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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1933
- Strukturtyp
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- 1933-05-02
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1933
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- Deutsch
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1906 ließ Arthur Sellier seine Dankesworte an die Gäste des Börsenvereins auSklingcn in eine Huldigung, die heute mit ganz besonderen Gefühlen wieder gelesen werden dürste: »Von einem Manne, den seine Feinde nicht leben ließen, ob seiner Festigkeit und Treue, erscheint es mir eine Ehrenpflicht heute zu sprechen. Er war auch ein Buchhändler. Zwar erblicken Sic ihn nicht unter den Bildern der Männer, die die Wände dieses Saales schmücken, denn für den Buchhandel als solchen Großes zu leisten war ihm nicht vergönnt. Er lebte in einer Zeit, da unser deutscher Buchhandel noch gerade so zerrissen und ungeeint war wie unser deutsches Vaterland. Und dennoch lebt das Bild dieses Mannes in dem Herzen jedes deutschen Buchhändlers, wie jedes guten deutschen Patrioten. Und auf der Stätte, wo er, ein Mär tyrer für die deutsche Sache, sein Leben aushauchen mußte, er richtete ihm die deutsche Nation ein ehernes Denkmal. In diesem Frühjahr sind 100 Jahre verflossen, daß Johann Philipp Palm von Nürnberg auö die Flugschrift verbreitete: .Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung'. Auf Befehl Napoleons verhaftet, wurde er in Braunau vor ein Kriegsgericht gestellt, das ihn am 26. August 1806 zum Tode verurteilte. Am gleichen Tage noch wurde er erschossen. Daß Palm der Verleger der Schrift gewesen ist, steht fest; wer ihr Autor war, hat er nicht verraten, obwohl er dadurch sein Leben hätte retten können. Wahrlich, ein hehres Beispiel deutschen Mutes und deutscher Treue! Wie haben sich seitdem die Zeiten geändert! Fest und geeint steht unser deutsches Vaterland, nicht mehr preisgegeben der brutalen Willkür eines fremden Eroberers, und ebenso fest und geeint steht unser deut scher Buchhandel, wohlgerüstet gegen jeden, der es wagen sollte, an den Grundfesten seines Baues zu rütteln. Und wie dem Deutschen Reich, wenn neue Gefahren drohen sollten, stets Männer gleich Palm erstehen werden, die furcht los und treu ihr Leben in die Schanze schlagen, so, das wollen wir hoffen, wird es auch dem deutschen Buchhandel nie an Männern fehlen, die furchtlos und treu und zielbewußt den ihnen recht dünkenden Weg vorwärtsschreiten werden, unbekümmert darum, ob er den Gegnern gefällt oder nicht. Unsre Sorge aber muß es sein, daß, gleichwie der deutschen Jugend die ehernen Ge stalten der Männer, die das Deutsche Reich errichteten, immer und immer wieder zu Lehr und Beispiel vor Augen geführt werden, so auch unserm Jung-Buchhandel die markanten Gestalten derer erhalten bleiben, die den stolzen Bau des deutschen Buchhandels begründeten, auSbauten und, wo es not tat, verteidigten. Pflicht eines jeden von uns soll es sein, der Söhne und Nachfolger, der jungen Nachwuchs in unfern Beruf einführt und ausbildet, die sen nicht nur zu lehren, wie man Bücher herstellt und vertreibt, nein, auch die Geschichte des deutschen Buchhandels soll er sie leh ren, und soll ihnen sagen, was der deutsche Buchhandel war und was er jetzt ist. Auf die Männer, die vor ihm im deutschen Buch handel waren und wirkten, auf die hohen Ziele unscrs Berufs und seine idealen Zwecke soll er sie Hinweisen, dann kann er sie so aus gerüstet getrost hinausschicken als wahre Pioniere deutscher Kultur, deutscher Gesittung und deutscher Treue. Dann werden aus sol chem jungen Nachwuchs dereinst auch Männer erstehen, die den Gefahren ihrer Zeit gewachsen sein werden.« 1908 lenkte Leipzigs Oberbürgermeister, Justizrat Or. Tröndlin, die Aufmerksamkeit einmal auf einen besonderen Zweig des Gesamtbuchhandels: »Ich darf sagen, daß mir heute morgen, als wir die Einweihung des Bachdenkmals vollzogen, lebhaft der Gedanke gekommen ist, wie sehr sich doch auch das Verhältnis der Kunst und der Wissen schaft zum Buchhandel geändert hat. Es ist Ihnen allen ja bekannt, daß Johann Sebastian Bach mehr als hundert Jahre fast ganz vergessen war in der Welt, obgleich er doch hier großartige Erfolge gehabt hat, mehrere Kunstreiscn gemacht, darunter die bekannte zu Friedrich dem Großen. Er ist geschätzt worden als Virtuos und Komponist, und doch sind beinahe hundert Jahre nach seinem Tode vergangen, in denen fast niemand etwas von ihm gewußt hat. Es lag das mit daran, daß er selbst kein Bedürfnis gehabt hat, seine wundervollen Werke druckcnzu lassen. Viele davon sind infolgedessen vollständig verloren gegangen; einzelne sind wider Erwarten später noch aufgcfunden worden, aber eine große Zahl, deren frühere Existenz fcststcht, ist spurlos verschwunden. Beden ken wir dagegen, wie aufmerksam heute der Buch- und Musi kalienverlag nach den Werken auch nur kleiner Meister ausspäht, die sich nicht mit Johann Sebastian Bach vergleichen können, wie in vielen Fällen, che die Meisterschaft wirklich fcsigestellt ist, doch der Buch- und Musikalienverlag bereitwillig die Mittel bietet, um zunächst einmal zu versuchen, ob ein Autor vielleicht eine wirk liche (nur bisher unbekannte) Größe ist, und wie ihm so die Wege geebnet werden! Allerdings wird ja unendlich viel geschrieben und unendlich viel gedruckt, und die Autoren, stets in der Überzeu gung, daß sic etwas Außerordentliches geliefert haben, sind nicht immer mit dem Erfolg, den sie erreichen, zufrieden. Auch hat die Welt wohl sehr oft recht, wenn sie ihnen den ersehnten Erfolg nicht gewährt. Aber, meine Herren, ernsthaft gesprochen, muß man doch sagen, daß zweifellos der Buch- und Musikalienverlag großen Segen gestiftet hat und sich immer wieder wirksam erweist, um wirklichen Talenten die Möglichkeit des Schaffens und Wirkens zu geben. Und darin liegt nach meinem Dafürhalten die unendlich wichtige Bedeutung, die dem Verlagsbuchhandel und mit ihm auch dem Sortimentsbuchhandel zukommt.« 1912 mahnte der Leipziger Kreishauptmann von Burgsdorff: »Wir alle wissen die geistige Anregung'hoch zu schätzen, die von dem Buchhandel auSgeht, und immer tritt uns der Buch handel als die geistige Macht vor die Augen, von der wir uns un ablässig abhängig fühlen. Selbstverständlich, meine hochgeehrten Herren, kann der Buchhandel nicht die geistige Richtung eines Volkes bestimmen; da sind andere Momente ausschlaggebend; allein der Buchhandel kann außerordentlich segens reich wirken, wenn er die gesunden Elemente stärkt, wenn er die ungesunden von sich abstößt oder doch unschädlich macht, wenn er befruchtend und anregend wirkt und unserer Wissenschaft und unseren Forschern eine gute Stätte bereitet. Diesem schönen Ziel hat der deut sche Buchhandel unter Leitung des Börsenvcrcins immer gern nachgestrebt, und ich könnte Namen von ganz besonderer Bedeu tung nennen, die sich an diesem Streben hervorragend beteiligt haben. Möge es, meine hochgeehrten Herren, immer so sein; möge der Buchhandel dieses ehrenvolle Ziel immer sich vor Augen hal- 321
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