Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1835
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- Erscheinungsdatum
- 20.02.1835
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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167 168 sprechenden Wirkungskreis dominirte, und könnte auch hier über wenigstens ein Gutachten von einer vom Börsenvercin zu bestimmenden, unparteiisch zusammengesetzten Commis sion gehört werden. Außerdem muß den bis jetzt so häufig vorgckommencn unbefugten pfuschcrhaftcn Eingriffen von Personen, die unserm Geschäft fremd sind, ein Ende ge macht werden*). Dahin gebören besonders Buchdrucker, Buchbinder, Postofsicianten rc., ja selbst von Staatswegen ist dem Buchhandel bisher so Manches entzogen worden, was ihm zur wesentlichen Stütze hätte dienen können, beson ders dadurch, daß einige Staaten ihre allgemein eingesührtcn Schul- und Gesetzbücher selbst verlegen ließen. ^c> 2. Der Mangel an Absatz gründet sich auf die oben bereits kurz berührten Ursachen. Sonst wetteiferten die Großen, besonders, zu ihrer Ehre sei cs gesagt, die geist lichen Fürsten, um den Ruhm, Mäccne zu sein. Sie leg ten große Hof- und Landesbibliothekcn an, dotirten sie für die Zukunft, damit jährlich für bestimmte Summen neu angcschafft werden konnte; mehrern Buchhandlungen wur den in verschiedenen Städten freie Locale überlassen, sie wurden in mehrern Ländern mit der Portoftciheit begnadigt, es wurden Privilegien ertheilt, bei nützlichen Unternehmun gen die Abnahme einer gewissen Zahl von Exemplaren für die Schulen oder Landes - Eollegien oder für die Gemein den rc. zugesichcrt, oder subscribirt; Dedicationcn wurden, wenn sic auf solidem Grund beruhten, nicht ungern ge sehen. Mehrere hundert reiche Klöster unterhielten bedeu tende Bibliotheken und dienten dem Buchhandel zu einer Hauptstütze. Es gehörte sowohl bei den höhcrn Ständen als bei den Geistlichen zum Ton und galt für eine Ehre, zahlreiche Büchcrsammlungen zu besitzen, so daß, wenn man jetzt noch ein Portrait solcher Herren sieht, man häufig be merken wird, daß im Hintergründe eine Bibliothek ausge stellt ist, denn sie liebten es, sich mit diesem Attribut dar- gestcllt zu sehen. Alles dieses ist jetzt ganz anders. Man hört nichts mehr von Herstellung neuer großer Hof- und Landesbibliothekcn, ja nicht selten sind den bestehenden die dotirten Fonds zu neuen Anschaffungen geschmälert oder ganz entzogen worden **), das Postporto ist in manchen Gegenden nicht mehr zu erschwingen, Dedicationcn werden streng verbo ten, die Klöster mit ihren Bibliotheken und Neichlhümcrn sind *) Wenn auch hie und da der offenbare Buchhandel Unbefug ten verboten ist, so ist dagegen das Pränumcrarions- und Sub- scriptlonssaninicln Jedem freigegeben, dem Buchbinder wie dem Antiquar, und selbst hochgestellte Personen dürfen sich, ungestört und ohne alle Verantwortlichkeit, solchen Sammlungen unterziehen. In einem Rechtsgcsetz für Buchhändler müßte nur diesen die Be fugnis, mit Büchern zu handeln, oder Pränumerationen und Sub- scriptioncn zu sammeln, zugcsprochcn sein. W. H. *') Fürsten und Vorsteher von Bibliotheken schaden den Buch handlungen ihres eigenen Landes häufig dadurch sehr empfindlich, daß sie ausländische Bücher direct aus dem Auslände, nicht aber durch die Landcsbuchhandlungcn beziehen, die sie ihnen doch — mit wenigen Ausnahmen — zu denselben Preisen liefern könnten. — Dadurch wird dem Ausländer derjenige Gewinn zugcwcndct, den er der Landcsbuchhandlung hätte abgebcn müssen, und dieser wird er dagegen ohne Zweck und Nutzen entzogen. W. H. verschwunden, Büchersammlungen gehören nicht mehr zum guten Ton, vielmehr halten Viele jeden Aufwand für die Literatur für eine Thorheit, und die vornehmen und geist lichen Herren lassen sich jetzt ohne Bibliotheken maleir, weil sie auf diese Attribute keinen besonder» Werth mehr legen. Bei den Herren Pastoren kann man im Durch schnitt annehmen, daß 90 von 100 von ihrer Ordination an bis zu ihrem Tod nicht für 10 Thlr. Bücher angc schafft haben, da unter diesem Stand, mit wenigen Aus nahmen, der literarische Jndiffcrentismus den höchsten Grad erreicht hat. Der Sortiments - wie der Verlagsbuchhändler sieht sich unter solcher Erstarrung verlassen und ohne alle Aufmunterung, er ist nicht mehr im Stande, eine Menge gelehrter Staatsbürger, — die sich, ohne Besoldungen zu be ziehen, der Schriftstellern widmen, aber auf die Unter stützung des Staats, als dessen Bürger, doch auch nicht ohne Rechte sind — literarisch zu beschäftigen und zu er nähren, so daß man Beispiele anführen könnte, wo die geachtctstcn Schriftsteller fast verschmachtet sind, der vielen Tausende anderer Individuen, welche als Buchdrucker, Buchbinder, Papiermacher, Schristgießer rc. rc. vom Buch handel leben müssen, gar nicht zu gedenken, — und ob zwar schon nicht zu leugnen ist, daß durch vorgeschrittene Volksschulen und Volksbildung jetzt mehr pvpulaire und triviale Schriften als sonst von den niederen Ständen an geschafft werden, wodurch der Kleinhandel zugcnommen hat, so wäre cs doch weit gefehlt, anzunehmcn, daß der Buch handel dadurch für den ehemaligen großartigen Büchcr- Aufwand der Vornehmen, Mächtigen und Reichen ent schädigt worden sei. — Und doch steht cs in der Hand der Staatsregierungen, einem weitern Verfall nicht nur vorzubeugcn, sondern auch zu Deutschlands Ehre und zu seiner Völker Heil und Gedeihen wieder neues Leben und Unterstützung in dieses wichtige Geschäft zu bringen und dadurch zugleich den Nutzen und die Intelligenz der Ge- sammtheit zu begünstigen. Die Mittel dazu sind: daß von Oben herab durch Empfehlung, Aufmunterung und Beispiel dahin gearbeitet wird, daß Gemeinde-, Bürger-, Gewerks-, Militair-, oder Regiments-, Regierungs-, Amts-, Kirchen-, Schul-, Medicinal- rc. Bibliotheken angelegt wer den, damit diejenigen guten Bücher, die jetzt in unfern Niederlagen vermodern, Gutes wirken, Kenntnisse verbrei ten und Nutzen stiften, wie sie cs vermögen. Wie schön und wirksam würde cs sein, wenn z. B. jede Dorfgemeinde ihre kleine gemeinnützige Bibliothek hätte, aus der derje nige Landmann, der sich gern unterrichten möchte, einige vorzügliche Volksschriften über Haus und Landwirthschaft, Futtcrkräutcr-, Obst- und Gartenbau, Vicharzneikunde, ^ vaterländische Geschichte, Erdbeschreibung, Physik, Feld- mcßkunst und andere ihm dienliche Gegenstände erhalten und bei winterlicher Muße durch sie ihm nöthige Kenntnisse erlangen könnte? Wie mancher gute Kopf unter ihnen, der jetzt versauert und verdummt, würde dadurch für eine ! bessere Eultur des Bodens angeregt und auf die Mittel, seinen Wohlstand zu vermehren, hingeführt werden. Ein Aufwand von 20 Thlrn. reicht hin, den Grund zu einer solchen Dorfbibliothek zu legen, und werden etwa 2 Thlr. ! jährlich zu zweckmäßigen neuen Anschaffungen verwendet,
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