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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1929
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- 1929-11-12
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- 12.11.1929
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tigt gewesen wäre, wird man erst feststcllen können, wenn man die schönen Programme und Pläne auch in die Tat umgesetzt sehen wird. Wie ernst die Dinge liegen, dafür mehren sich die Kennzeichen an allen Ecken und Enden. Statt vieler anderer nur eine Stimme. Der Generaldirektor der westfälischen Landes bank führte kürzlich nach einem Bericht der Kölnischen Zeitung aus, zum mindesten für die nächsten zwölf Monate stehe man vor einem absoluten Nichts. Der Absatz der Pfandbriefe ist ge waltig zusammengeschmolzen. Für Kommunalschuldverschrei bungen sei überhaupt kein Geld mehr da. Noch niemals feien sich die Institute, die sich mit dem Kommunalkrödit befassen, so einig in der ^Beurteilung des Geldmarktes gewesen, noch nie hät ten sie so schwarz gesehen, und auch noch nie hätten sie es gewagt, auf so lange Zeit hinaus zu prophezeien. Bisher hätten sich die Kommunen mit kurzfristigen Krediten geholfen. Dieses von jeher als unstatthaft geltende Verfahren könne in Zeiten der Not in geringem Umfang geduldet werden, falls Hoffnung auf Wieder belebung des Anleihemarktes bestehe. Da dies aber auf lange Zeit hinaus ganz ausgeschlossen sei, müßten die Kreditinstitute im Interesse ihrer Liquidität Schluß mit den kurzfristigen Kre diten machen, übrigens sei das kurzfristige Geld auch ausge schöpft. Auch die Sparkassen, die ja der Städtetag jetzt stärker nutzbar zu machen vorschlägt, hätten sich übernommen. Statt der 140 Millionen des Vorjahres hätten sie bis September 1929 einen Zugang von nur 84 Millionen erreicht. Das ergebe ein Weniger von 56 Millionen, während sie mit einem gegenüber dem Vorjahr bedeutend höhern Zugang gerechnet hätten. Gene raldirektor Reusch kam zu dem Schluß: die Schuldenlast der Kommunen wird in den nächsten zwölf Monaten nicht wachsen, weil kein Geld da ist, um neue Schulden zu machen; trotzdem wird die Zinsenläst wachsen, die bisher schon fast unerträglich war. Was nach Ablauf der zwölf Monate wird, weiß niemand. Aber bevor das Übermaß kurzfristiger Kredite nicht in lang fristige Kredite umgewandelt ist, kann die Kreditgewährung nicht wieder ausgenommen werden. Zuerst muß die Liquidität der öffentlichen Wirtschaft wiederhergestellt werden, und darüber vergeht eine Zeit von mindestens zwölf Monaten. Zu dieser nur zu richtigen Feststellung gehört als Ergänzung die Erinnerung, daß nicht nur diese verkehrte Art der bisherigen Finanzierungs politik der Städte schuld ist an der gespannten Lage, sondern mindestens ebensosehr auch die unwirtschaftliche Verwendungs politik der auf jene Weise gewonnenen Mittel. Die Städte haben dabei überwiegend weder selbst produktive Anlagen geschaffen noch solche, die wenigstens die produktive Wirtschaft leistungs fähiger zu machen geeignet gewesen wären. Im wesentlichen ist vielmehr nur »der Konsum« entwickelt und erleichtert worden. Das geht aber gerade in der gegenwärtigen Lage Deutschlands letzten Endes eben nur auf Kosten der Wirtschaftssubstanz. Ein Blick auf die Kurse unserer Aktiengesellschaften gibt die Bestätigung. Die sämtlichen 707 mit ihren Aktien an der Berliner Börse notierten deutschen Aktiengesellschaften hätte das Ausland, wenn es sic kaufen wollte, vor einem Jahr noch mit rund 17 Milliar den bezahlen müssen; heute sind sie schon für rund 14 Milliarden zu haben. Das sind Zahlen, die zu denken geben müssen. Auch eine Arbciterregiernng muß sich die Frage vorlegen, ob ange sichts dieser Gefahr nicht unbedingt eine Umkehr der bisherigen Wirtschaftspolitik nötig ist. Den Kauf Deutschlands durch das ausländische Kapital immer billiger zu machen, kann doch nicht beabsichtigt sein. Auch Frankreich war einmal der gleichen Ge fahr ausgesetzt. Poincarö aber hat es verstanden, sich durch eine geschickte Wirtschafts- und Finanzpolitik so zu wappnen, daß Frankreich auch vor der vereinten Macht der Angelsachsen nicht zu zittern, noch widerstandslos zu kapitulieren braucht. Ohne eine entsprechende Sanierung der deutschen Finanzen ist jede Be freiungspolitik aussichtslos. Die auf den Aoung-Plan gesetzten Hoffnungen sind noch in keiner Weife greifbarer geworden. Muß man nicht aus der Tatsache, daß Jvar Kreuger Zahlungen aus der von ihm für das Zündholzmonopol versprochenen Anleihe erst für den nächsten Sommer in Aussicht gestellt hat, schließen, daß er erst dann klarere Verhältnisse erwartet? Werden wir so lange war- 1194 ten können? Über aller Agitation für und wider das Volks- begehren ist völlig vergessen worden, daß doch der Poung-Plan M überhaupt noch gar nicht fertig ist. Die Haager Konferenz, die W darüber entscheiden sollte, hat doch nur das Ergebnis gehabt, M eine Reihe von Unterausschüssen einzufetzen, die den Entwurf 1 des Vertragswerkes ergänzen und abrunden sollen. Im übrigen hat sie sich vertagt. Die Unterausschüsse haben inzwischen ge arbeitet; aber fertig find sie noch nicht. Völlig unentschieden ist vor allem immer noch die unbedingt wichtigste und entschei dendste Frage, die nämlich nach dem Sitz der geplanten Tribut- bank. Daß sich hier Franzosen und Angelsachsen schroff gegen überstehen mit zunächst gänzlich unvereinbaren Ansprüchen, ist bekannt. Ein Vorspiel dafür hat man schon im Haag erlebt. Der Regierungswechsel jetzt in Frankreich läßt vermuten, daß Paris nicht ohne weiteres nachzugeben bereit ist. Eben ist in der Kammer dort ganz offen ausgesprochen worden, daß man Schwierigkeiten für die Realisierung des Noung-Planes nicht M von Deutschland, wohl aber von England befürchte. Die Angel sachsen haben ebenfalls in den Besprechungen zwischen Hoover und Mardonald ihre Front fester gestaltet. Es kann also noch Überraschungen geben, und leider bleibt dabei immer zu be fürchten, die Einigung werde, wenn sie überhaupt gelingt, nur wieder auf unsere Kosten erfolgen. Was wird dann aber von den »Erleichterungen« des Doung-Planes schließlich übrig bleiben? Und vom Schicksal des Doung-Planes soll unsere Finanzreform abhängen mit ihrer ganzen Bedeutung für unsere Wirtschafts politik! Grund genug zu Vorsicht und Zurückhaltung. ' Die Berichte zur Wirtschaftslage entsprechen den Verhältnissen. Das preußische Ministerium für Handel und Ge werbe faßt zusammen: o Die Wirtschaftslage weist ini Oktober keine erheblichen Ver änderungen auf. Der Kohlenabsatz blieb befriedigend, besonders in Oberschlcsien, obwohl sich ein geringer Rückgang im Auftrags bestände bemerkbar machte. Größer war dieser Rückgang in der Eisenindustrie. Von den übrigen Produktionsmittelindustrien ließen Maschinenbau, elektrotechnische Industrie und Automobil- > industrie nicht unerheblich nach. Die Lage des BaumarkteL-chM-ssf^ stützte andere Nebcnindnstrien und das Handwerk sowie auch den ! Arbeitsmarkt ungünstig. Die Aussichten des letzteren werden für ! den Winter pessimistisch beurteilt. In der Beurteilung einer Besse rung des Geldmarktes sind die Ansichren -nicht einh^Mch^. ^ Tatsache, daß der Ausfuhrüberschuß für Septembee^W Millionen Reichsmark betrug, zeugt davon, daß die Wirtschaftslage uch ge wisse günstige Momente ausweist. Mit Bezug auf -den Einzelhandel im besonderen heißt es dann weiter: MLM - ! Die Geschäftslage des Einzelhandels ließ nach wie vor zu I wünschen übrig. Sie entsprach immer noch nicht den Erwartungen die man auf eine saisonmäßige Belebung des Herbstgeschaftes ge setzt hatte. Das warme Wetter hat weiterhin angehalten und so mit war beim Publikum kein rechter Anreiz zum Kauf von Herbst- I und Wintersachen vorhanden. Auch wurde die Kaufkraft der Ver- I brancher durch die Einkäufe von Wintervorräte» in Anspruch ge nommen. Außerdem scheinen — wenigstens teilweise — tzje Auf- I rufe der landwirtschaftlichen Organisationen, nur müslbigt not. «I wendige Anschaffungen zu machen, bei der Landlvewölkerung Äc- I achtung gefunden zu haben. Die ohnehin geringe Kauftätigkeit der ^ Landbevölkerung hat dadurch noch eine weitere Einschränkung er fahren. I Der Textilwareneinzelhandel, der vor allem unter der an- I haltenden warmen Witterung litt, entsprach überwiegend nicht den I Erwartungen, wenn auch teilweise eine gewisse Belebung des Um- I satzes cingetreten ist. Die Lage des Lebensmittelhandels war un- I einheitlich. Nur an einigen Stellen ist eine gewisse Belebung der ^ Geschäftstätigkeit cingetreten. Im Schuhwareneinzelhandel waren ^ die Absatzmöglichkeiten, abgesehen voi: der kurzen Zeit regneri- I schen Wetters, im allgemeinen unbefriedigend. Im Drogencinzel- I Handel war der Umsatz vielfach niedriger als im Vormonat. Im I Kleinhandel mit Haus- und Küchengeräten ist überwiegend eine ge- I wisse Belebung cingetreten, die sich im allgemeinen aber in ver- I hältnismäßig engen Grenzen hielt. I Ähnlich schreibt die Industrie- und Handelszeitung: ^ Endgültige Erkenntnisse über die Umsatzgestaltung des Einzel- H Handels im Oktober liegen noch nicht vor. Zwar scheint in weiten I Teilen des Einzelhandels, insbesondere im Bekletöungseinzel- I
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