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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1908
- Sprache
- Deutsch
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14726 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 294, 18. Dezember 1908. schreibung der geschäftlichen Mühen, die an ihn als Leiter eines englischen Schulbuchverlages für die indischen Schulen heran traten, und seinen Kämpfen mit dem Klima und den Schwierig keiten der Landessprachen ganz besonders die geheimnisvolle alte Kultur des wundervollen, merkwürdigen Landes in den Vorder grund. Die Ausführungen zeugten von der hohen Fähigkeit des Redners an die ihm fernstehenden Kinder des Landes menschlich heranzukommen und ihnen Bruchstücke ihrer alten Religions wertvollen Erinnerungen ausgewählten Erzählungen, die in einer aus dem Verlaufe des Vortrages sich ergebenden Reihenfolge in freier Improvisation vorgetragen wurden, verfehlten nicht, einen Stiftungsfest. Es war ein kleines, stimmungsvolles Fest, das in den Räumen des »Friedrichshofs« abgehalten wurde. Die Rück schau auf das verflossene Vereinsjahr, das einen markanten Be ginn in dem glänzend verlaufenen fünfzigsten Stiftungsfeste im vorigen Jahre zu verzeichnen hatte, lies; allerlei Erfreuliches im Leben der Gemeinschaft, die der Krebs bildet, erkennen und gab der Hoffnung auf weitere günstige Entwicklung Raum. Endlich ist noch zu verzeichnen ein am 25. November in den oberen Räumen des Architektenhauses stattgefundener literarischer Abend. Unser Mitglied Ludwig Koestler sprach über Theodor Storms Leben und Werke. Der Redner ließ den Dichter am Morgen der über das Schicksal Schleswig-Holsteins entscheidenden Schlacht bei Jdstedt auf den Deichen, die das feste Land gegen das Meer schützen, hinaus wandern. Die fernen Donner der Schlacht wecken in dem einsamen Spaziergänger die Erinnerungen an die Kämpfe um die Freiheit des Landes und die Sorge um die Zukunft. Bei dem Gedanken, daß der Gang der Ereignisse ihn aus der Heimat verdrängen könnte, läßt das sich bietende Landschaftsbild, Marsch und Geest, Heide, Felder und Wälder, das brausende Meer ihm all das wieder vor der Seele aufsteigen, was er den Dingen und Menschen dieses Landes verdankt. Und als er zur Mittagsstunde langsam zur Stadt zurückwandert, werden Menschen und Straßen, Häuser und Plätze des kleinen Ortes für ihn ein erinnerungsreiches, farbiges Bild. Aus dieser äußeren Anschauungswelt erwachsen Storms Novellen und Gedichte, von denen der Vortragende in kurzen, knappen Streiflichtern zu erzählen versuchte. Unterstützt wurde dieser Versuch in wirkungs voller Weise durch die in vollendeter Form dargebotene Rezi tation Stormscher Gedichte durch Herrn Ernst Heiberg. Rübner. Schriftsteller-Stipendien aus der Stiftung eines Buch händlers. — Der Verwaltungsausschuß für den vom Verleger Albert Bonnier in Stockholm (Gründer der großen Verlags firma seines Namens, gestorben 1900) gestifteten Stipendienfonds für schwedische Schriftsteller beschloß in seiner Sitzung vom 27. November die für dies Jahr zu seiner Verfügung stehende Summe von 8000 Kronen wie folgt zu verteilen: an Gustaf af Geijerstam 2500 Kr., an Bo Bergman 2000 Kr., an K. G. Ossian- Nilsson 1600 Kr., an Walter Hülphers und C. R. af Ugglas je 1000 Kr. (Nach »Lvonsku vrrAdlrrckst«.) Personalnachrichten. * Gestorben: am 10. Dezember, im sechsundsiebzigsten Lebensjahre, nach kurzer Krankheit der Buchhändler und Buchdruckereibesitzer Herr Wilhelm Krafft in Hermannstadt. Der Verstorbene übernahm im Jahre 1868 die von seinem Schwiegervater S. Filtsch 1826 gegründete Buchdruckerei und er weiterte sie durch eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung. Im Jahre 1904 übergab er das blühende Geschäft seinem Sohne, Herrn Karl Wilhelm Krafft, blieb aber gleichwohl bis Anfang Dezember d. I., als ihn die tödliche Krankheit befiel, ein eifriger Mitarbeiter im alten Geschäft. Im deutschen Buchhandel genoß er als tüchtiger, ehrenwerter Berufsmann hohes Ansehen. Dem Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt vom 11. Dezember entnehmen wir folgenden Nachruf an den Dahingeschiedenen: »Heute nacht hat der Tod einen der tüchtigsten Bürger der ältesten Garde aus unserer Mitte gerissen: der Begründer der in unserm Volk rühmlichst bekannten Firma W. Krafft, Johann Wilhelm Krafft, gewesener Buchdruckereibesitzer und Buch händler, ist im Alter von 75 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Über eine weitverzweigte angesehene Familie ist da durch tiefe Trauer gebracht worden. I. W. Krafft war ein gebürtiger Schäßburger; am 5. August 1833 wurde er als zweiter Sohn des Schäßburger Buchbinders und späteren langjährigen Orators Fr. W. Krafft, der erst vor wenigen Jahren hochbetagt gestorben ist, geboren. Ende der vierziger Jahre erlernte er in der Göttischen Buchdruckerei in Kronstadt das Buchdruckgewerbe, ging dann nach guter alter Sitte für fast ein Jahrzehnt in die Fremde, wo er in mehreren deutschen Städten am Setzerkasten stand. 1858 kehrte er heim und wurde ein Jahr später Geschäftsleiter der S. Filtschischen Buchdruckerei in Hermannstadt. 1860 heiratete er die Tochter seines Chefs. 1868 übernahm er die Buchdruckerei in eigener Rechnung und begründete die Firma W. Krafft, die er selbst bis 1904 führte, um sie dann erst seinem Sohn zu übertragen. — War Krafft in der Führung seines eigenen Geschäfts ein Muster von Fleiß, Ausdauer, Rührigkeit und Umsicht, so erwarben ihm seine tüchtigen Charaktereigen schaften auch in der Mitarbeit an nationalen und anderen öffent lichen Angelegenheiten rasch das Vertrauen der Mitbürger, die ihn in eine ganze Reihe von Körperschaften und zu zahlreichen Ehrenämtern wählten. In weltlichen und kirchlichen Vertretungs körpern hat denn Krafft auch tatsächlich stets seinen Mann gestellt bis in die letzten Tage, und noch lange wird man den trotz seines hohen Alters noch lebhaften und tatkräftigen Mann an gar manchem Ort vermissen. Wer ihn gekannt und geschätzt hat, wird sein Andenken in Ehren halten.« Joses Koch -f-, Prag. (Vgl. Nr. 288 d. Bl.) — Dem am 4. Dezember 1908 aus seinem tätigen Leben abgerufenen Kollegen Josef Koch, Inhaber der I. G. Calveschen k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhandlung in Prag, widmet Herr Moritz Perles (Wien) in der Österreichisch-ungarischen Buchhändler-Correspondenz folgenden Nachruf: Ein Leben voller Arbeit, aber auch voller Arbeitsfreudigkeit hat am 4. d. M. seinen Abschluß gefunden. Josef Koch, seit 1894 Besitzer der I. G. Calve'schen Hof- und Universitätsbuch handlung, der ältesten bestehenden Buchhandlung Prags, wurde nach kurzer Krankheit vom Tode ereilt. Koch, ein vortreff licher Schüler und dann Nachfolger Ottomar Beyers, war einer der tüchtigsten Sortimenter, die ich in meiner langen Lauf bahn kennen gelernt habe. Es wa^ geradezu ein Genuß, mit ihm, der ganz in seinem Berufe aufging und ihn in idealster Weise auffaßte, über buchhändlerische Verhältnisse zu sprechen. Im Oktober dieses Jahres führte mich eine Familienange legenheit nur auf wenige Stunden nach Prag; ich suchte ihn trotz der Kürze der Zeit auf und freute mich seiner an regenden Unterhaltung. Damals ahnte ich nicht, daß ich den geistig und körperlich so frischen Freund und Kollegen das letzte Mal sehen würde. Von den zweiundsechzig Jahren seines Lebens gehörte er teils als Gehilfe, teils als Chef der Calve schen Firma einundvierzig Jahre an, war der treue lite rarische Berater vieler deutschen Professoren und Bibliothekare, die seine großen Sortimentskenntnisse schätzten und oft bewun derten. Koch, der nur sehr mäßige Ersparnisse aus seiner Ge hilfenzeit bei Übernahme des Geschäftes besaß, rechtfertigte das ihm zugewendete Vertrauen seiner Freunde durch geradezu muster haft Pünktlichkeit und Ordnungsliebe. Er war vom frühen Morgen bis in die späte Nacht tätig, sparte und sorgte und war der fleißigste Arbeiter seines Geschäftes, das er trotz der schwierigen Prager Verhältnisse auf voller Höhe zu erhalten und dabei sich eine angesehene Stellung zu verschaffen wußte. Koch war ein ausgezeichneter Gatte und Familienvater, verheiratete seine drei Töchter und förderte seinen einzigen Sohn, der sich der richterlichen Laufbahn zuwandte. Sein Schwiegersohn Robert Lerche ist seit 14 Jahren im Geschäfte tätig, zuerst als Gehilfe, dann als Prokurist, und wird jetzt sein Nachfolger. Koch war wohl einer der wenigen Menschen, die keinen Feind haben, und jeder mußte den Hut abnehmen vor solch seltenem Pflichteifer, vor seiner Berufstreue und seiner Herzensgüte. Sie haben ihn an einem Hellen Wintertag hinausgetragen und in die dunkle Erde gebettet, möge sie ihm leicht sein! Wien, 10. Dezember 1908. Moritz Perles.
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