Die Jahrhunderte sind vorübergezogen. Sie haben die Erinnerung an jene Jahre der Greuel nicht tilgen können. Meies lebt noch im Nkunde der Berghirken da unken. Unser Autor hak lange unter ihnen gesessen, ihre Sprache erlernt, ihre Legenden ausgezeichnet. Er hak die Hohlen ihrer Berge durchklettert und ersorscht — und darin Funde gemacht, deren Veröffentlichung größtes Aussehen erregen wird. Aus Dokumenten der Inquisition, bislang unbeachtet, ergab sich vieles. Vergleichende Sprachforschung bot Weiteres—die Höhlen schenkten den Schlüssel zum letzten. V3er waren eigentlich diese Albigenser, und welcher Art war ihre Lehre? Die Stadt Albi lieh dieser Bewegung nur den Namen, ihre Träger waren christianisierte Druiden. „Cakhari" nannten sie ihre Anhänger (griechisch: katharos — rein, daraus unser: Ketzer). Die catharische Lehre war dualisiisch. Fürsi der Erde war Luziser, der gefallene Engel; die Erde selbst, als sein Reich, die Hölle. Gott war ihnen das Prinzip des Vollkommenen, des Lichten, der ewigen Liebe. Nach ihren Anschauungen hatte der Mensch hinieden verschiedene Wandlungen zu durchlaufen, ehe er aus der unvollkommenen !WeIt entsiosslicht eingehen konnte in Gott. Von der Bibel sprach vor allem das Johannisevangelium zu ihnen. Ein merkwürdig modern anmutender Zug dieser Lehre sei hier noch vermerkt. Die Cathari gestatteten den Freitod, die letzte Konsequenz einer geistigen Aufwärtsentwicklung, als Befrei ung von den Fesseln materiellen Seins. Endura nannten sie ihn. Ihre Kultsiätken müssen wir in den Pprenäenhöhlen suchen. Heute noch heißen zwei solche Unterschlupfs in den steilen Kalkwänden des Tals der Aridge „Las Glepsos" und „Kathedrale von Lombrives". Die „Reinen" bewahrten die kultischen Mchsierien des Bundes, speisten die Hungernden, pflegten die Kranken, bargen die Toten. Sic aßen kein Fleisch brüderlicher Tiere, nie fügten sie jemandem eine Wunde zu. Ihre Schützer waren die adligen und bürgerlichen Troubadoure Güdsrankreichs, in deren Wesen sich Weltfreudigkeit und Welkabgewandtheit seltsam mischten, und das man erst begreift, wenn man den Cakharismus kennt. Aus diesem geistig so sehr gelockerten Boden wuchs die schönste Blüte deutscher Dichtung des Mittelalters, der Parzival des Wolfram von Eschenbach. Aus der Provence in deutsches Land Ward uns die rechte Mär' entsandt... Es erweist sich, daß der Dichter TLolsram bei aller Freiheit in der Behandlung seines Skvsses, treu wie ein Ehronisi, historischem Geschehen folgt. Rahns Entdeckungen werfen neues Licht aus das deutsche Ritterepos des Ntittclalters. Wie aufschlußreich sie sind, möge eine kleine Gegenüberstellung erweisen.