oxvxx X: 259, 7. November 1935. Fertige Bücher. Börsenblatt s. d.Dtschn.Buchhandel. 541 5 Joseph von Laufs zum 8V. Geburtstag 16. November 1935 /L»s ist Joseph von Laufs nicht mehr vergönnt gewesen, seinen 80. Geburtstag zu erleben. Zwei Jahre vorher hat ihm der Tod die Feder aus der Hand genommen, die gerade als Schlußstein in das Gebäude seines Schaffens einen dichterischen Bericht des eigenen Lebens („Spiegel meines Lebens") einfügte. Wie der alte Faust Angesicht in Angesicht mit dem von ihm eroberten Neuland dahingeht, so war Lauffs letzte Bitte an die Heimat: „Sieh mich noch einmal an!" Denn diese Heimat war ihm nicht nur teuer, wie jedermann die eigene, sie war und durfte ihm teuer sein als ein erobertes Neu land. Um sie zu erobern, hatte er den bunten Rock ausgezoqen und das Schwert mit der Feder vertauscht; das ist in der preußischen Armee mehrmals vorgckommen, von den beiden Kleist bis zu Liliencron und später. All diese Männer sind im Herzen Soldaten geblieben, treu ihren Eiden, und Laufs hat es deshalb im Zwischenreich nach 1918 nicht leicht gehabt. Persönliche Anfeindung ungerechnet, wurde der beste Teil seines Schaffens von Unberufenen mit oberflächlicher Geste abgetan — freilich nicht von den Lesern. Es klingt heute so belanglos einfach, wenn man sagt, daß er Landschaft und Volkstum des Niederrheins für die moderne Literatur entdeckte. Aber es ist tatsächlich so, daß im breiten deutschen Schrifttum vor vierzig Jahren der Rhein bei Köln zu Ende war. Jene niederrheinischc Welt, die mit den germanischen Nachbargebieten Flandern und Holland so viele gemeinsame Züge hat, ist in zwei Dutzend Laufsschen Romanen so innig verankert worden, baß sie jeder kennt: flaches Weideland mit hohen Alleen, fruchtbare Felder, gesäumt von Kanälen und Windmühlen, der Rheinstrom mit Schleppern und Kähnen, und inmitten dieses Landes der humorige, derb-kräftige Volksschlag eigenwüchsiger Männer und frohsinniger Frauen. Die Beziehung eines Menschen zu seinem Ursprung gilt uns heute als der Dichtung bester Stoff — ihn ganz unmittelbar und volkstümlich, ohne Doktrin und Schlagwort zu gestalten, war Lauffs Lebensarbeit. -^oez>e-te ü-ee ^oee/,- von /.au// un-e^ec-net -rtten Ln ver/anLen G. Grote»Verlag»Berlin