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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1915
- Strukturtyp
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- 1915-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 71, 27. März 1915. geschäfte begannen sich wieder zu beleben, sobald die Kriegs literatur in größeren Mengen auf den Markt kam. Bis Anfang Dezember verzcichnete die Statistik auf diesem Gebiete nicht weni ger als rund 1100 Erscheinungen, eine Zahl, die sich inzwischen auf 2887 erhöht Hut. Das Weihnachtsgeschäft war im allgemeinen eine angenehme Enttäuschung. War auch fast durchweg ein Rückgang gegenüber dem Vorjahre zu verzeichnen, so erwies sich dieser doch nicht so groß, wie angesichts des Fernseins so vieler literarisch interessierten Männer und in Anbetracht der überall im Kaufen geübten Zurückhaltung befürchtet werden mußte. Erfreulich war die Erscheinung, daß das Publikum sich wieder auf die Notwendigkeit der Lektüre gehaltvoller Bü cher zu besinnen begann und daß das vaterländische und religiöse Gefühl sich stärkere Geltung als sonst verschafften. Der Ernst der Zeit drängte zu den im Buche enthaltenen Lebenswerten und schuf auf diese Weife ein wirksames Gegengewicht gegen das durch den Tag beherrschte, nur auf die Ereignisse gerichtete Kriegsinteresse. Erheblich zu dieser Gestaltung der Dinge trug die Entwicklung der Kriegslage bei, die zwar nach den anfäng lichen stürmischen Erfolgen im Westen die Nerven auf eine harte Geduldprobe stellte, aber auch in dem Positionskampfe bald an die Stelle quälender Ungewißheit das sich immer mehr stärkende Ver trauen auf die sichere Wacht an allen Fronten setzte. War schon nach den ersten Kriegswochen eine Besserung der Verkehrsverhältnisse zu spüren, so trug das Fernbleiben des Feindes vom Jnlande erheblich dazu bei, wieder einigermaßen normale Verhältnisse zu schaffen, sodatz wir bereits im Herbst wieder richtige Personen fahrpläne hatten. Der Güterverkehr betrug Anfang des neuen Jahres nach den Mitteilungen des preußischen Verkehrsministers wieder 95 Prozent des sonstigen Umfanges. Auch die Störun gen im buchhändlerischen Verkehr, insbesondere soweit sie die Post betrafen, deren Personal durch den Krieg besonders stark in Mitleidenschaft gezogen war, sind inzwischen bis auf geringe Reste beseitigt worden. In mancher Beziehung gelang es den Bemühungen des Börsenvereins-Vorstandes, Abhilfe zu schaffen, wenn auch zugestanden werden muß, daß nicht alle bei den zu ständigen Stellen erhobenen Vorstellungen den erhofften Erfolg hatten. Heute stehen die Dinge so, daß man Wohl von einer Festigung der geschäftlichen Lage sprechen kann, was auch aus der zunehmenden Benutzung des Börsenblattes zu Anzeigczwecken und aus der Art der Anzeigen hervorgeht. Die Stellenlosigkeit unter den Angestellten, deren Zahl noch fortgesetzt durch Einbe rufungen vermindert wird, ist gänzlich behoben; ja es herrscht gegenwärtig, wo wir vor dem Oster« und Schulbllchergeschäft stehen, vielfach ein derartiger Personalmangel, daß die Erledi gung der Ostermeßarbeiten Schwierigkeiten begegnet und an Stelle des fehlenden männlichen Personals weibliche Hilfskräfte herangezogen werden müssen. Das Ostergeschäft bietet im allge meinen keine schlechten Aussichten, wenn man bedenkt, daß das ernste Buch schon auf dem Weihnachtsmarkte eine große Rolle spielte und möglicherweise noch eine größere bei dem Eintritt der jungen Leute in den Kreis der Erwachsenen spielen wird. Zudem fällt in diese Zeit der 100. Geburtstag Bismarcks, ein Nationalfeiertag auf weltgeschichtlich bewegtestem Hintergrund. Gerade der Umstand, daß, dem Ernste der Zeit entsprechend, ge räuschvolle und prunkende Festlichkeiten unterbleiben werden, wird manchen Deutschen zum Bismarckbuch hinführen, um sich tiefer in das Werk des Mannes zu versenken, das wir heute gegen eine Welt von Feinden verteidigen müssen und das bisher ^iese unerhörte Kraftprobe so erfolgreich und aussichtsvoll be- hat. M Die dem Buchhandel nach Eingaben des Börsenvereins-Vor standes von den zuständigen Ministerien aller Bundesstaaten schon ans Anlaß des Herbstschulbüchergeschäfts gemachten er freulichen Zusagen, in der Anschaffung von Lehr- und Lernmitteln keine Einschränkung eintreten zu lassen, wer den sicher auch zum Schulbeginn nach Ostern ihre Gültigkeit be halten. Außerdem findet der Buchhändler in der ständig wach senden Kriegsliteratur auch für die kommende stillere Zeit so viel Geschäftsmöglichkeiten, daß er, wenn er auch wie sonst nicht auf Rosen gebettet ist, doch mit Vertrauen in die Zukunft blicken kann. Diese Festigung unseres Wirtschaftslebens ans fast allen 106 Gebieten kommt auch durch die unerwartet hohen Zeichnungen auf die letzte Kriegsanleihe zum Ausdruck, deren Ergebnis t) Milliarden erreicht hat. Leider läßt sich über die Beteiligung des Buchhandels nichts Genaueres feststellen. / Diese kurze Darstellung der wirtschaftlichen Lage im Buch handel kann natürlich nur den Hintergrund des Bildes darstellen, das wir hier zu zeichne» haben. Leben und Farbe bekommt es erst durch das, was innerhalb dieser wirtschaftlichen Zu stände geleistet worden und was namentlich an persönlichen Kräf ten zur Entfaltung gekommen ist, um alle Pflichten daheim und draußen zu erfüllen und, soweit es der Gesamtheit oder dem ein zelnen möglich war, den Schädigungen des Krieges zu begegnen. Durch Veranstaltung der Bugra in Leipzig war das Jahr 1914 zu einem Glanz- und Festjahre für den Buchhandel gewor den, jäh unterbrochen durch die Katastrophe im August, die alle Hoffnungen, die man auf diese Veranstaltung für die zweite Hälfte des Sommers setzte, mit einem Schlage zunichte machte. Eine unglückliche Bilanz der Ausstellung war die natürliche Folge, wenn man auch von einem Schluß vor dem dazu bestimm ten Zeitpunkte absah. Die Paläste der feindlichen Staaten wur den über Nacht geräumt und ihr Inhalt in das Deutsche Buchge werbehaus in Sicherheit gebracht. Trotzdem verbreitete die feindliche Lügenpresse die Nachricht, daß die Gebäude samt In halt böswilliger Brandstiftung zum Opfer gefallen seien. Wäh rend die bunte Herrlichkeit der vielbewunderten Ausstellung zu Füßen des Völkerschlachtdenkmals mit Beginn des Winters von der Bildfläche zu verschwinden begann, entfaltete sich auf dem weiter stadtwärts gelegenen Gelände der Deut schen Bücherei eine lebhafte Bautätigkeit. Die Mauern des Erdgeschosses wuchsen aus dem Boden und geben bereits einen Begriff von der Größe und dem Umfange dieses gewaltigen Bibliothekbaues. Leider ist die Bautätigkeit dort durch den Krieg nicht unbeeinflußt geblieben. Der Unternehmer mußte gewechselt werden, weil er sich den Verhältnissen nicht gewachsen zeigte. Die dadurch entstandenen Schwierigkeiten wurden durch die Un gunst der Witterung vermehrt, sodatz die Fertigstellung des Baues über den vorgesehenen Termin hinausgeschoben werden mußte, eine Verzögerung, die aber insofern auch von Vorteil war, als sie noch nachträglich kleine Erweiterungen und Verbesserungen in den Plänen zulietz. Inzwischen ist die Sammeltätigkeit der Deutschen Bücherei in ihren im Buchhändlerhause befindlichen provisorischen Räumen auf festere organisatorische Grundlagen gestellt worden, über eine von der Verwaltung eingeleitete Kriegssammlung erfährt der Leser dieser Nummer Näheres an anderer Stelle. Wie bereits aus der wirtschaftlichen Übersicht herborgeht, entfaltete der Vorstand des Börsenvereins eine eifrige Tätigkeit, um Schädigungen des Buchhandels hintanzuhalten und soviel als möglich Erleichterungen in dem oft sehr behinderten Verkehr zu schaffen. Leider gelang es nicht, eine Erhöhung der Gewichts grenze zum Zwecke der Drucksachcnversendung durch die Feldpost zu erreichen und gewisse Zensurschwierigkeiten im Verkehr mit Österreich-Ungarn zu beseitigen. Sehr erfolgreich war der ge meinsam mit dem Deutschen Verlegerverein erlassene Aufruf zur Stiftung von Büchern für die Verwundeten. Es bildete sich in Berlin ein Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten, dem auch der Erste Vorsteher des Börsenvereins angehört, über 400 000 Bände im Verkaufswert von Hunderttausenden von Mark kamen in kurzer Zeit zusammen und konnten ihrer Zweckbestimmung zugeführt werden. Außer dem wurden etwa 600 000 Zeitschnftennummern gestiftet. Da neben wurden in einzelnen Städten Sondersammlungen von Lesestoff eröffnet. Die Tätigkeit der Kreis- und Ortsvereine, deren Herbstver sammlung ausfiel, bestand im wesentlichen darin, zur Verhütung allgemeiner Schädigungen sich enger zusammenzuschließen. Z. B. sorgte man dafür, daß das Publikum zur Bezahlung seiner Rechnungen und zum Bareinkauf angehalten wurde. Auch fand man sich vielfach zu gemeinsamem Bezug bestimmter Bücher und Lieferungswerke zusammen. Sehr bemerkenswert sind die Maßnahmen, die auf dem Ge biete der Kriegshilfstätigkeit getroffen wurden. Der Unter-
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