Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19370311
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193703114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19370311
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1937
- Monat1937-03
- Tag1937-03-11
- Monat1937-03
- Jahr1937
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Je näher Herr Müller die Verhältnisse seiner Auslandkunden und ihre Beziehungen zur Heimat kennenlernt, desto mehr private Nachrichten schreibt er ihnen mit, z. B. über das Ergehen früherer Schulkameraden usw. Jedem Paket wird die neueste Ausgabe der Heimatzeitung beigelegt sowie interessierende Artikel und Familien- anzcigcn aus früheren Nummern. Herr Müller sammelt alle diese Dinge im voraus in einer Mappe, die er für jeden Kunden angelegt hat. So verlaufen diese Beziehungen nicht nur auf geschäftlicher Basis, sondern sie haben einen persönlichen Charakter bekommen. Es ist gar nicht zu verkennen, daß mit solchen geschäftlichen Ver bindungen gerade beim Buchhändler wichtige Aufklärungsarbeit welt anschaulicher Natur verbunden ist und damit gewinnt diese Arbeit besonderen Wert. Mles was geschieht, um unsere Auslanddeutschen enger an ihre Heimat zu knüpfen, ist aus volklichen Gründen wertvoll. Die Möglichkeit, solche Beziehungen zwischen Heimat und Aus landdeutschen zu pflegen, hat nahezu jeder Buchhändler. Wenn er auch zunächst nur wenige Kunden haben wird und beim Versand nach dem Ausland allerlei Bestimmungen und Formalitäten zu beachten sind, mit denen man sich erst einmal auseinandersetzen muß —, wenn man die wenigen Kunden bittet, auf unsere Buch handlung aufmerksam zu machen und uns weitere Anschriften zu geben, weitet sich das Geschäft mit dem Auslande allmählich aus und der Versand mit all seinem Drum und Dran wird einem immer geläufiger. Wer sich über die den Export betreffenden Be stimmungen orientieren will, wende sich an seine zuständige Jndustrie- und Handelskammer. Es soll gar nicht verschwiegen werden, daß natürlich auch gewisse Risiken bestehen. Aber eine entscheidende hemmende Rolle spielt dieser Faktor nicht. L. S. Die siebente Dichterwoche „Volksdeutsche Dichtung der Zeit" In den Berichten, die über das Weihnachtsgeschäft kürzlich im Börsenblatt veröffentlicht wurden, kam es zum Ausdruck, daß die in den letzten Monaten in ganz Deutschland durchgeführten Dichter abende nicht ohne starken Einfluß auf den Geschäftsgang im Buchhandel waren. Sicher ist die Tiefenwirkung, die ein Dichter abend auf eine Zuhörerschaft ausübt, nachhaltiger und für den Absatz noch günstiger, als die mehr gefühlsmäßige Tatsache, daß an solchen Abenden schon viele Bücher gekauft werden, sobald nur eine Buchhandlung in Erscheinung tritt. Natürlich hat es einen besonderen Reiz, von dem Dichter, den man soeben hörte, auch noch den Namenszug in eines seiner Bücher zu erhalten. Umfragen bei Ber liner Buchhandlungen haben darüber hinaus aber ergeben, daß eine Nachfrage nach den Büchern dieser lesenden Dichter schon einsetzte, als die Abende in der Presse und an Plakatsäulen angekündigt wur den, daß diese Nachfrage auch anhielt, als der Dichterabend schon vorbei war. Weil wir das wissen, begrüßen wir die eifrigen Bestrebun gen der Amtsleitung der NS.-Kulturgemeinde und der Stadt Berlin, solche Abende regelmäßig durch zuführen. Sie begann mit ihren »D i ch t er w o ch e n« vor jetzt drei Jahren und führte mit der Woche vom 1.—6. März die siebente durch. Diese Dichterwochen gehören heute schon zu einer festen Er scheinung im Berliner Kulturleben und sind in weiten Teilen der Berliner Öffentlichkeit ein fester Begriff geworden. Die Regelmäßigkeit prägt sich dem hastenden Menschen viel stärker ein als irgendwelche von Zufällen diktierte und bestimmte Unternehmung. Aus diesem Grund finden die Berliner Dichterwochen regelmäßig im Frühjahr und im Herbst statt. Anerkennenswert verwandte sich bis jetzt immer die Presse für die Abende und verschaffte ihnen den verdienten Widerhall. Am meisten setzt immer die Wandlung in Erstaunen, die sich hier vollzogen hat. Es »gibt sich niemand die Ehre, zu diesen Abenden einzuladen«. Jeder, der einen Dichter hören will, kann kommen, denn es ist jeder eingeladen. So verschieden die Gegenden waren, in denen die Abende der siebenten Dichterwoche stattfanden, so gleichmäßig war doch der Erfolg: selten erlebte man früher bei einem Dichterabend überfüllte Säle, ja leider war allzu oft das Gegenteil der Fall, die Abende der siebenten Dichterwoche waren alle überfüllt, obgleich die ausgewählten Säle groß waren und bis zu 800 Per sonen leicht fassen konnten. Wir glauben gerne, daß der starke Besuch dieser Abende gleichzeitig die Abstattung einer Dankespflicht gegen diese Dichter war. Der erste Abend gehörte dem Siebenbürger Heinrich Zillich, der mit einigen Werken in den letzten Jahren auf sich aufmerksam machte und zu den meist gelesenen Volksdeutschen Dichtern gehört. Es braucht hier nicht in Einzelheiten von den Programmen der Abende gesprochen werden, immer war die dargebotene Auswahl gut und geschickt, sodaß sie trotz der beschränkten Zeit einen über zeugenden Einblick in das Schaffen der lebenden Dichter gewährte. Nach Zillich las Erwin Wittstock, der seiner Lesung noch einen kurzen einleitenden Vortrag vorausschickte, in dem er von der Tat - gemeinschaft der Deutschen in der Welt sprach, die Bedeutung des Volksdeutschen Schrifttums behandelte und den Vertretern dieses Schrifttumsgebietes neue und große Aufgaben zuwies: einen Typ des Weltdeutschen zu prägen, der bewußt in dieser Schicksals- und Tatgemeinschaft arbeitet, der in weiten Raum verhältnissen denken gelernt hat und die großen Leistungen kennt, die durch das Deutschtum der Welt gegeben wurden, eine dieser be sonderen Aufgaben istes, zurBefriedung der Welt bei- zutrag en. Im Rahmen der Dichterwoche sprach auch Professor vr. Heinz Kindermann (früher Danzig, jetzt Münster) über »Volks deutsche Dichtung«. »Deutschland ist größer« war ein Gedanke, den Prof. Kindermann an den Anfang dieses Vor trages im Volksdeutschen Klub, Berlin, stellte: nicht räumlich, aber es ist uns bewußt geworden, daß außerhalb der Reichsgrenzen dreißig Millionen Deutsche leben. Viele dieser Deutschen trugen das Ideal eines Deutschen Reiches während der Zeit des Niederganges tiefer im Herzen als so viele Binnendeutsche, sie brauchten für ihren Einsatz draußen diesen Glauben, für sie wurde die Wandlung des Jahres 1933 ein wirkliches Geschenk, ebenso dankbar empfunden und ebenso jubelnd begrüßt wie von uns im Reich. Kindermann gab dann einen Überblick über die Dichtungen der Deutschbalten, der Memeldeutschcn, der Korridor- und Wolgadeutschen, richtete den Blick nach Übersee, Nord- und Südamerika, in den Banat, nach Siebenbürgen, deutete das Werk der sudetendeutschen Dichter, sie schildernd und durch Proben unterstützend als Brücken zur Heimat, »die niemals abgebrochen werden können: über Gene rationen und Generationen hinweg bedeuten sie immer wieder neue Bindungen des Blutes, der Liebe und der Zuversicht«. Kindermanns Vortrag wurde so zu einem Rechenschaftsbericht, der uns stolz macht, der jede Aneinanderreihung und Aufzählung vermied, sondern immer wieder die wirkliche Leistung und die Bedeutung sichtbar machte. Am dritten Abend der Woche las Robert Hohlbaum Ab schnitte aus einem seiner historischen Bücher und eine seiner be rühmten Musikernovellen des »Himmlischen Orchesters«. In Graf Bossi-Fedrigotti hörten wir einen Dichter aus Tirol, der durch sein Werk und die Tat, die hinter diesem Werk steht, über zeugte und fesselte. Bruno Brehms dichterische Begabung ist eine doppelte, er vermag einerseits große geschichtliche Vorgänge in seinen Werken lebendig werden zu lassen, andererseits verfügt er über eine erstaunliche Kraft, auch den »kleinen Dingen«, die neben den großen stehen, gerecht zu werden in seinem Werk. Daß er von beidem eine Probe bot, wurde dankbar begrüßt. Den Abschluß der Woche bildete der Abend mit Karl Heinrich Waggerl. Selten haben wir eine so begeisterte Hörergemeinschaft erlebt wie an diesem Abend. * Die Dichterabende der NS.-Kulturgemeinde standen bis jetzt immer unter einem bestimmten Thema. Es ist sicher nicht der Zweck, daß sie den Literaturkundigen über das Vorhandene belehren, sie wollen den, der noch nicht viel weiß von diesen Dingen, diese Dich tung erleben lassen. Die Stärke dieses Erlebnisses ist nicht zuletzt der klaren Themenwahl zu danken. Gerade hier bemerkt der regel mäßige Besucher immer ein Häuflein von Getreuen, die er an jedem Abend sieht und denen man deutlich ansieht, daß es nicht irgendein berufliches Interesse ist, das sie zu regelmäßigen Besuchern der Abende macht, sondern daß es ihnen eine innere Angelegenheit ist, dabei zu sein. —bch. S18 Nr. 88 Donnerstag, den 11. März 1987
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder