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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1915
- Strukturtyp
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- 1915-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 71, 27. März 1915. Langsam erlischt das Licht. Da steigt die lange Linie dunkler Gestalten wie aus der Erde empor und bewegt sich vorwärts. Von Mann zu Mann geflüstert geht die Mitteilung »Anschluß nach rechts« durch die Reihen, und langsam zieht sich alles etwas seitwärts. Da hören wir ein kratzendes Geräusch, und vor uns hockt eine dunkle Gestalt. »Wozu gehören Sie?», fragt leise ein Unteroffizier, und ebenso leise kommt es zurück: »Zum ersten Zug, der linke Flügel ist der Mann links neben mir.« Der Zug rückt in die festgelegte Linie ein, und später kommt die Nachricht, daß der zweite Zug links an uns Anschluß hat. Inzwischen kam von Gruppe zu Gruppe der leise Befehl: »Gepäck ab, Schanzzeug heraus, eingraben!» Die Leute legen den Tornister und das Gewehr hinter sich und schnallen den Spaten aus dem Futteral. Mit den ersten Spatenstichen wird eben knirschend der Rasen abgehoben, da steigt wieder drüben eine Leuchtkugel in die Höhe, aber noch ist es nur eine matte Feuerlinie. Sofort liegt alles lang. Puff — steht die Leuchtrakete oben. Silbern glänzt ihr Licht wie Voll mondschein über dem Platz, summend zieht die Feuerkugel ihren Bogen zu uns "herüber, bis sie dicht bei der Reihe unserer regungslosen Leute niederfällt, zerstiebt und verlischt. Schon vorher find unsere Horchposten hinausgeschlichen: »Ran an den Feind!« Der Wind ist uns günstig, denn er weht vom Feinde herüber. Drum sind die Leute fast bis auf 50 Meter herangekommen, haben sich dort ein kleines vier eckiges Loch gegraben und knien nun darin hinter dem schützenden Erdwall und horchen und spannen, was der Feind wohl unternimmt. Hinten aber schaufeln die Leute eifrig. Immer tiefer wird der Graben mnd immer höher der Wall der aufgewor fenen Erde. Als wieder eine Leuchtkugel hochgeht, haben sie sich nur zu bücken. Aber ein merkwürdiges Arbeiten ist es doch, wenn man nichts sieht und nur mit dem Spaten fühlt, wie und wo man abstechen, schaufeln und scharren muß. Eine besondere Abwechslung bringen die Steine. Wenn der Spaten dann immer und immer wieder klirrend aus Widerstand stößt, als ob der Stein gar kein Ende nehmen wollte, dann muß die kurze, aber starke Spitzhacke her, um den Klumpen aus seinem Bett zu bringen. Ein eigenartig geschäftiges Treiben ist aber auch dicht vor dem Schützengraben in Gang gekommen. Pfähle werden in den Boden geschlagen, und die großen Klumpen, die man an langen Knüppeln vorbeiträgt, sind Stacheldraht, der, in allen Höhenlagen und allen Richtungen zwischen die Pfähle ge zogen, ein unüberwindliches Hindernis bildet. Wenn aber leise die Dämmerung heraufzieht, dann hat das Schanzzeug wieder Ruhe. Die Horchposten kommen durch die Gassen des Drahtverhaues hereingeschltchen und erzählen von den verschiedenen Geräuschen, die im feindlichen Graben zu hören waren. Nun kann der Feind kommen. Die Umrisse der Gestalten würde man schon weithin erkennen können, und drohend liegen die Gewehre auf dem Walle des fertigen Schützengrabens. Der Sprachführer. Als ich dem Sepp vom Leibregimcnt wieder begegnete, hatte er sich eben ein kleines, schmales Büchlein gekauft. »Na, Sepp«, sagte ich, »auch mal geistigen Proviant? Jst's der -Faust* oder was von Schiller?« »Naa«, sagte der Sepp und blinzelte auf den Einband, »von Schiller is er net.« »Wer ,er*?« »Der -Sprackführer für den deutschen Soldaten in Feindesland*«, buchstabierte der Sepp hochdeutsch herunter. »Soso, einen Sprachführer hast du dir gekauft, Sepp.« »Ja, und er kost bloß a Fufzger.« »Ob er auch gut ist, Sepp?« »I Hab ihn scho a bisserl studiert, es steht alles mögliche drin, französisch, deutsch, englisch, wie ma's hab'n will.« »Soso, auch englisch? Brauchst das auch, Sepp?« »Natürli, bin erst ncnlings wieder mit fünf englische G fangenc z'sammakomm'n und Hab ihnen was sag'n woll'n, was Dringendes! 40Ü — aber uatürli, wenn ma koan Sprachführer hat, nacha stehst da wie der Ochs am Berg.« »Was hast du ihnen denn sagen wollen, Sepp?« »So an englisch G'sangel ham's alleweil runterplärrt — alle weil das gleiche, wiss'n S — dädä demdädä, oder wie's g'hoah n hat — und da Hab ich ihnen sag'n woll'n, daß sie mir am Buckel naus- steig'n soll'n mit der Plärrerei.« »Hm, Sepp, jetzt kannst ja gleich die Probe machen, schau einmal nach, ob's drinstcht.« »Was, Herr?« »Das mit dem Buckelnaufsteig'n und das mit der Plärrerei.« »Jaso, jaso.« Er blätterte eifrig in dem »Sprachführer für den deutschen Soldaten im Ausland«. — »Brücke — brummen — Bu — Bu — Busch — Butter — naa, Buckel steht nit drin.« Er blätterte enttäuscht weiter. »Pe — Pe — Pelz — Pilze — Plan — Platz — naa. Plärren steht aa net drin — ja, zum Deixel überanander, was is denn dös für a damischer Sprachführer — den bring i dem Schwindler von a'ram Buchhändler wieder z'ruck.« »Aber Sepp, ich würde ihn doch erst einmal einen Tag lang probieren. Vielleicht war das jetzt nur ein Zufall . . . .« Am nächsten Tag traf ich den Sepp wieder. Ohne Sprachführer. »Nun, Sepp, wie hat er sich bewährt, dein Sprachführer?« »A Schwindel is's — da steht ja das Wichtigste überhaupt net drin.« »Was hast du denn noch nachgeschlagen, Sepp?« »A g'fangener Franzos hat umananderg'schimpft. Und wie i ihm nacha Hab sag'n woll'n, er soll st net a so aufmandeln, a is's wieder net dring'stand'n in dem damisch'n Bllacherl — und Überhaupts — nix is dring'stand'n, was ma brauch'n hätt können.« »Was hättest du denn noch gebraucht, Sepp?« »A blödsinnig's Rhinozeros, a dreidoppelt's Kamel und a —« »Hm, Sepp, diese Sachen stehen wahrscheinlich in einem Sprachführer für afrikanische Kriegsschauplätze.« »A was, Herr — a Schwindel is's g'wes'n mit dem Sprach führer — alleweil g'lacht ham's, die damisch'n Franzos'n, wie ich in dem Schwinöelbüachel umananöerblättelt Hab' — ma blamiert si ja vor die eignen G'fang'nen mit'm solchcncn Büacherl — i hab's ihnen an Kopf g'worf'n, wie's mir so öerbleckt Ham — dös Ham 's aber nacha verstanden, Herr!« »Also ist es doch zu etwas gut gewesen, Sepp?« »Ja, aba nacha hat er's nimmer z'rucknemma woll'n.« »Wer?« »Der Buchhändler, der Schwindler; er hat g'sagt, es wär scho zu stark benützt.« Am.
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