wir andrerseits für das sonstige Deutschtum eine Schriftsprache entwickelt haben, die dem Schweizer wie dem Ostpreußen, dem Kärntner wie dem Rheinländer verständlich ist. Der »Buchstabenfilter« birgt große Gefahren in sich: Er vermindert Farbe und Feinheit der Zeich nung zugleich, er vergrößert den Abstand zwischen Volk und Ge bildeten und er fördert die Unterhaltung des einzelnen mit seiner eigenen Skepsis in einem Maße, daß oft nicht so sehr segen spendende Selbsterkenntnis, sondern trostlose Selbstsucht das Ende ist. Andrerseits aber ist die »Berschriftung« das Band, das ein Volk gleicher Sprache, allen Mundarten zum Trotz, zu jener größeren Gemeinschaft macht, die ihm erst Macht verleiht, jene Macht, die erst den Raum sichert, in dem die Mundarten leben können und — sollen, Herder sagt einmal: «Je lebendiger nun eine Sprache ist, je weniger man daran gedacht hat, sie in Buch staben zu fassen, je ursprünglicher sie zum vollen, unausgesonder- ten Laute der Natur hinaufsteigt: desto minder ist sie auch schreib bar, desto minder mit zwanzig Buchstaben schreibbar, ja oft für Fremdlinge ganz unaussprechlich«. Gewiß ist daran viel Wahres, ja es gilt noch heute für viele unserer Mundarten, deren Über tragung in Schrist immer lächerlich wirkt, wenn ein'Mundart fremder vorliest, aber andrerseits scheint mir doch jede Schrift sprache nur so weit zu leben, als es dem Schriftsteller gelingt, aus dem wirklichen Spracherlebnis heraus jener erstarrenden Sprache neues Leben zuzuführen. Hier scheint mir die schwerste Aufgabe des Schrifttums aller Gattungen zu liegen. Es ist eine Riesenaufgabe, die sich die deutsche Erhebung vornimmt, wenn sie zum Volk zurückführen will, gleichzeitig aber auch jenen Raum mit Macht füllen will, der durch die deutsche Schrift sprache zusammengehalten ist. Die Aufgabe ist groß, denn es han delt sich um nichts anderes als um die Festigung eines Gleich gewichtszustandes zweier nicht so ohne weiteres gleichlaufender Kräfte: Erhaltung der Lebendigkeit volksmäßiger Sprachbildung und gleichzeitig Zusammenfassung all dieser eben gerade in ihrer Vielheit lebendigen Volksteile mit einer Schriftsprache, die zwei fellos ihrer Natur nach immer mehr vom eigentlich Volksmäßigen wegführt. Ein warnendes Beispiel ist hier gerade die Wissenschaft- sprache. Schon Friedrich von Schlegel meinte in seinen Vor lesungen über die Philosophie des Lebens, daß es »wohl mehren- theils nur das falsche Licht irgend einer innerlichen Blendlaterne sein wird, was die Täuschung des Unverständlichen ,,, hervor bringt«, Nicht genug können wir uns vor Augen halten, wie eng Denken und Sprache ineinander wirken, und daß eben dieses Jn- einanderwirken das Wesen des literarischen Ausdrucks ausmacht, ihn unterscheidet von anderen Ausdrucksmöglichkeiten, gleich zeitig aber dazu zwingt, um so mehr zwischen den Zeilen zu lesen, je weniger der Buchstabe zum Volksmäßigen vermitteln kann. Für uns Buchhändler aber ist die Aufgabe klar. In der Ge staltung des literarischen Ausdrucks muß alles aufgewandt wer den, was die Lebendigkeit lder Sprache erhält: da ist nicht nur von Sprachreinheit, von Lebendigkeit des Rhythmus, vom Reich tum an Farbe zu sprechen, sondern auch von so »nebensächlichen« Dingen wie Zeichensetzung und Satzgestaltung. Freilich der Buch händler kommt hier erst zweiter Hand ans Werk, Er kann aber als Verleger vom Verfasser fordern und kann verbessern und er kann als Sortimenter kundigen Auges das Gute und Schlechte scheiden, Gut und Schlecht? Seien wir uns klar, daß ein Schriftwerk in der Gegenwart, aber auch auf die Länge der Zeit um so größer in der Wirkung ist, je mehr es die Sprache spricht, die in allen Gauen und allen Schichten verstanden wird, Schriftwerke sterben nur durch Mangel an Lesern, Mr haben nicht nur für das Schrifttum, sondern auch für die Leser zu sorgen. Diese aber find Glieder eines Volkes weit über unsere Reichsgrenzen hinaus und unser ganzes Sehnen muß sein, daß die deutsche Erhebung dieser Tage ein entscheidender Schritt ist auf dem Wege zur Sicherung des deutschen Volksbodens, denn er trägt deutsche Sprache; sie aber ist die Voraussetzung zu deutschem Denken, deutsches Denken aber und deutsche Sprache sind unser Reich, Neugestaltung der Büchereien. Der »V ö l k i s ch e B e o b a ch t e r« Nr. IW vom 6. Mai schreibt: Die Volksbüchereien enthalten immer noch zahlreichen zersetzen den Giftstoff, der bisher kritiklos an Alt und Jung ausgegeben worden ist. Diesem unerträglichen Zustande soll nun ein Ende gemacht wer den. Es liegt jetzt eine Anordnung der thüringischen Landesbera tungsstelle für volkstümliches Büchereiwesen und Jugendschrifttum pflege vor, die gewissermaßen als Muster für die Neugestaltung der Büchereien dienen kann. Es sind danach aus der Volksbüchereiaus leihe alle Bücher, Zeitschriften und Zeitungen zurückzuziehen, die ihrem Charakter nach geeignet sind, das von der Neichsregierung und den Staatsregierungen unternommene Werk der nationalen Er ziehung zu stören, zu verzögern oder zu verhindern. Als Literatur dieser Art ist anzusehen: Das wissenschaftliche Schrifttum des Kom munismus einschließlich derjenigen Bücher über das moderne Ruß land, in denen eine Verherrlichung des Sowjetsystems angestrebt wird, das wissenschaftliche Schrifttum des Marxismus, die von marxistischen Verfassern geschriebene Schönliteratur, die aus dem Geiste volksentfremdeten Großstadtliteratentums hervorgegangene »Asphaltliteratur«, belehrende und Schönliteratur, die das Erlebnis des Frontsoldaten in den Schmutz zieht oder den berechtigten Wehr willen unseres Volkes herabzusetzen trachtet, belehrende und Schön literatur, die die sittlichen und religiösen Grundlagen unseres Volkes untergräbt, Schriften zur Verherrlichung der Weimarer Republik, sonstiges das berechtigte Empfinden nationaler Kreise verletzendes Schrifttum. Bei Neuanschaffungen ist das Schrifttum der nationalen Haltung und solche Literatur, die die Grundideen des neuen Staates, Volk und Rasse, Ehr und Wehr, Verbundenheit aller Volksgenossen und soziale Gerechtigkeit verkörpert, bevorzugt einzustellen. Die besondere Pflege dieser Literatur in der Ausleihe ist Pflicht des Büchereileiters. Bttchereileitern. die aus ihrer weltanschaulichen Einstellung heraus sich zu einer Arbeit in dem vorgezeichneten Sinne nicht verstehen können, wird nahegelegt, ihre Ämter niederzulegen. Es sind umgehend Verhandlungen mit den geldgebenden Instanzen, vor allem mit den Gemeindeverwaltungen aufzunehmen, um zu erreichen, daß der Bü cherei wiederum Anschaffungsmittel in genügendem Umfange zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre Aufgabe als Instrument der nationalen Erziehung unseres Volkes unverzüglich — und nicht durch den bisherigen hoffnungslosen Mangel an Mitteln gehemmt — aufnehmen kann. Die Einzelhandelssperre und das Zugabeverbot. Der Entwurf des Gesetzes zum Schutze des Einzelhandels, über den wir im Börsenblatt vom 4, Mat 1ÜL3 berichtet haben, sowie ein weiterer über das Verbot des Zugabewesens sind am S. Mai vom Retchskablnett verabschiedet worden. Ausführliche Berichterstattung bleibt Vorbehalten, da der Wortlaut der neuen Bestimmungen abge wartet werden mutz. Zur Information sei vorläufig mltgetellt, daß das Gesetz zum Schutze des Einzelhandels eine für sechs Monate anberaumte allge meine Eiuzelhandelssperre verhängt. Der Zweck Ist osfenstchtlich. Es soll dem darniederliegenden Einzelhandel in seiner Gesamtheit bis zur Erlassung endgültiger Matzregeln ein gewisser Schutz durch die Verhinderung der Neugrlindung von Geschäfte» gewährt werden, 341
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