X° 204, 3. September 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. 6293 Seit der Schließung des Friedensvertrages ist dieser Leit satz von Polen unter allen möglichen Gesichtspunkten auf- rechterhaltcn worden, zuweilen mit sehr anregenden Ab wandlungen, aber obne bemerkenswerte Veränderung des ursprünglichen Gedankens .... Alle polnischen Anregungen klingen also im letzten Grunde in Erweiterungspläne aus. weit davon entfernt, die Frage des Rorridors in einem für Deutschland günstigen Sinne beilegen zu wollen, träumt man in Polen davon, dieses Ge biet zu verbreitern, indem man unter einer Form oder unter einer anderen Danzig und Ostpreußen annektiert. Man macht ebensowenig ein Geheimnis aus seiner Sehn sucht aus Schlesien. „Ist es nicht polnisch bis nach Breslau hin;" hat uns der Diplomat gefragt, dessen wir schon Er wähnung getan haben. Im Grunde steht man immer noch bei den Plänen Dmowskis. Die Gchlutzfolgevuns Deutschland bringt, wie wir gesehen haben, sachliche und zu verwirklichende Vorschläge vor; es will zu einer für beide Teile annehmbaren Lösung gelangen. Aber um zu einem Vergleich zu gelangen, dazu gehören zwei, die ihn wollen. Nun lehnt es aber Polen ab, mit sich über eine Umgestaltung der Verträge reden zu lasten; oder vielmehr, es nährt neue Ausdehnungspläne und nimmt sich vor, Ostpreußen und Schlesien zu annektieren. Wir be dauern, daß wir die Pflicht haben, das sestzustellen, aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, die wir ausgiebig be legt haben. 14 was sollen wir angesichts dieser Lage tun; Zwei Möglich keiten der Haltung bestehen: Die Dinge laufen zu lasten oder einzugreifen. Man kann die Zeit wirken lasten, man kann die Ereignisse handeln lasten; das ist die bequemste Lösung, diejenige, die am wenigsten Anstrengung erfordert; aber es ist auch die gefährlichste, denn sie führt aus längere oder kürzere Sicht zu einer neuen europäischen Feuersbrunst. Man sagt oft: Die Zeit ordnet alles, sie ist eine große Versöhnerin, die wirtschaftlichen Notwendigkeiten werden über die natio nalen Zwiste den Sieg davontragen, sie werden schließlich recht behalten gegenüber den alten Vorurteilen, gegenüber den überalterten Denkformen, in denen sich die Unersahren- heit und Begehrlichkeit der Völker viel zu lange gefallen hat. wir möchten das glauben, aber in der Tat ist es damit nichts. Die polnischen Angristsverbände, die wir in den in Frage stehenden Grenzgebieten aufschießen sehen, bestehen seit noch nicht zwei Jahren, die Militarisierung der pol nischen Verwaltungsstellen ist erst zu Anfang dieses Jahres durchgeführt worden, während des Sommers i§rS war es, wo eine Übungsmobilmachung der „Bürgerlichen Grenzver teidigung" sich die Besetzung des deutschen Bahnhofes von Garnsee bei Marienwerdcr zur Aufgabe setzte. . . . Diese kriegerischen Manöver drohen übel auszugehen, wenn Europa hier nicht dazwischengreift. Man spielt nicht un begrenzt mit dem Feuer. Es muß ein greifen und sich be eilen, wenn der Friede erhalten bleiben soll. Es muß den willen haben, schließlich zu einer endgültigen Ordnung der Dinge zu gelangen, zu einer wohlabgewogcnen menschlichen Ordnung, die von der Gerechtigkeit erleuchtet ist, und diese Ordnung muß es durchsetzen, selbst wenn und namentlich 15 Ganz leinenband NM.3.8S Ein französischer Ostpolitiker, Professor Ir. Märtel von der Sorbonne, fordert im Namen des Kulturgewiffens Aufhebung des polnischen Korridors und Reviflon der Ostgrenzen OerVertrieb -es Buches ist eine nationale Tat-es Sortimentes! „In diesem 8,smpf, wo die Xricgslusr und die ^LffenmLcltt Luk polnischer, das wehrlose R.echr und der friedliche Versriindigtings wille an! deutscher 8eite sind, gehört die grnLe ^elr, wenn sie den Frieden erhalten will, auf die 8eire Deutschlands. Heute Icann sie den Frieden noch retten, wenn sie das hegangene Unrecht wieder gutmaclit — morgen isr es vielleicht ru spät!" Ihesen 8!« «Ue Innenseite «lieses I-eosipellte»! 8lL»lIinKOIc1enku^8 i o.