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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1934
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- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X: 228, 29. September 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. verhältnismäßigen Grenzen hielt, ging sie im Augenblick des Niederganges ins Uferlose. Die Grossisten fanden in dieser Zeit ein verhältnismäßig leichtes Arbeitsfeld vor, da jetzt alle dem Buch handel verwandten Berufe bereit waren, Bücher zu kaufen und zu verkaufen, denn der Bücherverkauf bildete für sie einen erwünschten zusätzlichen Umsatz. Hier liegt auch die Ursache für die Entstehung der vielen und allzuvielen Leihbüchereien. Diese gesamte Entwick lung geschah auf Kosten des Sortiments und ist im tiefsten Grunde wirtschaftlich und kulturell höchst bedauerlich, denn durch diese Methode ist der eigentliche berufsständische Buchhandel (Verlag und Sortiment) in eine große Krise geraten. Was waren die weiteren Erscheinungen dieser unglücklichen Entwicklung? — Solange die Sortimenter einigermaßen kauf kräftig waren, dachte man, im allgemeinen gesehen, nicht daran, dem Sortiment durch Direktlieferung und durch eigene Sorti mente vom Verlag her Konkurrenz zu machen. Beim Niedergang waren aber hier die Möglichkeiten gegeben, die Ausfälle an Um sätzen einzuholen. Zugkräftiger konnte diese Methode durch Vor zugs-, Mengenpreise usw. gestaltet werden. Diese Sonderpreise be deuteten für das Sortiment auf alle Fälle wieder Verluste, um so mehr, da in den marxistischen Regierungsstellen Anstrengungen gemacht wurden — und sogar mit Erfolg —, den zentralen Bücherbezug durch die Behörden und sonstigen Stellen zu fördern. Insbesondere der wissenschaftliche Verlag verfolgte — es muß gesagt werden, aus dem Instinkt der Selbsterhaltung heraus — diese Methoden. Es ist nämlich für den Nachkriegsbuchhandel typisch, daß fast das ganze Sortiment sich in geradezu verblendeter Weise auf das schöngeistige Buch warf, immer wieder angereizt durch hohe Rabatte usw. Beim wissenschaftlichen Verlag setzte da durch das Bestreben ein, neue Wege für den Absatz zu finden, was natürlich vom Standpunkt des Gesamtbuchhandels aus gesehen verkehrt war. Nun zur Rabattfrage! Vor dem Kriege bestand ein den Ver hältnissen angepaßter vernünftiger Durchschnittsnachlaß. Sogar die Schulbücher waren bei Partiebezügen vernünftig rabattiert. Hinzu kam insbesondere für die Schulbücher eine zum Teil ganz großzügige Kreditgewährung, die sich — man staune und dem Nach wuchs mag es märchenhaft klingen — bis zu einem ganzen Jahre ausdehnte. Weiter fehlte für den Sortimenter für einen ganz großen Teil der Bücher das Risiko, was bereits eingangs gesagt wurde. Durch geschickte Nachbestellungen der abgesetzten Bedingt ware ließ sich noch manche Rabattverbesserung herausholen. Nach dein Kriege: Die Rabattforderung bei der schöngeistigen Literatur kann nicht hoch genug sein und reicht doch nicht aus! Diese Forderung entstand aus den von Jahr zu Jahr größer wer denden Lasten. Die Unkostenprozentzahlen der Vorkriegszeit klet terten gewaltig in die Höhe. Steuern, Zinsen, Miete, soziale Ab gaben, Porti, Frachten usf. stiegen zeitweilig ins Maßlose. In der selben Zeit wurden die Rabattsätze für das Gebrauchsbuch (ins besondere Schulbuch) wesentlich gesenkt. In dieser Lage übernahm das Sortiment fast den ganzen Einkauf auf Risiko. Risikofrei wurden fast nur noch wissenschaftliche Bücher ge liefert. Aus dem gewissenhaften Buchhändler mußte der rücksichts lose Kaufmann werden, der nur noch an den Gewinn denken mußte, weil hinter ihm die Familie stand, die das tägliche Brot und Kleidung haben wollte. Außerdem steckten im Geschäft fremde und eigene Kapitalien, die schon lange nicht mehr getilgt werden konnten. Die Scheinblüte brachte sogar den Hunger nach neuen Betriebsgeldern. Die hohen Rabatte auf schöngeistige Literatur ermöglichten weiter die Bildung der vielen Grossogeschäfte, die ihrerseits auch wieder in der Lage waren, ihren Kunden hohe Rabatte zu geben. So entstand bei dem Auchbuchhvndel der Geschmack am Buch verkauf. Und nun heute: Das gesamte Volk ist arm und verschuldet. Dem Handel nach Ubersee werden von außen die größten Schwie rigkeiten gemacht. Übrig geblieben ist uns nur die Arbeitskraft, verbunden mit einer anständigen Gesinnung. Und wie es im ganzen aussieht, so sieht es auch bei uns im Buchhandel im kleinen aus. Der Buchhandel ist arm und verschuldet. Geblieben ist auch ihm nur die Arbeitskraft und seine anständige Gesinnung. Also los! Das heiligste Gesetz ist die Zusammengehörigkeit des ganzen Standes. Jede Zerreißung des Buchhandels in zwei oder mehrere Teile muß zur Auflösung des Standes führen. Der gesamte Stand muß aus einer zielbewußten, verantwor tungsfreudigen Führung im nationalsozialistischen Sinne bestehen. Der Leiter des Standes muß von Reichs wegen direkt oder indirekt die Macht bekommen, die es ihm ermöglicht, die für die Gesamtheit des Buchhandels unbedingt notwendigen Maßnahmen durchzuführen. Es sind vorerst folgende Maßnahmen unerläßlich: 1. Fortfall der Umsatzsteuer. — Es ist erforderlich, dem kranken Körper des Buchhandels diese Mittel zu belassen, um Kräfte zu sammeln. Das wird auch der Staatswirtschaft zugute kommen. Die Umsatzsteuer bedeutet für den allergrößten Teil unseres Standes Blutentnahme, die im Sortiment bestimmt mit zum Erliegen beitragen muß. 2. Die Auffüllung der Bücher etats bei den Reichs- und Landesbehörden einschließlich aller öffentlichen Biblio theken. — Dies würde für ganz weite Kreise der Gesamtheit eine großzügige Arbeitsbeschaffung bedeuten. 3. Stärkste Konzentration des Buchvertrie- bes auf den eigentlichen Sortimentsbuchhan del. — Dies Verlangen ist auch für das Kulturleben unseres Volkes unbedingt nötig. Ein Buch sollte nur von dem verkauft werden, der auch zur Verantwortung herangezogen werden kann. 4. Wegfall jeglicher Rabattgewährung an das Publikum, einschließlich der Bibliotheken. — Es ist unmora lisch, Gelder wegzugeben, die überhaupt nicht vorhanden sind. Dies Verfahren ist den Familien und den Gefolgschaften gegen über nicht zu verantworten. 5. Die Neuregelung des Buchexportes. — Der heutige Zustand ist wirtschaftlich und kulturpolitisch untragbar. Sind diese fünf Punkte erreicht, erst dann ist wieder Hoffnung vorhanden, daß eine Gesundung eintreten wird. Auch dann erst wird es möglich sein, so zu arbeiten, wie es der nationalsozia listische Staat von uns verlangen muß. Ist auf diese Weise Grund und Boden geschaffen, dann muß die Neuordnung der inneren Verhältnisse des Buchhandels vor sich gehen. Und zwar auch durchaus vernünftig in gemeinsamer Arbeit zwischen Verlag und Sortiment. Die Rabattfrage z. B. muß dahin geregelt werden, daß dem ordentlichen Sortiment wirk lich eine Existcnzmöglichkeit geboten wird. Heute ist es so, daß auch bei einem Verdienen immer wieder eine Geldspannung eintreten muß, da von dem Bruttogewinn neben den wesentlich erhöhten Lasten auch noch ein ganz erhebliches — im Grunde viel zu hohes — Risiko der Lagerhaltung getragen werden muß. Bei der Lager haltung müssen Verluste eintreten. Auch der begabteste Sorti menter wird sic nicht vermeiden können. Es wird nichts übrig bleiben, als wieder zu einein gesunden Kommissionsverkehr zurückzukommen. Die Entwicklung führt zwangsläufig dahin und es wäre töricht, sich darüber einer Täuschung hiuzugeben. Die Ver hältnisse verlangen es einfach, daß wirklich wieder verdient wird, und zwar im Interesse der Gesundung des gesamten Wirtschafts lebens unseres Volkes. Es muß unbedingt wieder auch mit der Zeit eine Möglichkeit der Kapitalstilgung erreicht werden. Vor Experi menten kann nicht genug gewarnt werden! Ein blutleerer, Herz kranker Körper kann keine Berge ersteigen, aber unsere Gesundung ist durchaus möglich, wenn durch die berufene Persönlichkeit die Geschlossenheit des Standes durchgesührt wird. Gemeinschaftsdienfi - Ehrendienst! 853
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